Burg Königstein

Burg Königstein
Burg Königstein
Die Burg Königstein von Nordosten

Die Burg Königstein von Nordosten

Alternativname(n): Burgruine Königstein
Entstehungszeit: vor 1200
Burgentyp: Höhenburg, Gipfelburg
Erhaltungszustand: Ruine
Ständische Stellung: Grafen
Bauweise: Natursteinmauern aus Taunusgestein mit Sandstein
Ort: Königstein im Taunus
Geographische Lage 50° 10′ 57″ N, 8° 27′ 39″ O50.18258.4608333333333454Koordinaten: 50° 10′ 57″ N, 8° 27′ 39″ O
Höhe: 454 m ü. NHN
Burg Königstein (Hessen)
Burg Königstein

Die Burg Königstein gehört zur hessischen Stadt Königstein im Taunus und ist deren Wahrzeichen. Sie ist eine der größten Burgruinen Deutschlands.

Inhaltsverzeichnis

Lage

Benachbart ist die Burgruine Falkenstein nordöstlich, in etwa 1,5 Kilometer Luftlinie, und die Burg Kronberg südöstlich, in circa 4 Kilometer Luftlinie.

Geschichte

Burg Königstein um 1900

Gründungssage

Der Sage nach kam König Chlodwig (4./5. Jahrhundert) an dem heutigen Burgberg vorbei und ihm erschien eine Jungfrau, die ihm ans Herz legte, Christ zu werden. Nachdem er dies geworden war, habe er dort eine Burg gegründet, von der allerdings nichts belegt ist.

Mittelalter und frühe Neuzeit

Die ältesten Bebauungsreste, die auf dem Burgberg ergraben wurden, stammen aus dem 10. oder 11. Jahrhundert. Die ältesten Teile der Kernburg, das sogenannte Fischgrät-Mauerwerk, wurde unter anderem mit Hilfe der C-14-Methode in die erste Hälfte des 12. Jahrhunderts datiert. Der Umfang der Bautätigkeit unter den staufischen Kaisern dürfte relativ gering gewesen sein. Die Burg diente, besonders ab Anfang des 14. Jh., zum Schutz der wichtigen Handelsstraße zwischen Frankfurt und Köln. Als Erbauer kommen die Grafen von Nürings (1172 ausgestorben) in Betracht, deren Nachfolger als Lehens-Nehmer, Kuno I. von Münzenberg dürfte nur weniger bedeutende Baumaßnahmen veranlasst haben. Erst nach dem Ende der Stauferzeit erfuhr die Burg unter den Falkensteinern einen energischen Ausbau. Die unteren Geschosse des Bergfrieds stammen aus den ersten Jahrzehnten des 14. Jahrhunderts. Er wurde im Laufe der Zeit noch mehrfach aufgestockt und hat heute eine Höhe von 34 Metern.

Durch die Jahrhunderte wurde die Burg vielfach umgebaut und erweitert. Neben der Anpassung an die sich entwickelnde Wehrtechnik wurde auch der Ausbau zu einem renaissancezeitlichen Residenzschloss für die Grafschaft Königstein vorangetrieben. So errichteten im 16. Jahrhundert die Grafen Eberhard IV. von Eppstein und Ludwig zu Stolberg nicht nur die drei mächtigen Rondelle an der Ostflanke, sondern auch die Schaufassade an der Ostseite der Kernburg.

Mit dem Aussterben der Grafenfamilie fiel die Burg 1581 an das Kurfürstentum Mainz, das sie nur noch militärisch nutzte. Erzbischof Johann Philipp von Schönborn veranlasste zwischen 1660 und 1670 die letzte große Ausbaustufe, u. a. mit den eckigen Bastionen an der Südseite.

Revolutionskriege

Im Ersten Koalitionskrieg hatte am 21. Oktober 1792 die französische Armee unter Custine Mainz eingenommen und wenige Tage darauf Königstein. Nach der Wiedereroberung von Frankfurt am 2. Dezember durch preußische Truppen zog sich ein Teil der französischen Kräfte auf die Festung Königstein zurück, von den Preußen unter Befehl des Generals Friedrich Ludwig zu Hohenlohe dicht verfolgt. Hohenlohe besetzte Oberursel, Burg Falkenstein, die Stadt Königstein und begann am 6. Dezember von Falkenstein aus den Beschuss der Festung. Am 8. Dezember entstand durch hineingeworfene Bomben (deren Herkunft unklar bleibt) ein Brand in der Stadt, der 80% der Häuser vernichtete. Da die Festung sich auch nach Beschießung nicht ergab, wurde sie eingeschlossen. Am 8. März 1793 ergab sich die Besatzung schließlich. Die 421 Mann und 14 Offiziere wurden auf die Festung Ehrenbreitstein gebracht.[1]

1793 wurden in den Kellern der Burg Mainzer Klubisten, tatsächliche oder vermeintliche Anhänger der Mainzer Republik eingekerkert, unter ihnen auch Caroline Böhmer, die spätere „Romantikermuse“ Caroline Schelling. Sie schreibt über die Haftumstände der Klubisten:

