Buchenau (Thüringen)

Buchenau (Thüringen)
Buchenau
Landgemeinde Mihla
Koordinaten: 51° 4′ N, 10° 16′ O51.072510.274444444444195Koordinaten: 51° 4′ 21″ N, 10° 16′ 28″ O
Höhe: 195 m ü. NN
Eingemeindung: 9. Apr. 1994
Postleitzahl: 99826
Vorwahl: 03 69 24

Buchenau ist seit 1994 ein Ortsteil der Gemeinde Mihla im Freistaat Thüringen.[1] Der Ortsteil besteht wiederum aus den Kleinsiedlungen und Höfen Buchenau, Ebenau, Freitagszella und Hahnroda. Bereits in den 1960er Jahren mussten die Höfe Eschenborn - bei Ebenau und Mihlberg - südlich von Hahnroda aufgelassen werden, Ebenau wurde an die Stadt Creuzburg angegliedert.

Inhaltsverzeichnis

Lage

Ehemaliges Gemeindesiegel
  • Die Hauptsiedlung Buchenau liegt etwa 4,5 km westlich von Mihla am Ufer der Werra.
  • Die Kleinsiedlung Hahnroda, ursprünglich ein einzelner Hof, liegt 3,2 km westlich von Mihla.
  • Die Kleinsiedlung Ebenau befindet sich etwa 5 km westsüdwestlich von Mihla, am linken Ufer der Werra, in einer Flussbiegung zwischen Buchenau und Creuzburg.
  • Der Hof Freitagszella befindet sich etwa 2,8 km westlich von Mihla entfernt am linken Ufer der Werra.

Gemeindesiegel

Das von 1950 bis 1956 verwendete Gemeindesiegel zeigt in stilisierter Form einen Soleförderturm. [2]

Geschichte

Buchenau
Hofgut Buchenau

Das Gebiet zwischen Creuzburg und Mihla war schon während der Bronzezeit besiedelt. Dies belegen zwei Gräberfelder in den Wäldern bei Freitagszella und südlich von Scherbda.[3] Drei bei Feldarbeiten nahe dem Gutshaus Hahnroda gefundene Steinbeile könnten bereits in der Jungsteinzeit von umherstreifenden Jägern deponiert worden sein. Eine Anwesenheit des Heiligen Bonifatius vermeldet die Sage zum Buchenauer Steinkreuz, dies ist aber nicht belegbar. Die im Mittelalter entlang der Werra entstandenen Kleinsiedlungen und Höfe waren nach Creuzburg eingepfarrt und waren überwiegend im Besitz des Creuzburger Nonnenklosters St. Jakob. Freitagszella war eine eigenständige Propstei. 1197 wird Hahnroda erstmals urkundlich erwähnt, Buchenau erst 1412. Nach der Säkularisation erwarben Creuzburger Adelige, Patrizier und andere vermögende Personen diese Güter. Im 17. Jahrhundert wurde Ebenau wegen mehrerer Vorkommnisse als ein Zentrum der Hexenverfolgung angesehen.[4] Zunächst war Ebenau der bedeutendste Ort und Wohnsitz des Dorfschulzen.

Während der Kriegsjahre waren rund 100 sowjetische, polnische und serbische Zwangsarbeiter bei den Deutschen Solvaywerken AG zur Zwangsarbeit eingesetzt und unter anderem im Gemeinschaftslager Buchenau untergebracht.[5]

Wirtschaftliche Verhältnisse

1879 wurden, basierend auf der Volkszählung von 1875 statistische Angaben publiziert, sie zeigen am deutlichsten die wirtschaftlichen Potentiale der jeweiligen Ortsteile auf.

Buchenau

6 Wohnhäuser mit 45 Einwohnern. Die Größe der Flur betrug 160,38 ha davon Höfe und Gärten 2,6 ha, Wiesen 8,0 ha, Ackerfläche 113,9 ha. Wald 14,9 ha, Teiche, Bäche und Flüsse 10,3 ha, auf Wege, Triften, Ödland und Obstbauplantagen entfielen 10,9 ha.

Ebenau

Ebenau

(51° 3′ 45″ N, 10° 16′ 22″ O51.06258333333310.272777777778)
6 Wohnhäuser mit 33 Einwohnern. Die Größe der Flur betrug 93,05 ha davon Höfe und Gärten 3,6 ha, Wiesen 12,4 ha, Ackerfläche 48,5 ha. Wald 21,0 ha, Teiche, Bäche und Flüsse 0,01 ha, auf Wege, Triften, Ödland und Obstbauplantagen entfielen 7,2 ha.

