- Der Tagesspiegel
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Der Tagesspiegel Beschreibung Tageszeitung Sprache Deutsch Verlag Verlag Der Tagesspiegel GmbH Erstausgabe 27. September 1945 Erscheinungsweise täglich Verkaufte Auflage (IVW 3/2011, Mo-So) 119.290 Exemplare Chefredakteur Stephan-Andreas Casdorff, Lorenz Maroldt Herausgeber Hermann Rudolph, Giovanni di Lorenzo, Pierre Gerckens Weblink tagesspiegel.de Artikelarchiv 1996 ff. Der Tagesspiegel ist eine 1945 gegründete Berliner Abonnementzeitung. Das Blatt erscheint von Montag bis Sonntag mit einer verkauften Auflage von 119.290 Exemplaren.[1] Damit ist der Tagesspiegel die Berliner Abonnementzeitung mit der dritthöchsten Auflage (nach Berliner Zeitung und Berliner Morgenpost). Er wird im Unterschied zur Berliner Zeitung vor allem in den westlichen Bezirken der Stadt gelesen.
Inhaltsverzeichnis
Geschichte
Die erste Ausgabe der von Erik Reger, Walther Karsch, Heinrich von Schweinichen und Edwin Redslob gegründeten Tageszeitung erschien nach dem Zweiten Weltkrieg am 27. September 1945 unter der Lizenz der Information Control Division der amerikanischen Militärregierung. Das Blatt war zunächst in Berlin und Brandenburg verbreitet, bis 1948 die Blockade den Vertrieb auf West-Berlin beschränkte. Für die Gründung der Zeitung stellte der Geschäftsmann und ehemalige Papierhändler Heinrich von Schweinichen seinen Mitgesellschaftern das Gründungskapital in Höhe von 5000 Reichsmark zur Verfügung und finanzierte die Zeitung aus eigener Tasche in den ersten Monaten ihres Bestehens. Im Juni 1946 wurde von Schweinichen aus bisher nicht restlos geklärten Gründen die Lizenz von der amerikanischen Besatzungsmacht entzogen.[2] Während die übrigen Gründungsherausgeber noch heute im Impressum des Tagesspiegels genannt werden, bleibt der Name von Schweinichens unerwähnt.
Der Tagesspiegel wurde von den Alteigentümerfamilien F. K. Maier und Dannenberger ab 1992 sukzessive an die Verlagsgruppe Georg von Holtzbrinck verkauft.[3] Mit Wirkung zum 1. Juni 2009 hat die von Dieter von Holtzbrinck neu gegründete Dieter von Holtzbrinck Medien GmbH (DvH Medien) alle Anteile der Tagesspiegel-Gruppe von der Verlagsgruppe Georg von Holtzbrinck übernommen.[4]
Am 2. Oktober 2009 ist der Tagesspiegel aus dem seit 1954 genutzten Verlagsgebäude an der Potsdamer Straße in ein neues Domizil am Askanischen Platz in Berlin-Kreuzberg umgezogen.[5]
Zwischen regional und überregional
Verlagsintern wurde der Tagesspiegel im Jahr 2001 den überregionalen Zeitungen zugerechnet.[6] Dementsprechend bezeichnet er sich auf seiner Titelseite als „Zeitung für Berlin und Deutschland“. 2002 wurde anlässlich des schließlich abgelehnten Antrags beim Bundeskartellamt auf Zulassung des Zusammenschlusses der Verlagshäuser Holtzbrinck und Berliner Verlag geltend gemacht, eine marktbeherrschende Stellung auf dem Berliner Zeitungsmarkt sei durch den Zusammenschluss nicht zu erwarten. Der Tagesspiegel bediene einen anderen Markt, indem er einen höheren Qualitätsanspruch als die beiden anderen Berliner Abonnementzeitungen Berliner Zeitung und Morgenpost verfolge, und er stehe stärker als diese mit großen überregionalen Blättern im Wettbewerb.[7] Allerdings wurden damals außerhalb des Kernverbreitungsgebiets weniger als 7 Prozent der Auflage abgesetzt, wenngleich dieser Anteil höher lag als bei den anderen Berliner Abonnementzeitungen.[8] 2007 war der Tagesspiegel nach eigener Angabe die seit mehreren Jahren meistzitierte Hauptstadtzeitung.[9] 2009 kündigte Verleger Dieter von Holtzbrinck an, dem Tagesspiegel langfristig weiter zunehmende überregionale Bedeutung zu verschaffen.[10]
