- Barabar-Höhlen
-
Die Barabar-Höhlen gehören zu den ältesten von Menschen gefertigten Höhlen Indiens. Da die vier Höhlen insgesamt sieben Räume haben, werden sie auch die sieben Herbergen (auf Bihari/Hindi Satgharva (सातघर) oder Urdu/Persisch Haft Khan (هفت خانه)) genannt. Die Archaeological Survey of India (ASI) führt die Barabar-Höhlen auf ihrer Vorschlagsliste des UNESCO-Weltkulturerbes.
Inhaltsverzeichnis
Geschichte
Die Höhlen stammen aus der Zeit des Maurya-Herrschers Ashoka, also aus dem 3. Jahrhundert v. Chr. Eine Felsinschrift bezeichnet den Ort mit Gorathagiri – ein Ort, der im Mahabharata-Epos vorkommt. Laut einer Inschrift in einer der Höhlen (Sudama-Höhle) wurde diese im 12. Regierungsjahr Ashokas (252 v. Chr.) für die asketische Gemeinschaft der Ajivika gegraben. Eine weitere Inschrift stammt aus der Zeit der späteren Gupta. Der Schriftsteller E. M. Forster, der die Höhlen Anfang des 20. Jahrhunderts besucht hatte, machte sie als „Marabar-Höhlen“ in seinem Roman A Passage to India zu einem zentralen Ort der Handlung.
Lage
Die Barabar-Höhlen liegen 25 km Luftlinie nördlich von Gaya, Hauptstadt des gleichnamigen Distrikts im Bundesstaat Bihar, am Fuße des Bergs Siddheshwar (300m), auf dem sich ein Shiva-Tempel, diverse Felsreliefs und Spuren von Befestigungen befinden. Seit 1986 gehört das Gebiet zum neu geschaffenen Distrikt Jehanabad. Es kann derzeit nur mit geländegängigen Fahrzeugen erreicht werden.
Ein lang gestreckter, knapp 200 Meter langer, schwarzer Granitbuckel birgt auf seiner Nordseite eine erste Höhle, Karan Chaupar, und westlich kurz daneben – in einen Ausläufer des Felsbuckels gehauen – zwei menschliche Figuren und ein Linga. In der Südfront des Felsrückens liegen die Eingänge zu zwei weiteren Höhlen, Sudana und Lomas Rishi. Eine vierte Höhle, Visva Zopri, liegt ca. 500 bis 1000 Meter nordöstlich dieser drei Höhlen auf einer felsigen Anhöhe, die über markante Felstritte („Ashoka Steps“) erreicht werden kann.
Beschreibung
Die in das Hartgestein Granit geschlagenen Höhlen sind recht schlichte Kammern, die teilweise nicht ganz fertig gestellt sind. Eindrucksvoll sind die überaus sorgfältig glatt geschliffenen, glänzenden Natursteinoberflächen von Wänden und Decken. Nur der Eingang der Lomas-Rishi-Höhle ist mit kunstvollen Steinmetzarbeiten dekoriert.
Die Grundfläche der Karan-Chaupar-Höhle misst rund 10 mal 4 1/4 Meter. Das Tonnengewölbe ist an den Seiten 2 und in der Mitte 3 1/4 Meter hoch. Rechts vom Eingang befinden sich die Reste einer fünfzeiligen Inschrift aus dem 19. Jahr der Regentschaft Ashokas (245 v. Chr.).
Die Kammer der Sudama-Höhle ist rund 10 Meter lang, 6 Meter breit und ihr Tonnengewölbe 3,5 Meter hoch. Am westlichen Ende ist sie über einen türartigen Durchbruch mit einem runden Raum mit 6 Meter Durchmesser und Kuppeldecke verbunden. Sie enthält die Ashoka-Widmungsinschrift in Brahmi.
