Calyptrogyne

Calyptrogyne
Calyptrogyne
Calyptrogyne ghiesbreghtiana

Calyptrogyne ghiesbreghtiana

Systematik
Commeliniden
Ordnung: Palmenartige (Arecales)
Familie: Palmengewächse (Arecaceae)
Unterfamilie: Arecoideae
Tribus: Geonomateae
Gattung: Calyptrogyne
Wissenschaftlicher Name
Calyptrogyne
H.Wendl.

Calyptrogyne ist eine in Zentralamerika heimische Palmengattung. Es sind vorwiegend kleine Palmen mit ährenförmigen Blütenständen. Einige Arten werden selten als Zierpflanzen genutzt.

Inhaltsverzeichnis

Merkmale

Blütenstand von Calyptrogyne ghiesbreghtiana

Die Vertreter sind kleine, stammlose oder kurzstämmige Palmen mit gefiederten Blättern. Sie sind einzelstämmig, unbewehrt, einhäusig getrenntgeschlechtig (monözisch) und mehrmals blühend. Der Stamm ist unterirdisch, selten kurz und aufrecht.

Die Chromosomenzahl ist 2n = 28.

Blätter

Der Stamm trägt relativ wenige Blätter, meist um zehn. Diese sind meist unregelmäßig gefiedert, können aber auch zweiteilig (bifid) und fiederig geadert sein. Die abgestorbenen Blätter verbleiben am Stamm (Marzeszenz). Die Blattscheide reißt gegenüber dem Blattstiel auf, sie ist dicht mit einem kurzlebigen Haarfilz besetzt. An den Scheidenrändern sitzen lange Fasern. Der Blattstiel ist eher schlank und kurz. Er ist an der Unterseite konkav, an der Oberseite kantig, sowie spärlich behaart.

Die Fiederblättchen sind unregelmäßig breit, stehen entfernt voneinander und sind ein- bis mehrfach gefaltet. Sie laufen in spitzen Enden aus, sind leicht wachsig-filzig und auf beiden Seiten mit kleinen Schuppen besetzt. An der Unterseite der Mittelrippe sitzen große Schuppen. Die Mittelrippe und ein oder zwei Nerven stehen an der Unterseite deutlich hervor.

Blütenstände

Die schlanken Blütenstände stehen zwischen den Blättern (interfoliar). Es sind meist Ähren, selten sind sie einfach verzweigt. Der Blütenstandsstiel ist schlank, aufrecht und sehr lang. Das Vorblatt ist röhrig, eher dünn mit zwei flachen, schmalen seitlichen Kielen. Es ist papieren bis lederig, gestreift, etwas beschuppt. Es reißt distal auf. Es setzt nahe der Basis des Blütenstandsstiels an.

Das Hochblatt am Blütenstandsstiel ist rund, zugespitzt, gestreift, etwas beschuppt und reißt distal auf. Es setzt nahe oder in kurzer Entfernung unter den Blütengruben an. Es ist oft kurzlebig und hinterlässt eine krause Narbe.

Die Blütenstandsachse ist sehr kurz und trägt ein bis zwei kleine, leere Hochblätter. Der Achsendurchmesser ist oft deutlich größer als der des Stieles. An der blütentragenden Achse (Rachilla) stehen 7 bis 11 wechselständige Reihen von Tragblättern. Die Tragblätter sind eng anliegend, am Rand dünn, kahl oder behaart und oval. In jedem Tragblatt sitzt eine Triade von Blüten, die in einer Grube liegen. Die Blütenbrakteolen sind ungleich, leicht gekielt, dünn, häutig und mit spitzen Enden.

Blüten

Die männlichen Blüten sind leicht asymmetrisch. Die drei Kelchblätter sind frei, länglich, ungleich und an ihrer Basis oder auch durchgehend imbricat in der Knospe. Die drei Kronblätter sind asymmetrisch und etwa zur Hälfte ihrer Länge zu einer Röhre verbunden. Die freien Zipfel sind ungleich und valvat. Die sechs Staubblätter haben fleischige Filamente, die untereinander und mit dem Receptaculum zu einem Stiel verwachsen sind. Die freien Lappen sind dick, ahlenförmig und zur Blüte zurückgebogen. Die Antheren sind pfeilförmig, dorsifix nahe der Basis und intrors. Das Stempelrudiment ist sehr klein. Die Pollenkörner sind ellipsoidisch und meist leicht bis deutlich asymmetrisch. Die Keimöffnung ist ein distaler Sulcus oder ein Trichotomosulcus. Die längste Achse des Pollens misst 47 bis 66 Mikrometer.

