- 9-Zoll-Kanone M1867
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9-Zoll-Kanone M1867 Allgemeine Angaben Militärische Bezeichnung: 9-дюймовая пушка обр. 1867 г Herstellerland: Deutsches Reich
RusslandEntwickler/Hersteller: Krupp
Obuchow-WerkeEntwicklungsjahr: 1891 Produktionszeit: 1864[1]
1867[2] bis 1879Stückzahl: 54 Waffenkategorie: Kanone Technische Daten Rohrlänge: 4,572 m[1]
3, 962 m[2]Kaliber: 229 mm
Anzahl Züge: 32 Höhenrichtbereich: -4/+8,5 ° Ausstattung Verschlusstyp: prismatischer Keilverschluss System Krupp Ladeprinzip: Granate und Treibladungsbeutel Die 9-Zoll-Kanone M1867 (russisch: 9-дюймовая пушка обр. 1867 г , nach Umstellung auf das metrische System: 229-мм орудие обр. 1867 г.) war ein Schiffsgeschütz der Kaiserlich-Russischen Marine. Sie wurde ebenfalls als Küstengeschütz eingesetzt.
Inhaltsverzeichnis
Geschichte
Für die Bewaffnung von zehn geplanten Monitoren der Bronenossez-Klasse der Kaiserlich-Russischen Marine bestellte das Marineministerium 1863 bei Krupp in Deutschland insgesamt 24 Kanonen vom Kaliber 9 Zoll. Da Krupp zum damaligen Zeitpunkt nicht in der Lage war, derartig große Geschützrohre im Stranggussverfahren herzustellen, wurde die Waffe zweiteilig ausgeführt. Das Rohr bestand aus Stahl und hatte ein Gewicht von 7142 kg. Auf das Verschlussstück wurde eine Hülle aus Gusseisen mit einem Gewicht von 5307 kg aufgesetzt.
Im Jahr 1864 lieferte Krupp 22 Geschütze mit glattem Rohr aus. Sie kamen auf neun der geplanten Schiffe zum Einsatz, lediglich die Jedinorog (Единорога) und die als elftes Boot nach dem Vorbild der dänischen Rolf Krake gebaute Smertsch (Смерч) wurden zunächst nicht mit diesen Waffen ausgerüstet. Die übrigen Waffen wurden für Versuche verwendet. Unter anderem versuchte man im Ischorski-Werk die Waffen mit Zügen zu versehen, der Versuch endete jedoch erfolglos. Daraufhin wurden die Waffen auf das Kaliber 10,75 Zoll aufgebohrt.
Im März 1865 schlug Krupp eine Modernisierung der Waffen vor. Die gusseiserne Hülle sollte entfernt, stattdessen sollten zwei Reihen von Stahlringen aufgeschrumpft werden. Gleichzeitig sollte das Rohr Züge erhalten. Gegen Ende des Jahres 1868 wurden 19 Geschütze nach Deutschland zur Modernisierung verbracht, sie kehrten im Folgejahr nach Russland zurück.
Zweiundzwanzig neue Kanonen der modernisierten Ausführung wurden im Juli 1868 bei Krupp bestellt. Im Jahr 1870 befanden sich 19 überarbeitete und 22 neu gefertigte Kanonen im Bestand der Flotte. Die überarbeiteten Kanonen kamen auf die Fregatte Knjas Poscharskii (Князь Пожарский) (acht Stück), die Monitore Rusalka (Русалка) und Tschadoreika (Чародейка) (vier Stück in zwei Zwillingstürmen je Schiff) und dem Monitor Streletz (Стрелец). Die neuen Waffen wurden auf den mit Türmen ausgerüsteten Fregatten eingebaut. Im Jahr 1876 waren jedoch insgesamt zwölf Geschütze nicht mehr einsatzbereit, so musste beispielsweise die Kanone Nr. 20 des Monitors Streletz wegen Rißbildung ausgesondert werden.
Anfang der 1870er-Jahre begann in den Obuchow-Werken in St. Petersburg die Lizenzproduktion der Waffe nach den Zeichnungen von Krupp. Bis 1879 wurden elf Geschütze fertiggestellt; von den bei Krupp gebauten Waffen waren noch dreißig Stück vorhanden. Die vorhandenen Waffen wurden allmählich zur 9-Zoll-Kanone M1877 (russisch: 9-дюймовая пушка обр. 1877 г) modernisiert, 1890 waren nur noch 18 Waffen in der Ursprungsausführung vorhanden.
