Burg Wendelstein (Vacha)

Burg Wendelstein (Vacha)

p3

Burg Wendelstein
Feldseite der Burg Wendelstein

Feldseite der Burg Wendelstein

Alternativname(n): Burg Winterstein
Entstehungszeit: 1260
Burgentyp: Niederungsburg
Erhaltungszustand: Erhalten oder wesentliche Teile erhalten
Ort: Vacha
Geographische Lage 50° 49′ 49″ N, 10° 1′ 28″ O50.83027777777810.0244444444447Koordinaten: 50° 49′ 49″ N, 10° 1′ 28″ O
Burg Wendelstein (Thüringen)
DEC
Burg Wendelstein

Die Burg Wendelstein ist eine im Mittelalter errichtete Burg in der Stadt Vacha im Wartburgkreis in Thüringen.

Inhaltsverzeichnis

Lage

Als Stadtburg befindet sich die Anlage am Nordrand der Altstadt, etwa 100 Meter vom heutigen Ufer der Werra entfernt, die Burg regelte und schützte den Zugang der Werrabrücke.

Geschichte

Vacha war im Mittelalter ein wichtiger Etappenort im Netz hessisch-thüringischer Fernstraßen, der hier vorhandene Flussübergang (Furtstellen) wurde wohl ab 1186 durch die Anlage hölzerner Brücken und ab 1346 durch eine (oder zwei) steinerne Brückenbauten bedeutend gefördert; dies ermöglichte zugleich die Entstehung einer Markt- und Stadtsiedlung und machte den Bau einer Befestigungsanlage am stadtseitigen Ufer erforderlich. Unter dem Abt Heinrich IV. von Fulda wurde diese Burganlage begründet und militärisch ausgerüstet. Deren Ersterwähnung erfolgte 1294. Die Burganlage wurde in die Stadtbefestigung einbezogen und bildete das nordöstliche Bollwerk. Die Burgmannen waren verpflichtet sich innerhalb der Stadt gelegene Wohnsitze zu erbauen. In Urkundensammlungen und der Stadtchronik werden erwähnt:

  • Heinrich von Bienbach (erwähnt 1321 als Burgmann)
  • Albert von Gunthausen (erwähnt 1335 als Burgmann, als es dem Klostern Kreuzburg Land in Herfa übergab)
  • Ludwig von Leimbach (erwähnt 1342 als Burgmann)
  • Heinrich von Rasdorf (erwähnt 1347 als Vogt)
  • Friedrich von Völkershausen (erwähnt 1348 als Burgmann)
  • Berthold und Apel von Buttlar (erwähnt 1360 als Burgmannen)
  • Kraft von Rasdorf und Johann von Bienbach (erwähnt 1363 als Burgleute)
  • Wolfram von Ostheim (wurde 1388 als des „Stieffts Borgmann“ erwähnt),
  • Eberhard und Gottschalk von Buchenau (wurden 1390 als Pfandamtleute mit dem Untervogt Hans Schade von Leiboldes erwähnt)
  • Fritz von Herda (erwähnt 1396 als Burgmann)
  • Johannes von Bibra (erwähnt 1399 als Burgmann).

Aus der 1406 beginnenden dauerhaften Verpfändung der Burg und Stadt Vacha (anteilig zwei Drittel der Stadt) an den hessischen Landgrafen Hermann II.. Die Burg Wendelstein wurde nun hessischer Amtssitz. Gottschalk von Buchenau hielt das weitere Drittel der Pfandschaft an der Stadt und Burg. Es erfolgte die Übertragung an die Rittern von Buchenau als Burgmannen. Weiter folgten:

  • Simon von der Thann (erwähnt 1413 als Vogt)
  • Hans von Baumbach (erwähnt 1415 als er das Burglehen in Vacha und Pferdsdorf erhielt)
  • Hans von Bibra (erwähnt 1429 als Burgmann, später zugleich auf Biberstein)
  • Ludolf von Weiblingen (erwähnt 1529 als Kammermeister und Verwalter der Kellerei
  • Alexander von der Thann (erwähnt 1549 als Amtmann)[1]