Layout und Gliederung
Seit 1946 steht unter einer Weltkugel im Kopf der Zeitung das lateinische Motto: rerum cognoscere causas. Das Zitat stammt von Vergil und kann mit „Die Ursachen der Dinge erkennen“ oder freier mit „Den Dingen auf den Grund gehen“ übersetzt werden.[11]
Der Tagesspiegel erschien zunächst im Rheinischen Format, ursprünglich vierspaltig gesetzt, später fünfspaltig. Nach Umstellung der Produktionstechnik (Nordisches Format, Abschied vom Bleisatz) folgte ein durchgreifendes und klares Redesign von Mario Garcia, das sich durch aufwendige Startseiten der Wochenend-Beilagen und die Brotschrift Gulliver auszeichnete. Sparerfordernissen folgend wurde das Design unter dem Chefredakteur Giovanni di Lorenzo reduziert und später durch ein erneute Neugestaltung abgelöst, das den Tagesspiegel bis heute prägt.
Für sein Layout ist der Tagesspiegel mit dem World's Best-Designed Newspapers Award 2004 der Society for News Design in New York ausgezeichnet worden.[12]
Einer der Herausgeber des Tagesspiegels, Giovanni di Lorenzo, beschrieb seine Auffassung des Blattes und Layouts mit den Worten: „Zwischen Sein und Schein kann sich eine Qualitätszeitung nur für das Sein entscheiden.“
Der Tagesspiegel gliedert sich in die klassischen Ressorts Politik, Wirtschaft, Sport, Kultur, Vermischtes sowie den Berlin-Brandenburg-Teil zwischen Politik und Wirtschaft. Sonnabends enthält die Zeitung einen Teil mit Autoanzeigen sowie einen Immobilienteil. Sonntags erscheint neben dem Stellen- und Reisemarkt die Magazinbeilage Sonntag, die stets ein großes Interview enthält.
Herausgeber und Chefredaktion
Als Herausgeber der Zeitung fungieren derzeit Hermann Rudolph, Giovanni di Lorenzo, Gerd Appenzeller und Pierre Gerckens, Chefredakteure sind Stephan-Andreas Casdorff und Lorenz Maroldt.
Weitere leitende und im Impressum[13] aufgeführte Redaktionsmitglieder sind u. a.:
- Christiane „Tissy“ Bruns, Politische Chefkorrespondentin
- Harald Martenstein, Autor
- Hartmut Wewetzer, Ressortleiter Wissen
- Robert Ide, Ressortleiter Sport
- Harald Schumann, Redakteur für besondere Aufgaben
- Christoph von Marschall, Leiter des Redaktionsbüros Washington
Weitere bekannte Mitarbeiter
Redakteure
- Bas Kast – Volontär (2000), Redakteur im Wissenschaftsressort (2002), seit 2005 Reporter.
- Thomas Lackmann – seit 1991 Feuilletonredakteur.
- Jürgen Schreiber – Chefreporter.
Autoren
- Walid Nakschbandi – Journalist, Fernsehproduzent und Manager in der Verlagsgruppe Georg von Holtzbrinck.
Kolumnisten
- Heik Afheldt – Kolumnist; Wissenschaftspublizist und war Herausgeber mehrerer deutscher Zeitungen.
- Robert Leicht – seit 1997, zuvor Chefredakteur der Zeit.
- Alexander Gauland – Publizist und ehemaliger Herausgeber der Märkischen Allgemeinen Zeitung.
- Klaus Mertes – Rektor des Jesuitengymnasiums Canisius-Kolleg Berlin und Buchautor.
- Bodo Mrozek – Journalist, Historiker und Buchautor
- Jens Sparschuh – Rezensionen über Hörbücher; Schriftsteller.
Freie Mitarbeiter
- Gabriele Bärtels – Freie Mitarbeiterin; Autorin und Journalistin.
