Biángbiang-Nudeln

Biángbiang-Nudeln

Biángbiang-Nudeln sind eine Art Nudeln, die man in der Provinz Shaanxi im Nordwesten Chinas findet. Das Besondere an diesen Nudeln ist ihre Dicke und Länge und das Schriftzeichen. Sie werden oft mit Hosengürteln verglichen und zählen zu den »Zehn Merkwürdigkeiten von Shaanxi« (陝西十大怪).

Inhaltsverzeichnis

Über die Nudel

Herkunft

Die Nudeln kommen aus der näheren Umgebung Xi'ans, genauer gesagt aus dem kleinen Dorf Kāngwáng Cún (康王村) im Landkreis Hùxiàn (户县) westlich der Provinzhauptstadt von Shaanxi. Das sagt jedenfalls eine breitangelegt Erforschung, die im Oktober 2009 von den Fernsehsendern Shaanxi TV und Xi'an TV durchgeführt wurden. Als Rohstoff dient Weizenmehl, in alter Zeit war es eher ein Mischmehl aus Kolben- und Rispenhirse, andernorts Buchweizen.

Herstellung

Reine Handarbeit: Zur Herstellung der Nudel wird Teig mit einer Art Besenstiel immer wieder ausgerollt, bis er kreisrund ist und etwa die Größe eine kleinen Tischplatte und die Dicke von 1 bis 2 mm erreicht. Danach wird der Teig mit dem Messer in lange Streifen von etwa 3 bis 4 cm Breite geschnitten, durch die Kreisform kommt eine unterschiedliche Länge zustande. An anderen Orten schneidet man die Nudeln eher in Rautenform.

Zum Garen werden sie in einen großen Topf mit siedendem Wasser geworfen (kein Salz!), wenn sich Schaum bildet, wird mit kaltem Wasser »gelöscht«, so drei- bis viermal.

Verzehr

Traditionell isst man die Nudeln mit ein paar Fleischwürfeln, etwas Tofu, grünem Blattgemüse, Sojasprossen und den unvermeidlichen Yóupō Làzi (油泼辣子) - getrockneten, geschroteten Chilischoten, die mit siedendem Öl übergossen werden -, etwas Salz und Essig. Dabei ist eine der weiteren Besonderheiten Shaanxis zu beobachten, die Esser sitzen nicht auf den Bänken, sie hocken! Zu den Nudeln trinkt man gern das Nudelwasser.

Einst ein Armeleutegericht der Bauern, finden die Nudeln immer mehr Einzug in bessere Restaurants der Städte und gelten mittlerweile als Spezialität.

Das Schriftzeichen Biáng

Das Schriftzeichen Biáng in Regelschrift, vollständige Form
Das Schriftzeichen Biáng in Ming-Schrift

Computereingabe

Da das Schriftzeichen »Biáng« sehr selten verwendet wird, es nicht einmal auf dem Computer eingegeben werden kann, behilft man sich oft mit phonetischem Ersatz wie 棒棒麵 (Bàngbàng Miàn) oder 梆梆麵 (Bāngbāng Miàn). Noch einfacher ist die Verwendung von Pinyin in Zeitungen und Büchern.

Kinderreime

Es gibt eine ganze Reihe von Kinderreimen, meist im Shaanxi-Dialekt, die einem helfen, sich dieses komplizierte Zeichen besser zu merken.

Eine Version geht wie folgt:

Langzeichen Kurzzeichen Pinyin Deutsche Übersetzung
一點飛上天 一点飞上天 Yì diǎn fēi shàng tiān, Ein »Punkt« fliegt zum Himmel hinauf,
黃河兩道彎 黄河两道弯 Huánghé liǎng dào wān. die beiden Kurven des Gelben Flusses.
八字大開口 八字大开口 Bā zì dà kāi kǒu, Das Zeichen »acht« () öffnet weit den Mund,
言字往進走 言字往进走 yán zì wǎng jìnzǒu. das Zeichen »Wort« () schlüpft hinein.
東一扭 西一扭 东一扭 西一扭 Dōng yī niǔ, xī yī niǔ, Im Osten ein »Winden«, im Westen ein »Winden«,
左一長 右一長 左一长 右一长 zuǒ yī zhǎng, yòu yī zhǎng, rechts ein »Lang«, links ein »Lang«,
中間加個馬大王 中间加个马大王 zhōngjiān jiā ge mǎ dàwáng. mittendrin ein »großer Pferdekönig«.
心字底 心字底 xīn zì dǐ Das »Herz« () als Boden,
月字旁 月字旁 yuè zì páng das Zeichen »Mond« () als Seite,
留個釣搭挂麻糖 留个钓搭挂麻糖 liú ge diào dā guà má táng bleibt noch ein »Haken«, dran hängt eine Sesam-Zuckerstange,
坐著車車逛咸陽 坐着车车逛咸阳 zuò zhe chē chē guàng xián yáng man setzt sich in den Wagen und fährt nach Xianyang spazieren.

Herkunft des Schriftzeichens

Die Herkunft der Nudeln als auch des Zeichens Biáng sind bis heute nicht geklärt. Eine Geschichte behauptet, das Zeichen Biáng sei vom Premierminister der Qin-Dynastie Li Si erfunden worden. Zumindest kann man es nicht im wirklich umfassenden Kangxi-Wörterbuch finden, was darauf hinweist, daß es viel später als zu Lebzeiten Li Sis geschaffen wurde.

Die Biangbiang-Nudel ist sicher sehr alt, das Zeichen scheint aber »nur« ein paar hundert Jahre alt zu sein, eine Art Geschäftslogo, in dem ein gewitzter Graphiker der Altvorderen dem Geschäftsmann so ziemlich alles hineingebaut hat, was mit einer guten Nudel zu tun haben kann:

Stilistisch eine Art Topf, in dem sich eine Menge befindet, nämlich zweimal das Zeichen  »lang«, denn lang sollten die Nudeln schon sein, ein  »Pferd« (auch im alten China kamen die Armen ab und zu in den Genuss von Fleisch, und zwar wenn ein Pferd tot umfiel), der »Mond« ist eigentlich eine verkürzte Form des Zeichens  »Fleisch« und der »Haken« mit »Sesam-Zuckerstange« ist eine Kurzform des Zeichens  »Messer«, ein  »Herz« für den Genuss (wenn ein Herz im Zeichen enthalten ist, geht es meist um etwas, was man fühlen, riechen, schmecken kann), umrahmt vom Zeichen für  »gehen« - quasi die »Nudel für unterwegs«. Fehlt noch der Kopf des Zeichens, eine Art Topfdeckel, eigentlich das Zeichen (xue - Höhlung) und darunter der obere Teil des Langzeichens bian4 (verändern) - , das dem gesamten Zeichen seinen Klang gibt, weil man beim Essen ein schmatzendes Geräusch, etwa wie »biang - biang - biang«, macht.


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