1. Sinfonie (Schubert)

1. Sinfonie (Schubert)

Die Sinfonie Nr. 1 D-Dur D 82 ist eine Sinfonie von Franz Schubert.

Inhaltsverzeichnis

Entstehung

Franz Schubert schrieb die Sinfonie im Jahr 1813 im Alter von 16 Jahren. Zu dieser Zeit ging sein Aufenthalt im kaiserlich-königlichen Konvikt zu Ende, wo er seinen Freund Joseph von Spaun kennenlernte und ihm 1809 schrieb, dass „Sie Glücklicher [...] jetzt dem Gefängnis“ entgehen. Zum militärähnlichen Schulbetrieb kam ein Komponierverbot durch seinen Vater aufgrund Schuberts schlechter Schulleistungen.

Die Uraufführung der Sinfonie fand im Herbst 1813 in Wien statt. Es ist ungewiss, ob die Sinfonie von dem Orchester des Wiener Stadtkonvikts uraufgeführt wurde oder von Otto Hartwigs Orchester-Verein, der aus dem Hausquartett der Schubert-Familie entstanden war. Die vereinfachte Besetzung sowie die kompositorische Vereinfachung einer Triole der Violinen und Viola im 4. Satz lassen den Orchester-Verein als uraufführendes Organ der Sinfonie vermuten.

Satzbezeichnungen

  1. Satz: Adagio - Allegro vivace
  2. Satz: Andante
  3. Satz: Menuetto. Allegro
  4. Satz: Allegro vivace

Zur Musik

In der feierlichen, langsamen Einleitung des ersten Satzes durchläuft ein Dreiklang in Streichern und Bläsern eine Oktave, gefolgt von einer absteigenden Antwort der Violinen. Die letzten zwei Takten der Introduktion leiten durch einen Paukenwirbel und eine Dreiklangsbrechung zum Allegro vivace-Hauptthema des Satzes über. Das Hauptthema ähnelt dem Thema aus dem Finalsatz von Ludwig van Beethovens 3. Sinfonie („Eroica“) sowohl im Gestus als auch in Details der Struktur. Bei der Wiederholung des Themas wirken im Unterschied zu dessen erstem Auftreten sämtliche Bläser mit.

Im zweiten Satz fällt Schuberts motivische Verarbeitung auf.

Das Allegretto-Tempo des dritten Satzes betont die schreitenden Gestus der Viertel im Bass. Das Trio hat den Charakter eines Ländlers; die Kadenz ist u. A. durch die Einführung eines Wechselnotenmotivs geprägt.

Der heitere vierte Satz folgt der Sonatensatzform. Das Hauptthema verfügt über eine einfache Struktur. Der Seitensatz startet in Takt 86 ist dem Hauptthema des Finalsatzes in Charakter und Instrumentation verwandt und ähnelt stark dem Hauptthema des ersten Satzes. Nach einer verkürzten Reprise beginnt in Takt 336 die Coda mit beschleunigten Triolen und einer chromatisch absteigenden Basslinie.

Wirkung

Am 5. Februar 1881 erklang das Werk erneut anlässlich einer Aufführung aller Schubert-Sinfonien im Crystal Palace in London. Die britische Presse zeigte sich beeindruckt angesichts der Reife der Musik, gemessen am jugendlichen Alter ihres Komponisten. So schrieb zum Beispiel „The Guardian“:

„Ein besonders interessanter Programmpunkt war die Aufführung von Schuberts I. Symphonie - ein wirklich wundervolles Werk, wenn man bedenkt, dass der Komponist ein ›Kerl‹ von gerade einmal 16 Jahren war. Sie besitzt melodischen Reichtum, ist berückend instrumentiert und weist keine Spuren eines Ungleichgewichts zwischen Inhalt und Form auf, das so häufig Kennzeichen von ›Frühwerken‹ ist.“

The Guardian, 9. Februar 1881

1884 zeigte sich Johannes Brahms wenig begeistert über Schuberts vielfach lediglich als „Lehrstücke“ angesehenen ersten sechs Sinfonien, als er dem Breitkopf & Härtel-Verlag schrieb, dass er „keine besondere Freude daran habe, den Druck dieser Sinfonien zu besorgen“ und meinte, „derartige Arbeiten [..] sollten nicht veröffentlicht werden, sondern mit Pietät bewahrt und vielleicht durch Abschrift mehreren zugänglich gemacht werden.“. „Eine eigentliche und schönste Freude“ hatte seiner Meinung nach „nur der Künstler, der sie in ihrer Verborgenheit sieht und - mit welcher Lust - studiert!“.

Literatur

  • Renate Ulm (Hrsg.): Franz Schuberts Symphonien. Entstehung – Deutung – Wirkung. dtv/Bärenreiter, München/Kassel 2000, ISBN 3-423-30791-9.

Weblinks


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