Herold

Herold
Herolde in Windsor
Wappenschau: Herolde blasonieren die Helmzier der Turniergesellschaft Grünenbergs Wappenbuch. 1483

Der Herold (von altfranzösisch heralt ‚Heerverwalter‘) war im Mittelalter ein offizieller Bote eines Lehnsherrn, eine Vorform des Diplomaten.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Herolde waren Kenner des einschlägigen Rechts (Anfänge des Kriegs-, Urkunden- und Staatsrechts). Sie genossen diplomatische Immunität und waren an einen eigenen Ehrenkodex gebunden, der das Tragen von Waffen oder das Ausspionieren gegnerischer Stellungen verbot. Herolde trugen als Heroldstracht einen besonderen, mit dem Wappen ihres Dienstherren geschmückten Mantel, den Tappert. Dazu nahmen sie, wie auch die Wappenkönige und Persevanten, einen Amtsnamen an. Gewählt wurde der Name der Region, Namen des Stammsitzes seines Herrens. Beispiel ist der Amtsname Bairland des Persevanten Herzog Georgs von Bayern-Landshut (1479-1503).[1]

Die Herolde waren u. a. verantwortlich für die Identifizierung der Ritter anhand ihrer Wappen im Turnier bzw. im Krieg. Zu diesem Zweck wurden Wappenrollen und Wappenbücher aufgezeichnet, die die Unterscheidung von Wappen erleichterten. Diese Verzeichnisse waren in einer besonderen Fachsprache abgefasst, die eine eindeutige Beschreibung, das Blasonieren (von französisch blason ‚Wappen‘), erleichterte. Der Gehilfe und die Vorstufe zum Herold ist der Persevant (von poursuivant ‚der (dem Herold) Nachfolgende; Amtsanwärter‘).

Aus der Stilistik der Wappen ging die Heraldik hervor; die Führung der Wappenregister übernahmen staatliche Heroldsämter.

Liste früherer Wappenkönige, Herolde und Persevanten

  • Brüninghausen (Brunshoffen), Hermann von, Wappenkönig der Herzog von Jülich, Wappenkönig der Ruwieren, 1461-1500, Verfasser des Heroldbuchs der Jülicher Hubertusorden.
  • Burggraf, Hans, Persevant der Markgraf Friedrich II. von Brandenburg, um 1450.
  • Frankolin, Johann, ungarischer Herold von 1522 bis 1580.
  • Gymnich, Johann, Herold am Rhein, 16 Jh.
  • Heinenzn Claes, genannt Gelre, * um 1345, † 1414, Wappenkönig von Geldern, Herold beim Herzog Wilhelm VI, um 1380-90, Verfasser des Wappenbuchs Gelre, später genannt Beyeren, Wappenkönig der Ruwieren, unter Herzog Albrecht I. von Bayern.
  • Heessel, Heinrich von, † 1470, genannt Österreich, Wappenkönig der Ruwieren, Wappenkönig unter Kaiser Sigismund, Friedrich III., und Herzog Philipp der Gute von Burgund.
  • Holland, Johann, Herold in Bayern, um 1420.
  • Ingeram, Hans, Persevant der Turniergesellschaft zum Esel, 1459.
  • Königsberg, Johann, genannt Ungarlant, Herold und ab 1412 Wappenkönig in Ungarn, ernannt durch Dietrich II. von Moers.
  • Landsberger, Lorenz, genannt Theutschland, Herold (Augsburg), 1541.
  • Lutz, Hans, Herold des Feldhauptmanns Georg Truchseß von Waldburg, 1525.
  • Marburg, Wigand von, Herold im Hochmeisterorden.
  • Pesl, Paul, genannt Österreich, 'Ehrenhold' Ferdinand I., † 1526.
  • Rügen, Jörg, bayerischer Herold, 1492.
  • Sturm, Caspar, genannt Teutschland, Reichsherold von 1475 bis 1552.
  • Jan van Steensel, Wappenkönig der Ruwieren, unter Albrecht I. von Bayern, Herzog von Bayern-Straubing sowie Graf von Holland, Seeland und Hennegau, 1362-1366.
  • Suchenwirt, Peter, österreichischer Herold, 1356-1396.

Amtierende Wappenkönige

England und Nordirland

Schottland

Schweden

Weblinks

Literatur

  1. Lexikon der Heraldik, Gert Oswald, VEB Bibliographisches Institut Leipzig, 1984
  • Holger Kruse: Herolde. In: Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich. Bilder und Begriffe. Hg. von Werner Paravicini, bearb. von Jan Hirschbiegel und Jörg Wettlaufer. Residenzenforschung 15 II, Teilbd. 1+2, Thorbecke Verlag, Ostfildern 2005.
  • E. Frhr. v. Berchem, D.L. Galbreath, Otto Hupp: Chronologisches Verzeichnis von Herolden bis 1668. In: Beiträge zur Geschichte der Heraldik, Neustadt a/d Aisch 1972, S. 222-223.
  • Stillfried-Alcantara, R. Graf von/Hildebranbt, O.: Des Conrad Grünenbergs, Ritters und Bürgers zu Constenz, Wappenbuch - vollbracht am nünden Tag des Abrellen, do man zalt tusend vierhundert drü und achtzig jar, in Farbendruck neu herausgegeben, Görlitz 1875, CLXVII, Mit farbigem Titelblatt, zwei farbigen Frontispizen und 331 farbigen Wappentafeln mit 2000 Wappen; als Faksimile neu erschienen Fines Mundi Verlag, Saarbrücken 2009.

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