Bulle (Siegel)

Bulle (Siegel)

In der Sphragistik (Siegelkunde) ist Bulle die Bezeichnung für alle Siegel aus Metall, neben den Siegeln aus Blei (die Bezeichnung stammt vom lateinischen plumbum) insbesondere die Goldsiegel. Silberbullen sind selten.

Bei der Bullierung werden zwei Metallplättchen über der Siegelschnur, die bereits durch Löcher in der Plica des Pergaments gezogen ist, mit Hilfe eines Siegelstempels (Typar) durch mechanischen Druck miteinander verbunden und dabei geprägt. Umschrift und Ikonographie von Vorder- und Rückseite sind unterschiedlich.

Inhaltsverzeichnis

Päpste

Papstbullen aus dem Archiv von Monreale, links die Apostelseite, dann Alexander III., Lucius III., Clemens III.

Insbesondere das Siegel des Papstes wird als Bulle bezeichnet und hat diesen Namen auf die damit besiegelten Dokumente übertragen. Es ist aus Blei. Der dominierende Typus trägt auf einer Seite den Namen des regierenden Papstes. Auf der Rückseite sind die Köpfe der Apostel Petrus und Paulus abgebildet. 1878 wird es durch einen Stempel ersetzt. Bei besonders bedeutenden Urkunden wird weiterhin eine Bleibulle verwendet, so zuletzt bei der Ausschreibung des Heiligen Jahres 2000 durch Johannes Paul II..[1]

Für die weniger wichtigen Schreiben (Breve) verwendeten die Päpste Siegel aus Wachs. Dieses sogenannte "Fischerringsiegel" zeigt den heiligen Petrus im Boot und oben rechts den Namen des Papstes. Sein Gebrauch ist seit Beginn des 15. Jahrhunderts belegt. 1842 wird es durch einen Stempel ersetzt. Seit 1524 sind vereinzelt auch Goldsiegel der Päpste überliefert.

Könige und Kaiser

Rückseite der sizilischen Goldbulle Friedrichs II. von 1212

Bleisiegel sind besonders von Herrschern des Mittelmeerraums verwendet worden (Könige von Sizilien, Kaiser von Byzanz), aber auch von Otto III. und Heinrich II.. Daneben finden sich in geringerer Zahl auch Goldbullen. Auf das Siegelmaterial kann in der Corroboratio hingewiesen werden.

Die römisch-deutschen Kaiser verwendeten Goldbullen auf Bitten der Empfänger für Urkunden von besonderer politischer und verfassungsrechtlicher Bedeutung[2], so beispielsweise:

Auch andere Könige haben seit Beginn des 13. Jahrhundert Goldbullen verwendet:[3]

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. Apostolorum limina Pauls VI. von 1974
  2. Die älteste erhaltene Goldbulle eines deutschen Kaisers befindet sich am Diplom Heinrichs II. für Stift Göß von 1020, heute im Steiermärkischen Landesarchiv in Graz.
  3. Die Angaben beziehen sich auf die im Vatikanischen Archiv überlieferten Exemplare.

Literatur

  • Aldo Martini (Hrsg.): I sigilli d'oro dell'Archivio Segreto Vaticano = The gold seals of the Vatican Secret Archives. Ricci, Mailand 1984, ISBN 88-216-1006-3, (Quadreria).

Weblinks


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