Apache (Lied)

Apache (Lied)

Apache ist ein im Jahre 1960 von den Shadows bekannt gemachter Instrumentaltitel, der zu den erfolgreichsten Instrumentalsongs aller Zeiten gehört.

Inhaltsverzeichnis

Entstehungsgeschichte

Bert Weedon – Apache

Komponist Jerry Lordan hatte bereits einige kleinere Hits verfasst, als er noch ein paar Melodien ohne Text übrig hatte, zu denen auch Apache gehörte. Die Inspiration zum Titel kam Jerry Lordan, als er im Jahre 1959 den gleichnamigen US-Western mit Burt Lancaster und Charles Bronson im Kino sah, der am 9. Juli 1954 im Entstehungsland USA in die Kinos kam (in Deutschland unter dem Titel „Massai“).

Lordan musste nun typische Instrumentalbands suchen, die auch in Großbritannien weniger häufig zu finden waren. Instrumentalaufnahmen gelten in der Popmusik eher als Rarität, denn sie machen lediglich 1 % aller Single-Veröffentlichungen aus.[1] Es gab wenige Pop-Interpreten, die sich auf Instrumentals spezialisiert hatten, während bei Vokalgruppen der Anteil instrumentaler Aufnahmen noch geringer ist.

Er fand mit Bert Weedon einen versierten Instrumentalisten, der bereits vier Instrumentalhits vorweisen konnte. Apache wurde im Mai 1960 von Bert Weedon auf Top Rank JAR #415 aufgenommen.[2] Dem Komponisten Jerry Lordan gefiel diese Fassung nicht, denn die Dramatik von Melodie und Sound wurde nicht übertragen. Das Original von Weedon blieb zunächst unveröffentlicht.

Cover der Shadows

Shadows – Apache

Enttäuscht über die Originalproduktion kam Lordan in Kontakt mit Cliff Richards Begleitgruppe Shadows. Während einer Tournee im Mai 1960 griff die Instrumentalband das Stück auf, als Lordan es auf einer Ukelele spielte. Man war sich einig, dass der Song zum Repertoire der Band passen würde.[3] Am 17. Juni 1960 entstand die Fassung der Shadows in Studio 2 der berühmten Abbey Road Studios mit Produzent Norrie Paramor. Leadgitarrist Hank Marvin setzte eine italienische Meazzi-Gitarren-Echokammer ein, die er für ein intensives Vibratospiel mit Hilfe des Tremolohebels seiner Fender Stratocaster-Gitarre benutzte. Rhythmusgitarrist Bruce Welch lieh sich eine akustische Gibson „J200“ von Cliff Richard, was für eine Rock & Roll-Band ungewöhnlich war. Melodische Bass-Linien wurden von Jet Harris beigesteuert, während Tony Meehan zusammen mit seinem Schlagzeug und der von Cliff Richard gespielten chinesischen Trommel (Tam Tam) am Anfang und Ende dem Stück stark perkussive Züge verliehen, um hiermit den charakteristischen Sound amerikanischer Indianerklänge zu imitieren.[4]

Die Band verbrachte über zwei Stunden der gebuchten drei Stunden mit dem zunächst als A-Seite vorgesehenen Titel Quatermaster’s Stores. In knapp 45 Minuten war Apache mit nur vier Takes fertiggestellt. Produzent Paramor war von Quatermaster’s Stores eher überzeugt, einer mit höherem Tempo als Apache vorgetragenen Instrumentalfassung einer ursprünglichen Vokalversion. Es handelte sich um ein altes amerikanisches Armeelied unter dem Titel „The Quatermaster’s Store“, etwa bekannt in der Version von Bill Shephard. „Paramor machte das, was er immer in derartigen Situationen zu tun pflegte, er spielte die Titel zuhause seiner Tochter vor, und die entschied sich für Apache“.[5]

