Buhurd

Buhurd
Gewirr beim Buhurt
Darstellung eines Buhurt im Codex Manesse (um 1300)

Der Buhurt (teilweise auch Buhurd, mhd.; altfrz. bouhourt oder buhurt, zu hurter „stoßen“; vgl. engl. to hurt) war ein auf Geschicklichkeit angelegtes Ritterkampfspiel, bei welchem zwei Gruppen von Rittern mit stumpfen Waffen (Lanzen oder Schlagwaffen wie Turnierkolben oder einer Kombination aus beidem) gegeneinander antraten. Im Gegensatz zu den gegeneinander kämpfenden Gruppen steht der als Einzelkampf ausgeübte Tjost.[1]

Inhaltsverzeichnis

Verfahren

Der Buhurt war Bestandteil eines Turniers und als eine Art Schlachtsimulation auch Vorbereitung auf den Einsatz im Krieg. Ein Knappe konnte sich seine Sporen (notwendige Bewährungsproben zur Erlangung der Ritterwürde, deren äußeres Zeichen die Sporen waren) außer im Feld auch hier verdienen.

Durchführung

Die Kampfgruppen unterschieden sich oft durch verschiedenfarbige Stoffbänder und wurden per Losverfahren aus den beteiligten Rittern zusammengestellt. Teilweise rekrutierten sie sich aus sogenannten Turniergemeinschaften. Waren so die Gruppen gebildet, wurden die Zahl der Kämpfe und der Siegespreis festgelegt. Oft wurden die besiegten Pferde und Waffen dem Gewinner übergeben, aber auch Lösegeldzahlungen konnten ausgehandelt werden. Unter der Führung je eines Hauptmannes ritten beide Gruppen aufeinander zu, bildeten Gruppen- und Zweikämpfe und versuchten, durch geschickten Umgang mit dem Pferd (schnelles Wenden, Drehen etc.) und Einsatz der Waffe oder der Hände den Gegner vom Pferd zu stoßen. Dabei wurde durch lautes Rufen und Lärm beim Aufeinanderprallen eine Kampfatmosphäre erzeugt.

Oft verliefen die Turniere so blutig und chaotisch, dass Herrscher wie Eduard I. Verhaltensgebote aufstellen mussten. So sollte niemand außer den Rittern selbst gegnerische Ritter vom Pferde ziehen. Zuschauer mussten unbewaffnet und ohne Rüstung kommen, Stallburschen sollten weder Schwerter, Dolche noch Keulen mit sich führen oder mit Steinen werfen, und Herolde durften keine Waffen unter ihren Wappenröcken verbergen. Zu Hochzeiten im 12. Jahrhundert konnte ein Ritter alle 2 Wochen an einem Turnier teilnehmen. Professionelle Ritter wie William Marshall, der am Ende seiner Karriere über 500 Ritter gefangengenommen haben soll, konnten zu reichen und angesehenen Männern werden.[2]

Häufig kam es zu Verletzungen durch Stürze vom Pferd, einen Hitzschlag oder Hiebe und Stiche von Waffen. Erst im 13. Jahrhundert wurden die Lanzen mit Kronen bestückt und die Schwerter abgestumpft. Der beim Buhurt oft verwendete Kampfruf hurta („drauf“) ist die etymologische Wurzel des Adjektives „hurtig“.[3]

Weblinks

Einzelnachweise

  1. http://www.zeno.org/Meyers-1905/A/Buhurd?hl=buhurt
  2. Joachim Ehlers: Die Ritter. Geschichte und Kultur. München 2006, S. 82ff.
  3. Duden 7, 1963, Seite 278

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