Hahnroda

Hahnroda

(51° 4′ 6″ N, 10° 17′ 23″ O51.06834166666710.289855555556)
1 Wohnhaus mit 16 Einwohnern. Die Größe der Flur betrug 91,19 ha davon Höfe und Gärten 1,6 ha, Wiesen 4,7 ha, Ackerfläche 81,2 ha. Wald 0,4 ha, Teiche, Bäche und Flüsse 0,01 ha, auf Wege, Triften, Ödland und Obstbauplantagen entfielen 3,1 ha.

Freitagszella

Freitagszella

(51° 4′ 27″ N, 10° 17′ 35″ O51.07404722222210.293072222222)
4 Wohnhäuser mit 18 Einwohnern. Die Größe der Flur betrug 123,1 ha davon Höfe und Gärten 1,3 ha, Wiesen 13,6 ha, Ackerfläche 65,3 ha. Wald 31,9 ha, Teiche, Bäche und Flüsse 3,1 ha, auf Wege, Triften, Ödland und Obstbauplantagen entfielen 7,7 ha.

Eschenborn

(51° 4′ 10″ N, 10° 15′ 19″ O51.06956944444410.255263888889)
1 Wohnhaus mit 14 Einwohnern. Die Größe der Flur betrug 141,2 ha davon Höfe und Gärten 1,8 ha, Wiesen 0,1 ha, Ackerfläche 82,3 ha. Wald 19,0 ha, Teiche, Bäche und Flüsse 0,0 ha, auf Wege, Triften, Ödland und Obstbauplantagen entfielen 37,9 ha.

Mihlberg

(51° 2′ 55″ N, 10° 16′ 41″ O51.04863888888910.277944444444)
2 Wohnhäuser mit 14 Einwohnern. Die Größe der Flur betrug 74,4 ha davon Höfe und Gärten 1,3 ha, Wiesen 1,0 ha, Ackerfläche 66,2 ha. Wald 3,5 ha, Teiche, Bäche und Flüsse 0,1 ha, auf Wege, Triften, Ödland und Obstbauplantagen entfielen 2,36 ha. (Die ertragsarmen Äcker und Wiesen von Mihlberg werden gegenwärtig aufgeforstet.)

Das Gesamt-Viehbestand aller Ortsteile betrug 57 Pferde, 140 Rindern, 1310 Schafen, 9 Ziegen und 96 Schweinen.[6]

Industrialisierung

An der Werra bei Buchenau

Um 1905 begann der Bau der Werrabahn; 1907 wurde diese Bahnlinie eröffnet, ab 1915 verfügte auch Buchenau über einen Haltepunkt. Die Hoffnung auf eine Industrialisierung wird ab 1910 durch die Vorbereitung der Gründung eines Kali-Bergwerkes genährt. Nach anfänglichen Schwierigkeiten entsteht das Solvay-Werk (Buchenau).

Verwaltungsreformen

Auf Grund einer Verwaltungsreform wurden 1922 Ebenau, Buchenau, Eschenborn, Mihlberg und Hahnroda nach Creuzburg eingemeindet, 1925 wurde dies in Teilen rückgängig gemacht. Die Gemeinde Buchenau wurde nun zu einem eigenständigen Ort aufgewertet. Bei dieser Rückgabe verblieb auf der nördlichen Talseite ein beträchtliches Waldstück und die Uferwiesen als Exklave der Gemarkung Creuzburg (Flur 15), dies hat auch zur Folge, dass die hier entlang der Landstraße nach Mihla erbauten sechs Buchenauer Wohnhäuser nach ihrer Lage formal noch zu Creuzburg gehörten. Dieser Fakt wurde erst bei der letzten Gebietsreform entworren. [7]

Die höchste Einwohnerzahl erhielt Buchenau nach Ende des Zweiten Weltkrieges - 242 Einwohner - neben zahlreichen Flüchtlingen und Vertriebenen versuchten auch viele obdachlose Creuzburger, im Nachbarort eine Notunterkunft zu erhalten, da ihre Stadt bei Kriegsende schwer zerstört worden war. 1962 hatte eine erneute Verwaltungsreform die Eingemeindung von Ebenau und Eschenborn nach Creuzburg zur Folge; Mihlberg gehörte ebenfalls zu Creuzburg, diese beiden Ortsteile wurden wenige Monate später aufgelassen. Die letzte Gemeindereform führte 1994 zur Eingemeindung in den östlichen Nachbarort Mihla.

