- Deutscher Wissenschafter-Verband
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Der Deutsche Wissenschafter-Verband (DWV) wurde als Dachverband für studentische Korporationen am 14. Mai 1910 in Kassel aus sieben fachwissenschaftlichen Verbänden mit insgesamt 82 Vereinen zusammengeschlossen.
Inhaltsverzeichnis
Zur Geschichte des DWV
Die Zeit zwischen den Weltkriegen war von inneren Spannungen in der Couleur- und Mensurfrage geprägt. Schließlich wurde das Tragen von Couleur freigestellt und das studentische Fechten verworfen.
Als Verbandsblatt wurden die Mitteilungen aus dem Deutschen Wissenschafter-Verband herausgegeben.
1935 musste der DWV auf Druck der Nationalsozialisten aufgelöst werden. 1953 wurde in Marburg die Wiedergründung beschlossen. Die Verbindungen waren nun überwiegend allgemeinwissenschaftlich ausgerichtet, die fachwissenschaftlichen Kartelle wurden nicht rekonstituiert.
Im Jahr 1960 trat der DWV dem Arbeits- und Freundschaftsabkommen zwischen dem Schwarzburgbund (SB) und dem heute aufgelösten Deutschen Burschen-Ring (DBR) bei.
Seit 1977 nehmen die DWV-Verbindungen nach eigener Maßgabe auch Studentinnen auf. Von den neun Mitgliedsverbindungen sind die vier aktiven Bünde zur Zeit alle gemischt.
Mitgliedskartelle
Der Arnstädter Verband (AV)
Das wichtigstes Gründungskartell war der 1868 entstandene Arnstädter Verband mathematischer und naturwissenschaftlicher Vereine.
Das Eisenacher Kartell (EK)
Das Eisenacher Kartell akademisch-theologischer Vereine war ein Korporationsverband nicht-farbentragender Studentenverbindungen, der aus dem im Sommer-Semester 1874 durch die Vereinigung von seit den 1840er Jahren entstandenen theologischen Vereinen entstandenen Kartellverband akademischer theologischer Vereine auf deutschen und schweizerischen Hochschulen hervorgegangen war. 1897 nahm er den Namen Eisenacher Kartell an. Als Verbandsblatt wurde die Zeitschrift Theologische Blätter herausgegeben. Ein Kartelltag fand alle zwei Jahre in Eisenach statt.
Mitgliedsverbindungen:
- Akademisch-theologischer Verein Berlin
- Evangelisch-theologische Verbindung Rheinmark Bonn (auch im LK)
- Wissenschaftliche theologische Verbindung Wartburg Breslau
- Akademisch-theologischer Verein Gießen
- Akademisch-theologischer Verein Göttingen
- Akademisch-theologischer Verein Greifswald
- Akademisch-theologische Verbindung Vartburgia Halle
- Akademisch Theologische Verbindung Wartburg zu Heidelberg
- Akademisch-theologischer Verein Jena
- Akademisch-theologischer Verein Königsberg
- Akademisch-theologischer Verein Vitemberga Leipzig
- Wartburgbund der Theologen Münster (auch im LK)
- Akademisch-theologische Verbindung Wartburg Tübingen
- bis 1885 bzw. 1887 gehörten ihm auch Vereine in Bern und Zürich an
Das Göttinger Kartell (GK)
Am 23. Mai 1920 verschmolzen NKV und der WKV zu dem nach seinem Gründungsort benannten Göttinger Kartell wissenschaftlicher Verbindungen an deutschen Hochschulen (GK). Das GK war ein Korporationsverband nicht-farbentragender Studentenverbindungen und verschmolz am 18. Januar 1926 mit dem LB zum Dornburg-Kartell, welches sich am 9. Juni 1933 auflöste. Die Verbindungen wurden direkte Mitglieder des DWV.
Mitgliedsverbindungen:
- Akademisch-Philologischer Verein Berlin
- Pholologischer Verein Bonn
- Pholologischer Verein Breslau
- Deutsche Wissenschafts Verbindung Hohenstaufen Breslau (auch im AV & LB)
- Philologisch-Historischer Verein Freiburg
- Philologisch-Historischer Verein Göttingen
- Wissenschaftliche Verbindung Baltia Greifswald
- Philologisch-Historische Verbindung Cimbria Heidelberg
- Philologische Verbindung Kiel
- Klassisch-philologischer Verein Leipzig
- Philologisch-Historischer Verein München
Naumburger Kartellverband (NKV)
Der Naumburger Kartellverband philologisch-historischer Vereine an deutschen Hochschulen war im Sommer-Semester 1884 aus seit den 1870er Jahren bestehenden Sonderkartellen altphilologischer Fachvereine entstanden als Cartellverband klassisch-philologischer, später philologisch-historischer Vereine und hatte 1908 den Namen des Tagungsortes Naumburg angenommen.
Weimarer Kartellverband (WKV)
Der Weimarer Kartellverband Philologischer Verbindungen an deutschen Hochschulen war am 28. Juli 1879 als Cartellverband neuphilologischer Vereine an deutschen Hochschulen gegründet worden, die 1890 korporativ wurden, und änderte 1901 seinen Namen nach seinem Tagungsorte Weimar.
