- Burg Scheyern
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Das Kloster Scheyern ist ein Kloster der Benediktiner in Scheyern in Bayern in der Diözese München und Freising. Die Abtei gehört der Bayerischen Benediktinerkongregation an.
Inhaltsverzeichnis
Geschichte
Burg
Die Burganlage wurde um 940 von Arnulf II., Pfalzgraf von Bayern († 954), erbaut. Seine Nachkommen benannten sich nach dieser Burg als Grafen von Scheyern.
Nach dem Umzug der Grafen von Scheyern nach Wittelsbach im Jahre 1119 wurde die Burg an die Benediktiner übergeben, die dort das Kloster Scheyern errichteten.
Kloster
Das Kloster Scheyern hat seinen Ursprung in Bayrischzell: schon um 1077 wurde dort mit Hilfe der Gräfin Haziga von Scheyern ein Kloster gegründet, vor 1087 von dort nach Fischbachau und 1104 auf den Petersberg bei Dachau verlegt, bis es 1119 nach Scheyern kam. Das Kloster ist dem Heiligen Kreuz und Maria Himmelfahrt geweiht. Es war schon im 13. Jahrhundert für seine Malschule und sein Skriptorium bekannt. Am 15. November 1802 kam das Kloster in landesherrliche Verwaltung, am 21. März 1803 wurde es im Zuge der Säkularisierung aufgehoben. Die Gebäude wurden verkauft und wechselten in kurzer Zeit mehrfach den Besitzer. Am 20. September 1838 wurde das Kloster von König Ludwig I. von Bayern als Propstei wiedererrichtet und am 18. März 1842 zur Abtei erhoben. 1876 bis 1878 wurde die Stifts- und Pfarrkirche reromanisiert.
Nach dem 2. Weltkrieg wurde das seit dem 19. Jahrhundert bis zur Aufhebung unter der nationalsozialistischen Kirchenverfolgung betriebene, nur sechs Jahrgangsstufen umfassende Pro-Gymnasium des Klosterseminars zu einem Humanistischen Gymnasium ausgebaut und 1970 in das Schyrengymnasium Pfaffenhofen übernommen. Heute wird das Seminar als Wohnheim für die 1976 eröffnete Staatliche Berufsoberschule fortgeführt.
Die Klosterkirche ist Grablege von Otto I., dem ersten bayerischen Herzog aus der Dynastie der Wittelsbacher.
Regeln
Wie alle Orden hat auch der Benediktinerorden ein Regelwerk. Die Regeln des heiligen Benedikt von Nursia werden auch heute noch im Kloster Scheyern streng eingehalten und regelmäßig gelesen.
Ora et labora
„Bete und arbeite“ ist der Leitsatz aller Benediktiner auf der ganzen Welt. Benedikt von Nursia ging aus Rom weg. Ihn störte der Zerfall des Ortes und die sich dort ausbreitende Unzucht. Er suchte die Einsamkeit und lebte in einer Höhle in der Nähe von Subiaco (Italien). Benedettos Klosterregeln stellen in den Mittelpunkt: das Leben in der Gemeinschaft und körperliche Arbeit. Den Mönchen ist jeglicher Besitz untersagt, die Mahlzeiten werden gemeinsam eingenommen, unnötige Gespräche vermieden. Gebet und Arbeit – „ora et labora“, dazu der Gehorsam: das waren und das sind bis heute im von ihm gegründeten Benediktinerorden die tragenden Säulen des Zusammenlebens. Durch die Verbindung von meditativem, kontemplativem Anliegen mit aktiven, produktiven Elementen hat Benedetto eine der abendländischen Mentalität gemäße Form mönchischer Frömmigkeit gefunden.
Heiliges Kreuz
Zu Beginn des 4. Jahrhunderts ließ Kaiserin Helena, die Mutter Kaiser Konstantins, auf dem Berg Golgotha in Jerusalem nach dem Kreuz Christi suchen. Der Überlieferung nach fand man drei Kreuze. Das wahre Kreuz Christi erkannte man, als man damit einen Schwerkranken berührte, der auf wunderbare Weise sogleich gesund wurde. Kaiser Konstantin ließ an diesem Ort die große Grabeskirche errichten, welche am 13. September 335 eingeweiht wurde. Tags darauf stellte man das Kreuz feierlich zur Verehrung auf (Kreuzerhöhung).
