Bucharahirsch

Bucharahirsch
Bucharahirsch
Bucharahirsch

Bucharahirsch

Systematik
Unterordnung: Wiederkäuer (Ruminantia)
Familie: Hirsche (Cervidae)
Unterfamilie: Echte Hirsche (Cervinae)
Gattung: Cervus
Art: Rothirsch (Cervus elaphus)
Unterart: Bucharahirsch
Wissenschaftlicher Name
Cervus elaphus bactrianus
(Lydekker, 1900)

Der Bucharahirsch (Cervus elaphus bactrianus) oder Baktrische Rothirsch ist eine Unterart des Rothirsches (Cervus elaphus). Bis vor wenigen Jahren wurde der Rothirsch gemeinsam mit den Wapiti zu einer Art Cervus elaphus vereinigt. Diese Art hätte eine kontinuierliche Verbreitung von Eurasien bis Nordamerika aufgewiesen. Als Beleg für diese Ansicht galt unter anderem, dass diese Hirsche in der Lage waren, untereinander zeugungsfähigen Nachwuchs zu zeugen. DNA-Studien zeigen, dass die Rothirsche in zwei Arten aufzuteilen sind[1]. Die Wapitis (Cervus canadensis) aus Ostasien und Nordamerika sowie die Westlichen Rothirsche (Cervus elaphus) aus Europa, Nordafrika und Kleinasien. Die Mittelasiatischen Rothirsche, zu denen neben dem Bucharahirsch auch der Jarkandhirsch (Cervus elaphus yarkandensis) gerechnet wird, sind näher mit den westlichen Rothirschen verwandt, bilden jedoch eine ursprüngliche Untergruppe und stellen möglicherweise sogar eine eigene Art dar. Bucharahirsch und Yarkandhirsch sind nach diesen Studien nahe verwandt und könnten möglicherweise zu einer einzigen Unterart (Cervus elaphus yarkandensis) zusammengefasst werden[2]. Die systematischen Stellung des Hanguls (Cervus elaphus hanglu) aus dem Kaschmirgebiet wurde in diesen Studien nicht erfasst. Möglicherweise gehört auch dieser zu den Mittelasiatischen Rothirschen.

Inhaltsverzeichnis

Beschreibung

Der Bucharahirsch erreicht eine Länge von 210 cm; die Widerristhöhe beträgt 120 cm. Der Schwanz ist 22 cm lang. Sein Gewicht beträgt zwischen 120 und 200 kg. Die Fellfarbe variiert von rötlichbraun im Sommer bis gräulich im Winter. Schwanz und Spiegel sind weißlich. Bei den Weibchen ist ein schwaches Fleckenmuster zu erkennen. Die Jungtiere sind auffällig gefleckt. Die Beine sind recht kurz. Das gelbliche Geweih ist nicht so stark ausgeprägt wie bei seinen europäischen Verwandten. Es hat eine einfache lange Endgabel und die Eissprosse ist nicht vorhanden.

Verbreitung, Unterartstatus und Lebensraum

Sein früheres Verbreitungsgebiet umfasste Turkmenistan, das Amu-Darja-Gebiet im Dreiländereck Afghanistan, Usbekistan (Kaschkadarja, Samarqand) und Tadschikistan sowie die Syr-Darja-Region in Kasachstan. Für Afghanistan liegen aufgrund des Krieges keine aktuellen Zahlen vor. Sein Lebensraum sind Uferlaubwälder, Auwälder und Halbwüsten.

Der Jarkandhirsch (Cervus elaphus yarkandensis), der möglicherweise mit dem Bucharahirsch identisch ist, war bereits für ausgestorben erklärt. Inzwischen weiß man aber von etwa 5000 lebenden Tieren im Tarimbecken. Diese Unterart gilt als stark gefährdet.

Bucharahirsche

Lebensweise

Nach einer Tragzeit von 238 bis 245 Tagen wird gewöhnlich ein Kalb geboren. Seine Nahrung besteht aus Gräsern, Kräutern und Laub.

