- Mihla
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Wappen Deutschlandkarte 51.07722222222210.334444444444200Koordinaten: 51° 5′ N, 10° 20′ OBasisdaten Bundesland: Thüringen Landkreis: Wartburgkreis Verwaltungs-
gemeinschaft:Mihla Höhe: 200 m ü. NN Fläche: 31,58 km² Einwohner: 2.262 (31. Dez. 2010)[1]
Bevölkerungsdichte: 72 Einwohner je km² Postleitzahl: 99826 Vorwahl: 036924 Kfz-Kennzeichen: WAK Gemeindeschlüssel: 16 0 63 055 Gemeindegliederung: 2 Ortsteile Adresse der Verbandsverwaltung: Am Schloss 6
99826 Berka v.d.H.Webpräsenz: Bürgermeister: Rainer Lämmerhirt (FWG) Lage der Gemeinde Mihla im Wartburgkreis Mihla ist eine Gemeinde im Wartburgkreis in Thüringen
Inhaltsverzeichnis
Geografie
Die historische Ortslage liegt in einem kleinen Talkessel der Werra im Zentrum der Gemarkung von Mihla, auf einer geschützten Anhöhe über dem Werraknie. Mihla erstreckt sich auf der Westseite des Hainich, durch den Ort fließt der Lauterbach. Dicht unterhalb von Mihla mündet auch der Lempertsbach, von Nazza kommend, in die Werra.
Gemeindegliederung
Mihla besteht seit der Gebietsreform von 1994 aus den Ortsteilen Mihla und Buchenau.[2] Dazu kommen noch die Siedlungen Ebenau (am linken Ufer der Werra) sowie Hahnroda und Freitagszella.
Mihla ist Mitgliedsgemeinde der gleichnamigen Verwaltungsgemeinschaft mit Sitz in Berka v.d.H. Zu dieser gehören: Mihla, Lauterbach, Bischofroda, Berka vor dem Hainich, Ebenshausen, Frankenroda, Hallungen und Nazza mit Ortsteil Wernershausen.
Nachbarorte
Nachbargemeinden sind Creuzburg im Westen, Ebenshausen und Nazza im Norden, Lauterbach direkt angrenzend im Osten sowie der Stadtteil Neukirchen der Stadt Eisenach und Krauthausens Ortsteil Ütteroda im Süden.
Geschichte
Der Ort wurde urkundlich erstmals in den Jahren zwischen 780 und 802 in einer Schenkungsurkunde des Klosters Fulda erwähnt. Der Vorgängerbau der Ortskirche soll als Urpfarrei der Region bereits in der Zeit der Christianisierung entstanden sein.
Das „Graue Schloss“ entstand als Wasserburg und Sitz der Herren von Mihla. 1436 erwarb die Adelsfamilie von Harstall Ort und Burgsitz Mihla, sie wurden Lehns- und Gerichtsherren. Ab 1536 wurde von ihnen die Burg zum Renaissance-Schloss umgebaut, weitere Veränderungen erfolgten im 16. und 17. Jahrhundert. Der ursprüngliche Bau, das „Weiße Schloss“, wurde 1836/37 abgetragen, das Gelände in den Schlosspark einbezogen. Die Harstalls errichteten in Mihla außerdem das „Rote Schloss“ und betrieben ein Rittergut.
Die Werra-Schifffahrt spielte eine große Rolle für Mihla. Ab 1910 wurde der Ort von einem eigenen Wasserkraftwerk an der Werra mit Strom versorgt.
