Gustaf Braun von Stumm

Gustaf Braun von Stumm

Gustaf Braun von Stumm eigentlich Gustaf Theodor Rudolf Braun von Stumm (* 23. Juni 1890 in Berlin; † 3. November 1963 in Innsbruck) war ein deutscher Karrierediplomat und stellvertretender Abteilungsleiter in der Pressestelle des Auswärtigen Amtes im Zweiten Weltkrieg.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Der Enkel des preußischen Industriellen Carl Ferdinand von Stumm-Halberg verlebte seine Jugend im großväterlichen Schloss Halberg und erhielt seine humanistische Bildung am Ludwigsgymnasium Saarbrücken. Nach dem Studium der Rechtswissenschaften in Bonn, Oxford und Straßburg und Militärdienst trat er 1918 in den Auswärtigen Dienst ein und arbeitete ab den 1930er Jahren in der Presseabteilung des Auswärtigen Amtes. Am 1. April 1933 war er der NSDAP beigetreten und gehörte 1934 und 1935 der Deutschen Front im Saargebiet an. Er wurde 1937 vortragender Legationsrat und 1944 Ministerialdirektor.

Braun von Stumm (in der Literatur gelegentlich Braun von Sturm geschrieben) wurde bekannt durch die von ihm am 24. April 1942 in einer Pressekonferenz vorgetragene Ankündigung eines verschärften Bombenkriegs gegen historisch und kulturell bedeutende britische Städte. Nach dem Luftangriff der Royal Air Force auf das historische Stadtzentrum von Lübeck in der Nacht vom 28. auf den 29. März 1942 war ein Befehl Adolf Hitlers zur Verschärfung des Luftkriegs gegen England erfolgt. Als Ziele nannte Braun von Stumm „Gebäude mit drei Sternen“ (solche gab es jedoch nicht) im deutschen Reiseführer des Karl-Baedeker-Verlags.[1] In englischsprachigen Texten wird die folgende Welle deutscher Luftangriffe daher als Baedeker Blitz bezeichnet. Goebbels rügte Braun von Stumm scharf.[2]

Neben seiner beruflichen Tätigkeit widmete sich Braun von Stumm, der mit Anteilen am Stumm-Konzern ein beträchtliches Vermögen ererbt hatte, der Vertretung der wirtschaftlichen Interessen seiner Familie, daneben münzsammlerischen und kulturgeschichtlichen Interessen und trat mit einer Reihe von Beiträgen und Buchveröffentlichungen zur Numismatik hervor. 1945 schied er aus dem diplomatischen Dienst aus und widmete sich fortan bis zu seinem Tode der Numismatik, Heraldik und Sphragistik. Durch seine Berufung in die Numismatische Kommission der Länder in der Bundesrepublik Deutschland erfuhren seine Forschungsergebnisse die gebührende Ehrung.

Herrmann spricht ihm einen zuweilen mit feiner Ironie gepaarten Mutterwitz zu, Longerich etwas eigenwillige, zuweilen kuriose Züge.

Schriften

  • Die Münzen der Abtei Hornbach, 1926
  • Das Saargebiet des Friedensvertrages von Versailles, 1928
  • Trierer Gepräge aus der fränkischen Kaiserzeit, 1931
  • Beitraege zur Strassburger Münzkunde, 1939
  • Ueber das Münzrecht der Andechser zu Innsbruck und seinen geschichtlichen Hintergrund, 1944
  • Ueber das ältere Zofinger Münzwesen, 1948/49
  • Das Ende der Andechser Münzgerechtsame zu Innsbruck, 1951
  • L'Origine de la fleur de lis des rois de France au point de vue numismatique, 1951
  • Der älteste luxemburger Löwenpfennig als heraldisches Dokument, 1952
  • Das Rad, Symbol von Evangelium und Kirche auf oberrheinischen Münzen des 12. und 13. Jahrhunderts, 1952
  • Colmarer Pfennige aus der Interregnumszeit, 1953
  • Der Münzfund von Merzig, 1953
  • Der Münzfund von Gleisweiler, 1954
  • Lothringisch-trierische Allianz im 13. Jahrhundert, 1958
  • Metzer Münzstätten an der mittleren Saar, 1959

Literatur

  • Hans-Walter Herrmann: Zum Tode von Gustaf Braun von Stumm. In: Saarbrücker Hefte. - Saarbrücken : Pfau-Verl., ISSN 0036-2115. - 1963, 18, S. 77-78
  • Maria Keipert (Red.): Biographisches Handbuch des deutschen Auswärtigen Dienstes 1871–1945. Herausgegeben vom Auswärtigen Amt, Historischer Dienst. Band 1: Johannes Hürter: A–F. Schöningh, Paderborn u. a. 2000, ISBN 3-506-71840-1.
  • Peter Longerich: Propagandisten im Krieg. Die Presseabteilung des Auswärtigen Amtes unter Ribbentrop. Oldenburg, München 1987, ISBN 3-486-54111-0 (Studien zur Zeitgeschichte 33), (Zugleich: München, Univ., Diss., 1983: Die Presseabteilung des Auswärtigen Amtes unter Ribbentrop.). Auszug in der Google Buchsuche

Einzelnachweise

  1. Elke Fröhlich (Hrsg.): Die Tagebücher von Joseph Goebbels. K. G. Saur, München, Teil II: Diktate 1941–1945. 15 Bde. 1993–1996, ISBN 3-598-21920-2. Band 4, S. 227, 3. Mai 1942.
  2. Hinweis auf die kritische Position von Joseph Goebbels zu den Aussagen Brauns von Stumm, PDF-Datei

Weblinks


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