Arschpfeifenrössl

Arschpfeifenrössl
Am Christbaum: Arschpfeifenrössl von der Seite

Ein Arschpfeifenrössl, auch Arschpfeiferrössl oder Arschpfeifenrössel geschrieben, ist eines der typischen Werkstücke kunsthandwerklicher Grobschnitzereien der Berchtesgadener War, die zu Zeiten der Fürstpropstei Berchtesgaden als Spielzeug für Kinder ein „Exportschlager“ war. Derzeit wird es im inneren Landkreis Berchtesgadener Land noch als Souvenir und Christbaumschmuck angeboten.

Beschreibung und Geschichte

Das Arschpfeifenrössl ist ein – meist bunt lackiertes – Holzpferd, bei dem der Schweif als Pfeife geformt ist.[1]

Die Tradition der Berchtesgadener War reicht bis ins 16. Jahrhundert zurück. Im 17. Jahrhundert wurde sie aus dem „Berchtesgadener Land“ nach ganz Europa und Übersee exportiert und war damit für die Einheimischen zur überlebensnotwendigen Nebenerwerbsquelle geworden. Im Jahr 1805 schnitzten und drechselten sie noch 641 Holzhandwerker, wenig später ist die Nachfrage unter anderem wegen des aufkommenden Blechspielzeugs eingebrochen. Erst seit 1911 erfährt die Berchtesgadener War und damit auch das Arschpfeifenrössl als Christbaumschmuck eine Wiederbelebung,[1] auch wenn es derzeit nur noch in der Gemeinde Ramsau einen kunsthandwerklichen Betrieb gibt, der sie fertigt.[2]

Größere, auf Räder montierte Arschpfeifenrössl werden auch unter den Weihnachtsbaum gestellt, was offenbar, wie ein Foto dokumentiert, Adolf Hitler auf dem Obersalzberg ebenfalls zu tun pflegte.[3]

Auf dem 2010 für die Vorweihnachtszeit neu eingerichteten Markt Berchtesgadener Advent werden bis zu 2,5 m hohe Arschpfeifenrössl als Dekoration verwendet.[4][5]

Einzelnachweise

  1. a b sueddeutsche.de E. E. Fischer: Souvenirs, Souvenirs: Arschpfeifenrössl. In: Süddeutsche Zeitung vom 26. Februar 2007
  2. welt.de R. Mischke: Weihnachtsbaumschmuck nach alten Vorlagen. In: Welt am Sonntag vom 19. Dezember 2010
  3. welt.de R. Mischke: In Berchtesgaden werden archaische Bräuche gepflegt. In: Welt am Sonntag vom 19. Dezember 2010
  4. berchtesgadener-land.com Neuer Adventmarkt in Berchtesgaden – Berchtesgadener Handwerkskunst. Abgerufen am 21. Dezember 2010
  5. berchtesgadener-anzeiger.de kp: Ein Engerl bringt 90 Kilo auf die Waage. In: Berchtesgadener Anzeiger vom 23. November 2010

Weblinks


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