Zottiger Getreidekäfer

Zottiger Getreidekäfer
Zottiger Getreidekäfer
Zottiger Getreidekäfer (Anisoplia villosa) Männchen, an Grashalm hängend

Zottiger Getreidekäfer (Anisoplia villosa) Männchen, an Grashalm hängend

Systematik
Klasse: Insekten (Insecta)
Ordnung: Käfer (Coleoptera)
Überfamilie: Scarabaeoidea
Familie: Rutelidae
Gattung: Anisoplia
Art: Zottiger Getreidekäfer
Wissenschaftlicher Name
Anisoplia villosa
(Goeze, 1777)

Der Zottige Getreidekäfer (Anisoplia villosa) ist ein Käfer aus der Familie Rutelidae. Diese bildet zusammen mit anderen Familien, bei denen die Fühler mit einem Fächer enden, beispielsweise Blatthornkäfer und Mistkäfer, die Überfamilie Scarabaeoidea.[1] Die Gattung Anisoplia ist in Europa mit drei Untergattungen vertreten.[2] Die Untergattung Anisoplia, zu der die Art Anisoplia (Anisoplia) villosa gerechnet wird, ist in Europa mit 32 verschiedenen Arten vertreten.[3]

Der Name der Gattung Anisoplia ist aus altgr. άνισος, ánisos, „ungleich “ und ὁπλή , hoplē „Klaue“ abgeleitet. Er besagt, dass die Klauenpaare am Ende der Beine aus zwei ungleichen Klauen bestehen, was bei Insekten eine große Ausnahme darstellt. Das Artepitheton villosa (lat. villōsus, a, um) bedeutet „zottig“ und bezieht sich auf die lange Behaarung. [4] Bei Reitter heißt die Art noch Anisoplia agricola.[5]

Inhaltsverzeichnis

Merkmale des Käfers

Der Käfer erreicht eine Länge von zehn bis zwölf Millimetern. Wegen der stark variierenden Färbung [6] bei der beschriebenen und verwandten Arten ist die Farbe für die Bestimmung nur sehr bedingt heranzuziehen. Mit Ausnahme der Flügeldecken ist der Käfer schwarz mit oder ohne Metallglanz. Kopf, Halsschild und Flügeldecken sowie die Schenkel sind lang und hell behaart. Die Behaarung kann jedoch abgerieben werden.

Der Kopfschild ist nach vorn rüsselartig verlängert, vor der Spitze eingeschnürt und die breite Spitze auffallend aufgebogen. Die Mundwerkzeuge sind von oben nicht sichtbar. Der Kopf ist runzelig punktiert und dicht abstehend behaart. Der Scheitel weist eine Längsrinne auf. Die Fühler sind wie bei allen Arten der Unterfamilie neungliedrig mit dreigliedrigem spreizbarem Fächer.

Der Halsschild ist am Hinterrand nur wenig schmäler als die Basis der Flügeldecken. Vorn verengt er sich abgerundet und ist am Vorderrand etwas breiter als der Kopf. Er ist dicht und kräftig punktiert, die Punkte sind nicht einheitlich. Die Behaarung ähnelt der Behaarung der Flügeldecken. Der Vorderrand des Halsschildes ist häutig gesäumt.

Die Flügeldecken sind hinten gemeinsam halbkreisförmig abgerundet und am Außenrand häutig gesäumt. Bei den Männchen sind sie gewöhnlich rotbraun mit leichter Schwärzung an Schultern und um das Schildchen. Bei den Weibchen sind die Flügeldecken strohfarben mit schwarzer, markanter und sehr variabler Zeichnung. Mulsant beschrieb auf Grund der Flügeldeckenzeichnung für die Weibchen acht verschiedene Varianten.[7] Im typischen Fall sind mindestens die Flügeldeckennaht, die Schultern und ein rechteckiges Gebiet um das Schildchen herum dunkel. Die Flügeldecken sind überall sehr lang, aber nicht dicht behaart, und ohne Borstenhaare am Flügeldeckenrand. Die Flügeldecken weisen Punktstreifen auf, auch die Intervalle sind punktiert, außerdem teilweise gerunzelt. Das Schildchen ist groß, schwarz und halbkreisförmig.

Das Pygidium ist dicht und raspelartig punktiert.

Die Vorderhüften sind walzenförmig und weitgehend in die geschlossenen Hüfthöhlen eingesenkt. Die Mittelhüften stehen etwa orthogonal zur Körperachse. Die Vorderschienen sind als Teile eines Grabbeines außen gezähnt, gegenüber dem zweiten Zahn tragen sie einen beweglichen Enddorn. Die Mittel- und Hinterschienen haben am Ende zwei nahe beieinander stehende Dorne. Die Tarsen sind alle fünfgliedrig, die ersten vier etwa gleich kurz, zusammen etwa so lang wie das Klauenglied ohne Krallen. Die Krallen sind ungleich lang, die äußere Kralle ist stärker ausgebildet als die innere. Bei den Vordertarsen der Männchen ist sie deutlich kürzer als das restliche Klauenglied, zugespitzt und am Ende abgestutzt.

Biologie

Man findet den Käfer an den Ähren von Getreide und anderen Gräsern während deren Blütezeit. Sie fressen die Staubbeutel. Nachts verkriechen sie sich in den Boden. Die Larven bevorzugen sandige Böden und ernähren sich von den Graswurzeln. In südlichen Ländern können sie vor allem in Weizenfeldern schädlich werden. Adulte Tiere sind von Mai bis August anzutreffen.[8]

Verbreitung

Das Zentrum des Verbreitungsgebietes der Art liegt im südlichen Westeuropa, in Mitteleuropa ist das Vorkommen auf xerotherme Hänge mit lockerem und sandigem Boden beschränkt. Die Art ist von der Iberischen Halbinsel, Süd- und Mittelfrankreich, dem südlichen Mitteleuropa, Deutschland, Österreich, Schweiz, sowie Holland, Polen, Tschechien, der Slowakei und Rumänien bekannt.[1] [8]

Literatur

  • Heinz Freude, Karl Wilhelm Harde (Hrsg.), Gustav Adolf Lohse (Hrsg.): Die Käfer Mitteleuropas. Band 8. Teredilia Heteromera Lamellicornia, Elsevier, Spektrum, Akad. Verl., München 1969, ISBN 3-8274-0682-X. 
  • Luis Baguena Corella: Scarabaeoidea de la Fauna Ibero-Balear y Pirenaica Consejo Superior de Investigaciones Cientificas, Instituto Español de Entomologia, Madrid 1967 Imprenta de José Luis Cosano - Palma, 11- Madrid- 10

Einzelnachweise

  1. a b Anisoplia villosa bei Fauna Europaea. Abgerufen am 01.September 2011
  2. Anisoplia bei Fauna Europaea. Abgerufen am 01.September 2011
  3. Anisoplia bei Fauna Europaea. Abgerufen am 01.September 2011
  4. Sigmund Schenkling: Erklärung der wissenschaftlichen Käfernamen.
  5. Edm.Reitter: Fauna Germanica, die Käfer des Deutschen Reiches II. Band, K.G.Lutz' Verlag, Stuttgart 1909 S.337
  6. Männchen und Weibchen der Nominatform und der schwarzen Form
  7. E.Mulsant: Anisoplia Agricola Hrbst. v.obscura et sigs. Histoire Naturelle des Coléoptères de France, Lamellicornes Paris 1842 p. 489 f.
  8. a b Polnische Seite zum Vorkommen der Art

Weblinks

 Commons: Zottiger Getreidekäfer – Album mit Bildern und/oder Videos und Audiodateien

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