Erfolg

Apache / Quatermaster’s Stores wurde zwar zuerst von den Shadows unter Columbia DB #4484 am 21. Juli 1960 veröffentlicht, jedoch ist Weedons Fassung wegen des früheren Aufnahmedatums das Original (siehe: Coverversion). Apache erreichte erst im Jahre 1963 den Status als Millionenseller[6] und wurde mit Platin ausgezeichnet. Alleine in Großbritannien wurden eine Million Platten hiervon verkauft. Nachdem die Single am 21. Juli 1960 in die britische Hitparade gelangt war, kam sie am 25. August 1960 auf den ersten Platz, den sie für fünf Wochen innehatte. Hier verdrängte sie übrigens Cliff Richards Please Don’t Tease!, bei der die Shadows als Begleitband zu hören sind. Durch die Single konnten sich die Shadows als eigenständige Band etablieren, begleiteten jedoch auch weiterhin Cliff Richard im Tonstudio und auf der Bühne. In Deutschland konnte nach Veröffentlichung im Oktober 1960 der Instrumentalhit bis auf Rang 10 der Hitparade vordringen.

Komponist Lordan gab das Singen auf und konzentrierte sich auf die Komposition von Instrumentaltiteln, von denen die Shadows noch Mustang, Wonderful Land und Atlantis übernahmen. Zwei der erfolgreichsten Kompositionen erhielten die ehemaligen Shadows-Mitglieder Jet Harris und Tony Meehan, die sich 1963 als Instrumental-Duo verselbständigt hatten und die Instrumentalsongs Diamonds und Scarlett O’Hara zu Superhits machten.

Coverversionen

Hastig wurde die im Archiv befindliche Originalversion von Bert Weedon fast zeitgleich mit der Shadows-Fassung im Juli 1960 veröffentlicht und kam am 28. Juli 1960 in die britischen Charts, wo sie lediglich Rang 24 als höchste Position einnehmen konnte. In den USA ist die Hit-Version der Shadows nahezu unbekannt, denn für den amerikanischen Markt hat der dänische Jazzgitarrist Jorgen Ingmann im Januar 1961 eine eigene Instrumentalfassung herausgebracht. Sie belegte für zwei Wochen Rang 2 der Pop-Hitparade. Ebenfalls 1961 erschien eine gesungene Version von Sonny James, die Platz 87 der Popcharts erreichte.[7]

Die Ventures, selbst eine erfolgreiche US-amerikanische Instrumentalband mit einem Millionenseller im Jahr 1960 vertreten, coverten den Song für eine LP im Dezember 1962. Die Surf-Band Surfaris brachte 1964 eine interessante Surf-Version heraus. Die Apache-Fassung der Incredible Bongo Band aus 1973 diente als Sample bei der Apache-Version der Sugarhill Gang vom Februar 1982. Deren Sample war dann wiederum Grundlage bei Sir Mix-A-Lot: Jump on It (Juli 1996), während Samples der Incredible Bongo Band wiederum bei Fatboy Slims Apache (Juni 1998) erscheinen. Im Jahre 1995 erhielt Komponist Jerry Lordan einen BMI-Award für eine Million Aufführungen von Apache in den USA.

Einzelnachweise

  1. Arnold Shaw: Dictionary of American Pop/Rock. 1982, S. 186
  2. Website von Bert Weedon – Weedon selbst behauptet auf seiner Website, den Song im Februar 1960 aufgenommen zu haben.
  3. Die bisherigen drei Singles der Shadows bestanden aus zwei Vokal- und einer Instrumentalaufnahme.
  4. zur musikwissenschaftlichen Analyse der Version der Shadows siehe: Ansgar Jerrentrup: Entwicklung der Rockmusik von den Anfängen bis zum Beat. Gustav Bosse Verlag, Regensburg 1981 (Kölner Beiträge zur Musikforschung, Bd. 113), zugleich Diss. phil. Universität Köln 1980, S. 197f; Partitur-Transkription der Version, S. 233–235
  5. Jerry Lordan in: Brian Southall, Peter Vince, Allan Rouse: Abbey Road. 1997, S. 56 f.
  6. Joseph Murrells: Million Selling Records. 1985, S. 146
  7. songfacts.com

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