- Burgus Hollenburg
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Burgus Hollenburg Alternativname Unbekannt Limes Norischer Limes Abschnitt Strecke 1 Datierung (Belegung) 5. Jahrhundert n. Chr. (?) Typ Wachturm, Kleinkastell (?) Einheit limitanei (burgarii) ? Größe Unbekannt Bauweise Steinbauweise Erhaltungszustand 1981 beim Straßenbau zerstört Ort Hollenburg Geographische Lage 48° 22′ 48″ N, 15° 40′ 49″ O48.3815.680277777778Koordinaten: 48° 22′ 48″ N, 15° 40′ 49″ O Vorhergehend Kastell Favianis (westlich) Anschließend Kastell Augustianis (östlich) Der Burgus von Hollenburg war Teil des römischen Donaulimes in Österreich, Bundesland Niederösterreich, Bezirk Krems-Land, Stadt Krems an der Donau/Stadtteil Hollenburg, am Südufer der Donau.
Seine spärlichen Überreste befanden sich beim einstigen nördlichen Vorwerk der Burg Bertholdstein, die Fundstelle wurde allerdings beim Straßenbau Anfang der 80er Jahre des vorigen Jahrhunderts zerstört und ist heute nicht mehr sichtbar. Die Gräberfelder im südwest- und südöstlichen Umland des Burgus stammen größtenteils aus der Spätantike und markieren den Verlauf der antiken Limesstraße über Kleedorf Richtung Südwesten bzw. weiter in Richtung Westen durch Hollenburg.
Inhaltsverzeichnis
Forschungsgeschichte
Schon seit dem 18. Jahrhundert wurde an dieser Stelle eine römische Befestigung vermutet. Dies bestätigte sich beim Bau der Schnellstraße S 33, als unterhalb der Burgmauern 1981 tatsächlich antikes Mauerwerk freigelegt wurde. Die ausgedehnten und bis in die Fundamente gut vermörtelten Mauerzüge wurden von Hannsjörg Ubl (Österreichisches Bundesdenkmalamt [BDA]) aber eher als die Überbleibsel eines römischen Kleinkastells mit doppeltem Grabensystem (Spitz- und trapezförmiger Sohlgraben) angesehen.[1] 2001 kamen unter der Pfarrkirche in Hollenburg Reste eines weiteren römischen Gebäudes zutage. Ob dieser Befund ebenfalls als Burgus zu bewerten ist, ist jedoch unsicher.[2]
In der Flur Kleedorf wurde 1938 auf einem Acker ein Steinkistengrab untersucht, das zwei eng beieinander bestattete Skelette, ein Glasfragment und ein Balsamar enthielt (d.i. ein kleines Glasgefäß für ätherische Öle oder Harze, die u.a. bei Begräbnisfeierlichkeiten Verwendung fanden; solche Balsamare werden häufig als Grabbeigabe gefunden). Bereits 1932 und 1934 wurden auf benachbarten Parzellen ebenfalls zwei ähnliche Gräber geborgen. Heinrich Zabehlicky datiert die Gräber in die 2. Hälfte des 4. Jahrhundert bis in das 5. Jahrhundert.[3]
1970 wurden in Kleedorf bei Straßenarbeiten zwei Steinplattengräber geborgen (Herma Stiglitz). Im Grab 2 wurden, neben dem Skelett, auch zusätzlich Knochenüberreste von zwei älteren Bestattungen festgestellt. Ein bronzener Armring lässt sich in die Zeit des 3.–4. Jahrhunderts datieren (BDA, Gustav Melzer).[4]
1975 wurden bei Planierungsarbeiten auf der Parz. 697 eine Steinkistenbestattung und zwei bereits gestörte Körpergräber geborgen. Die Fundstelle wurde vom BDA (Alois Gattringer) dokumentiert.[5]
