Akademisch Theologische Verbindung Wartburg

Akademisch Theologische Verbindung Wartburg
Daten
Universität: Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg
Gründung: 15. Juni 1863 in Heidelberg
Wahlspruch: Wo der Geist des Herrn ist, ist Freiheit 2. Korinther 3, 17
Farben: violett-weiß-grün
Zirkel: Zirkel der AThV
Wappen: Wappen entworfen 1889 von Verkehrsgast Müller
Adresse: Untere Neckarstr. 21, 69117 Heidelberg
Website: www.athv.de

Die Akademisch Theologische Verbindung Wartburg (AThV Wartburg) ist eine nichtschlagende, farbentragende Studentenverbindung an der Universität Heidelberg. Sie wurde 1863 gegründet und besteht bis heute fort. Bis zum Jahre 2003 gehörte sie dem Deutschen Wissenschafter-Verband (DWV) an.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

1863 bis 1918

Die AThV Wartburg wurde 1863 von norddeutschen Studenten als Akademisch Theologischer Verein gegründet. Als Gründungsvater gilt Richard Rothe, der als Professor der Theologie seine Heidelberger Studenten dazu bewegte, einen solchen Verein nach Bonner Vorbild ins Leben zurufen. 1870 erfolgte der Beitritt zum Theologischen Kartellverband (später Eisenacher Kartell, das danach mit dem Leipziger Kartell zum Schmalkaldener Kartell fusionierte).

1877/78 folgte der Zusammenschluss der verschiedenen wissenschaftlichen Vereine in Heidelberg zum Verband wissenschaftlicher Vereine (später Heidelberger Wissenschafter Verband). Im Jahre 1881 einigte man sich auf die Farben entsprechend dem Kirchenjahr: violett-weiß-grün. Man blieb jedoch „schwarz“ und wurde lediglich farbenführend. Im selben Jahr entstand der Zirkel der Verbindung: vivat-crescat-floreat Theologia.

1884/85 entstand der Ausschuss der Studentenschaft der Ruperto Carola; diesem trat die AThV bei. Fortan wurde sie als Korporation angesehen und verstand sich auch als solche. Bis dahin fanden sich innerhalb der AThV einige Studenten der Theologie, die in einer anderen Heidelberger Verbindung aktiv waren (vornehmlich im Heidelberger Wingolf).

An den Feierlichkeiten zum 500-jährigen Bestehen der Universität nahm die AThV 1886 teil. Zu diesem Zwecke legte sie ihr Stiftungsfest auf das Gründungsdatum der Universität (15. Juni). In den Jahren darauf folgte die Einführung der Fuxenstunden und des Fux-Bursch-Alter-Herr-Verhältnisses.

Im Jahre 1889 stellte der Verkehrsgast Malermeister Müller aus Karlsruhe seinen Entwurf für ein Wappen vor. Dieses wurde einstimmig von der Aktivitas angenommen. Das Wappen blieb bis heute unverändert. In den Jahren darauf entbrannte die Diskussion um die Satisfaktionsfrage innerhalb der Aktivitas. Letztlich stellte die Aktivitas fest, dass sie aus ihrer theologischen Natur heraus nicht fechten sollte, der akademische Geist der Zeit aber Ehrenhändel erfordere, die Satisfaktionsfrage den Mitgliedern also freizustellen sei. 1894 erhielt der Akademisch Theologische Verein die „verbriefte Satisfaktion“, der Paukbetrieb wurde aufgenommen.

1918 bis 1936

Nach den Kriegsjahren konnte im Jahre 1918 der Aktivenbetrieb wieder aufgenommen werden. Ein frischer Wind wehte: Es erfolgte die Umbenennung des Akademisch Theologischen Vereins in Akademisch Theologische Verbindung Wartburg. Als Prinzipien wurden neben dem Lebensbund- und dem Conventsprinzip, das Wissenschafts-, Fakultäts- (theologisch), Freundschafts- und Vaterlandsprinzip eingeführt. Man war fakultativ schlagend, jedoch nach wie vor schwarz. 1924 konnte das alte Handschuhsheimer Pfarrhaus als Verbindungshaus erworben werden. Eine Blütezeit innerhalb der Aktivitas setzte ein. 1929 wurde das Fakultätsprinzip abgeschafft, viele Studenten anderer Fakultäten traten bei. 1936 erfolgte die Suspension unter dem Druck des NS-Regimes. Der Altherrenverband wandelte sich in die „Akademisch Theologische Gesellschaft“ um.

1949 bis heute

Wohnheim Wartburg in der Heidelberger Altstadt, 2007

Nach den Kriegsjahren trafen sich 1949 erstmals die Alten-Herren. 1951 erfolgte die Wiedergründung der Aktivitas mit den alten Farben und Prinzipien, das Fechten wurde jedoch abgeschafft. Das Handschuhsheimer Verbindungshaus war während des Krieges nach einem Scheinverkauf verloren gegangen. Ein jahrelanger Rechtsstreit folgte. Vorläufig hatte die Wartburg ihre Konstante im Bremeneck. Es folgte die Einführung von Couleur, jedoch nur als „Kneipcouleur“. Die AThV Wartburg konnte in den Folgejahren aus einem Vergleich im oben genannten Rechtsstreit Geld erzielen, zum Kauf des heutigen Verbindungshauses in der Unteren Neckarstr. 21 im Jahre 1964. Die Studentenbewegungen der 1960er und 1970er Jahre führte zur Abschaffung des Vaterlandsprinzips bei der Aktivitas im Jahre 1970 und zu einem Streit mit dem Altherrenverband. Es folgte ein Mangel an Aktiven und die Wartburg stand mehrere Male vor der Suspension. 1988 konnte dann das 125. Stiftungsfest gefeiert werden und man kam schnell zu dem Schluss, dass sich etwas ändern müsse. Das Haus in der Unteren Neckarstr. 21, inzwischen schwer renovierungsbedürftig, wurde kernsaniert und zu einem Studentenwohnheim umgebaut. Seither teilen sich 28 Studierende das Wohnheim, wobei darauf geachtet wird, das je zur Hälfte Frauen und Männer das Haus bewohnen. Die Aktivitas existiert innerhalb der männlichen Mitbewohner des Wohnheims. Sie pflegen die Traditionen fort und verstehen sich – zumindest im Rahmen der Veranstaltungen des Semesterprogrammes – als Verbindung. Vor allem das Wissenschaftsprinzip steht der Verbindung voran. Im Alltag jedoch kann mehr von einem „Wohnheim mit Verbindungskultur“ gesprochen werden. 2003 erfolgte der Austritt aus dem sich auflösenden Deutschen Wissenschafter-Verband.

Bekannte Wartburger

Literatur

  • Kriegsmann, Klaus-Peter: 125 Jahre Prinzip Wissenschaft - Festschrift zum 125. Stiftungsfest (Schriften der Akademisch-Theologischen Verbindung Wartburg/Heidelberg, Band 2), Heidelberg 1988
  • Berger, Gerhart: Weiland Bursch zu Heidelberg. Eine Festschrift der Heidelberger Korporationen zur 600-Jahr-Feier der Ruperto Carola, Heidelberg 1988.

Weblinks


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