Isabellaspinner

Isabellaspinner
Isabellaspinner
Isabellaspinner (Graellsia isabellae)

Isabellaspinner (Graellsia isabellae)

Systematik
Klasse: Insekten (Insecta)
Ordnung: Schmetterlinge (Lepidoptera)
Familie: Pfauenspinner (Saturniidae)
Unterfamilie: Saturniinae
Gattung: Graellsia
Art: Isabellaspinner
Wissenschaftlicher Name der Gattung
Graellsia
Grote, 1896
Wissenschaftlicher Name der Art
Graellsia isabellae
(Graells, 1849)

Der Isabellaspinner (Graellsia isabellae) ist ein Schmetterling der Familie der Pfauenspinner (Saturniidae). Die Art ist die einzige der Gattung Graellsia, zu der sie nach einer Untersuchung von Ylla, Peigler & Kawahara im Jahr 2005 gestellt wurde. Davor ordnete man sie in die nahe verwandte Gattung Actias ein. Der Isabellaspinner ist der basalste Vertreter der Actias- und Argema-Linie, von der er sich als erster abgespalten hat.[1] Benannt ist die Art nach Isabella II. (Spanien).[2]

Inhaltsverzeichnis

Merkmale

Falter

Die Falter haben eine Flügelspannweite von 65 bis 90 Millimeter (Männchen) bzw. 70 bis 100 Millimeter (Weibchen),[3] wobei Tiere aus Zuchten nicht selten deutlich kleiner sind. Die Tiere haben eine grüne Färbung, ähnlich dem nordamerikanisch verbreiteten Actias luna, unterscheiden sich von dieser Art jedoch durch ihre stark mit rotbraunen Schuppen gerandeten Flügeladern, Vorderrand und Saum und die gelbgrüne Farbe, die auf den Schwänzen der Hinterflügeln sowie den Submarginalregionen bis zum Saum sowie der Basis der Flügel die blassgrüne Farbe ersetzen. Die breiten, nach außen gekrümmten Schwänze sind bei Männchen mehr als doppelt so lang, wie bei den Weibchen.[1] Es ist ein kurzes postbasales, konkaves Querband und ein submarginales, kräftiges Doppelband ausgebildet. Das äußere der Doppelbänder, das etwas verschwommen gezeichnet ist, endet jedoch vor der Flügelspitze. Die Fühler sind beim Männchen dunkel rotbraun und haben Kammzähne, die zur Spitze und Basis kürzer werden, wodurch die Fühler blattförmig erscheinen. Der Kopf und Thorax sind braunviolett mit zitronengelbem Halskragen und Schulterklappen. Der Hinterleib hat eine bräunlich-violetter Farbe und trägt auf jedem Segment gelblichgraue Ringe. Der rötlichbraune Augenfleckist mittig durchsichtig und gelb und schwarz umringt. Die Flügel sind leicht durchscheinend. Die Art ist in Form und Färbung sehr variabel und es treten auch bei Tieren des selben Eigeleges starke Unterschiede in Körpergröße und Ausbildung der Musterung bzw. Färbung auf.[3]

Die Weibchen unterscheiden sich von den Männchen durch ihre dünneren, nur kurz und fein gezähnten Fühler und ihre breiteren Vorderflügel. Der Außenrand der Vorderflügel ist beim Weibchen leicht konvex und nicht leicht nach innen geschwungen, zudem ist die Flügelspitze eckiger. Die Schwänze der Hinterflügel sind beim Weibchen viel kürzer und laufen spitzer zu.[3]

Ei

Die ovalen Eier messen 2 mal 1,8 Millimeter, sind jedoch dorsal verjüngt. Sie sind cremefarben mit dunklen, olivgrünen Flecken. Die Mikropyle ist gut erkennbar.[1]

Raupe

Die Raupen werden 70 bis 80 Millimeter lang. Sie sind nach dem Schlupf etwa fünf Millimeter lang. Während der ersten drei Stadien sind die Raupen überwiegend graubraun, mit unregelmäßigen Flecken und Höckern und imitieren das Aussehen der kleinen Zweige, auf denen sie sitzen. Im vierten Stadium ähneln die meisten Raupen denen von Actias selene, haben jedoch eine graubraune Grundfarbe mit einigen grünen, braunen und gelben unregelmäßigen Flecken. Das Nackenschild trägt vier Dorne. Im fünften Stadium sind die Tiere apfelgrün und mit kleinen weißen Punkten übersät, aus denen wenige, lange, braune Haare entspringen. Die Raupen tragen ein breites, braunes Rückenband, das weiß gerandet ist. Auf jedem Segment befindet sich ein mattroter Ring, der auf jeder Seite durch zwei bis drei weiße Flecken unterbrochen ist. Die Segmente am Thorax sind mit gelben Ringen versehen. Die Bauchseite und der Kopf der Raupen ist rotbraun.[1]

Puppe

Die Puppe ist 32 bis 35 Millimeter lang. Sie ist mahagonibraun und hat in ihrer Form Ähnlichkeit mit der des Wiener Nachtpfauenauges (Saturnia pyri).[1]

Vorkommen und Lebensraum

Verbreitung der Art

Die Art kommt in Spanien in den Bergregionen Zentralspaniens, wie etwa der Sierra de Guadarrama, den Montes Universales, der Sierra de Javalambre und der Sierra Gudar, in Südspanien in der Sierra de Segura, den zentralen und östlichen Pyrenäen Spaniens, im Roncal-Tal und in der Sierra de Montgrony vor. Von dort erstreckt sich das Verbreitungsgebiet nach Südfrankreich. Man findet sie darüber hinaus in einem kleinen Bereich des Hochgebirges im Südwesten Frankreichs um Briançon, als auch im Kanton Wallis. Dort wurde die Art erstmals 1987 nachgewiesen und gilt mittlerweile als dauerhaft vorkommend. Es ist jedoch unbekannt, ob die Art dort eingeflogen ist, oder durch den Menschen eingeschleppt wurde. Neueste Funde aus dem Norden Italiens benötigen derzeit noch eine Bestätigung.[1]

