Bekenntniskirche (Berlin)

Bekenntniskirche (Berlin)
Die Bekenntniskirche inmitten der angrenzenden Wohnhäuser

Die evangelische Bekenntniskirche ist ein Kirchengebäude in der Plesser Straße im Berliner Ortsteil Alt-Treptow und der Sitz der evangelischen Kirchengemeinde Berlin-Treptow. Die Kirche erhielt ihren Namen anlässlich der 400-Jahrfeier des Augsburgischen Bekenntnisses von 1530.[1]

Inhaltsverzeichnis

Geschichte der Gemeinde und des Gebäudes

Informationsstele vor der Kirche in Gedenken an die Friedliche Revolution 1989/1990
Informationstext der Gedenkstele

Anfangsjahre bis 1948

Die Landgemeinde Treptow besaß zunächst keine eigene Kirche, sondern gehörte zur Kirchgemeinde Stralau-Rummelsburg. Nachdem die Einwohnerzahl Treptows Ende des 19. Jahrhunderts in Folge der Industrialisierung stark anstieg, wurde ein eigener Kirchraum notwendig. 1893 wurde der Gemeinde ein Raum in einer Schule zur Nutzung zur Verfügung gestellt. Ab 1905 war Treptow eine unabhängige Gemeinde, die ab 1911 eine eigene Kirche hatte, die Kirche Zum Vaterhaus in der Baumschulenstraße. Da die Bevölkerungszahl weiter anstieg und sich für die Bewohner des nördlichen Teils von Treptow weite Wege zur Kirche ergaben, wurde 1929 ein Grundstück in der Plesser Straße für den Bau einer zweiten Kirche, der Bekenntniskirche, erworben. Die Grundsteinlegung fand am 9. August 1930, die Einweihung am 16. August 1931 statt. Am 14. April 1945 schlug eine Fliegerbombe in die Kirche ein und zerstörte das Altarfenster, das daraufhin 1946 wiederhergestellt wurde. 1948 wurde die Gemeinde Berlin-Baumschulenweg mit der Kirche zum Vaterhaus eigenständig, seitdem ist die Bekenntniskirche die einzige Kirche der Gemeinde Berlin-Treptow.

Wendezeit 1989/90

Unter ihrem Pfarrer Werner Hilse öffnete sich die Bekenntnisgemeinde in den 1980er Jahren für in der DDR politisch bedrängte Menschen. Es trafen sich hier so zum Beispiel Friedens- und Arbeitskreise, wie der "Arbeitskreis Schwule in der Kirche". Nach dem Verbot eines für 1985 angedachten Menschenrechtsseminars kam es zur Bildung der kirchenunabhängigen Gruppe "Initiative Frieden und Menschenrechte". Weiterhin erschien in der Gemeinde seit 1988 die Untergrundzeitschrift Kontext. Beiträge aus Politik, Gesellschaft, Kultur.[2]

Aus einer Initiative Oppositioneller zum Jahrestag des Mauerbaus im August 1989 entstand im Monat darauf die "Bürgerbewegung Demokratie". Nur vier Tage vor dem Mauerfall, am 5. November 1989, gründete sich daraus die Grüne Partei der DDR.[2]

Architektur

Frontansicht mit Eingangstreppe und Mosaikinschrift
Glöckenstühle mit Metallkreuzen

Die Kirche wurde nach Plänen des Architekten Curt Steinberg gebaut, der das Kirchliche Bauamt des Evangelischen Konsistoriums leitete. Es handelt sich um eine Saalkirche mit der klassischen Aufteilung in Vorraum, Kirchsaal und Altarraum. Diese traditionelle Aufteilung wurde mit expressionistischen Formen vereint.

Fassade

Die Fassade der Kirche besteht aus dunkelroten Keramikplatten mit Schmuckelementen aus ähnlich-farbigen Klinkern. Sie wird durch zwei Treppenhäuser in drei Teile gegliedert. Die Treppenhäuser gehen oben in zwei Glockenstühle mit aufgesetzten Metallkreuzen über. In der Mitte befindet sich ein großes rechteckiges Portal, hinter dem eine Freitreppe zum Kirchsaal im ersten Stock führt. Über dem Portal zeigt ein Mosaik den Namen der Kirche. Die Treppenhäuser haben eigene Eingänge, die wesentlich niedriger sind als das Hauptportal, außerdem gibt es rechts und links außen je eine Toreinfahrt. Durch die durchgehenden Fensterbänder der Treppenhäuser und die hohen Fenster dazwischen strebt der Mittelteil der Fassade vertikal nach oben, während die etwas niedrigeren Seitenteile mit den breiteren Fenstern kompakter wirken.

Raumaufteilung

Unter dem Kirchsaal, im Erdgeschoss, befindet sich ein Gemeindesaal, der die gleichen Ausmaße wie der Kirchsaal hat. Zu beiden Seiten dieser Säle befinden sich Wohn- und Gemeinderäume sowie eine Wärmestube für Obdachlose. Die Dreiteilung der Fassade wird nicht im gesamten Gebäude fortgesetzt.

Kirchsaal

Im Kirchsaal befindet sich über dem Eingang eine niedrige, weit vorgezogene Empore. Auf dieser wurde 1993/94 eine Orgel der Firma Sauer aus Frankfurt/Oder eingebaut. Die Seitenwände sind durch Klinkersäulen und schmale, hohe Fenster geprägt. Vorn trennt ein bis auf den Boden gezogener Spitzbogen den Kirchsaal vom rechteckigen Altarraum. Links und rechts des Bogens sind Martin Luther und Philipp Melanchthon, beide im Gelehrtenmantel und mit einer Bibel in der Hand, in überlebensgroßen Mosaiken zu sehen. Unter dem Bogen befinden sich (von der Gemeinde aus gesehen) links der Taufstein und rechts die Kanzel. Beide sind achteckig und aus dunkler Gusskeramik.

An der Rückwand des Altarraums befinden sich fünf hohe Fenster. Die Glasmalerei zeigt auf dem mittleren Fenster Christus im Moment seiner Himmelfahrt; um ihn verläuft der Bibelspruch: Siehe, ich bin bei euch alle Tage bis an der Welt Ende. (Matthäus 28,20). Die abstrakte Farbgestaltung der seitlichen Fenster bildet eine Art Umrahmung der Christusbildes.

Weblinks

 Commons: Bekenntniskirche (Berlin) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Namenstafel im Eingangsbereich. 1930 (Fotografie der Namenstafel).
  2. a b Robert-Havemann-Gesellschaft: Revolutionsstele vor der Bekenntniskirche. 2009 (Fotografie des Stelentextes).
52.4892113.452058

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