Die Lomas-Rishi-Höhle hat fast die gleichen Abmessungen und die Bauform wie die Sudana-Höhle. Ihr Portal hat ein hufeisenförmiges Giebelvordach mit 13 Balkenenden und zwei Wandpfeilern als Dachstützen und ist etwa 30 Zentimeter aus der senkrechten Felswand herausgearbeitet. Die Fläche zwischen dem Torbogen und dem Giebeldach zeigt ein halbrundes Reliefband, auf dem von beiden Seiten Elefanten zu einer Stupa im Scheitel des Bandes streben. Aus den spitz zulaufenden unteren Enden des Bandes drängt je ein Makara hinter den Elefanten her. Ein oberhalb des ersten Bandes angeordnetes zweites Band zeigt regelmäßiges Gitterwerk und in seinen unteren spitzen Enden je ein Blätterbüschel. Das Kreissegment zwischen dem Torbogen und dem waagrechten Sturz des eigentlichen Türdurchbruchs zur Höhlenkammer trägt zwei Inschriften aus der späteren Gupta-Zeit (7. – 8. Jahrhundert n. Chr.).
Die sehr schlichte, nicht polierte Visva-Zapri-Höhle (auch Vishwajhopri geschrieben) ist in die Südseite eines großen Felsbrockens gehauen. Sie besteht aus einer fast kubischen ersten Kammer, deren Hinterwand einen Durchgang in eine zweite kubische Kammer enthält. Die Kantenlänge der Kuben beträgt etwas mehr als 2 Meter. Bemerkenswert ist eine mehrzeilige Brahmi-Inschrift.
Kunstgeschichtliche Einordnung
Die monolithischen Felsbauten von Barabar stellen einen wesentlichen Ausgangspunkt einer typischen indischen Höhlen- und Tempel-Baukunst dar, die sich weit in den asiatischen Raum hinein ausbreitete.
Die runden Kammern der Sudama- und der Lomas-Rishi-Höhlen erweisen sich, von den ihnen vorgelagerten Räumen aus betrachtet, als Nachempfindung traditioneller schilfgedeckter Rundhütten, die Asketen oder Heiligtümern Schutz boten. Ähnlich ist am Eingangsportal der Lomas-Rishi-Höhle die typische Fels- und Steinbautradition des Umsetzens der vertrauten Holzbauweisen (Dachkonstruktion, unten gespreizte Dachtragebalken und Türlaibungen) in Stein zu beobachten.
Die kunstvoll polierten Oberflächen von Wänden und Decken zeigen eine gemeinsame handwerkliche Tradition mit den vielfach in Indien gefundenen Ashoka-Säulen auf. Sie erinnern auch an ägyptische Steinmetzkunst. Die Vermutung aber, die indische Architektur dieser frühen Zeit sei durch ägyptische, hethitische oder lykische Vorbilder im Felsbau beeinflusst, ist nicht belegt.
Nagarjuna-Höhlen
Etwa zwei Kilometer weiter nördlich der Höhlen von Barabar liegen die Nagarjuna-Höhlen: Gopi (Milchmädchen), Vahiyaka und Vedathika. Ihre Inschriften belegen, dass sie von Dasaratha, dem Nachfolger Ashokas, ebenfalls den Ajivikas gestiftet wurden.
Literatur
- James Fergusson: A History of architecture in all countries from the earliest times to the present day. Band 3: History of Indian and Eastern Architecture. New edition. Murray, London 1891.
- A. L. Basham: The Wonder that was India. A Survey of the History and Culture of the Indian Sub-Continent before the Coming of the Muslims. 3. revised edition. Picador, London 2004, ISBN 0-330-43909-X.
Weblinks
- Bericht aus „The Buddhist Heritage“ (englisch)
- Information des Distrikts Jehanabad (englisch)
- Bericht über Barabar im Rahmen einen Filmprojekts „A Passage To India“
- Weitere Bilder/Dia-Show
25.01305555555685.051944444444Koordinaten: 25° 0′ 47″ N, 85° 3′ 7″ O
Wikimedia Foundation.