Die Tiere besiedeln alte Kiefernwälder zwischen 500 und 1800 Meter Seehöhe. Im Kanton Wallis findet man sie in lichten Kiefernwäldern an Südhängen zwischen 800 und 1600 Metern Seehöhe. Sie dulden verhältnismäßig große Temperatur- und Feuchtigkeitsschwankungen, können aber extreme Hitze und lange Trockenheit nicht überstehen. Die an die Kälte angepasste Art könnte während der interglazialen Warmzeiten vermutlich deutlich weiter verbreitet gewesen sein. Nach dem Ende der letzten Eiszeit dürfte sich die Art jedoch nicht schnell genug an die starke Erwärmung angepasst haben, sodass sie in den kälteren südlichen Bergregionen gefangen war, ohne, dass sie die nördlichen Gebiete wieder besiedeln hätte können.[1]

Lebensweise

Beide Geschlechter der nachtaktiven Art fliegen ab der Abenddämmerung. Sie fliegen bereits ab einer Temperatur von nur 5° C. Die Paarung dauert mehr als zwei Stunden. Die Falter ruhen auf Stämmen, jungen Bäumchen und kleinen Ästen nahe am Waldboden. Vor allem die Männchen schlagen dabei mit Ihren Flügeln. Sie sind dabei sehr gut getarnt.[1]

Flug- und Raupenzeiten

Die Falter fliegen abhängig von der Höhenlage und dem damit verbundenen Frühlingsbeginn zwischen März und Anfang Juli in einer Generation.[1]

Nahrung der Raupen

Die Raupen ernähren sich ausschließlich von den Nadeln von Kiefern (Pinus), wie beispielsweise von Waldkiefer (Pinus sylvestris) und diversen Unterarten der Schwarzkiefer (Pinus nigra). In der Zucht werden jedoch auch Amberbäume (Liquidambar) angenommen.[1]

Entwicklung

Die Weibchen legen ihre Eier einzeln oder in kleinen Gruppen an der Basis von jungen Kiefernnadeln ab. Die Raupen schlüpfen nach 10 bis 15 Tagen. Sie fressen zunächst teilweise die Eischale. Anfangs sitzen die Raupen auf den Kiefernnadeln. Ab dem zweiten Stadium sitzen die meisten Tiere kopfüber an der Basis der Nadeln, oder auf einem freiliegenden, älteren Ästchen. Dort sind sie durch ihre Färbung gut getarnt. Bis zum vierten Stadium werden nahezu ausnahmslos ältere Nadeln aus dem Vorjahr gefressen. Die einzeln lebenden ausgewachsenen Raupen blähen beim Rasten die vorderen Körpersegmente häufig auf, sodass sie Ähnlichkeit mit einem Kiefernzapfen haben. Die Entwicklung kann unter kühlen Bedingungen bis zu zwei Monate dauern. Während dieser Zeit werden sehr viele Kiefernnadeln gefressen, weswegen gelegentlich auch jüngere, zumindest etwas gereifte Nadeln gefressen werden. Unter idealen Bedingungen durchleben die Raupen vier statt fünf Stadien, wobei sie dann im vierten Stadium ihre Endgültige Färbung ausbilden. Die Verpuppung erfolgt in einem dünnwandigen, im Durchschnitt 55 mal 30 Millimeter messenden, ungleichmäßigen bis langgestreckten, sich verjüngenden, unverschlossenen, goldbraunen Kokon. In ihn werden abgestorbene Kiefernnadeln eingearbeitet. Der Kokon wird vor allem an der Basis der Nahrungspflanze entweder inmitten abgestorbener Nadeln, oder zwischen den Nadeln und dem Boden gesponnen. Er liegt meistens horizontal, mit der Austrittsöffnung dorsal am dickeren Ende. Die Puppe ist sehr kälteresistent und kann bei milden Winter auch mehr als ein Jahr überliegen.[1]

Die Raupenfliegen Compsilura concinnata, Drino inconspicua, Masicera silvatica und Phaonia signata, sowie vermutlich auch die Schlupfwespen Pimpla robusta, Ichneumon microstictus und Ichneumon sulfuripes sind Parasitoide des Isabellaspinners.[1]

Gefährdung und Schutz

Die Art kommt verbreitet, jedoch nur in lokal mit geringen Individuenzahlen auftretenden Populationen vor. Sie ist in Südfrankreich und in Spanien unter Schutz gestellt.[3]

Belege

Einzelnachweise

  1. a b c d e f g h i j k l Saturniidae of Europe. A.R. Pittaway, abgerufen am 1. April 2011.
  2. Isabellaspinner. Lepiforum e.V., abgerufen am 4. April 2011.
  3. a b c d Josef J. de Freina, Thomas J. Witt: Noctuoidea, Sphingoidea, Geometroidea, Bombycoidea. In: Die Bombyces und Sphinges der Westpalaearktis. 1. Auflage. 1, EFW Edition Forschung & Wissenschaft, München 1987, ISBN 3-926285-00-1, S. 390f. 

Literatur

  • Josef J. de Freina, Thomas J. Witt: Noctuoidea, Sphingoidea, Geometroidea, Bombycoidea. In: Die Bombyces und Sphinges der Westpalaearktis. 1. Auflage. 1, EFW Edition Forschung & Wissenschaft, München 1987, ISBN 3-926285-00-1. 

Weblinks

 Commons: Isabellaspinner – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

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