Christian Richter (Baumeister)

Schloßkirche Weimar

Christian Richter (* um 1625; † 19. August 1684 in Leipzig) ^[1] war der erste bedeutende Architekt und Baumeister des Leipziger Barock.

Wirken

Die Herkunft des Leipziger Architekten, Baumeister und Ratsmaurermeister Christian Richter ist nicht bekannt. Ob eine vermutete Verwandtschaft zur Thüringer Architektenfamilie Richter besteht, zu deren wichtigsten Vertreter Johann Moritz der Ältere (1620–1667) sowie dessen Söhne Johann Moritz der Jüngere (1647–1705) und Christian (vor 1647 bis nach 1720) zählen, wurde bisher nicht nachgewiesen. Der Thüringer Architekt Christian Richter wirkte viele Jahre als Fürstlicher Küchen- und Baumeister für den Herzog Heinrich von Sachsen-Römhild (1650–1710), aber auch in Coburg, in Weißenfels sowie in Weimar, und darf nicht mit dem gleichnamigen Leipziger Ratsmaurermeister verwechselt werden. Er schuf 1660 die Schloßkirche in Weimar, die jedoch dem Schloßbrand 1774 zum Opfer fiel. An der darin befindlichen Orgel spielte auch Johann Sebastian Bach.

Der in Leipzig tätige Christian Richter wurde 1650 erstmalig als Geselle erwähnt, die Leipziger Maurerinnung führte ihn seit 1660 als Meister und von 1668 bis 1684 amtierte er in der Messestadt als Ratsmaurermeister. Das Stadtarchiv Leipzig bewahrt heute noch sein Skizzenbuch aus der Zeit von 1660 bis 1666 auf, das 21 von Hand gezeichnete Skizzen beinhaltet und den Werdegang des ursprünglich konservativen Richters von der Renaissance zum Barock dokumentiert.

Christian Richter schuf 1662 mit dem Neubau des Gebäudes Hainstraße 3 das erste Bürgerhaus im Barockstil in Leipzig, das bis 1700 den Bürgerhausbau der Stadt als Vorbild prägte. ^[2] Lange Zeit galt er auch als der Architekt der Alten Handelsbörse am Naschmarkt, allerdings schränkt heute die Fachwelt seine Mitarbeit nur noch auf die Bauausführung ein. ^[3]

Einen besonderen und bleibenden Verdienst erwarb sich Christian Richter mit der Ausbildung hervorragender Handwerker und Meister, wie seinen Neffen George Richter den Älteren, seinen Großneffen George Richter den Jüngeren, George Rotzsch ^[4] – die ihm alle im Amt des Ratsmaurermeister folgten, den Zimmermeister Christian Schmidt ^[5] und den Maurermeister Nikolaus Rempe ^[6], die mit ihren Arbeiten den Leipziger Barock nachhaltig gestalteten.

Bauwerke (Auswahl)

Hinweis: Die Jahreszahlen geben nur die Zeiträume des Wirkens von Christian Richter an nachfolgenden Bauwerken wieder.

• Neubau von „Webers Hof“ ^[7], Leipzig, Hainstraße 3 (1662)
• Alte Börse Leipzig, Am Naschmarkt, (1678–1679)
• Herrenhaus der Familie Einsiedel auf dem Rittergut Hopfgarten bei Frohburg (1677–1679)

Literatur

• Wolfgang Hocquél, Leipzig – Baumeister und Bauten – Von der Romantik bis zur Gegenwart, Tourist Verlag, Berlin/Leipzig, 1990, ISBN 3-350-00333-8
• Nikolaus Pevsner, Leipziger Barock – Die Baukunst der Barockzeit in Leipzig, E.A. Seemann Verlag, Leipzig 1. Auflage 1990, Reprint der Ausgabe des Verlages von Wolfgang Jens, Dresden. 1. Auflage 1928, ISBN 3-363-00457-5
• Andreas Stephainski (Herausgeber), Zeitreise – 1200 Jahre Leben in Leipzig, Leipziger Verlags- und Druckereigesellschaft mbH & Co. KG, Leipzig 2007, ISBN 978-3-9806625-4-3
• Kunstdenkmäler in der DDR – Ein Bildhandbuch Bezirke Dresden – Karl-Marx-Stadt – Leipzig, Erläuterungen und Bildauswahl von Albrecht Dohmann, Edition Leipzig, 2. verbesserte Auflage 1989, ISBN 3-361-00249-4

Anmerkungen

1. ↑ Die Eintragung im Leichenbuch (Leipziger Stadtarchiv) zum Begräbnis Richters lautete: „Ao. 1684, Dienstag, d. 19. Augusti Christian Richter Raths Meurer aufm Raths Kirchhofe.“ Der genaue Todestag ist nicht bekannt. Aus: Pevsner, Leipziger Barock, S. 13 und 185
2. ↑ Christian Richter entwarf und baute das Gebäude mit einem in Säulen gegliederten Frontispiz, der 1945 bei Umbauarbeiten beseitigt wurde, und mittigen Kastenerker.
3. ↑ Der Dresdner Architekturhistoriker Walter Hentschel (1899–1970) hat 1964 erstmals den Entwurf der Alten Handelsbörse dem Dresdner Oberbaumeister Johann Georg Starcke zugeschrieben und Richters Mitarbeit auf die Bauausführung eingeschränkt.
4. ↑ George Rotzsch wurde 1663 Geselle bei Christian Richter, 1670 Meister und 1692 Ratsmaurermeister. Er bildete unter anderem Christian Döring (1677–1750) und den Erbauer des Bürgerhauses Kleine Fleischergasse 4 ("Kaffeebaum") Adam Jacob (1671–1743) aus. Rotzsch verstarb 1700.
5. ↑ Christian Schmidt ist seit 1673 in Leipzig nachweisbar. Er arbeitete viele Jahre als Zimmermeister mit Johann Gregor Fuchs (1650–1715) zusammen, so zum Beispiel 1706/07 beim Umbau des Fregehauses (Katharinenstraße 11), am Königshaus oder am Bau von Äckerleins Hof (Markt 11). Aufgrund eines Bauschadens an diesem Gebäude überwarfen sich Fuchs und Schmidt 1710, ihr Streit konnte erst, und nur nach dem Drängen Augusts des Starken, im Jahr 1713 beendet werden. Schmidt arbeitete danach mit Christian Döring, zum Beispiel am Bau des Gebäudes Katharinenstraße 14, zusammen und verstarb 1737.
6. ↑ Nikolaus Rempe wurde 1672 Geselle bei Christian Richter, 1689 Meister und verstarb 1711. Er war zwischen 1690 und 1711 ein viel beschäftigter Maurermeister in Leipzig. Seine letzte Arbeit war der von 1709 bis 1711 erfolgte Umbau des Bosehauses.
7. ↑ seit 1875 „Webers Hof“