- Camerlengo
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Der Camerlengo (eigentlich: Camerlengo der Heiligen Römischen Kirche; ital.: Kämmerer, auch Kardinal-Camerlengo und Kardinalkämmerer genannt) ist ein hohes Amt in der Hierarchie der römisch-katholischen Kirche.
Zu unterscheiden vom Camerlengo der Heiligen Römischen Kirche ist der Camerlengo des (Heiligen) Kardinalskollegiums, ein Amt, das von 1150 bis 1995 existierte.[1]
Inhaltsverzeichnis
Geschichte
Dem Camerlengo obliegt die Führung der Apostolischen Kammer, der päpstlichen Finanzbehörde. Der aus den Reihen des Kardinalskollegiums stammende Camerlengo wird seit dem 15. Jahrhundert vom Papst ernannt.
Aufgaben
Der im Kardinalsrang stehende Kämmerer der Kirche stellt den Tod des Papstes fest und übernimmt während der Sedisvakanz als Vorsitzender der Sonderkongregationen, unterstützt von drei per Los bestimmten Kardinal-Assistenten, die Verwaltung der römischen Kirche, allerdings ohne Jurisdiktionsgewalt.
Die Feststellung des Todes läuft nach einem festgelegten Ritual ab. Dabei betritt der Kardinal-Camerlengo, begleitet von einer mit Hellebarden bewaffneten Wache der Schweizergarde (als Zeichen der auf ihn übergegangenen Autorität) im Beisein des Zeremoniärs, der Prälaten sowie des Sekretärs und Kanzlers der Apostolischen Kammer das Schlafzimmer des Papstes. Der Camerlengo stellt den Tod des Papstes offiziell fest. Danach stellt der Sekretär und Kanzler der Apostolischen Kammer unverzüglich eine amtliche Sterbeurkunde aus (die Todesursache muss nicht genannt, eine Autopsie nicht angeordnet werden). Das früher benutzte elfenbeinerne oder silberne Hämmerchen, mit dem der Camerlengo dem Verstorbenen dreimal auf die Stirn klopfte, sowie die Prozedur, den Verstorbenen auf lateinisch mit seinem Taufnamen zu rufen und ihn zu fragen, ob er schliefe, wird nicht mehr durchgeführt. „Albine, dormisne?“ („Albino, schläfst du?“) wurde der verstorbene Papst Johannes Paul I. (bürgerlicher Name: Albino Luciani) gefragt.
Der Zeitpunkt der Veröffentlichung des Todes liegt in der Hand des Camerlengo. Ist der Tod des Papstes offiziell festgestellt, nimmt der Camerlengo dem Verstorbenen den Fischerring ab, das Symbol der päpstlichen Macht. Der Ring wird im Rahmen der ersten Vollversammlung der Kardinäle nach dem Tod des Papstes mit dem Bleisiegel des Pontifikats vor den Augen der Anwesenden zerbrochen, theoretisch in so viele Teile, wie Kardinäle anwesend sind, praktisch ist dies aus naheliegenden Gründen nicht unbedingt möglich.
Der Camerlengo ergreift Besitz von den päpstlichen Palästen und sorgt dafür, dass das Arbeitszimmer und die Privatgemächer des verstorbenen Papstes versiegelt werden. Ebenso fallen Beisetzung des Papstes und korrekte Wahl des Nachfolgers in den Verantwortungsbereich des Camerlengos. Während der Sedisvakanz wird das Wappen des Heiligen Stuhls durch die Insignien der Apostolischen Kammer ersetzt, welches sich aus dem persönlichen Wappen des Camerlengos zusammensetzt, der von einem als Padiglione (lateinisch: umbraculum) bezeichneten Baldachin und den gekreuzten Petrusschlüsseln überragt wird.
Den Tod des Papstes teilt er dem Generalvikar (auch: Kardinalvikar) der Diözese Rom mit, dieser wiederum unterrichtet dann die Bevölkerung.
Der derzeitige Camerlengo (Stand: 26. Mai 2011) ist der Italiener Tarcisio Kardinal Bertone, der auch das Amt des Kardinalstaatssekretärs innehat.
Siehe auch
- Liste der Kardinalkämmerer der Heiligen Römischen Kirche
- Liste der Kämmerer des Heiligen Kardinalskollegiums
Einzelnachweise
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