Gefährdung

Früher war er in den Überschwemmungsgebieten in Afghanistan, Kasachstan, Tadschikistan, Turkmenistan und Usbekistan weit verbreitet. Zu seinen natürlichen Feinden zählte der Kaspische Tiger. Zerstörung der Auwälder und Trophäenjäger haben die Bestände stark schrumpfen lassen. Der absolute Tiefpunkt der Bestandszahlen wurde in der Mitte der 1960er Jahre erreicht. Damals waren nur noch etwa 300-400 Tiere übrig. Abgesehen von einigen winzigen Restpopulationen war die Unterart damals auf das Tigrowaja-Balka-Naturreservat und das Aral-Paigamba-Reservat beschränkt. Bis 1977 erholten sich die Bestände dank greifender Schutzmaßnahmen und die Tiere konnten in mehreren Reservaten wieder angesiedelt werden. Zwölf Tiere wurden 1960/61 auch im Ramit-Reservat angesiedelt, das eigentlich nicht über nennenswerte Bestände der Flussvegetation (Tugai) verfügt, die sonst das typische Habitat des Bucharahirsches darstellt. Die Tatsache, dass sich die Tiere hier gut vermehrten, deutet darauf hin, das der Bucharahirsch ursprünglich auch die Berge der Region bewohnt hat. Bis 1977 hatte sich die Zahl der Hirsche wieder auf mehr als 900 Tiere erhöht[3]. Anhaltende Wilderei und der Zusammenbruch der Sowjetunion führte seit den späten 1980er Jahren zu drastischen Bestandsrückgängen. Ende der 1990er Jahre waren die Bestände auf 350-400 Tiere in ganz Zentralasien gefallen und erreichten damit annähernd den Tiefpunkt der 1960er Jahre. Mit Unterstützung des WWF erholten sich die Bestände bis 2006 wieder auf etwa 1000 Tiere. Die Hirsche konnten mittlerweile in weiteren Schutzgebieten, wie dem Altyn-Emel-Nationalpark in Kasachstan angesiedelt werden. Dank der Bemühungen des Kölner Zoos, der das Internationale Zuchtbuch für diese Hirschart führt, wurde ein Europäisches Erhaltungszuchtprogramm geschaffen, das die Population in den europäischen Zoos bis auf 80 Individuen stiegen ließ. Mit Hilfe eines wissenschaftlichen Institutes für Wildbiologie aus Frankreich wurde in Usbekistan eine Zuchtstation geschaffen, in der die Population wieder ansteigt. Im Tigrowaja-Balka-Reservat in Tadschikistan lag der Bestand 2011 nach unterschiedlichen Einschätzungen zwischen 130 und 270 Exemplaren.[4]

Quellen

Einzelbelege

  1. Christian J. Ludt; Wolf Schroeder, Oswald Rottmann, and Ralph Kuehn: Mitochondrial DNA phylogeography of red deer (Cervus elaphus) (pdf). Molecular Phylogenetics and Evolution 31 (2004) 1064–1083. Elsevier. Abgerufen am 21. August 2007.
  2. A Note prepared by Dr. Torbjörn Ebenhard: Regarding the Taxonomy and Nomenclature of Mammals Listed on the Appendix of the CMS, Convention on the Conservation of Migratory Species of Wild Animals, CMS (online PDF)
  3. IUCN. Survival Service Commission. Deer Specialist Group: Threatened deer : proceedings of a working meeting of the Deer Specialist Group of the Survival Service Commission on the IUCN Threatened Deer Programme and a dossier on the planning of restoration programmes for threatened mammals with special reference to deer, held at Longview, Washington State, U.S.A., 26 September-1 October, 1977. Morges, Switzerland : International Union for Conservation of Nature and Natural Resources, 1978. ISBN 2880322014
  4. Nationaler Bericht Tadschikistans zum ersten Treffen der Unterzeichner des Memorandum of Understanding concerning Conservation and Restoration of the Bukhara Deer (Cervus elaphus bactrianus), Bergen, Norwegen, 20. November 2011 (russisch, PDF; abgerufen am 16. August 2011)

Weblinks

 Commons: Cervus elaphus bactrianus – Album mit Bildern und/oder Videos und Audiodateien

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