Gose

Gose
Historische Goseflasche (Pressglas), 33 cm Höhe
Gosenschänke in der Menckestraße Leipzig

Die Gose ist eine Biersorte, die ursprünglich aus der alten Kaiserstadt Goslar am Harz stammt.

Inhaltsverzeichnis

Herkunft und Typ

Der Name leitet sich vermutlich von dem kleinen Harzflüsschen Gose ab, aus dem die Braumeister bereits im Mittelalter das Wasser zur Herstellung des Bieres bezogen. Im Mittelalter fand die Gose vom Harz aus weitere Verbreitung und etablierte sich vor allem in der Gegend um Dessau, Halle und Leipzig.

Die Gose stellt einen eigenen, alten Biertyp dar, der eine gewisse Ähnlichkeit sowohl mit Berliner Weiße, als auch mit belgischen Lambicbieren bzw. deren Spezialform, der Geuze, aufweist. Gose entstand früher, wie die meisten Biere, durch Spontangärung. Heute wird die obergärige Brauart verwendet, wobei neben der alkoholischen noch eine bakterielle Milchsäuregärung stattfindet, die zu dem typischen säuerlichen Geschmack führt. Eine weitere Eigenart besteht in dem Zusatz von Kochsalz und Koriander, wodurch sie nicht dem deutschen Reinheitsgebot entspricht.

Geschichte

Bereits im Jahr 1397 wird die Goslarer Gose erstmals urkundlich erwähnt. Nach dem Dreißigjährigen Krieg breitete sie sich im Gebiet des heutigen Sachsen-Anhalt aus. Der Legende nach soll Fürst Leopold von Anhalt-Dessau, (der Alte Dessauer), die Gose 1738 in Leipzig eingeführt haben, wo sie sich bald großer Beliebtheit erfreute. Belegt ist die Verbreitung der Gose im Raum Leipzig ab 1824. In diesem Jahr bewarb sich Johann Philipp Ledermann, ein Brauereiknecht aus Goslar im Harz, mit seinen Rezeptur- und Technologiekenntnissen erfolgreich bei der Brauerei des Rittergutes Döllnitz bei Halle.

Im 19. Jh. war die Gose ein gängiges, meist trübes Weißbier, dem lexikalisch eine schwere Bekömmlichkeit bis hin zum Durchfall zugeschrieben wurde, das anderseits aber eine schöne Biersuppe gebe[1]. Um 1900 war die Gose das meistgetrunkene Bier der Messestadt, so dass sich Leipzig auch Gosestadt nannte. Inzwischen hatte sich die Rittergutsbrauerei in Döllnitz zum wichtigsten Lieferanten entwickelt.

Nachdem die Brauerei in Döllnitz 1945 im Zuge der deutschen Reparationszahlungen von der sowjetischen Besatzungsmacht enteignet und demontiert worden war, gab es in Leipzig keine Gose mehr. 1949 nahm der Leipziger Braumeister Friedrich Wurzler in einer kleinen Brauerei die Produktion wieder auf und belieferte einige wenige Goseschenken. Bis auf das Hotel Fröhlich schlossen diese Schenken bis 1958. Die Brauerei Wurzler gab 1966 auf. Damit gab es in Leipzig keine Gose mehr.

1986 ließ der Leipziger Hochschullehrer und Designer Lothar Goldhahn in der Weißbierbrauerei des VEB Getränkekombinat Berlin wieder Gose nach alter Rezeptur brauen und eröffnete die sanierte Gosenschenke Ohne Bedenken in Leipzig. Eine zweite Gosenschenke mit hauseigener Gosebrauerei eröffnete im Jahr 2000 im sanierten Bayerischen Bahnhof. Auch in anderen Leipziger Gasthäusern ist Gose wieder als Bierspezialität auf der Karte zu finden.

In Goslar wurde Mitte des 19. Jahrhunderts das Brauen von Gose eingestellt. Erst 1993 nahm der ortsansässige Braumeister Andreas Wagenführer die Produktion wieder auf. Seit 2004 bietet das Brauhaus Goslar verschiedene Sorten des Harzer Urbieres an, die in verschiedenen Restaurants und Gaststätten als lokale Spezialität ausgeschenkt werden.

Im Jahr 1999 wurde die alte Traditionsfirma W. Goedecke & Co. in Döllnitz neu gegründet und braut seitdem die Gose nach originaler Rezeptur.

Literatur

  • Die Geschichte der Gose und die Chronik der Gosenschänke Leipzig-Eutritzsch. Den Freunden der Gose freundlichst überreicht von Otto Kröber, Leipzig 1912
  • Gose-Häppchen. 12 Kapitel Bier- und Kneipengeschichte. Dargereicht in der Gosenschenke „Ohne Bedenken“ zu deren Hundertjahrfeier (1899–1999) ausgewählt und angerichtet von Axel Frey und Bernd Weinkauf, Leipzig 1999
  • 180 Jahre Rittergutsgose Döllnitz. Festschrift, herausgegeben vom AKD Arbeitskreis Döllnitz e.V., Halle/ S. 2004
  • Gose, Schwarzes, Kombinate: die Biere des Ostens. Brauereien, Braugaststätten, kleine Bierkunde, Geschichte und Geschichten. von Edda Gutsche, L&H Verlag, Hamburg 2004, ISBN 3-928119-84-2
  • Das Buch Gose. Die Geschichte der Gose von ihren Anfängen bis zum morgigen Tag. Gosenschenke „Ohne Bedenken“ von Bernd Weinkauf und Dr. Hartmut Hennebach, Leipzig 2005
  • Die hundert besten Biere der Welt. von Michael Rudolf und Ivo Schweikhart, Monsenstein & Vannerdat, Münster 2006, ISBN 3-938568-25-9

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Das Hauslexikon, Bd. III, Artikel Gose, Breitkopf und Härtel, Leipzig 1833, S. 756

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