- Büttenrede
-
Eine Büttenrede ist eine im westdeutschen Kulturraum zur Fastnachtszeit (Karneval, Fasching) abgelesene oder auswendig vorgetragene Rede. Sie ist meist gereimt und wird von einem speziellen Rednerpult („Bütt“, rheinfränkisch/moselfränkisch/kölsch/rheinisch für Bütte) aus im lokalen Dialekt vorgetragen.
Inhaltsverzeichnis
Ursprung
Die Büttenrede geht auf die mittelalterliche Sitte des „Rügerechts“ zurück, in dessen Rahmen der einfache Mann zur Fastnachtszeit die Herrschenden ungestraft kritisieren durfte.
Aufbau des Reimes
Formal zeichnet sich die klassische gereimte Büttenrede durch ein sehr regelmäßiges Versmaß (z.B. fünfhebiger Jambus) aus, das es auch evtl. angetrunkenen Zuhörern erleichtert, dem Inhalt zu folgen. Sie ist häufig in mehrere Strophen eingeteilt, die – einem Kehrreim ähnlich – in derselben wiederkehrenden Pointe enden. Der bevorzugte Reim ist der Paarreim.
Rednerpult
Für die Bezeichnung des häufig in Form eines Fasses gestalteten Rednerpults als „Bütt“ gibt es mehrere Erklärungsversuche: vom leeren Weinfass, welches Anlass zur Bitterkeit gibt, über den Vergleich mit dem Spötter Diogenes, der in seiner legendären Tonne hauste, bis hin zum Bottich, in dem schmutzige Wäsche gewaschen wird.
Wird die Bütt einerseits zu mehr oder weniger offener, aber immer lustig formulierter Kritik an den Herrschenden genutzt, so werden andererseits auch ganz normale Witze erzählt. Allerdings hat sich zumindest in Köln in den letzten Jahren eine Gegenbewegung zum etablierten Sitzungskarneval gebildet, welche sich durch eben die Bissigkeit auszeichnet, die in mancher vom Fernsehen übertragenen Sitzung weggeschliffen scheint.
Eine andere Bezeichnung für die Bütt ist die „närrische Rostra“.
Den Auf- und Abtritt des Büttenredners begleitet die Saalkapelle mit einem – früher eigens für jede Gesellschaft komponierten – Büttenmarsch, der bekannteste hiervon dürfte der Narrhallamarsch sein.
Bekannte Büttenredner
Fränkische Fastnacht
Kölner Karneval
- Maria Heinrich Hoster (†) Dä Tillekatessenhändler Här Antun Meis
- Willibert Pauels Ne bergische Jung
- Ferdi Huick Dr bergische Landbote
- Karlheinz Jansen Dr Tröötemann
- Marc Metzger Dä Blötschkopp
- Hans Bols (†) Et Botterblömche
- Hans Hachenberg De Doof Noß
- Guido Cantz Dä Mann für alle Fälle
- Karl Küpper Dr Verdötschte
- Gerd Rück Weltenbumler
- Toni Geller Der Mann von der blauen Partei
- Fritz Schops Et Rumpelstielzje
Mainzer Fastnacht
- Dieter Brandt z. B. als Till
- Rolf Braun (†)
- Jürgen Dietz Der Bote vom Bundestag
- Herbert Bonewitz
- Willi Scheu (†) Bajazz mit der Laterne
- Rudi Zörns (†)
Weblinks
Kategorien:- Lyrische Form
- Sitzungskarneval
- Redegattung
- Kölner Karneval
- Mainzer Fastnacht
Wikimedia Foundation.