- Uwe Bahn – Reisereportagen; Moderator, Autor und Fotograf.
- Kerstin Decker - Autorin und Journalistin, Schwerpunkt Kultur
- Richard Herzinger – Literaturwissenschaftler, Journalist und Publizist.
- Eckart von Hirschhausen – Arzt, Moderator, Kabarettist und Schriftsteller.
- Steffen Jacobs – Literaturkritiker; Lyriker, Essayist, Herausgeber und Übersetzer.
- Antje Joel – Autorin und Journalistin.
- Ulrich Karger – Rezensionen seit 1995; Schriftsteller und Religionslehrer.
- Hans-Peter Kunisch – Schweizer Journalist und Schriftsteller.
- Hagen Liebing – Musiker und leitender Musikredakteur beim Berliner Stadtmagazin tip.
- Wilfried Mommert – prägt die Kulturberichterstattung der dpa.
- Karl Prümm – Rezensionen; Medienwissenschaftler, Hochschullehrer und Begründer des Marburger Kamerapreises.
- Georg Seeßlen – Filmkritiker; Autor, Feuilletonist und einer „der bekanntesten, wichtigsten und produktivsten“[14] deutschen Filmkritiker.
- Anne Siemens – Autorin
- Uwe Soukup – Journalist, Buchautor und Verleger
- Jürgen Tietz - Architekturkritiker
Ehemalige
Mitherausgeber, Chefredakteure
- Hellmuth Karasek – 1996–2004 Mitherausgeber und Feuilletonchef.
- Günter Matthes – (Kürzel: thes) bildete mit Karl-Heinz Brinkmann und Hans von Przychowski die Redaktionsleitung bis in die beginnenden 1990er Jahre. Er war von 1952 bis zu seinem Tod 1995 Kolumnist („Am Rande bemerkt“) und einer der herausragenden Journalisten in Berlin nach dem Zweiten Weltkrieg.
- Lothar C. Poll - 1984-1993 Verleger und Herausgeber
- Günther Rühle – 1990–1995 Feuilletonchef.
- Hans Scholz – 1963–1976 Feuilletonchef.
- Wolf Jobst Siedler – war Feuilletonchef.
- Karl Silex – 1955–1963 Chefredakteur, von vielen als „letzter Chefredakteur der alten Schule“ angesehen
Redakteure
- Lutz Hachmeister – 1987–1989 Medienredakteur.
- Heinz Ohff – (Kürzel: H.O., auch Pseudonym N. Wendevogel) war 1961–1987 für Kultur und Feuilleton verantwortlich. Autor vieler Bücher.
- Thomas de Padova – Wissenschaftsredakteur (1997 bis 2005).
- Moritz Rinke – Schriftsteller, Dramatiker.
- Dietrich Schwarzkopf – Archivar 1946–50, Redakteur ab 1952.
Reporter
- Günter Prinz – nach dem Krieg Polizeireporter.
- Jana Simon – von 1998 bis 2004; Schriftstellerin und Journalistin.
Volontäre
- Egon Bahr – (1948), später SPD-Politiker und von 1972 bis 1976 Bundesminister.
- Klaus Bölling – (1947) erster Volontär des Tagesspiegel, später Redakteur sowie in politischen Ämtern als Regierungssprecher und Ständiger Vertreter der Bundesrepublik Deutschland tätig.
- Elisa Klapheck – (1986/87) Journalistin und Redakteurin, seit 2004 Rabbinerin.
Autoren
- Holger Schück – war Sportjournalist, der sich u.a. auch mit dem Thema Doping befasst hat.
Kolumnisten
- Henryk M. Broder – Publizist und Buchautor.
- Suzan Gülfirat – machte Ende der 1990er mit der Veröffentlichung eines Kleinen Türkischkurses im Tagesspiegel auf sich aufmerksam, ihr wöchentlicher Gazeteler Rückblick ist eine Art Pressespiegel türkischer Zeitungen in Deutschland.
- Uwe Johnson – begründete die tägliche Kolumne mit Rezensionen zum Fernsehen der DDR.
- Christian Ulmen – für Beilage über Fußball.
Freie Mitarbeiter- Fritz Behrendt – Karikaturist.
- Cherno Jobatey – Fernsehmoderator.
