- Burg Altweilnau
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Altweilnau Gemeinde WeilrodKoordinaten: 50° 19′ N, 8° 25′ O50.3161111111118.4191666666667370Koordinaten: 50° 18′ 58″ N, 8° 25′ 9″ O Höhe: 370 m ü. NN Fläche: 9,04 km² Einwohner: 658 (31. Dez. 2007) Eingemeindung: 1972 Postleitzahl: 61276 Vorwahl: 06083 Altweilnau ist ein Ortsteil und staatlich anerkannter Erholungsort oberhalb des Weiltals in der Großgemeinde Weilrod. In Altweilnau leben 658 Einwohner (Stand 31. Dezember 2007).
Inhaltsverzeichnis
Lage
Altweilnau liegt auf 370 m Höhe inmitten der für den Taunus typischen Mischwälder und Felder. Kleine Straßen führen zu den Nachbarorten Neuweilnau, Rod an der Weil, Oberlauken und Merzhausen. Altweilnau ist aus Richtung Westen (Idstein, Bad Camberg, Bundesautobahn 3) wie Osten (Usingen, Bad Nauheim, Bundesautobahn 5) über die Bundesstraße 275 zu erreichen. Am Fuße von Altweilnau fließt die namensgebende Weil durch das idyllische Weiltal, dem der Weiltalweg, ein Rad- und Wanderweg folgt.
Geschichte
Die Burg Altweilnau, deren Ruine bis heute erhalten ist, wurde 1208 erstmals erwähnt. Erbauer waren die Grafen von Diez, von denen sich ein Zweig in der Folge Grafen von Weilnau nannte. Der wohl bedeutendste Tag in der Geschichte Altweilnaus ist der 18. Mai 1336 – es wurden die Stadtrechte durch den Kaiser Ludwig IV. verliehen, welcher sie aber 9 Tage später auf Drängen der Grafen von Nassau teilweise wieder aufhob. Im Ortskern Altweilnaus konnten sich zahlreiche historische Bauten (bis aus dem 16. Jahrhundert) erhalten.
Die Grafen von Weilnau
→ Hauptartikel: Grafschaft Weilnau
Zwischen der Lahn auf der einen Seite und der Wetterau, Kornkammer des Reiches und Sitz bedeutender Grafengeschlechter, auf der anderen Seite konnte das schmale Band der Herrschaft Weilnau trennende und verbindende Eigenschaften annehmen. Da die gräflichen Brüder Gerhard und Heinrich von Diez als treue Versallen von König Philipp galten, tauschten sie am 15. Januar 1207 ihr mainzisches Lehen Castell gegen Reichsland im Hintertaunus. Gerhard von Diez nannte sich hiernach auch gern Graf von Weilnau. Wahrscheinlich besaß die Burg eine Güter- und Titeltrennung. Dies lässt sich allerdings erst 1249–1282 unter Heinrich I. von Weilnau feststellen, der hier residierte. Seitdem unterscheiden die Quellen eine ältere Diezer und eine jüngere Weilnauer Linie des Grafenhauses.
Heinrich I. von Weilnau stand König Wilhelm von Holland nahe und diente Erzbischof Werner von Mainz als Vertrauensmann, in dessen Gefolge er 1261 mit zur Krönung König Ottokars nach Prag zog. Weitere Urkunden nennen ihn als Zeugen und Schiedsrichter des Erzbischofs.
Während er es zu Ansehen und Wohlstand brachte, nutzten seine Söhne nicht das Glück der Stunde. Vier von ihnen erlangten zwar bedeutende geistliche Ämter, doch der Stammhalter, Gerhard von Weilnau, verschuldete sich und den mit Diez gemeinschaftlichen Familienbesitz. Sein Sohn Heinrich II. tätigte zwar nur noch Verkäufe aus weilnauischem Besitz, einem Ausverkauf des Familienvermögens wollte die Diezer Linie wohl aber nicht länger ruhig zuschauen, und so hielt Graf Gerhard IV. von Diez 1302 die Besitzanteile vertraglich fest. Die Stammburg und die dazugehörigen Flecken blieben in diezischem Besitz. Für die Weilnauer, ab sofort Neu-Weilnauer Linie, ließ Graf Gerhard auf dem gegenüberliegenden Rödelnberg die Burg Neu-Weilnau errichten.
