- Byssus
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Byssus, Byssos oder Muschelseide (griechisch: βύσσος) ist eine Bezeichnung für das Sekret aus den Fußdrüsen verschiedener Arten der Muscheln. Dabei bilden die einzelnen Sekrete mehrerer Drüsen im Fuß der Muscheln vor allem phenolische Proteide, die gemeinsam zu Haftfäden vereinigt werden und erhärten. Während viele Muschelarten nur als Jungmuscheln Byssus produzieren, kann diese Sekretion bei anderen zeitlebens andauern. Bekannte Beispiele für Muscheln mit Byssusfäden sind die Miesmuscheln, die sich mit den Byssusfäden an Strukturen der Brandungszone festsetzen und diese bei schlechten Umweltbedingungen auch wieder lösen können, sowie die Feigenmuscheln, die ganze Netze aus Byssosfäden spinnen und damit Fremdkörper fixieren.
Inhaltsverzeichnis
Byssus der Steckmuschel im Altertum
Seit dem Altertum werden die Fasern der im Mittelmeer lebenden Edlen Steckmuschel (Pinna nobilis L.) gewonnen. Die aus diesen Fasern hergestellten Gewebe werden als Byssus bezeichnet. Die Mehrzahl der antiken Vorkommen des Wortes Byssos meint jedoch kostbares, feines Leinen bzw. kostbare, feine Baumwolle[1]. Auch die neutestamentlichen Vorkommen des Wortes Byssos (bzw. dessen Ableitungen) in Lk 16,19 EU, Offb 18 EU,12.16 sowie Offb 19 EU,8.14 meinen feines Leinen[2]. Die Faser ist goldglänzend, sehr dünn und extrem fest und haltbar, insofern mit modernen Nylonfäden vergleichbar. Die Steckmuschel ist die weitaus größte Muschel des Mittelmeers. Sie kann bis zu einem Meter lang werden. Heute ist die Steckmuschel geschützt, das Handwerk nahezu ausgestorben.
In der Antike war der aus Byssus oder Steckmuschelwolle gewebte Stoff, die sogenannte Muschelseide oder Meerseide, ein sehr kostbarer textiler Werkstoff, der um ein vielfaches feiner als Seide ist, wegen seiner Haltbarkeit und der aufwändigen Gewinnung sehr begehrt und wertvoll. Textilien aus Muschelseide waren vor allem im Mittelalter unter hohen kirchlichen Würdenträgern und im Hochadel sehr begehrt.
Bekannte Stoffe aus der Geschichte
Eines der bekanntesten Erzeugnisse aus Byssos ist der Schleier von Manoppello. Auf ihm ist nach allgemeiner Auffassung ein Abbild des Gesichtes Jesu Christi zu sehen. Auf welche Weise das Bild auf dem Schleier angefertigt worden ist, bleibt ungeklärt, da die Kirche einer Untersuchung nicht zustimmt. Fest steht lediglich, dass dieses Tuch aus Byssus-Fäden gewoben wurde und eine Bemalung dieses Stoffes nicht ohne weiteres möglich ist.
Anmerkungen
- ↑ Vgl. hierzu ausführlich Franz Olck, Art. Byssos, PWRE III,1 (1897) 1108-1114.
- ↑ Vgl. die einschlägigen Wörterbücher: EWNT; Bauer/Aland zum Wort.
Literatur
- Felicitas Maeder u. a.: Muschelseide - Goldene Fäden vom Meeresgrund, Katalog zur Ausstellung im Naturhistorischen Museum Basel, Basel 2004, ISBN 88-7439-114-5
- Franz Olck: Byssos. In: Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft (RE). Band III,1, Stuttgart 1897, Sp. 1108–1114.
Weblinks
Commons: Byssus – Sammlung von Bildern, Videos und AudiodateienKategorien:- Tierfaser
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