Nach Aussonderung der Schiffe wurden die Kanonen in den Befestigungsanlagen der Festung Sveaborg verwendet. Sie kamen in der inneren seeseitigen Befestigungslinie zum Einsatz, die grundsätzlich mit älteren Geschütztypen bestückt war. Während des Ersten Weltkrieges wurden die Geschütze abgezogen und an die Landfront der Festung verlegt.
Konstruktion
Die 9-Zoll-Kanone M1867 besaß ein einteiliges Rohr aus Stahl, das mit zwei Lagen aufgeschrumpfter Ringe verstärkt wurde. Die ursprünglich von Krupp modernisierten Waffen besaßen dabei 16 Ringe, die ab 1868 gefertigten 22. Als Verschluss kam ein prismatischer Keilverschluss System Krupp zum Einsatz. Die Länge des Rohres betrug 4572 mm, das entspricht 20 Kalibern. Die ab 1868 gebauten Waffen hatten eine Länge von 3962 mm (17,3 Kaliber). Das Rohr hatte 32 Züge mit einer Tiefe von 2,8 mm. Das Gewicht der Waffe mit Verschluss unterschied sich je nach Ausführung. Die von Krupp modernisierten Waffen wogen 12.711 kg, die von Krupp neu gebauten 15.070 kg, die in den Obuchow-Werken hergestellten 15.225 kg.
Die Waffen verschossen Bleimantelgeschosse mit einem Gewicht von 122 bis 124 kg und einer Länge von 2 bis 2,5 Kalibern. Die Sprenggranaten enthielten eine Ladung von 2,5 bis 4,5 kg Schwarzpulver und besaßen einen Aufschlagzünder. Die panzerbrechenden Granaten waren mit 0,8 kg Schwarzpulver gefüllt und besaßen keinen Zünder. Der Bleimantel war notwendig, um das Geschoss im Rohr der Kanone gasdicht führen zu können. Granaten aus Stahl mit einer dünnen Bleiumhüllung wurden getestet, aber nicht eingeführt, ebenso wenig die in den 1880er-Jahren erprobten Geschosse mit jeweils drei Führungsringen aus Kupfer. Ein Kartätschengeschoss wurde am 24. November 1876 offiziell eingeführt. Es wog 79,44 kg und enthielt 72 Kugeln mit einem Durchmesser von 55,4 mm, von denen jede 836 g wog.
Als Treibladung wurde ebenfalls Schwarzpulver genutzt. Dabei wurden zunächst die für die 9-Zoll-Glattrohrkanone beschafften Treibladungen verwendet. Bei einem Treibladungssgewicht von 19,45 kg wurde eine Mündungsgeschwindigkeit von 386 m/s erreicht. Für die neu gebauten Kanonen bestand die Treibladung aus 30,7 kg Schwarzpulver, was eine Mündungsgeschwindigkeit von 417 m/s ergab; ab den 1870er-Jahren aus 21,3 kg. Der Einsatz der starken Treibladung war nur in Kriegszeiten erlaubt. Damit wurde bei einer Mündungsgeschwindigkeit von 409 m/s und einer Rohrerhöhung von 8°40' eine Reichweite von 3704 m erreicht, bei einer Rohrerhöhung von +19° lag die Reichweite bei 6400 m.
Da wirksame Rohrbremsen zum damaligen Zeitpunkt nicht zur Verfügung standen, wurden die Kanonen auf eine von Generalmajor Pestich entwickelte Lafette mit Vavasseur-Gleitbahn gesetzt, dabei betrug der Neigungswinkel der Gleitbahn 1,5 °. Der Höhenrichtbereich lag bei –4° bis +8,5°. Als Richtantrieb kam eine Schraube zum Einsatz, dabei wurde eine Zeit von 2 min 15 s benötigt, um das Rohr aus einer Erhöhung von –4° in eine Erhöhung von 8,5° zu bringen. Die Unterlafette war als Pivotlafette konstruiert. Das Gewicht der Oberlafette betrug 2602 kg, das der Unterlafette 2641 kg.
Einzelnachweise
- ↑ a b Ursprungsausführung mit glattem Rohr
- ↑ a b Neukonstruktion / Modernisierung mit gezogenem Rohr
Weblinks
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Commons: 229 mm naval gun M1867 – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
- Angaben zum Geschütz (russisch)
Kategorien:- Geschütz Kaliber 200 mm bis 300 mm
- Schiffsgeschütz
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