Die weiblichen Blüten sind ebenfalls asymmetrisch. Ihre der Achse zugewandte Seite ist gekrümmt, um in die Blütengrube zu passen. Die drei Kelchblätter sind frei, ungleich und imbricat. Die beiden seitlichen sind gekielt, das abaxial gelegene kleiner und flach. Die Kronblätter bilden eine Röhre und sind nur ein sehr kurzes Stück frei. Das letzte Drittel der Krone wird zur Blüte wie eine Kappe abgeworfen, der untere Teil der Röhre verbleibt in der Blütengrube. Die Staminodien bilden eine Röhre, die in der Mitte eingeschnürt ist und am Ende kurz sechszipfelig. Der obere Teil wird zur Blüte abgeworfen, wodurch dann die Narben frei werden. Diese aufgeblasene Röhre aus Staminodien ist ein charakteristisches Merkmal der Gattung. Der Fruchtknoten ist dreifächrig mit je einer Samenanlage. Er ist asymmetrisch dreilappig, der Griffel ist lange und im Querschnitt dreieckig. Die drei Narben sind zu Blüte zurückgebogen. Die Samenanlagen sind anatrop.

Früchte und Samen

Die Frucht ist verkehrt-eiförmig, einsamig und zur Reife von purpurner bis schwarzer Farbe. Narbenreste und nicht entwickelte Karpelle stehen basal. Das Exokarp ist glatt, das Mesokarp ist fleischig mit einer innen liegenden Schicht von großen Fasern. Das Endokarp ist transparent und zäh. Der Samen ist ellipsoidisch, setzt basal an. Die Narbe (Hilum) ist kurz, die Raphe ist unverzweigt. Das Endosperm ist homogen.

Verbreitung und Standorte

Die Gattung kommt von Mexiko und Guatemala bis nach Kolumbien vor. Vertreter der Gattung wachsen im Unterwuchs der tropischen Regenwälder, vorwiegend in Sümpfen und entlang von Flussufern. Einige Arten kommen nur bis in 700 m Seehöhe vor, andere wieder von 700 bis 2200 m. Das Zentrum der Artenvielfalt liegt in Panama[1].

Die Blüten werden von Fledermäusen bestäubt.

Systematik

Calyptrogyne wird innerhalb der Familie der Palmengewächse (Arecaceae) in die Unterfamilie Arecoideae, Tribus Geonomateae eingeordnet. Die Gattung ist monophyletisch. Die Verwandtschaftsverhältnisse innerhalb der Tribus sind noch unklar.

Interne Systematik

In der World Checklist of Selected Plant Families der Royal Botanic Gardens, Kew, werden folgende Arten anerkannt:[2]

  • Calyptrogyne allenii
  • Calyptrogyne anomala
  • Calyptrogyne baudensis
  • Calyptrogyne coloradensis
  • Calyptrogyne condensata
  • Calyptrogyne costatifrons
  • Calyptrogyne deneversii
  • Calyptrogyne fortunensis
  • Calyptrogyne ghiesbreghtiana
  • Calyptrogyne herrerae
  • Calyptrogyne kunorum
  • Calyptrogyne osensis
  • Calyptrogyne panamensis
  • Calyptrogyne pubescens
  • Calyptrogyne sanblasensis
  • Calyptrogyne trichostachys
  • Calyptrogyne tutensis

Botanische Geschichte

Die Gattung wurde 1859 von H. Wendland erstbeschrieben. Als Lectotypus wurde 1963 durch H.E. Moore Calyptrogyne spicigera (heute Calyptrogyne ghiesbreghtiana) bestimmt. Der Gattungsname leitet sich von den altgriechischen Wörtern kalyptra = Haube und gyne = Frau ab und bezieht sich auf die als Haube abfallende Krone der weiblichen Blüten.

Die erste Monographie über die Gattung wurde von Max Burret 1930 veröffentlicht, er anerkannte sechs Arten. Wessels Boer anerkannte 1968 fünf Arten. de Nevers beschrieb 1995 zwei neue Arten und anerkannte in Summe acht Arten. Henderson erhöhte in seiner Arbeit 2005 die Zahl der Arten auf 18. [1]

Während die World Checklist of Selected Plant Families Henderson folgte, wird in Genera Palmarum 2008 die Artenzahl mit neun angegeben.

Belege

  • John Dransfield, Natalie W. Uhl, Conny B. Asmussen, William J. Baker, Madeline M. Harley, Carl E. Lewis: Genera Palmarum. The Evolution and Classification of Palms. Zweite Auflage, Royal Botanic Gardens, Kew 2008, ISBN 978-1-84246-182-2, S. 475-477.

Einzelnachweise

  1. a b Andrew Henderson: A Multivariate Study Of Calyptrogyne (Palmae). Systematic Botany, 2005, Band 30, S. 60–83, doi:10.1600/0363644053661913
  2. Calyptrogyne in der World Checklist of Selected Plant Families, abgerufen 11. Februar 2011.

Weblinks

 Commons: Calyptrogyne – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
  • Calyptrogyne auf der Homepage des Fairchild Tropical Botanic Garden

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