- Liste der Studentenverbindungen in Königsberg (Preußen)
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In dieser Liste werden diejenigen Studentenverbindungen aufgeführt, die vor dem Verbot der Korporationen in der Zeit des Nationalsozialismus ihren Sitz an der Albertina oder der Handelshochschule in Königsberg i. Pr. hatten. Am 17. September 1977 feierten sie einen Kommers in Duisburg.[1]
Inhaltsverzeichnis
Liste der Studentenverbindungen
Kränzchen in der Allgemeinheit
- Pappenhemia, 1824-1841
- Hochhemia schwarz-rot [2]
- Saxonia[3]
- Arminia/Gothia
- Teutonia
Diese Kränzchen lebten bis 1842. Sie standen gegen das rauhe Landsmannschaftertum und hatten Rückhalt in der Universität, vor allem bei Karl Friedrich Burdach.[4]
Burschenschaften
- (Progressistische B.) Palmburgia, 1850-1853 [5]
- Arminia III im Eisenacher DC, 1860-1876 (→ Corps Hansea)
In der Deutschen Burschenschaft:
Im Allgemeinen Deutschen Burschenbund: [8]
- Cheruscia, 1885 [9]
- Arminia IV (1905-1927)
Im Verband Deutscher Burschen:
- Normannia
Corps
- Corpslandsmannschaften
- Lithuania IV, 1829-1848
- Borussia, 1829-1841 [10]
- Scotia, 1829-1847 [11]
- Normannia I, 1833-1847
- Baltia I, 1834-1840 [12]
Corps (seit 1865 als SC im KSCV) [13]
- Masovia, gegr. 1830
- Silber-Litthauer, 1848-1866 [14]
- Baltia, 1851-1934
- Normannia, 1873-1889
- Hansea, 1876-1936
- Littuania, 1894-1936
Corps im Rudolstädter SC
- Agronomia, 1879
- Palaio-Borussia, 1909-1930
- Vandalia, 1881
Landsmannschaften
- Verbindung, später freie Landsmannschaft Littuania (Tuch-Littauer), 1848-1894 (→ Corps Littuania) [15]
In der Deutschen Landsmannschaft
Turnerschaften
- Arminia, 1900
- Cimbria, 1899 [18]
- Franconia, 1882
- Frisia, 1897
- Markomannia, 1881
Katholische Verbindungen
Im KV
- Borussia, 1875
- Tannenberg, 1928
Im CV
- AV Tuisconia, 1897 (das „katholische Corps“, siehe Johannes Denk)[19]
Im UV
- WKStV Unitas-Ostland, 1927
Christliche Verbindungen
Im Schwarzburgbund:
- Grenzlandverbindung Marienburg, 1928
Im Wingolfsbund:
- Königsberger Wingolf, 1903 [20]
Studentinnenverbindungen
- Adalberta, 1916
- Organum, 1927
- Radegund, 1927
- Regiomontana, 1925
Weitere
- Akademischer Segler Verein zu Danzig
- (Akademisch-) Naturwissenschaftlicher/Akademisch-Pharmazeutischer Verein [21]
- Verein Deutscher Studenten, 1885 [22]
- Russisch-Jüdischer Verein [23]
- Verein Jüdischer Studenten Makkabäa, 1904 [24]
- Jüdische Verbindung Friburgia (KC), 1912
- Sängerschaft Altpreußen (DS), 1921
- Sängerverbindung Ascania-Curonia (SV), 1874
- Akademische Turnverbindung Albertia-Ostmark (ATB), 1900
- Akademische Ruderverbindung „Alania“ Königsberg i. Pr., 1904
- AV Organum [25]
- Akademische Sportverbindung (Grenzmannschaft) Ostpreußen (ATB), 1927[25]
- Wehrbund Harrings, 1926 [25][26]
- Fliegerschaft Preußen, 1926 [27]
- Wissenschaftliche Verbindung Hohenstaufen (DWV), 1898 schwarz-weiß-orange [28]
- Theologische Verbindung Wartburg (DWV), 1868 [29]
- Deutsche Hochschulgilde Hermann Balk (DG), 1928
- Deutsche Hochschulgilde Skuld (DG), 1912
- Deutsche Hochschulgilde Akademische Freischar (DG), WS 1926/27
- Wehrschaft Sugambria
Hermann von Winkler
