Burqini

Burqini

Der Burkini (auch Burqini oder Bodykini[1]) ist ein zweiteiliger Schwimmanzug für muslimische Frauen. Er ist aus Lycra gefertigt, hat eine integrierte Kopfbedeckung und erfüllt die Anforderungen des Hidschab. Der Begriff „Burkini“ (bzw. „Bodykini“) ist ein Kofferwort aus Burka (bzw. Body) und Bikini.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Die Öffnung des australischen Rettungsschwimmwesens für Muslime und insbesondere weibliche Muslime inspirierte die libanesisch-australische Designerin Aheda Zanetti dazu, eine schariakonforme Schwimmbekleidung zu entwerfen.[2]

Der Schnitt des Burkini gleicht dem eines Schlafanzugs mit integrierter Haube, wie sie Eisschnellläufer tragen. Außer Füßen, Händen und dem Gesicht wird der ganze Körper der Trägerin bedeckt. Der Burkini besteht zu 100 % aus Polyester und kostet zwischen 200 und 230 australische Dollar. Es gibt inzwischen Varianten des Burkini für Läuferinnen, Judoka u. a.[3]

In Ägypten kamen islamisch korrekte Schwimmanzüge ab 2000 unter den Namen sharia swimsuit[4] und swimming hijab[5] auf den Markt. Der Burkini ist in der Türkei unter dem Namen Haşema (1993) und in den USA als Splashgear[6] bekannt.

Der swimming hijab besteht aus Kunstfasern, haftet dadurch in nassem Zustand nicht an der Haut und verhindert so, dass die Konturen des weiblichen Körpers sichtbar werden, wenn eine Frau aus dem Wasser steigt.[7]

Reaktionen

In der Vergangenheit schwammen oder badeten streng gläubige Musliminnen in öffentlichen Badeeinrichtungen (Strandbad) entweder völlig bekleidet oder gar nicht.[4] Durch den Aufstieg einer islamischen Bourgeoisie (vgl. Re-Islamisierung[8]) in islamischen Ländern ist es für streng religiöse Muslime einfacher geworden, ihren Glauben öffentlich zu zeigen und mit einer Haşema/Burkini (oder ähnlichem) bekleidet zu schwimmen oder zu baden. Noch ist der Burkini selten anzutreffen, jedoch besteht eine Nachfrage, weil er muslimischen Frauen mehr berufliche (Rettungsschwimmerin), sportliche (Olympia, Weltmeisterschaften) und schulische (Schwimmunterricht) Partizipation ermöglicht.[9]

Die Haşema ist jedoch in der säkulären Türkei auch umstritten. Der Bürgermeister von Antalya, Cem Burak Özgenc, beispielsweise verbot, besorgt um das liberale Image der Stadt, einer Frau mit Haşema den Eintritt ins städtische Schwimmbad.[10] Der türkische Journalist und Fernsehmoderator Reha Muhtar bezeichnete 2005 die Haşema in einer Kolumne der Zeitung Sabah als „bizarr“. In einer Kolumne der Zeitung Hürriyet befand Ahmet Hakan die Ganzkörperanzüge als „dumm, lächerlich und geschmacklos“,[11] worauf ihm von Mustafa Karaduman, dem Gründer von Tekbir Giyim,[12] der größten türkischen Kette für Kleidung in islamischem Stil, vorgeworfen wurde, kein guter Moslem zu sein.[13] Einige Strandbetreiber verwehren Haşema-Trägerinnen den Zutritt an ihre Strände, um keine westeuropäischen Touristinnen zu vergraulen.[11] Auch türkische Badegäste in zwangloser Badebekleidung (Bikinis, Tangas[14]) fühlen sich durch den Anblick einer Haşema in ihrem „Lebensstil“ bedroht.[15]

Einzelnachweise

  1. Bodykini Modest Sportswear
  2. Baden im Burkini. Aheda Zanetti ist Designerin eines „muslimischen“ Badeanzuges., Deutschlandradio am 31. Juli 2006;
    Die Bademode der Muslime. Die Welt am 17. Januar 2007
  3. Beispiele: Schwimmerin, Judoka, Sprinterin, Rudererin, Fußballerin, Fußballspiel
  4. a b Caroline Hawley: Warm welcome for Sharia swimsuit. BBC News, 5. September 2000
  5. Urmee Khan: It’s not itsy-bitsy, it’s not teeny-weeny – it’s the burkini. The Guardian, 28. November 2006
  6. Splashgear – Modest Full Coverage Swimwear
  7. Der schwimmende Hijab. Islamic Tourism Magazin, 2. November 2006
  8. Annette Grossbongardt: Turkey in Transition. Less Europe, More Islam. Spiegel Online International, 2. November 2006
  9. Jennifer Cutraro: Muslim Athletic Wear Covers Skin Without Cramping Style. National Geographic News, 27. April 2006
    „Es gibt eine Nachfrage für sittsame Bademode.“ Shereen Sabet vertreibt Schwimmbekleidung für muslimische Frauen. Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung, 10. Juni 2007
  10. Alkoholfreie Zonen für Strenggläubige. ORF News
  11. a b Vaybee: En vogue – islamisch korrekte Badeanzüge. In der Türkei mischen sich immer mehr islamisch korrekt gekleidete Badenixen unters Strandvolk.
  12. Tekbirgiyim Europa – Islamische Mode für die bedeckte Frau,
    Vaybee: Kopftuch statt Bikini: Türkische Models im Auftrag des islamischen Bekleidungsunternehmens Tekbir Giyim.
  13. Amberin Zaman: Islamic-Style Swimsuits Give Women Freedom to Dive In. Los Angeles Times, 21. August 2005, bei WorldWide Religious News
  14. Dilek Zaptcioglu: Inselgrüße, Istanbul-Blog, tazblog, 24. Juli 2006
  15. Stefanie Rosenkranz: Mein Badetag als Fundi-Frau. Stern, Nr. 24, 6. Juni 2007, S. 104–105

Weblinks


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