In der Zeit des Nationalsozialismus befand sich zeitweise die SS-Führersportschule im Ort. Das Rote Schloss war bis Anfang 1945 die zentrale Führerinnenschule des weiblichen Reichsarbeitsdienstes des Gaus Thüringen.[3]
Während des Zweiten Weltkrieges mussten mehr als 80 Frauen und Männer aus verschiedenen Nationen im Thüringer Holz- und Schwellenbetrieb Ludwig Kraft in Mihla und Buchenau Zwangsarbeit verrichten.[4] Im Krieg wurde auch ein Ehrenhain für die gefallenen Soldaten aus Mihla angelegt, der bis auf wenige Gräber nicht mehr existiert. Mehrere alliierte Bombenflugzeuge, die bei Luftkämpfen abgeschossen wurden, gingen in der Flur von Mihla und seinen Nachbarorten nieder. Am Ende des Zweiten Weltkriegs wurden im Rahmen des „Kampfs um die Werralinie“ die Flussbrücken gesprengt. Mihla wurde Anfang April 1945 von US-Artillerie beschossen und – nach Hissen weißer Fahnen – am 4. April von amerikanischen Truppen besetzt. In Kämpfen bei Mihla fielen mehrere deutsche Soldaten (Gräber auf Friedhof) und Amerikaner (Gedenkstein an der Alten Post).
Anfang Juli 1945 wurde Mihla in die Sowjetische Besatzungszone eingegliedert. Damit gehörte es ab 1949 zur DDR und lag in der Nähe des Grenzgebiets zu den Westzonen, später zur Bundesrepublik. Die Familie von Harstall wurde 1945 mit Blauem Schloss und Rittergut von 523 ha entschädigungslos enteignet. Das Rote Schloss diente der US-Armee und dann der Roten Armee als Stabsgebäude. In dieser Zeit wurde die kostbare und bis dahin gut erhaltene Inneneinrichtung vernichtet und auch der zugehörige Park verwüstet. Das Rote Schloss und Rittergut mit Vorwerk Wernershausen (475 ha) wurden gleichfalls enteignet.
Siehe auch: Schlotheim (Adelsgeschlecht)
Kultur und Sehenswürdigkeiten
Baudenkmale
- Das Graue Schloss stammt aus dem 16. Jahrhundert, und ist mit kleinem Schlosspark umgeben. Umbauten erfolgten im 17. Jahrhundert. Heute ist das Schloss Gaststätte mit Fremdenzimmern.
- Das Rote Schloss stammt ebenfalls aus dem 16. Jahrhundert, es zählt zu den bedeutendsten Renaissance-Fachwerkbauten des Wartburgkreises. Umbauten wurden im 17. und 18. Jahrhundert vorgenommen. Nach Kriegsende 1945 gingen die kunstgeschichtlich wertvollen Inneneinrichtung verloren. Seit 1952 wurde das Schloss als Alters- und Pflegeheim genutzt.
- Die Evangelische Kirche St. Martin ist eine barocke Saalkirche aus dem 18. Jahrhundert und besitzt eine Rokokoausstattung. Der niedrige Turm mit charakteristischem flachem Turmhelm stammt noch von dem romanischen Vorgängerbau aus dem 12. Jahrhundert. Neben der Kirche in Richtung Anger befindet sich ein offener Fachwerkbau mit drei Glocken. Vom früheren Kirchhof stammen noch einige historische Grabsteine. Neben der Kirche steht ein Obelisk zur Erinnerung an die im Deutsch-Französischen Krieg 1870/71 gefallenen Mihlaer Soldaten.
- Der Mihlaer Dorfanger war seit dem 13. Jahrhundert der Dorfmittelpunkt und Stätte der Dorfgerichtsbarkeit, seit 1682 auch Gerichtsplatz der Herren von Harstall und Kirmesfestplatz. Der Anger ist umgeben von Kirche, früherem Rittersitz, Gemeindeschenke und früherem Gemeindebackhaus. An der Kirchmauer Richtung Anger hat die Gemeinde nach dem Ersten Weltkrieg ihr Kriegerdenkmal errichtet.