„Es war in den Jahren vor 1933, als man alljährlich an der Ehrentafel für die im Ersten Weltkrieg gefallenen 271 Studenten der Albertus-Universität in Königsberg, also im ersten Stock der Albertina vor dem alten Auditorium maximum, einen Riesenkranz mit Schleife bemerken mußte. Die einfache Aufschrift lautete: „Den toten Studenten - Hermann von Winkler“. Der Fremde, der Neuling, vermerkte achtungsvoll bei sich, daß da der Träger eines alten ostpreußischen Geschlechternamens den Gefallenen, vielleicht seinen eigenen Söhnen, einen stillen Dank abstattete. Der Eingeweihte wußte es anders und richtig. In vielen Stadtteilen gab es damals jene anheimelnd eingerichteten kleinen Speise- und Trinklokale der Firma August Albert Winkler, die sich durch Güte und kleine Preise auszeichneten. Und in Universitätsnähe, an der Ecke Burg- und Theaterstraße, war jenes Wein- und Bierlokal, das besonders gern von Studenten und Altakademikern aufgesucht wurde. Der dienstbare Geist dort war der Kellner mit dem Vornamen Hermann. Er war ein uneigennütziger und hilfsbereiter, ein väterlicher Freund der Studenten. Jeder Fuchs fühlte sich geehrt, wenn bei seinem ersten Besuch Hermann sich mit seinem Unterschriftsbuch näherte und der junge Studiker würdebewußt seinen Namen eintrug. Er schätzte die Ehre, sich eintragen zu können, und zwar mit Studienfach und vor allem mit seinem Zirkel. Und unter Glas und Rahmen hatte Hermann überdies an der Wand eine Zeichnung mit allen Wappen und Zirkeln der Königsberger Verbindungen und ihrer Farben aufgehängt. Hermann zeigte auch gern seine Sammlung studentischer Erinnerungsstücke und viele Bierseidel mit Wappen und Wahlspruch. So manche waren nicht eingelöste Pfandstücke ... Der kleinwüchsige, etwas bucklige Hermann fiel durch seinen ausgeprägten Kopf auf. Seine Augen strahlten Wärme. Er war herzensgut, ehrlich und treu von Gemüt und Charakter. Und so war auch die Schleifenaufschrift von ihm gemeint und jeder wußte es, der ihn kannte.
Daß man die allgemein bekannten ostpreußischen Getränke wie den Pillkaller Nikolaschka, Knickebein und Bärenfang bekam, versteht sich. Die lokalspeziellen schärferen Sachen aber waren diese: Da gab es den gängigsten Schnaps, den Tulas der 20 Pfennige kostete, natürlich einschließlich Steuer und Transport. Dazu konnte man sich die kostenlose Tulas-Postkarte kommen lassen. Billiger waren mit 15 Pfennigen einschließlich der Sonnenschein und Sturm mit Luft. An der Spitze mit 25 Pfennigen rangierten Schneegestöber, Feuerschlange, Strucks, Mokka-Ei, Negus-Negesti und Pschismokatzky. Dazwischen lagen auf Tulas-Ebene die oft verlangten Kükos, Abendsonne, Blutgeschwür und der große Winkler-Schlager: Elefantendups mit Setzei! Dieser aber sah so aus: Zwei Drittel Kirschlikör, ganz langsam darüber Eierlikör gegeben, so daß sich beides nicht vermischte. Obenauf wurden zwei ganze Kaffeebohnen gelegt!
Im Gedenken an Hermann von Winkler - Prost!“ (Hans Lippold)
Siehe auch
- Albertus (Couleur)
- Liederbuch der Albertina
- Königsberger Bierreich
- Erinnerung an Königsberg
- Studentenkarzer (Königsberg)
Literatur
- Hans-Georg Balder: Das Korporationsleben in Königsberg. WJK, Hilden 2010, ISBN 978-3-940891-33-4.