Im Oktober 1968 endete die Produktion im Sodawerk Buchenau, zuvor war bereits der Bahn- und Güterverkehr eingestellt worden, die noch intakte Eisenbahnbrücke über die Werra bei Ebenau wurde um 1985 zur Schrottgewinnung durch sowjetische Pioniere mit einer Sprengung zerstört. Die Bürogebäude wurden dem Automobilwerk Eisenach zur Verfügung gestellt, welche darin eine Entwicklungsabteilung aufbauen konnten. Als problematische Hinterlassenschaft ist das ehemalige Absetz- und Klärbecken im Habichtstal erhalten geblieben. Nach der Wende entwickelte sich besonders der Ortsteil Buchenau als Gewerbestandort weiter. Ein 17,5 ha großes Gewerbegebiet wurde auf dem ehemaligen Solvay-Werksgelände angelegt und von der ATP-Klebebandtechnik Wuppertal in Anspruch genommen. Die erneuerte Werrabrücke von Buchenau wurde 1998 dem Verkehr übergeben. Als problematisch für den Tourismus und störend für die Lebensqualität der Bewohner von Ebenau wird die Wiederinbetriebnahme eines Steinbruches bei Buchenau gewertet. [4]

Sehenswürdigkeiten

An der Werra bei Ebenau

Die vier Ortsteile von Buchenau liegen im Bereich des Durchbruchtales der Werra zwischen Creuzburg und Mihla. Die Ebenauer Klippen und die Nordmannsteine umrahmen den Ortsteil Ebenau, die dortigen Höfe sind Fachwerkhäuser aus dem 17. Jahrhundert. In Buchenau befindet sich die Gemeindeverwaltung in einem Vierseithof. Bauliche Reste der Werrabahn und des ab 1910 entstandenen Solvay-Werk sind noch stellenweise im Gelände erkennbar. Die Bahntrasse wurde als Fahrradweg ausgebaut und ist nun einer der beliebtesten Abschnitte des Werratalradweges. Am linken Werraufer findet man am Straßenrand das Bonifatiuskreuz - ein großformatiges mittelalterliches Steinkreuz. Der Hof Hahnroda liegt über dem Werratal. Oberhalb von Freitagszella trifft man am Waldrand auf letzte Reste eines bronzezeitliches Hügelgräberfeldes. Im Sommer wachsen dort seltene Orchideen.

Einzelnachweise

  1. Thüringer Verordnung über die Auflösung der Gemeinde Buchenau und ihre Eingliederung in die Gemeinde Mihla vom 25. März 1994 (GVBl S. 386)
  2. Ortschronist: Von Bürgermeistern und Gemeindesiegeln. In:Werratal-Bote. Mitteilungsblatt der Verwaltungsgemeinschaft Creuzburg und der Verwaltungsgemeinschaft Mihla. 17Jg. Nummer 03 vom 20. Januar 2006, S.16.
  3. N.N.: Die Funde von Freitagszella. In: Thüringische Landeszeitung. Lokalseite Eisenach vom 2. August 1963
  4. a b Ortschronist: Geschichtlicher Abriß über Buchenau. In:Werratal-Bote. Mitteilungsblatt der Verwaltungsgemeinschaft Creuzburg und der Verwaltungsgemeinschaft Mihla. 10Jg. Nummer 18 vom 14. Mai 1999, S.14.
  5. Thüringer Verband der Verfolgten des Naziregimes - Bund der Antifaschisten und Studienkreis deutscher Widerstand 1933-1945 (Hg.): Heimatgeschichtlicher Wegweiser zu Stätten des Widerstandes und der Verfolgung 1933-1945, Reihe: Heimatgeschichtliche Wegweiser Band 8 Thüringen, Erfurt 2003, ISBN 3-88864-343-0
  6. C. Kronfeld: Landeskunde des Großherzogthumes Sachsen-Weimar-Eisenach. Zweiter Teil. Weimar 1879. S.34f.
  7. - Flurübersichskarte für den LKreis WAK

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