Mit dem Erlöschen der älteren Diezer Linie im Mannesstamm 1388 ergaben sich auch Veränderungen für Alt-Weilnau. Da die Erbtochter Jutta, Gräfin von Diez, mit Adolf von Nassau-Dillenburg vermählt war, kam die gesamte Grafschaft in naussauische Hände, jedoch besaß sie je zur Hälfte, wie vormals im diezischen Grafenhaus, eine andere Linie.
Burggeschichte
Bereits 1203/04, so fand man bei einer dendrochronologischen Untersuchung des Holzes im Bergfriedinneren heraus, muss eine Burg oder Festungsanlage in Altweilnau gestanden haben. Die erste urkundliche Erwähnung unter dem Namen Wilnawe ist auf 1208 datiert. Hier wird auch von der Burg berichtet. Bewohnt ist sie sicher bis 1563.
Auf der kleinen Felsnase erhebt sich eine regelmäßige dreieckige Ausläuferanlage mit einem hohen runden Bergfried. Das Kellergewölbe mit Zugang nach außen ist heute zugeschüttet. Im Nordosten hatte man einen etwa 14 Meter breiten Halsgraben aus dem Fels gesprengt, hier dürfte wohl auch der Hauptzugang gelegen haben. Der Turm stand frei, während sich vermutlich im Südosten ein Palas an die Ringmauer schmiegte.
Reste der Altweilnauer Stadtmauer sind wahrscheinlich auf die mittelalterliche, aus der Stadtrechtsverleihung resultierende Befestigung zurückzuführen. Alten Unterlagen zu Folge verfügte die Anlage über sieben Türme. Wahrscheinlich ist einer dieser Türme, der 1340 erbaute und heute noch gut erhaltene quadratische Torturm mit seinem steilen Walmdach.
Er ist in drei Etagen aufgeteilt und hatte in früherer Zeit unter anderem die Bedeutung einer Art Zeitansage. Es wurde der Tag, die Nacht und zur Mittagszeit geläutet. Heute ist er in privater Nutzung und unter dem Dach wacht ein Turmfalkenpärchen über die Einwohner Altweilnaus.
Bei Restaurierungsarbeiten 1980 wurde die ursprüngliche Mauerstärke von 2,65 m wiederhergestellt. Aus einem Protokoll vom 25. August 1980 heißt es: „Die Konstruktion der neuen Mauer besteht aus Sichtmauerwerk, unter weitgehender Verwendung vorhandenen Steinmaterials. Sie wird mittels Betonstahl Durchmesser 16 mm mit dem Felsen sowohl senkrecht wie auch an den Felsnasen seitlich verdübelt. Im unteren Bereich wird der Raum bis zu den verbleibenden festen Resten der alten Mauer mit Beton ausgefüllt, wobei senkrechte Baustahlmatten eingelegt werden.“
Burgruine Altweilnau
Burg Weilnau wurde um 1200 von den Grafen von Diez erbaut. Im Jahre 1336 erhielt Altweilnau für neun Tage Stadtrechte und hatte zentralörtliche Bedeutung. Durch den 30-jährigen Krieg verfiel die Burg zunehmend. Steine der Anlage wurden in den Häusern Altweilnaus verbaut. Heute noch gut erhalten und zu besichtigen, sind ein starker runder Bergfried (Durchmesser: 26 m, Höhe: 17,60 m) mit Aussichtsplattform, Teile der Ringmauer sowie ein Torturm mit Walmdach aus dem Jahre 1340. Besonders sehenswert sind die zahlreichen schmucken Fachwerkhäuser im alten Ortskern; etliche stammen aus dem 16. Jahrhundert.
Ein alter Steinaufgang und eine gusseiserne Wendeltreppe führen hinauf zur offenen Aussichtsplattform des Bergfriedes. Diese bietet einen Rundblick über das Weiltal, den Ort Altweilnau sowie das Nassauer Schloss Neuweilnau.