- Kurt Ulrich Bertrams (Hrsg.): Als Student in Königsberg. Erinnerungen bekannter Korporierter. Hilden 2006, ISBN 3-933892-98-8
- Rüdiger Döhler: Die Königsberger Korporationen. Einst und Jetzt, Bd. 52 (2007), S. 160-176
- Hans Lippold: Die Königsberger Corps Scotia (1829-1847), Borussia (1829-1847), Normannia I (1833-1847), Normannia II (1873-1889), Baltia I (1834-1840) und Pappenhemia (1824-1841). Einst und Jetzt, Bd. 13 (1968), S. 80-92
- Andreas Mildahn: Verbindungen in Königsberg. In Vorbereitung
- Max Pauly: Chronik der Landsmannschaft Lithuania 1829-1888. Königsberg 1889
- Emil Popp: Zur Geschichte des Königsberger Studententums 1900-1945. Holzner, Würzburg 1955 (Neuausgabe: WJK, Hilden 2004, ISBN 3-933892-52-X)
- Theodor Rappolt: Geschichte der Hochhemia, 1889
- Otto von Schott: Das Königsberger Korporationsstudententum von 1918 bis 1933. Das Ostpreußenblatt, 4. Januar 1997 (abgedruckt in Einst und Jetzt, Bd. 54 (2009), S. 235-240
- Siegfried Schindelmeiser: Die Albertina und ihre Studenten 1544 bis WS 1850/51 und Die Geschichte des Corps Baltia II zu Königsberg i. Pr. (1970-1985). Erstmals vollständige, bebilderte und kommentierte Neuausgabe in zwei Bänden mit einem Anhang und zwei Registern, herausgegeben von Rüdiger Döhler und Georg von Klitzing, München 2010, ISBN 978-3-00-028704-6
- Götz von Selle: Geschichte der Albertus-Universität zu Königsberg in Preußen, 2., erweiterte Auflage, Würzburg 1956
- Thomas Thamm: Korporationsstudententum in Königsberg/Preußen 1918 bis 1945. Historia academica 34, Würzburg 1995.
Einzelnachweise und Anmerkungen
- ↑ Kommers der Königsberger Korporationen zur 25jährigen Patenschaft Duisburg - Königsberg. Der Convent 1978
- ↑ bedeutende Mitglieder, u. a. Rudolf Gottschall), Pappenhemia ähnlich (cf. Rappolt; v. Selle, S. 314; Popp, S. 61 f.; Pauly, S. 42
- ↑ Bei Saxonia kann es sich um die von Pauly S. 42 erwähnten „Spanischen Fliegen“ (grün-gelb) gehandelt haben
- ↑ Schindelmeiser, Bd. 1, S. 84 f., 96
- ↑ Ernst Wichert: Es war eine frohe Zeit, die wir zusammen verlebten. In: Kurt U. Bertrams: Als Student in Königsberg. Erinnerungen bekannter Korporierter. Hilden 2006, S. 29-37
- ↑ Gothia ist heute in Göttingen.
- ↑ Der 1875 gegründete Akademische Turnverein bekannte sich seit 1882 zur unbedingten Genugtuung. Die Tuch-Littauer schlossen deshalb mit ihm ein Paukkartell ab. Später verlangten sie, daß er Farben trage, falls das Kartell fortgesetzt werden solle. Darauf legte der ATV am 22. August 1884 die Farben violett-weiß-rot an und wurde im SS 1885 zur Burschenschaft Teutonia (Pauly, S. 84; Popp S. 177).
