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Von Langzeitbelichtung wird in der Fotografie ab einer Belichtungszeit von mehreren Sekunden gesprochen. Langzeitbelichtungen werden eingesetzt, um auch bei geringem Licht noch fotografieren zu können oder um Bewegungsabläufe aufzuzeigen, im technischen und künstlerischen Bereich.
In der Available-Light-Fotografie werden Langzeitbelichtungen durch hochempfindliche Filme oder Bildsensoren und lichtstarke Objektive nach Möglichkeit vermieden, da hier normalerweise kein Stativ verwendet wird. In der Nachtfotografie werden Langzeitbelichtungen häufig eingesetzt, das Anwendungsgebiet ist jedoch universeller.
Inhaltsverzeichnis
Bildwirkung
Langzeitbelichtungen zeigen einen Ausschnitt der Zeit, wie wir ihn normalerweise nicht wahrnehmen können. Im Gegensatz zu „normalen“ Fotografien halten sie nicht einen kurzen Augenblick fest, sie bilden das Motiv in einem längeren Prozess ab. Bewegungen werden dabei verwischt, sie zerfließen in der Zeit.
Die ca. zweijährigen Belichtungszeiten vom Potsdamer Platz durch Michael Wesely (siehe Weblinks) zeigen einen Horizont durch die neuen Gebäude hindurch, der schon vor der Bebauung des Platzes zu sehen war. Auch die Sonnenbahnen treten als helle Streifen sehr stark in den Vordergrund.
Durch die lange Belichtungszeit ergibt sich bei bewegten Objekten eine große Bewegungsunschärfe, die als gestalterisches Mittel genutzt werden kann (siehe Luminografie). Bewegte Objekte oder Personen verschwimmen und können sogar völlig „verschwinden“, was bei z. B. Architekturaufnahmen genutzt wird. Im Dunklen hinterlassen helle Objekte (z. B. Scheinwerfer von Fahrzeugen) Lichtstreifen. Langzeitaufnahmen eines Nachthimmels (ohne Beeinflussung störender Lichtquellen wie Straßenbeleuchtungen etc.) lassen die Sterne durch die Erddrehung wie Striche bzw. Kreissegmente aussehen.
Durchführung
Die meisten Langzeitbelichtungen spielen sich im Rahmen von fünf Sekunden bis hin zu mehreren Minuten ab. Der Belichtungszeit ist nach oben kaum eine Grenze gesetzt. Michael Wesely hat extreme Langzeitbelichtungen von bis zu 26 Monaten durchgeführt.
Eine korrekte Belichtung bei langen Zeiten und nicht zu dunklem Motiv kann durch verschiedene Mittel erreicht werden:
- Abblenden, z. B. auf Blende 16 bis 32 (je nach Objektiv)
- Verwendung eines Films mit geringer Lichtempfindlichkeit, z. B. 50 ASA
- Graufilter am Objektiv
- Verringerung des Umgebungslichtes, Dämmerung und Nacht
Bei einigen Motiven und Motiveffekten, etwa bei Lichtpendelaufnahmen oder Experimenten im Rahmen einer Lomographie, kann auf die Verwendung der ersten drei Mittel auch verzichtet werden.
Soll nur ein sich bewegendes Objekt, nicht aber der Hintergrund verwackelt und verschwommen wiedergegeben werden, so muss die Kamera gegen Verwackeln gesichert werden z. B. durch ein stabiles Stativ. Bei Verwendung eines Stativs sollten Bildstabilisierungs-Systeme abgeschaltet werden. Sie können sonst durch „Überreaktionen“ wieder zu verwackelten Bildern führen.
Bei Kameras mit manueller Belichtungseinstellung oder Zeitvorwahl lassen sich lange Belichtungszeiten direkt einstellen. Auf den meisten Kameras ist die Funktion für die Langzeitbelichtung mit einem B gekennzeichnet, das für Bulb (engl. Blasebalg/-Ball) steht. Dies rührt daher, dass ältere Kameras mit einer solchen Blasebalgvorrichtung fernausgelöst wurden. Bei den meisten elektronisch gesteuerten Kameras wird die Belichtungszeit jedoch durch die Kapazität der Batterie begrenzt, da das Offenhalten des Verschlusses Strom benötigt. Kameras mit mechanischem Verschluss erlauben (nahezu) unbegrenzte Belichtungszeiten, für Kameras ohne Verschluss, etwa Lochkameras, gilt dies ebenso.
In den Anfängen der Fotografie war die Langzeitbelichtung kein reines Gestaltungsmittel, sondern eine Notwendigkeit. Gründe dafür waren die geringe Empfindlichkeit des Fotomaterials und die geringe Lichtstärke der verwendeten Objektive. Tagesaufnahmen belebter Straßen zeigen daher oft keine oder schemenartig verwischte Personen, für Portraitaufnahmen waren Hilfsmittel notwendig.
Besonderheiten
Zu beachten ist, dass bei chemischem Filmmaterial durch den Schwarzschildeffekt längere Belichtungszeiten notwendig sind, als der Belichtungsmesser angibt. Diese Abweichung ist abhängig vom Filmmaterial.
Bei digitalen Kameras entfällt diese Korrektur, dafür entsteht ein höheres Rauschen des Bildsensors, das zum Teil durch bestimmte „Entrauschungsverfahren“ ausgeglichen werden kann. Bei modernen Digitalkameras wird im Anschluss an die Langzeitbelichtung ein Bild bei geschlossenem Verschluss als „Rauschmuster“ aufgenommen. Dieses Muster wird benutzt, um das Rauschen des aufgenommenen Bildes zu reduzieren.
Eine weitere sehr effektive Methode, welche jedoch nicht angewendet werden kann, wenn sich im Bild Bewegungsmuster befinden, ist die Methode der zweiten Aufnahme. Hierbei wird das Bild mit absolut identischen Einstellungen mehrfach aufgenommen. Da sich Störungen bezüglich Bildrauschen zufällig verhalten, können diese über diese Bilder herausgerechnet werden.
Beispielbilder
Blitz bei einem Gewitter (15 Sekunden)
Ein Gewitter in Liechtenstein (25 Sekunden)
Feierabendverkehr in Madrid (30 Sekunden)
Brandenburger Tor am Abend (8 Sekunden)
Siehe auch
- Chronofotografie
- Belichtungszeit
- Kurzzeitfotografie
- Available Light
- Nachtfotografie
- Fotografische Blende
Weblinks
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