Brandvorwerk

Brandvorwerk
Das Brandvorwerk um 1850.
Rechts davon die Gaststätte „Gosenthal“,
links das „Feldschlösschen“ (Hinterbrand)

Das Brandvorwerk war ein landwirtschaftliches Gut südlich des alten Leipzig und später eine Gaststätte. An das Brandvorwerk erinnert noch die Brandvorwerkstraße in Leipzig.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Im Mittelalter existierte südlich von Leipzig ein Dorf Lusitz, das 1241 erstmals erwähnt wurde und zur Grundherrschaft des Zisterzienserinnenklosters St. Georg in Leipzig gehörte. Für 1504 wird das Dorf als wüst gefallen beschrieben. Aber bereits 1541 wird von einem zum Rat zu Leipzig gehörenden Schafhof berichtet, der wahrscheinlich einem vorher von den Zisterzienserinnen bewirtschafteten Vorwerk entspricht.

Dieses Vorwerk lag etwa anderthalb Kilometer südlich des Leipziger Peterstors östlich des alten Floßgrabens an einem Weg nach Connewitz. Die Stelle entspricht heute etwa der südlichen Seite der Einmündung der Mahlmannstraße in die August-Bebel-Straße.

Ende des 15. Jahrhundert kam es in Leipzig zu Auseinandersetzungen mit den Calvinisten. Diese hatten das etwas abseits gelegene Vorwerk, das inzwischen dem Calvin-Anhänger Dr. Peter Rothe gehörte, als einen Versammlungsort genutzt. Am 27. Juni 1593 legten die Lutheraner durch einen Brandanschlag das Gut in Schutt und Asche, nachdem am 14. Mai hier noch Streitgespräche zwischen beiden Parteien stattgefunden hatten. Das Gut wurde bald wieder aufgebaut, hieß aber im Volksmund nunmehr das „Brand“vorwerk oder auch kurz der Brand.

Im Jahre 1714 wurde auf dem weiter landwirtschaftlich betriebenen Hofe eine Gaststätte eröffnet, die als Ausflugslokal der Leipziger beliebt wurde. Auf dem Nachbargrundstück, also nördlich der heutigen Mahlmannstraße, entstand 1844 eine weitere Gaststätte, das „Gosenthal“, benannt nach dem in Leipzig beliebten Bier, der Gose. Schließlich gab es auch südlich des Brandvorwerks die Gaststätte „Feldschlösschen“ oder auch Hinterbrand genannt.

1815 kaufte der Leipziger Dichter und Verleger Siegfried August Mahlmann das Brandvorwerk, in dessen landwirtschaftlichem Teil er neue Anbaumethoden zur bäuerlichen Ertragssteigerung erprobte.

1856/1857 wurde das Gut nach Leipzig eingemeindet, und die Planung zur Bebauung der Leipziger Südvorstadt begann. Im Zuge ihrer Realisierung wurde das Brandvorwerk gegen Ende des 19. Jahrhunderts abgerissen, um für Wohnbauten an der neuen Kaiser-Wilhelm-Straße (heute August-Bebel-Straße) Platz zu schaffen. 1904 fiel als letzter Teil des Ensembles, das Gosenthal, das durch einen Saalanbau inzwischen zum Ballhaus Schubert geworden war.

Die Parallelstraße zur Kaiser-Wilhelm-Straße, die hinter dem Brandvorwerk begann, wurde nach einem Beschluss vom 25. Juli 1868 Brandvorwerkstraße benannt.[1]

Literatur

  • Horst Riedel: Stadtlexikon Leipzig von A bis Z. PROLEIPZIG, Leipzig 2005, ISBN 3-936508-03-8, S. 63 und 374
  • Äußere Südvorstadt - Eine historische und städtebauliche Studie. PROLEIPZIG 1998

Weblinks

  • Lusitz im Digitalen Historischen Ortsverzeichnis von Sachsen
  • Brandvorwerk im Digitalen Historischen Ortsverzeichnis von Sachsen
  • Brandvorwerk. In: August Schumann: Vollständiges Staats-, Post- und Zeitungslexikon von Sachsen. 1. Band, Zwickau 1814, S. 479.

Einzelnachweise

  1. Brandvorwerkstraße im Leipzig-Lexikon
51.32492312.369157

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