Seit 1180 birgt Scheyern eine Reliquie des Hl. Kreuzes. Der Patriarch Fulcherius (Fulko) von Jerusalem (1146–1157) hatte einen Kanoniker namens Konrad mit einem Kreuzpartikel nach Europa gesandt, um Almosen zur Erhaltung der heiligen Stätten zu sammeln. Die Dachauer Grafen brachten die Reliquie 1156 in ihren Besitz und hielten sie verborgen. Mit dem Leichnam des letzten ihres Geschlechtes, Konrad III., kam das Hl. Kreuz nach Scheyern, wo es seither als kostbarer Schatz verehrt wird. Die Scheyerer Kreuzreliquie ist nach der Form des byzantinischen Patriarchenkreuzes gefasst; das erklärt die beiden Querbalken. Der obere Balken symbolisiert die Kreuzinschrift, die bei der Kreuzverehrung in Jerusalem gezeigt wurde.
Wallfahrt zum Heiligen Kreuz
Zu den zwei Festen Kreuzauffindung (3. Mai) und Kreuzerhöhung (14. September) finden jedes Jahr zwei besondere Wallfahrtsgottesdienste statt. Der Wallfahrtsgottesdienst zu Kreuzauffindung wird immer am ersten Sonntag im Mai gefeiert, zu Kreuzerhöhung am 14. September oder an dem Sonntag, der diesem Tag am nächsten liegt. Beide Gottesdienste finden bei guter Witterung im Klosterinnenhof im Freien statt, mit anschließender Reliquienprozession und Kreuzauflegung.
Papst Benedikt XVI.
Zu den wohl bekanntesten Gästen des Klosters zählt der jetzige Papst Benedikt XVI. Der frühere Kardinal der Erzdiözese München und Freising besuchte jährlich das Benediktinerkloster im Norden Münchens zu Christi Himmelfahrt. Er schätzte die Zurückgezogenheit und die Ruhe, die er dort finden konnte.
Glocken
Im Turm der Abteikirche befinden sich fünf Gussstahlglocken des Bochumer Vereins, sogenannte Sekundschlagglocken, aus dem Jahr 1947. Die Schlagtonfolge des Geläutes lautet: g0–b0–des1–e1–g1; die große Glocke ist mit einem Durchmesser von 237,8 cm die größte Gussstahlglocke Bayerns.
Aufgrund technischer Mängel ist das Geläute derzeit teilweise stillgelegt und soll im Jahr 2009 vollständig durch eine Neuanschaffung ersetzt werden; zu zwei vorhandenen Bronzeglocken, die wieder in Betrieb genommen werden sollen, werden sieben neue Glocken hinzugegossen. Mit dem Bronzegeläute wird ein völlig neues Ensemble entstehen und zusätzlich mit der geplanten e0-Glocke als Fundament künftig das tontiefste Geläute Bayerns bilden.
Siehe auch
Der Scheyerer Pater Joseph Peruschitz war Opfer des Untergangs der Titanic.
Äbte
- Rupert I. Leiß, 1838–1872
- Rupert II. Mutzl, 1872–1896
- Rupert III. Metzenleitner, 1896–1922
- Simon Konrad Landersdorfer, 1922–1936 (1936-1968 Bischof von Passau)
- Franz Seraph Schreyer, 1936–1961
- Johannes Maria Höck, 1961–1972 (*18. Mai 1902, † 4. April 1995, 1951–1961 Abt in Ettal)und Bruder von Prälat Michael Höck
- Bernhard Maria Lambert aus Steenbrugge (Belgien), 1972–2001
- Engelbert Baumeister, 2001–2008
- Markus Eller, seit 2008[1]
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ „Bericht von der Weihe Markus Ellers zum 57. Abt von Scheyern“, Orden online, 3. September 2008
48.50125130727611.452732086182Koordinaten: 48° 30′ 5″ N, 11° 27′ 10″ O
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