- Das Rathaus ist ein schlichter Fachwerkbau. Als Nebengebäude des Rathauses dient das benachbarte Gebäude der früheren Carl-Alexander-Schule (Sinnspruch an der Fassade: „Ohne Zucht keine Frucht, ohne Fleiß kein Preis“)
- Der Mihlaer Propel ist ein lindenbestandener Platz über der Werra. 1254 wurde er urkundlich als landgräflicher Gerichtsplatz Brachbühl genannt (umgangssprachlich „Propel“). Später wurden hier Vogelschießen und Jahrmärkte veranstaltet. Auch heute noch ist der Propel der beliebteste Festplatz der Mihlaer.
- Mihla besitzt viele denkmalgeschützte Fachwerkhäuser aus dem 17. Jahrhundert. Berühmt ist das Hölzerkopfhaus, ein repräsentatives Fachwerkhaus und andere Fachwerkhäuser aus der Zeit der Werraflößerei. Das Alte Fährhaus ist leider in einem sehr schlechten baulichen Zustand.
Im Ortsteil Freitagszella befindet sich eine sehenswerte Vierseit-Hofanlage. Besonders malerisch liegt auch der Ortsteil Ebenau zu Füßen der Ebenauer Köpfe an der Werra.
Naturdenkmale
Das Naturschutzgebiet Lienig hat eine Fläche von 24,88 Hektar. Es wurde am 23. März 1961 ausgewiesen.[5]
Umgebung
Auch die nähere Umgebung von Mihla besitzt eine Vielzahl von Sehenswürdigkeiten und Freizeitmöglichkeiten. Besonders beliebt ist das Wasserwandern auf der Werra.
- Der Werra-Radweg führt ebenfalls durch Mihla. Mihla ist ein traditionelles Zentrum des Pferdesports, die Mihlaer Jugend stellt zu jeder Kirmes einen Reitertrupp in historischer Uniform.
Zahlreiche Wanderwege erschließen den Hainich und das Werratal.
- Die Jugendherberge am Harsberg im Hainich befindet sich nur 4 km östlich des Ortes Mihla. Hier am Harsberg wurde von 1932 bis 1945 Segelflug betrieben, bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs bestand eine Fliegerschule des Gaus Thüringen. Die Segelflugzeuge wurden im April 1945 von US-Soldaten verbrannt, die Gebäude - bis auf den restaurierten Hangar - später abgerissen. In den 1950er Jahren entstand die jetzige Anlage, die architektonisch nach Plänen aus den 1930er Jahren errichtet worden sein muss. Sie wurde von der GST genutzt, bis Anfang der 1960er Jahre der Segelflug in Grenznähe nicht mehr möglich war. Nun bezog eine Ausbildungseinheit der Grenztruppen der DDR hier bis 1990 Quartier. Nach Jahren des Leerstands wurde eine Jugendherberge eingerichtet, die für ihre Qualität 2008 ausgezeichnet worden ist. Der Blick von Mihla nach Süden wird beherrscht von den 22 Windkraftanlagen auf dem Mihlaer Berg bei Neukirchen.
Wirtschaft und Infrastruktur
- Das Gewerbegebiet Buchenau befindet sich am östlichen Ortsrand von Buchenau. Es verfügt über eine Gesamtfläche von 18 ha (Stand 1998) und entstand auf der Industriebrache der ehemaligen Soda-Fabrik.[6]
- Das Gewerbegebiet Reitenberg befindet sich südlich von Mihla und ist Standort einer Landwirtschaftlichen Genossenschaft.
Weitere Betriebsstandorte befinden sich am westlichen Ortsrand von Mihla. Die Gemeinde Mihla verfügt über ein eigenes Klärwerk, es befindet sich in der Werra-Aue gegenüber dem Ort. Die Wasserkraft der Werra nutzt das neu erbaute Wasserkraftwerk am Mihlaer Wehr.
Verkehr
Durch Mihla führt die Landesstraße 1016, die Eisenach mit Mühlhausen verbindet.