Das Leipziger Kartell (LK)
Dem Leipziger Kartell theologischer Studentenvereine an deutschen Hochschulen gehörten nur nicht-farbentragende Verbindungen an. Im Sommer-Semester 1891 vereinigten sich viele theologische Studentenvereine, die sich bisher nicht im EK verbunden hatten, zum Leipziger Verbande, der sich am 4. August 1919 in Leipziger Kartell umbenannte. Verbandstagungen fanden zwei-jährlich statt. Als Verbandsblatt wurden die Nachrichten des Verbandes theologischer Studentenvereine auf deutschen Hochschulen herausgegeben.
Mitgliedsverbindungen:
- Theologischer Studenten-Verein Berlin
- Evangelisch-theologische Verbindung Rheinmark Bonn (auch im EK)
- Neuer evangelisch-theologischer Studenten-Verein Breslau
- Theologischer Studenten-Verein Erlangen
- Theologische Verbindung Concordia Göttingen
- Theologische Gesellschaft Greifswald
- Theologische Verbindung Halle
- Theologischer Studenten-Verein Leipzig
- Theologischer Studenten-Verein Marburg
- Wartburgbund evangelischer Theologen Münster (auch im EK)
- Theologischer Studenten-Verein Rostock
- Evangelisch-theologischer Studenten-Verein Wittenberg Tübingen
- Das LK hatte ein loses Verhältnis zum Theologischen Studenten-Verein Dorpat
Der Leuchtenburgbund (LB)
Der Leuchtenburgbund historischer und staatswissenschaftlicher Verbindungen an deutschen Hochschulen ging aus dem 1887 gegründeten Verband historischer Vereine an deutschen Hochschulen, der aber erst allmählich korporativere Form annahm und sich am1. Juni 1890 erneuerte. Am 1. August 1911 nach er den Namen Leuchtenbergbund an und erweiterte sich 1921 zum Verbande Historischer und Staatswissenschaftlicher Verbindungen. Ihn gehörten nur nicht-farbentragende Verbindungen an. 1935 löste er sich auf und die Verbindungen wurden direkte Mitglieder des DWV. Als Verbandsblatt wurden die Leuchtenburg-Bund-Mitteilungen herausgegeben. Die Verbandstage fanden jährlich zu Pfingsten auf der Leuchtenburg bei Kahla statt.
Mitgliedsverbindungen:
- Historisch Staatswissenschaftliche Verbindung Berlin
- Akademisch Historischer Verein Bonn
- Deutsche Wissenschafts-Verbindung Hohenstaufen Breslau (auch im AV & GK)
- Akademisch Historischer Verein Göttingen
- Akademisch Historischer Verein Halle
- Akademischer Verein für Geschichte und Erdkunde Kiel
- Historisch Geographische Verbindung Königsberg
- Geschichts- und Staatswissenschaftliche Verbindung Roter Löwe Leipzig
- Akademisch Juristischer Verein München
- zeitweilig gehörten ihm auch Vereine in Graz, Wien, Prag und Innsbruck an
Weitere Mitglieder
- Philadelphia Leipzig
Bekannte Persönlichkeiten
- Georg Cantor, Mathematiker und Begründer der Mengenlehre (MNV Berlin)
- Erich Dagobert von Drygalski, Polarforscher (MNV Marsia Bonn)
- Felix Klein, Mathematiker (MNV Marsia Bonn)
- Hans-Ulrich Klose, CDU-Politiker NRW (AV Cheruscia Köln)
- Max von Laue, Physiker und Nobelpreisträger (MNV Berlin)
- Hermann Maas, Pfarrer und Pionier des christlich-jüdischen Dialogs, Gerechter unter den Völkern (ATV Wartburg Heidelberg)
- Friedrich Nietzsche, Philosoph (Klassisch-Philologischer Verein Leipzig)
- Arthur Moritz Schoenflies, Mathematiker (MNV Göttingen)
- Aennchen Schumacher, "Die Lindenwirtin" (WV Arkadia Bonn, B! Baldur Köln)
- Walter Wallmann, CDU-Politiker Hessen (WV Hohenstaufen Königsberg zu Marburg)
- Alfred Wegener, Meteorologe, Polar- und Geowissenschaftler (MNV Albingia Berlin)
- Joseph Wirth, Reichskanzler (WV Makaria Freiburg)
Momentane Mitgliedsverbindungen
- Mathematisch‑naturwissenschaftlicher Verein Berlin
- Wissenschaftliche Verbindung Vandalia Greifswald zu Bonn
- Wissenschaftliche Verbindung Masuria-Leipzig zu Braunschweig
- Wissenschaftliche Verbindung Markomannia Halle-Marburg
- Akademisch-wissenschaftliche Verbindung Thuringia-Bursa zu Hamburg
- Naturwissenschaftliche Verbindung Gothia zu Frankfurt am Main
- Wissenschaftliche Verbindung Rheno-Chattia zu Münster
- Freie Verbindung Rostochensia-Vendalia zu Rostock
- Studentenbund Occidentia zu Siegen
Literatur
- E. H. Eberhard: Handbuch des studentischen Verbindungswesens. Leipzig 1924/25, S. 248-252.
Weblinks
Siehe auch:
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