Sie sprechen von Formalitäten, sie sezen Anklage, Vertheidigung, Untersuchung voraus - wo fand dergleichen Statt? Räuberformalitäten übt man an uns - und sie tun nicht wohl im deutschen Eifer einer Nation ausschließlich das Räuberhandwerk zuzueignen. Mir müßten sie es wenigstens nicht sagen, die ich 160 Gefangene sah, welche durch deutsche Hände gingen, geplündert, bis auf den Tod geprügelt worden waren, und ohngeachtet die wenigsten von ihnen den Franken [d. h. den Franzosen] wirklich angehangen hatten, jetzt der deutschen Großmuth fluchen mussten. Königstein bildet eifrige Freyheitssöhne - alles, was sich von Kraft in diesen Armen regt, lehnt sich gegen dies Verfahren auf.[2]

Im weiteren Verlauf des Koalitionskriegs wurde die Burg 1796 erheblich beschädigt, vor allem durch einen misslungenen Sprengversuch.

Heutiger Zustand

Der heutige Zerstörungsgrad dürfte aber zum größeren Teil auf die Königsteiner Bevölkerung zurückgehen, die sich hier Baumaterial für zahlreiche Häuser in der heutigen Altstadt besorgte. Der Herzog von Nassau, an den die Burg nach dem Reichsdeputationshauptschluss fiel, verzichtete auf einen Wiederaufbau und duldete weitere zwanzig Jahre lang die Fortsetzung des Abbruchs. Es scheint hier von Johann Heinrich Liebeskind in seinem Bericht über die Belagerung 1793 eine allgemeine Ansicht zum Ausdruck gebracht worden zu sein, als er 1795 schrieb:

Wäre ich Eigentümer dieser Festung, so würde ich noch heute Befehl geben, sie zu demolieren und die Steine davon meinen unglücklichen Königsteiner Untertanen zum Wiederaufbau ihrer verschütteten Häuser schenken.[3]

Während die Landeshoheit über Königstein 1866 an Preußen ging, blieb die Burg Privatbesitz von Herzog Adolph, des späteren Großherzogs von Luxemburg, der sich am Fuße des Bergs (Südostecke) ein eigenes kleines Schlösschen (heute Amtsgericht Königstein) baute. Seine Tochter, Hilda von Nassau, schenkte 1922 die Festungsruine der Stadt Königstein.

Heutige Nutzung

Burg Koenigstein: Der Bergfried von Nordwesten

Die Burg, die sich heute im Besitz der Stadt Königstein befindet, ist ganzjährig für Besucher geöffnet. Sowohl der Burgturm als auch die meisten Keller sind zugänglich. In den Sommermonaten finden hier mehrere größere Veranstaltungen statt – meist unter freiem Himmel. Einen der noch erhaltenen Gewölbekeller (den so genannten Zeughauskeller) kann man auch für private Veranstaltungen mieten.

In der Altstadt Königsteins gibt es ein Burgmuseum mit Fundstücken und einem Modell der Burg.


Veranstaltungen

Größere und regelmäßige Veranstaltungen auf der Burg
¿alles drin?! Musisches Treffen des Bunds der Pfadfinderinnen und Pfadfinder
Rock auf der Burg Freiluftfestival mit Nachwuchsbands aus der Region
Ritterturnier mit Mittelaltermarkt Ritterturnier, mittelalterliches Lagerleben und Mittelaltermarkt
Mittelalter rockt die Burg Freiluftfestival
Burgfest Historischer Festumzug, Programm in den Vereinskellern auf der Burgruine
Theater auf der Burg Verschiedene teils historische Theaterstücke

Quellen

  • Johann Heinrich Liebeskind: Rückerinnerungen von einer Reise durch einen Teil von Deutschland, Preußen, Kurland und Livland – während des Aufenthaltes der Franzosen in Mainz und der Unruhen in Polen, Strasburg/Königsberg 1795. (Digitalisat - E-Book (PDF); ausführlicher Bericht über die Gefangenschaft der Klubisten auf Königstein 1793)

Literatur

  • Beate Großmann-Hofmann und Hans-Curt Köster: Königstein im Taunus: Geschichte und Kunst, 2., erweiterte und aktualisierte Auflage 2010, Verlag Langewiesche, Königstein im Taunus. ISBN 978-3-7845-0777-4 S. 77-92f.
  • Rudolf Knappe: Mittelalterliche Burgen in Hessen: 800 Burgen, Burgruinen und Burgstätten. 3. Aufl. Wartberg-Verlag. Gudensberg-Gleichen 2000. ISBN 3-86134-228-6, S. 467.
  • Schlösser, Burgen, alte Mauern. Herausgegeben vom Hessendienst der Staatskanzlei, Wiesbaden 1990, S. 217, ISBN 3-89214-017-0

Weblinks

 Commons: Burg Königstein – Album mit Bildern und/oder Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Liebeskind Rückerinnerungen 1795, S. 57ff
  2. Brief Caroline Böhmers an Friedrich Wilhelm Gotter. Zitiert in Eckart Kleßmann: Universitätsmamsellen. Frankfurt am Main 2008, S. 210f
  3. Liebeskind Rückerinnerungen 1795, S. 108

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