Die im Jahr 1907 in Betrieb genommene Bahnstrecke Schwebda–Wartha verband Mihla mit Eisenach, Creuzburg, Treffurt, Wanfried und Eschwege. Wegen der Sprengung der Werrabrücken am Ende des Zweiten Weltkriegs und der anschließenden Grenzziehung war der Verkehr nach Eschwege ab 1945 nicht mehr möglich. Der Personenverkehr zwischen Mihla und Wartha über Creuzburg wurde 1962 eingestellt.
Politik
Gemeinderat
Der Gemeinderat aus Mihla setzt sich aus 14 Ratsfrauen und Ratsherren zusammen.
(Stand: Kommunalwahl am 7. Juni 2009)[7]
Bürgermeister
Der ehrenamtliche Bürgermeister Rainer Lämmerhirt wurde am 6. Juni 2010 wiedergewählt.[8]
Persönlichkeiten
Söhne und Töchter der Gemeinde
- Ernst Christoph Homburg (1607[9]-1681), lyrischer Poet, evangelischer Kirchenlieddichter und Übersetzer
Literatur
- Rainer Lämmerhirt: Mihla. Aus der Geschichte eines Dorfes in Westthüringen. Heimat- und Verkehrsverein, Mihla 1993 (Westthüringer Heimatschriften Sonderband, ZDB-ID 2285013-2).
- Rainer Lämmerhirt, Brundhilde Hoffmann: Dorfbilder aus dem alten Mihla. 2 Bände. Heimat- und Verkehrsverein e. V., Mihla 1995–1997 (Westthüringer Heimatschriften 6 und 8).
- Rainer Lämmerhirt: Von Weltkrieg zu Weltkrieg. Mihla und die Werraregion 1919 bis 1945. Verlag Rockstuhl, Bad Langensalza 2006, ISBN 3-938997-40-0 (Westthüringer Heimatschriften 14).
Quellen
- ↑ Thüringer Landesamt für Statistik – Bevölkerung nach Gemeinden, erfüllenden Gemeinden und Verwaltungsgemeinschaften (Hilfe dazu)
- ↑ Thüringer Verordnung über die Auflösung der Gemeinde Buchenau und ihre Eingliederung in die Gemeinde Mihla vom 25. März 1994 (GVBl S. 386)
- ↑ Bilder aus der Zeit der Führerinnenschule im Roten Schloss Mihla. Werratal-Bote Nr. 23/2010
- ↑ Thüringer Verband der Verfolgten des Naziregimes - Bund der Antifaschisten und Studienkreis deutscher Widerstand 1933-1945 (Hg.): Heimatgeschichtlicher Wegweiser zu Stätten des Widerstandes und der Verfolgung 1933-1945, Reihe: Heimatgeschichtliche Wegweiser Band 8 Thüringen, Erfurt 2003, S. 327, ISBN 3-88864-343-0
- ↑ Klaus Schmidt: Der Wartburgkreis. Natur und Landschaft. In: Wartburgkreis (Hrsg.): Naturschutz im Wartburgkreis. 7, Druck und Verlagshaus Frisch, Eisenach und Bad Salzungen 1999, S. 87.
- ↑ Landratsamt Wartburgkreis (Hrsg.) Der Wirtschaftsstandort Wartburgkreis - Stadt Eisenach. Info-Mappe Bad Salzungen/Eisenach 1998. S.4f
- ↑ Kommunalwahlen in Thüringen am 7. Juni 2009. Wahlen der Gemeinde- und Stadtratsmitglieder. Vorläufige Ergebnisse. Der Landeswahlleiter, abgerufen am 6. Februar 2010.
- ↑ Kommunalwahlen in Thüringen am 6. Juni 2010. Wahlen der Gemeinde- und Stadtratsmitglieder. Vorläufige Ergebnisse. Der Landeswahlleiter, abgerufen am 6. Juni 2010.
- ↑ Geburtsjahr aus Taufeintrag erschlossen, in älterer Literatur häufig 1605
Weblinks
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