1981 untersuchte Hannsjörg Ubl (BDA) nordöstlich der Ruine Bertholdstein einen nach drei Seiten etwa 20 m abfallenden Geländesporn nach Norden, der zum Teil bereits beim Bau des Donaukraftwerks Altenwörth abgetragen wurde. Der Felsen wurde dabei im südlichen Bereich gesprengt und ein direkt am hohen Plateau liegender Kegelstumpf mit einem Bagger abgetragen. Leider blieben für die Grabungen aufgrund des raschen Baufortschrittes der S 33 nur zwei Tage Zeit. Hier stand einst das Vorwerk (Turmhügel) oder ein älterer Vorgängerbau der Ruine Bertholdstein der gegen das Hinterland zusätzlich durch eine halbkreisförmigen Graben geschützt war. An seiner Basis kam unter mittelalterlichen bis neuzeitlichen Aufschüttungen Mauerwerk zutage, das vom Ausgräber als römerzeitlich eingeordnet wurde. Im östlichen Teil des Grabungsprofils wurde weiters ein doppeltes Grabensystem festgestellt. Mehrere Grubenobjekte mit Keramikresten, die bis in das 5. Jahrhundert datiert werden konnten, wurden ebenfalls angeschnitten. Heute ist die Fundstelle mit einem Zementmantel gegen Hangrutschungen überdeckt. Unmittelbar neben der Burgruine hatte H. Ubl beim Abgraben wiederum Reste von Mauerwerk angetroffen, das seiner Meinung nach ebenfalls aus der Römerzeit stammen könnte. Weiter westlich wurde auch ein antiker, mit Steinen ausgelegter Brunnenschacht angeschnitten.
2001 wurde vom Verein ASINOE bei der Pfarrkirche von Hollenburg das Presbyterium untersucht. In der Florianikapelle wurden in einer mittelalterlichen Baugrube die Reste eines römerzeitlichen Gebäudes angeschnitten. Ein dort aufgefundener Ziegelstempel datiert das Mauerwerk in das späte 4. Jahrhundert.[2]
2005 wurde im Ortsgebiet von Hollenburg bei Straßenverbreiterungsarbeiten in einer Böschung wieder mehrere Steinkistenbestattungen entdeckt. Ihre Bergung und Dokumentation nahm der Verein ASINOE (F. Pieler) im Auftrag des BDA vor. Die Untersuchung der benachbarten Grundstückes erbrachte keine weiteren Ergebnisse.[6]
Denkmalschutz
Die Anlagen sind Bodendenkmäler im Sinne des Denkmalschutzgesetzes.[7] Nachforschungen und gezieltes Sammeln von Funden ohne Genehmigung des Bundesdenkmalamtes stellen eine strafbare Handlung dar. Zufällige Funde archäologischer Objekte (Keramik, Metall, Knochen etc.), sowie alle in den Boden eingreifenden Maßnahmen sind dem Bundesdenkmalamt (Abteilung für Bodendenkmale) zu melden.
Siehe auch
Literatur
- Manfred Kandler, Hermann Vetters (Hrsg.): Der römische Limes in Österreich. Ein Führer. Wien 1989, S. 140–141.
- Heinrich Zabehlicky: Die spätantiken und völkerwanderungszeitlichen Körpergräber aus dem norischen Teil Niederösterreichs. Wien 1976 (Dissertation).
- Fundberichte aus Österreich. Band 20, 1981, S. 159–160.
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ Hannsjörg Ubl. In: Fundberichte aus Österreich. Band 20, 1981, S. 159.
- ↑ a b Fundberichte aus Österreich. Band 40, 2001, S. 17.
- ↑ Fundberichte aus Österreich. Band 3, 1938–1939, S. 65, sowie Heinrich Zabehlicky: 1976, 45 A1, A2, A3.
- ↑ Fundberichte aus Österreich. Band 9, 1966-70, S. 280; siehe dazu auch Heinrich Zabehlicky: 1976, S. 45. Nr. A4 und A5
- ↑ Fundberichte aus Österreich. Band 14, 1975, 156.
- ↑ Fundberichte aus Österreich. Band 44, 2005, S. 24.
- ↑ Denkmalschutzgesetz auf der Seite des Bundesdenkmalamtes.
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