Shinkolobwe

Shinkolobwe
Shinkolobwe
Shinkolobwe (Demokratische Republik Kongo)
Shinkolobwe
Shinkolobwe
Basisdaten
Staat Demokratische Republik Kongo
Provinz Haut-Katanga
ISO 3166-2 CD
-11.04166666666726.55

Shinkolobwe (auch Chinkolobwe) ist eine Siedlung und zugleich der Name einer Mine in der Provinz Haut-Katanga der Demokratischen Republik Kongo. Shinkolobwe liegt rund 20 km westlich der etwa 400.000 Einwohner zählenden Stadt Likasi.

Das zum Bau der über Hiroshima und Nagasaki abgeworfenen Atombomben verwendete Uran (bzw. daraus gewonnenes Plutonium) stammte aus der Erzmine von Shinkolobwe.

Inhaltsverzeichnis

Geologie und Mineralfunde

Curit (gelborange, nadelig), Kasolit (gelborange, prismatisch) und Metatorbernit (blättig, grün) aus der Shinkolobwe Mine

Die von 1915 bis 1960 betriebene Mine von Shinkolobwe befindet sich auf dem Hügel Kasolo (daher teilweise auch als Kasolo Mine bezeichnet) und gilt als uranreichste Erzlagerstätte der Welt. Neben Uranerzen birgt sie u.a. Kobalt-, Nickel- und Kupfererze.

Insgesamt konnten in Shinkolobwe bisher (Stand: 2011) 123 Minerale und 9 Varietäten nachgewiesen werden. Für 34 Minerale gilt Shinkolobwe zudem als Typlokalität.[1] Shinkolobwe hält damit Rang 5 unter den Fundorten mit den meisten Typlokalitätmineralen.[2] Zu den dort erstmals gefundenen Mineralen gehören beispielsweise die Uranminerale Becquerelit, Curit, Dumontit, Lepersonnit, Parsonsit und Saléeit, das Kobaltmineral Cattierit und die Kobalt-Nickel-Verbindung Comblainit. Das dort ebenfalls erstmals gefundene Mineral Kasolit wurde nach seiner Typlokalität benannt.

Geschichte

Shinkolobwe Uranmine, 1925

In Shinkolobwe wurde bereits vor mehreren Jahrhunderten in kleinerem Umfang Kupfer gewonnen. 1915 wurden dort Uranmineralien entdeckt und ab 1921 im Tagebau wie auch Untertagebau gewonnen. Größter Abnehmer für das Uran, das von der belgischen Union Minière du Haut Katanga (UMHK) abgebaut wurde, waren die USA. 1940 wurden über 1.000 t hochprozentiges Uranerz aus Shinkolobwe in die Vereinigten Staaten verschifft. Dieses wurde später im Rahmen des Manhattan-Project zum Bau der Atombomben verwendet, die 1945 über Hiroshima und Nagasaki abgeworfen wurden. Die Bergbaugesellschaft setzte den Uranabbau auch nach dem Zweiten Weltkrieg zunächst fort.

Mit dem Abzug Belgiens aus dem Kongo 1960 wurde der Erzabbau in Shinkolobwe beendet und die Stollen mit Beton verfüllt. Diese Maßnahmen verhinderten jedoch nicht, dass insbesondere seit den 1990er-Jahren illegal und in Handarbeit – mehrheitlich durch Frauen und Kinder – weiter Erz abgebaut wurde, hauptsächlich Kupfer und Kobalt (z.B. das Kobaltoxid Heterogenit). Der uranhaltige, radioaktive Abraum wurde unkontrolliert in der Umgebung abgelagert, zum Teil zur Verfüllung von Geländeunebenheiten oder beim Wegebau verwendet. 2004 kamen beim Einsturz einer Grube mehrere Menschen ums Leben und Shinkolobwe wurde per Dekret des Präsidenten (erneut) geschlossen. Die Minensiedlung, in der etwa 15.000 Menschen lebten, wurde niedergebrannt. Dennoch fand offenbar weiterer illegaler Erzabbau statt. 2006 wurde berichtet, dass der Iran versucht habe, Uran aus Katanga – vermutlich Shinkolobwe – einzuführen[3]. Zur Beseitigung der Umweltschäden und der Kontamination von Wohngebieten und Trinkwasser durch giftige bzw. radioaktive Mineralien werden bislang keine wirksamen Maßnahmen getroffen, wie auch das Risiko des Schmuggels radioaktiven Materials ins Ausland nach wie vor besteht.

Literatur

  • Bonnie Campbell (Hrsg.): Mining in Africa: Regulation and Development. Pluto Press, 2009, ISBN 978-0745329390, S. 208.
  • J. P. Richards: Mining, society and a sustainable world. Springer, 2009, ISBN 978-3642011023, S. 308-309.
  • Sean Rorison: Congo: Democratic Republic and Republic. Bradt Pub., 2008, ISBN 978-1841622330, S. 145.

Einzelnachweise

  1. Mindat - Fundortbeschreibung und Mineralliste der Shinkolobwe Mine (Kasolo Mine), Shinkolobwe, Central area, Katanga Copper Crescent, Katanga (Shaba), Democratic Republic of Congo (Zaïre) (englisch)
  2. Mindat - Top-50-Liste der Typlokalitäten
  3. Iran's plot to mine uranium in Africa. Sunday Times, 6. August 2006

Weblinks


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