Artur Gold

Artur Gold
Die Gold-Petersburski-Band (oben links Artur Gold)

Artur Gold (* 17. März 1897 in Warschau; † 1943 im Vernichtungslager Treblinka) war ein in Polen sehr bekannter Komponist, Violinist und Orchesterleiter jüdischer Herkunft.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Seine Eltern hießen Michal and Helena Melodist.[1] Über das Leben von Gold vor 1922 ist wenig bekannt. In diesem Jahr gründete er mit seinem Cousin Jerzy Petersburski eine Jazz-Band, das Petersburski & Gold Orchester.[2] Mit diesem Orchester wurde er in Polen sehr bekannt und machte in Warschau Aufnahmen für Efte und Syrena-Record. Mit Gründung der polnischen Odeon-Gesellschaft (Lindström-Konzern) im Jahre 1929 wurden er und Petersburski auch Leiter der dortigen Hauskapelle, zuständig für alle Formen moderner Tanzmusik. Wirklicher Jazz war hiervon nur ein kleiner Teil, doch überzeugt das Orchester oftmals durch gelegentliche Soli und improvisierte Einlagen. 1932 wurden sie von Wladyslaw Eiger abgelöst. 1929 trat Artur Gold im Restaurant Adria auf. Er lebte ab 1929 in Warschau und trat mit seinen Brüdern Adam und Henryk[3], die auch Musiker waren, auf.[1] 1940 war er gezwungen, ins Warschauer Ghetto zu ziehen; dort trat er im Nowoczesna-Restaurant auf.

Aufenthalt in Treblinka

1942 wurde Artur Gold ins Vernichtungslager Treblinka deportiert. Kurt Franz, der stellvertretende Lagerleiter, sah ihn mit seiner Geige bei seiner Ankunft im Vernichtungslager und zwang den Berufsmusiker ein Orchester zu bilden. Für das aus bis zu zehn Musikern bestehende Häftlingsorchester unter der Anleitung von Gold gab es Übungsstunden, zu denen die Musiker von jeder Arbeit befreit waren. Sie trugen später eine frackähnliche Einheitsbekleidung aus weißer und blauer Seide mit einer übergroßen Fliege.

In den ersten Wochen des Lagers spielte das Orchester in der Nähe der Gaskammer flotte Operettenmelodien, um die Schreie der in den Gaskammern befindlichen Opfer zu übertönen, was danach abgestellt wurde. Eingesetzt wurde es zu Abendappellen mit Märschen und polnischen und jiddischen Liedern. 1943 traten die Musiker bei Boxkämpfen, kleinen Schauspielstücken und Tanzvorführungen im Lager auf.[4][5]Unter den Musikern mit Gold war auch der 14jährige Ziehharmonikaspieler Edek.[6]

Kurt Franz zwang Gold, nachdem ein Lied von Walter Hirsch[2] getextet worden war, die Melodie zur sog. Treblinka-Hymne Fester Tritt zu komponieren. Dieses Lied musste nach dem Appell, beim Abmarsch zur Arbeit, bei der Rückkehr zwei- bis dreimal und beim Abendappell erneut von den Häftlingen gesungen werden.

Festen Schritts und Tritts und den Blick geradeaus,
immer mutig und froh in die Welt geschaut,
marschiert die Kolonne zur Arbeit.
Für uns gilt heute nur Treblinka,
das unser Schicksal ist.
Darum haben wir uns auf Treblinka
umgestellt nach kurzer Frist.
Wir hören den Ton der Kommandanten.
und folgen ihnen auf den Wink
und geh'n in Schritt und Tritt zusammen
für alles, was die Pflicht von uns verlangt.
Die Arbeit soll uns alles hier bedeuten
und auch Gehorsamkeit und Pflicht,
wir wollen weiter, weiter leisten,
bis uns das kleine Glück auch einmal winkt.[7]

Wenige Wochen bevor die SS das Lager Treblinka 1943 aufgab, anschließend abbaute und versuchte, Spuren zu verwischen, wurde Gold 1943 ermordet.

Literatur

  • Samuel Willenberg: Treblinka Lager. Revolte. Flucht. Warschauer Aufstand. S. 107 ff.. Unrast-Verlag, Münster 2009, ISBN 978-3-89771-820-3
  • Richard Glazar: Die Falle mit dem grünen Zaun. Überleben in Treblinka. Mit einem Vorwort von Wolfgang Benz. Fischer-Verlag. Frankfurt am Main 1992. ISBN 3-596-10764-4
  • Ernst Klee: Das Kulturlexikon zum Dritten Reich. Wer war was vor und nach 1945. S. Fischer, Frankfurt am Main 2007, ISBN 978-3-10-039326-5.
  • Stephan Stompor: Jüdisches Musik- und Theaterleben unter dem NS-Staat. Europäisches Zentrum für Jüdische Musik, Hannover 2001.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. a b The Holocaust Education & Archive Research Team, abgerufen am 25. September 2009
  2. a b Biografie von Jerzy Peterburski, abgerufen am 25. September 2009 (englisch)
  3. Wiedergabe eines Tangos auf youtube von Henryk Gold, dem Bruder von Artur
  4. Treblinka–Prozess–Urteil: LG Düsseldorf vom 3.9.1965, 8 I Ks 2/64, abgerufen am 25. September 2009
  5. Auf die Frage warum im Vernichtungslager Musik gespielt wurde, antwortete ein Überlebender von Treblinka, Samuel Willenberg: Treblinka Lager. S. 223: „Um das, was sich dort abspielte ins Lächerliche zu ziehen. Sie spielten mittags für die Deutschen beim Essen, vor dem Fenster des Speisesaals. Sie spielten nach dem Appell, nachdem geprügelt worden war. Wir sangen das Lied »Góralu, cy ce ni źal...«, damit sie in den umliegenden Dörfern hörten, dass es hier Leben gab. Die Bauern erzählten anschließend: Die haben aber gesungen! Und die Deutschen brüllten: Lauter!
  6. Richard Glazar: Trap with a Green Fence: Survival in Treblinka. S. 117. Northwestern University Press, 1995. ISBN 0-810-111691 (englisch)
  7. Glazar: Überleben in Treblinka. S. 119 f. (siehe Literatur)

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