- ↑ „Der Zusammenschluß der vier großen schlagenden Verbände wurde im Sinne des Marburger Abkommens weiter gefördert. Nachdem der Kösener Congress die getroffenen Vereinbarungen gebilligt hatte, fand unter dem Vorsitz von Fabricius am 27. Juli 1913 eine Zusammenkunft der Vororte der Verbände in Leipzig statt. Noch im Jahr 1913 wurde in Königsberg ein „Kartell der schlagenden Verbände an der Albertina“ abgeschlossen. Dieses bestand aus den aktiven Verbindungen des SC’s, der DB und des VC’s sowie der Inaktivenvereinigung des LC´s. Der ADB wurde nicht aufgenommen. Er zeigte eine waffenstudentenfeindliche Einstellung. Nach einer in DKZtg. 30, 132 mitgeteilten Verlautbarung nannte er das Abkommen der großen Verbände als ein Mittel zur „Tyrannisierung der übrigen Studentenschaft“. Auch an anderer Stelle – so DKZtg. 30, 345 ff., 379 ff. – wurde auf dieses Verhalten hingewiesen. Der ADB fand im „Vorwärts“, dem amtlichen Blatt der SPD, einen Bundesgenossen. Dieser bezeichnete das Corpsstudententum als Pflanzschule der Reaktion. Sein Ziel sei, den Nachwuchs für eine Mandarinenkaste zu züchten (DKZtg. 30, 285).“ Siegfried Schindelmeiser: Die Geschichte des Corps Baltia II zu Königsberg i. Pr., 5. Teil. München 1970-1985.
- ↑ Gustav Stresemann war ein Ehrenmitglied.
- ↑ Die Borussia wurde im Mai 1829 von der „Elite der Masuren“ gegründet. 1833 nahm sie als erster Königsberger Bund das Corpsprinzip an. Spätestens seit der SC-Gründung am 7. November 1835 folgten die anderen sechs Corpslandsmannschaften.
- ↑ Die Schotten waren Abiturienten des Altstädtischen Gymnasiums.
- ↑ Viele Balten kamen aus dem katholischen Ermland. Als Nachwuchs ausblieb, bat der Bund im November 1840 die Masovia, seine 48 Mitglieder zu übernehmen.
- ↑ Ab WS 1861/62 nannten sich die Königsberger Corpslandsmannschaften nur noch Corps
- ↑ Die Silber-Litthauer waren 1864 als erstes Königsberger Corps dem KSCV beigetreten. Masovia und Baltia folgten 1865
- ↑ Hermann Sudermann: Ich stand leidenschaftlich gern auf Mensur. In Kurt U. Bertrams: Als Student in Königsberg. Erinnerungen bekannter Korporierter. Hilden 2006, S. 78-99
- ↑ 1927 mit der suspendierten L! Zollern verschmolzen.
- ↑ Hervorgegangen aus dem Medizinisch-Naturwissenschaftlichen Verein. Seit 1953 als L! Hammonia-Marko Natangia in Hamburg.
- ↑ Seit 1956 mit der L! Alemannia in Saarbrücken
- ↑ Georg Mielcarczyk: Geschichte des KDStV Tuisconia und des Ostpreußischen Altherrenverbandes, 1956
- ↑ Traditionsverbindung Hallenser Wingolf
- ↑ Sein Mitglied Fritz Skowronnek, regelmäßiger Gast beim Corps Baltia, meinte: „Die Königsberger Corps haben nie das besessen, was man als Auswüchse des Corpsstudententums zu tadeln pflegt. Nur die damals noch existierenden Normannen versuchten, etwas die Feudalen zu markieren. Die übrigen Corps unterschieden sich kaum von den anderen Verbindungen, den Burschenschaften und Landsmannschaften. Es wurde allerdings heftig gekneipt und sehr scharf gefochten.“ (in: Bertrams, S. 111-113)
- ↑ Mitglieder waren Rudolf Nadolny und (als Ehrenmitglied) Erich Koch.
- ↑ Shmarya Levin: Die Bierfrage spielte eine verhängnisvolle Rolle. In: Kurt U. Bertrams: Als Student in Königsberg. Erinnerungen bekannter Korporierter. Hilden 2006, S. 177-122
- ↑ Hervorgegangen aus dem akademischen zionistischen Verein „Theodor Herzl“. Ein Mitglied war Kurt Blumenfeld.
- ↑ a b c verbriefte Satisfaktion
- ↑ abstinente Verbindung
- ↑ Gestiftet unter dem Namen „Rossitten“. Ein Mitglied war Carl Friedrich Goerdeler
- ↑ schwarze Samtmütze; Mitglieder waren Fritz Gause, Bruno Schumacher und Paul Stettiner
- ↑ Seit 1883 Korporation.
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