Bergbau
Am 10. Dezember 1593 erhielt Peter Sorge das Recht hier in Altweilnau nach Blei schürfen zu dürfen. 1679 begann der Betrieb und 15 Jahre später wurde in Stollen und Schächten nach silberhaltigem Blei gesucht. Dies hielt bis 1720 an, im diesem Jahre wurde der letzte Bergmann ins Kirchenbuch eingetragen. 1818 begann erneut die Erschließung eines Grubenfeldes – das Königsholz. Die Stollen gingen bis zu 400 m in den Berg hinein und zum Abtransport gab es mehrere Schächte. Ab 1899 wurde die Bleichzeche I mit 6 Stollen erschlossen und mit dem Abbau von hochwertigen Bleiglanzerzen begonnen. „Das Blei war so schwer gewesen, dass man gerade mal einen klumpen Blei auf ein Pferdefuhrwerk laden konnte, um dieses dann nach Wilhemsdorf zur Bahn zu transportieren.“ So der Bericht eines Einheimischen, der dies aus damaliger Zeit noch in Erinnerung hatte.
Im Jahre 1921 wurde ein Wünschelrutengänger mit der Suche nach neuen Adern beauftragt. Dieser stellte eine Erzader fest, doch solche konnte trotz aufwendiger Suche nicht entdeckt werden. Daher wurde 1924 der Bergbau wegen Unrentabilität eingestellt. Bergbauunglücke sind aus der gesamten Betriebszeit nicht überliefert.
Das Haupterz war hier Bleiglanz. Kupfererze und Zinkblenden traten nur ganz vereinzelt auf.
Die stillgelegten Minen sind heute das Quartier von Fledermäusen. Im Winter besucht der Fledermausbeauftragte des Kreises die Stollen und zählt die heimisch gewordenen Tiere. Eine märchenhafte Erzählung berichtet von kleinen Berggeistern, die hier in früherer Zeit den Arbeitern unter Tage bei der knochenharten Arbeit geholfen haben wollen.
Wüstung Landstein
Auf dem Gebiet des heutigen Ortsteils Altweilnau liegt die Wüstung Landstein. An der Einmündung des Niedgesbaches in die Weil gelegen, entwickelte sich eine kleine Ortschaft, die um 1350 erstmalig erwähnt und 1480 urkundlich erwähnt wurde. Um 1515 entwickelte sich der Ort zum lokalen Wallfahrtsort. Aber bereits 1535 wird die Pfarrei aufgehoben und 1556 ist eine Teilwüstung belegt.[1] Die ehemalige Liebfrauen-Wallfahrtskirche wurde zerstört und nicht wieder aufgebaut. Erhalten ist die Ruine des Westturms mit zwei seitlichen zweigeschossigen Nebenräumen. Heute findet sich die Kirchturmruine neben der Landsteiner Mühle (heute Gasthof). Die Wasserversorgung der Landsteiner Mühle wurde früher durch den künstlich angelegten Meerpfuhl gesichert.
Geschichte im Zeitraffer
Zeit Ereignis 1203/1204 Holz für das Gebälk im Bergfriedinneren geschlagen 1208 Burg muss bereits existiert haben – Ersterwähnung des Ortes 1213/15 Erster Hinweis auf eine Mühle 1234 Mühle genannt (Erbismühle) vor 1319 Waldeisenschmiede bei Altweilnau 1326–ca. 1500 Adlige, Rose von Weilnau benannt 18. Mai 1336 Burg und Tal benannt – Verleihung der Stadtrechte durch den Kaiser 27. Mai 1336 Aufhebung der Stadtrechte 1340 Tor genannt um 1435 Kapelle erwähnt, Pfarrei nach Merzhausen 1434 Verleihung einer Schmiede 1455 Verleihung einer Mühle (Mappesmühle) 1486 Altweilnau erhält eigene Pfarrei mit Riedelbach und Oberlauken 15–17 Jdh. eigenes Stadt- und Gerichtssiegel um 1535 Landstein, Treisberg und Finsternthal werden zur Kirche Altweilnau verwiesen 1609 Burg zu Altweilnau ist laut einen Protokoll bereits verfallen 1609–1967 Schulunterricht in Altweilnau 1631 Herrschaft zu Altweilnau wird nassauerisch ab ca. 1650 Abbau von Blei und Silber 1669 Oberlauken wird kirchlich abgetrennt 1672 Riedelbach wird kirchlich abgetrennt 1833 Pfarrei Neuweilnau mit Altweilnau vereinigt um 1850 Aufhören eisenindustieller Produktion 1856 Pfarrei Neuweilnau verselbstständigt 1865 neue Kirche erbaut 1862 wegen Baufälligkeit wird die Kapelle geschlossen 1895 Treppe im Bergfried wird repariert 1913 neues Schulhaus erbaut 1925 Reparaturarbeiten im Burgbereich 1970 Pfarrei Altweilnau mit Neuweilnau vereinigt 1980–1986 Restaurierungsarbeiten an der Burgruine Regelmäßige Veranstaltungen
Fremdensitzungen
Wenn alljährlich im Februar die fünfte Jahreszeit eingeläutet wird, setzen die Einwohner von Aleweile die Narrenkappe auf und laden zur Fremdensitzung. Diese Tradition gibt es schon seit den 1970er Jahren. Feuerwehr und Sportverein gestalten den Karneval, der auch außerhalb von Altweilnau bereits Bekanntheit erlangt hat.