Den großen Stadtbrand von 1467 überstand die Burganlage mit Glück. Mehrfach wurde Vacha im Dreißigjährigen Krieg eingenommen, die Burganlage hatte zu dieser Zeit kaum noch militärische Bedeutung. Von 1648 bis 1818 gelangte die Stadt und Burg dauerhaft an die Landgrafschaft Hessen, dann an das Großherzogtum Sachsen-Weimar-Eisenach. Im 19. Jahrhundert dienten verschiedene Gebäude in der Burg zeitweise als Spinnerei-Manufaktur. Weitere Gebäude wurden angebaut und zur Stadt entstand eine erneuerte einfache Mauer mit Hoftor. [2]

Anlage

Übersichtsplan
Ansicht von Nordosten (1910)
Ansicht von Norden (1910)
Stadtseitige Ansicht von Süden

Die Burganlage besitzt eine rechteckige Grundfläche und hat eine Ausdehnung von gegenwärtig etwa 60 zu 80 Metern. Die massiven Außenmauern blieben in Resten erhalten, der vorgelagerte Wassergraben und der innere Graben zur Stadt wurden verfüllt. die stadtseitigen Mauern wurden im 19. Jahrhundert niedergerissen oder verlegt, im Übersichtsplan der Burg von 1911 werden diese als Neue Mauer bezeichnet. Die Burg hatte einen stadtseitigen Zugang im Süden und einen separaten Zugang im Osten. Unmittelbar westlich der Burg befand sich das Untertor der Stadtbefestigung, hier führte der Hauptzugang zur Brücke vorbei und war von der Burg aus zu überwachen.

Erhalten blieb ein Rundturm in der Südwestecke der Burg von etwa 20 m Höhe und 2 m Mauerstärke, dessen Zugang in etwa 10 m Höhe über eine kleine Pforte möglich war. Der Turm besitzt einen gemauerten Turmhelm als Bedachung. Als Hauptgebäude ist die Kemenate anzusprechen, ein weitgehend erhaltenes Bauwerk aus der Zeit um 1600. Mehrere Wirtschafts- und Nebengebäude lehnten sich innen an die Ringmauer, diese wurden nach und nach erneuert oder entfernt. Als Verkehrshindernis wurden auch die mittelalterlichen Torbauten, Sperr- und Befestigungsanlagen im Verlauf der Zufahrtsstraße zur Werrabrücke und in die Burg bewertet und bereits im 19. Jahrhundert abgetragen. An ihrer Stelle errichtete man einige Bürgerhäuser. [3].

Heutige Situation und Nutzung

Die Burganlage ist ein ausgewiesenes Bau- und Kulturdenkmal der Stadt Vacha. Im Burggelände wurde 1986, anlässlich der 800-Jahrfeier, das Heimatmuseum Vacha eingerichtet, wozu die Räumlichkeiten der Kemenate benutzt werden. Der Rundturm ist gegenwärtig ohne Funktion. Das Burggelände ist frei zugänglich.

Sonstiges

Namensdeutung

Der Herleitung des Namens Wendelstein ist nicht überliefert; unter einem Wendelstein versteht man einen Treppenturm an einem Schloss- oder Kirchenbauwerk, naheliegend wäre die Herkunft vom Namen Wendelin - kurz Wendel. Auch der Name Winterstein ist für diese Burg bekannt.

Gedenktafel Hans Sippel

Eine Gedenktafel an der Burgmauer erinnert an Hans Sippel, dies war ein Vachaer Bürger und Anführer des Werrahaufen der aufständischen Bauern, er wurde 1525 in Eisenach gefangen genommen und hingerichtet.

Literatur

  • Georg Kühn Die Burg an der Werra In: Lehfeldt, Paul/Voss, Georg (Hrsg.): Bau- und Kunst-Denkmäler Thüringens. Heft XXXVII. Jena 1911, S.34f
  • Waldemar Küther Vacha und sein Servitenkloster im Mittelalter In: Mitteldeutsche Forschungen, Band 64, Marburg 1971
  • Thomas Bienert Vacha, Burg Wendelstein In: Mittelalterliche Burgen in Thüringen, Gudensberg-Gleichen 2000, S.337, ISBN 3-86134-631-1

Einzelnachweise

  1. Paul Grau und Max Eckardt: Chronik der Stadt Vacha Vacha 1922, Seite 21
  2. Georg Kühn Geschichte der Stadt Vacha und Die Burg an der Werra In: Lehfeldt, Paul/Voss, Georg (Hrsg.): Bau- und Kunst-Denkmäler Thüringens. Heft XXXVII. Jena 1911, S.2-11, 32-35
  3. Olaf Dietzel:Die Entstehungszeit der Stadt Vacha. Bad Hersfeld 1991 S.40

Weblinks


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