- Basil Kerski – Journalist, Politikwissenschaftler und Essayist.
- Arno Luik – Chefredakteur und Autor.
- Gerhard Mauz – einst sehr bekannter Berichterstatter zahlreicher Gerichtsverfahren der Nachkriegszeit.
- Marion Pfaus – Schriftstellerin und Filmemacherin.
- Joachim Seyppel – in den 1980er Jahren; Schriftsteller und Literaturwissenschaftler.
- Rudolf Teschner – 50 Jahre Freier Mitarbeiter; betreute jede Woche den Schachbereich mit originären Beiträgen bis zu dessen überraschenden Einstellung 2001.
Archiv
Das Online-Archiv des Tagesspiegels ist zum Teil kostenlos zugänglich und enthält Teile der Online-Ausgabe ab 1. Januar 1996. Weitere unter tagesspiegel.de publizierte Artikel können über die Suchmaske eines separaten, kostenpflichtigen Archivs der vom Tagesspiegel den überregionalen „Mantel“ und das Layout nutzenden Potsdamer Neueste Nachrichten abgerufen werden.[15]
Ältere Print-Artikel können zudem kostenpflichtig angefragt werden.[16] Die von Nachrichtenagenturen übernommenen Texte fehlen jedoch.
Literatur
- Der Tagesspiegel. Zeitung für Berlin und Deutschland. Verl. Der Tagesspiegel, Berlin 1.1945,1 (27.Sept.) ff.
Einzelnachweise
- ↑ laut IVW, drittes Quartal 2011, Mo-So (Details und Quartalsvergleich auf ivw.eu)
- ↑ Wolfgang Schivelbusch: Vor dem Vorhang. Das geistige Berlin 1945–1948. München 1995, S. 254 ff.
- ↑ Frank Kautter: Der Verleger als Erfolgsfaktor der Tageszeitung'', Dissertation an der FU Berlin, 2007, S. 87, Abgerufen am 1. November 2009
- ↑ Machtwechsel in der Familie Holtzbrinck, meedia.de, 26. März 2009
- ↑ Der Tagesspiegel hat ab heute eine neue Adresse, Tagesspiegel vom 2. Oktober 2009, Abgerufen am 1. November 2009
- ↑ Siehe Pressemitteilungen http://www.presseportal.de/pm/52422/1377091/verlagsgruppe_georg_von_holtzbrinck_gmbh; http://www.pressrelations.de/new/standard/result_main.cfm?r=61824&sid=&aktion=jour_pm&quelle=0&n_firmanr_=100515&pfach=1&detail=1&sektor=pm&popup_vorschau=0.
- ↑ Gutachten der Monopolkommission zur Ministererlaubnis nach Ablehnung durch das Bundeskartellamt (http://www.monopolkommission.de/sg_36/text_s36.pdf, Tz. 86, 121)
- ↑ http://www.bundeskartellamt.de/wDeutsch/download/pdf/Fusion/Fusion02/B6_98_02.pdf, S. 18
- ↑ Tagesspiegel bleibt meistzitierte Hauptstadtzeitung. Der Tagesspiegel, 11. Januar 2008, abgerufen am 8. März 2009.
- ↑ http://www.dnv-online.net/medien/detail.php?rubric=Medien&nr=32196.
- ↑ Vgl. Vergil, Georgica II, 490: „felix, qui potuit rerum cognoscere causas“ – „Glücklich wer die Ursachen der Dinge hat erkennen können.“
- ↑ 26th Edition Winners. Society for News Design, 4. März 2005, abgerufen am 8. März 2009 (englisch).
- ↑ Impressum. Tagesspiegel.de, abgerufen am 8. Juli 2010 (deutsch).
- ↑ Rüdiger Suchsland: Sehnsucht und Zerfall. In: Artechock. 11. Oktober 2001, abgerufen am 24. Juli 2008.
- ↑ archiv.pnn.de
- ↑ www.tagesspiegel.de/suche/recherche/
Weblinks
- Website des Tagesspiegel
- Tagesspiegel-Historie: Neue Ideen in alten Bauten, Tagesspiegel vom 4. Oktober 2009
Kategorien:- Zeitung (Berlin)
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