Laubmännchen
Dieser alte Brauch wird am Pfingstmontag noch heute von den Vorkonfirmanden im Dorf gepflegt. Das Laubmännchen, in der Regel ein kleines Kind, wird von diesen zuvor ausgewählt. Wer es ist, wird jedoch streng geheim gehalten. Am Pfingstsonntag wird von den Jugendlichen ein Handwagen mit Laub und bunten Bändern geschmückt. Man trifft sich dann am Pfingstmontag früh am Morgen. Das Laubmännchen bekommt eine Kuckuckspfeife und wird durch den Ort gezogen. Alle Kinder des Ortes sind eingeladen mitzulaufen. Dabei wird gesungen und das Laubmännchen wird von den Bewohnern der Häuser gebeten auf seiner Pfeife zu pfeifen. Auf ihrem Weg von Haus zu Haus erhalten die Sänger meist kleine Geldgaben sowie Speck und Eier. Wenn der Korb gut gefüllt ist, zieht der Tross in Richtung Feuerwehrhaus. Hier geht es ans „Eierbacken“. Dazu hält die Feuerwehr den ein oder anderen Durstlöscher parat.
Pflasterfest
Das „Pflasterfest“, das älteste Straßenfest im Hochtaunuskreis findet immer am dritten Wochenende im August im gepflasterten Ortskern von Altweilnau statt, und ist weit über die Grenzen von Altweilnau hinaus bekannt. Dazu tragen neben der vielen Stände vor allem die Bands und der Pflasterfestlauf bei.
Weihnachtsmarkt
Der Weihnachtsmarkt im historischen Ortskern von Altweilnau findet alle zwei Jahre (in Jahren mit gerader Jahreszahl) am ersten Adventswochenende statt. Auf dem kleinen, festlich beleuchteten Weihnachtsmarkt ertönen bei Einbruch der Dämmerung die Posaunen des Altweilnauer Posaunenchors. Es werden primär Waren aus eigener Herstellung (Altweilnauer Produktion) angeboten. Von Weihnachtsgestecken über Holz- und Bastelarbeiten bis hin zu selbst hergestellter Marmelade, Strickwaren, Weihnachtskarten oder Kinderbüchern findet man eine reiche Auswahl an Unikaten. Der komplette Erlös kommt dem Dorf und den ortsansässigen Vereinen zugute.
Vereine
- Freiwillige Feuerwehr Altweilnau
- Golfclub Taunus Weilrod e.V.
- Künstlergruppe Colum Altweilnau
- Kultur- und Förderkreis Burg Altweilnau e.V.
- Posaunenchor Weilnau
- Turn- und Sportverein Weilnau 1957 e.V.
Friedwald
In Altweilnau befindet sich einer von hessenweit nur drei Friedwäldern. Ein Friedwald ist die Möglichkeit der Bestattung außerhalb von Friedhöfen in einem definierten Waldstück.
Einzelnachweise
- ↑ Reinhard Michel: Von den Wüstungen im Hochtaunuskreis. In: Ingrid Berg (Hrsg.): Heimat Hochtaunus. Frankfurt 1988, ISBN 3-7829-0375-7, S. 163–171.
Quellen und Weblinks
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