- Calamagrostis
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Reitgräser 1. Sumpf- (C. canescens), 2. Ufer- (C. pseudophragmites) und 3. Land-Reitgras (C. epigejos), Kupferstich von Sturm
Systematik Klasse: Einkeimblättrige (Liliopsida) Unterklasse: Commelinaähnliche (Commelinidae) Ordnung: Süßgrasartige (Poales) Familie: Süßgräser (Poaceae) Unterfamilie: Pooideae Gattung: Reitgräser Wissenschaftlicher Name Calamagrostis Adans. Reitgräser (Calamagrostis) sind eine Pflanzengattung aus der Familie der Süßgräser (Poaceae).
Inhaltsverzeichnis
Merkmale
Die Reitgräser sind ausdauernde, horstbildende Gräser. Die Pflanzen bilden häufig unterirdische Ausläufer. Die zahlreichen Erneuerungstriebe wachsen innerhalb oder außerhalb der unteren Blattscheiden (intra- oder extravaginal) hoch. Die Stängel sind einfach oder an den unteren Knoten verzweigt und besitzen mehrere Knoten. Die Blattscheiden sind bis zum Grund offen, gerieft, manchmal behaart und glatt oder rau. Das Blatthäutchen ist ein häutiger Saum. Die Blattspreiten sind lang und 1,5 bis 12 mm breit. Sie sind flach, gerippt. Auf den Rippen sind sie rau, kahl bis behaart. Der Blattrand ist rau und häufig schneidend.
Der Blütenstand ist eine Rispe. Sie ist reich verzweigt, meist aufrecht und nur zur Blüte ausgebreitet. Die Ährchen bestehen aus einem zwittrigen Blütchen und sind 3 bis 8 mm lang, schmal und seitlich zusammengedrückt. Das Blütchen trägt am Grund der Deckspelze längere Haare, die meist gleich lang wie oder länger als die Deckspelze sind. Die Blüte fällt zur Fruchtreife als Ganzes aus den Hüllspelzen aus. Die Ährchenachse trägt an den Kanten lange weiße Haare. Die zwei Hüllspelzen sind ein- bis dreinervig und so lang wie das Ährchen. Sie sind spitz bis zugespitzt, häutig und ungleich, wobei das untere länger als das obere ist. Die Deckspelze ist drei- oder fünfnervig und halb bis 3/4 so lang wie die Hüllspelzen. Sie ist spitz oder hat 2 kurze Seitenlappen, ist häutig, kahl und trägt eine Granne. Diese sitzt meistens auf dem Rücken der Spelze, selten zwischen den Seitenlappen oder an der Spitze. Die Vorspelze hat zwei Nerven, ist bis gleich lang wie die Deckspelze, zarthäutig und kahl. Es gibt drei Staubblätter. Der Fruchtknoten ist kahl und trägt zwei endständige Griffel mit kurzen, federigen Narben.
Die Karyopse ist kahl. Der Nabel ist länglich und nimmt bis zu einem Viertel der Fruchtlänge ein.
Die Chromosomengrundzahl ist x = 7. Die Arten sind tetraploid oder haben einen noch höheren Ploidiegrad.
Fortpflanzung
Bei den tetraploiden Arten verläuft die Meiose normal, sie sind Fremdbefruchter. Bei Sippen mit höherer Ploidie kommt es häufig zu Störungen in der Meiose, sie pflanzen sich teilweise apomiktisch fort. Das Verhältnis zwischen apomiktischer und sexueller Samenbildung kann dabei je nach Alter der Pflanze und nach Jahreszeit variieren. Einige Arten, wie Calamagrostis phragmitoides und Calamagrostis pseudopurpurea pflanzen sich rein apomiktisch fort.
Wenn zwei Arten im gleichen Gebiet vorkommen, bilden sie häufig Hybride, die stets steril sind, sich aber vegetativ vermehren können.
Verbreitung
Die Gattung ist weltweit verbreitet. Ein Mannigfaltigkeitszentrum liegt mit rund 100 Arten in Südamerika.[1]
Systematik
Die Gattung wird innerhalb der Süßgräser in die Unterfamilie Pooideae und die Tribus gestellt. Es gibt rund 230 Arten, von denen 14 in Europa vorkommen[2].
Die in Mitteleuropa vorkommenden Arten sind:
- Wald-Reitgras (Calamagrostis arundinacea)
- Sumpf-Reitgras (Calamagrostis canescens)
- Land-Reitgras (Calamagrostis epigejos)
- Purpur-Reitgras (Calamagrostis phragmitoides)
- Ufer-Reitgras (Calamagrostis pseudophragmites)
- Sächsisches Reitgras (Calamagrostis pseudopurpurea)
- Moor-Reitgras (Calamagrostis stricta)
- Berg-Reitgras (Calamagrostis varia)
- Wolliges Reitgras (Calamagrostis villosa)
Der Name leitet sich vom griechischen kalamagrostis = „Rohrgras, Schilfgras“ ab, zu kalamos = „Rohr“ und agrostis = „Futtergras“. Der deutsche Name Reitgras, auch Reutgras bedeutet so viel wie „Rodungsgras“ und bezieht sich auf Calamagrostis epigejos, das jedoch nicht auf Rodungen, sondern auf Waldschlägen wächst[2].Belege
- Siegmund Seybold (Hrsg.): Schmeil-Fitschen interaktiv (CD-Rom), Quelle & Meyer, Wiebelsheim 2001/2002, ISBN 3-494-01327-6
Einzelnachweise
- ↑ Calamagrostis, in: W.D. Clayton, K.T Harman, H. Williamson: GrassBase - The Online World Grass Flora. 2006ff., abgerufen 19. Juli 2008]
- ↑ a b M.A. Fischer, K. Oswald, W. Adler: Exkursionsflora für Österreich, Liechtenstein und Südtirol. Dritte Auflage, Land Oberösterreich, Biologiezentrum der OÖ Landesmuseen, Linz 2008, ISBN 978-3-85474-187-9
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