- Altes Rathaus (Berlin)
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Das Alte Rathaus in Berlin ist das mittelalterliche Rats- und Verwaltungszentrum an der Ecke Königstraße (heute: Rathausstraße) und Spandauer Straße im Berliner Bezirk Mitte mit dem eigentlichen Ratsgebäude, der Gerichtslaube und dem später angebauten Uhrenturm.
Inhaltsverzeichnis
Geschichte
Rathaus
Der Standort des allerersten Rathauses seit Gründung der Stadt Berlin ist bisher nicht geklärt. Wahrscheinlich stand der Bau auf dem ältesten Platz Berlins, dem Molkenmarkt. Erst eine Grabung könnte Gewissheit bringen. Die Gründung des Rathausstandortes an der Straßenkreuzung Spandauer Straße und Königstraße (Rathausstraße) datiert um 1270.
Der eigentliche Ratsbau war ein zweigeschossiges Gebäude, dessen Erdgeschoss - seit 1320 mit gotischem Kreuzgewölbe versehen - als Tuchhalle genutzt wurde. Im Obergeschoss fanden die Ratssitzungen und Zusammenkünfte der Tuchmacher- und Kaufmannsgilde statt.
Während der großen Stadtbrände von 1380, 1484 und 1581 wurden die Einzelteile des Ensembles schwer beschädigt jedoch stets wieder aufgebaut. Im Zuge der Erweiterung des alten Rathauses von 1692 bis 1695 nach Plänen von Johann Arnold Nering wurde das Äußere barockisiert. Der Baukörper wurde aufgestockt und das Dach ausgebaut.
Zu Beginn des 19. Jahrhunderts verwahrloste der Bau zusehends. Zuerst wurden die Spitze und 1819 der Turm des Rathauses abgetragen, auch weil dieser für den zunehmenden Verkehr an der Kreuzung ein Hindernis darstellte. Die Königstraße galt seinerzeit als Protokollstrecke, weil der Einzug der preußischen Könige zum Berliner Schloß an diesem Platz vorbei führte. Zudem begriffen die Berliner die historischen Gebäude als unmodern und einer aufstrebenden Stadt unwürdig, wodurch die Gerichtslaube aus Berlin verschwinden musste.
Das Rote Rathaus als gänzlicher Neubau wurde hinter dem bisherigen Gebäude errichtet. Dadurch blieb das Alte Rathaus noch bis zum Baubeginn des neuen Verwaltungszentrums 1860 stehen. Erst nach 1865, mit Beginn des zweiten Bauabschnitts, wurde der marode alte Bau bis auf die Fundamente, Keller und Teile der Tuchhalle abgetragen. Die Reste wurden durch Einschüttung gesichert. Diese Vorgehensweise erfolgte, weil Berliner Bürger und Wissenschaftler gegen die totale Beseitigung protestiert hatten.
Nebengebäude
Direkt an der Straßenecke schloss sich – aus der Bauflucht herausgestellt – die ebenfalls gotische Gerichtslaube an. Hier wurde Recht gesprochen, dort stand ein Pranger mit einem Kaak-Relief darüber (Vogelkopf mit menschlichem Gesicht) sowie das sogenannte Arme-Sünder-Bänkchen. Die Laube war im Erdgeschoss offen, damit sich die Bürger von der Rechtsprechung der Ratsmannen überzeugen konnten. Dem Rathaus vorgelagert wurde im 15. Jahrhundert zur Aufnahme der Stadtuhr ein Uhrenturm im Renaissancestil angebaut.
Wiederentdeckung
Bei den archäologischen Bodenuntersuchungen zum Neubau der U-Bahnlinie 5 wurden im Sommer 2010 die Reste des Alten Rathauses wiederentdeckt. Vor allem in der Tuchhalle (etwa 18 mal 39 Meter groß), deren Gewölbe zu mehr als der Hälfte erhalten sind, wurden Alltagsfunde über das Leben im Mittelalter gesichert. Etwa ein Drittel der Gewölbe sind durch eine die Rathausstraße entlangführende Fernwärmeleitung zerstört worden. Das restliche Drittel soll, wie auch ein Teil der Gerichtslaube und des Uhrenturmes, im Frühjahr 2011 ergraben werden.
Diskussion um Erhalt
Ein Großteil der historischen Fragmente ist durch den Neubau des U-Bahnhofes Berliner Rathaus gefährdet. Deshalb soll der Bahnhof in Teilen umgeplant werden. Die Grabungen sind jedoch erst im Sommer 2011 abgeschlossen.
Um den Erhalt der noch bestehenden Teile gibt es kontroverse Diskussionen. Während Senatsbaudirektorin Regula Lüscher die gotischen Gewölbe „inszenieren“ möchte[1], fordern Bürger, Historiker und Architekten die Rückversetzung der Gerichtslaube an ihren originalen Standort[2] und die – zumindest exemplarische – Wiedervollendung des Mauerwerkes der gotischen Joche[3].
Einzelnachweise
- ↑ Jan Thomsen: Die DDR-Moderne gilt wieder was. In: Berliner Zeitung. vom 26. Januar 2011
- ↑ Ralf Schönball: Rückkehr der Berliner Geschichte. In: Der Tagesspiegel. vom 8. November 2010
- ↑ Netzwerk für den Berliner Stadtkern
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