Christian Winkler (Germanist)

Christian Winkler (Germanist)

Christian Winkler (* 18. März 1904 in Dresden; † 25. August 1988 in Marburg) war ein deutscher Germanist und Mitbegründer der Sprechwissenschaft.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Winkler war der Bruder von Friedrich Winkler (* 30.August 1890), Professor für Hygiene am Universitätsklinikum Halle (Saale)[1], und Vater von Hartmut Winkler , Professor für Medienwissenschaft, Medientheorie und Medienkultur an der Universität Paderborn[2]. Nach dem Abitur an der Oberrealschule Dresden absolvierte Winkler eine Buchhandelslehre in Jena; 1926–1930 widmete er sich dem Studium von Deutsch, Philosophie und Kunstgeschichte in Köln, Berlin, Würzburg, München und Erlangen.1930 promovierte er bei Franz Saran an der Universität Erlangen mit der Dissertation „Elemente der Rede. Die Geschichte ihrer Theorie in Deutschland 1750–1850“. 1932 bestand er die Sprecherzieherprüfung bei Erich Drach in Berlin. Nach einer Lehrtätigkeit am Lehrerseminar und der Universität Basel wurde er 1935 Lektor für Sprechkunde an der Universität Göttingen. 1937 trat er der NSDAP bei. 1943 berief ihn die philosophische Fakultät der Universität Leipzig zum planmäßigen außerordentlichen Professor für Sprechkunde und Sprachpflege.[3] Gleichzeitig wurde er aber zum Wehrdienst eingezogen. Nach Kriegsgefangenschaft und Arbeit als Linsenschleifer folgte 1949 die Entlastung durch die Spruchkammer Göttingen. 1950 ernannte ihn die Universität Marburg zum Lektor für Sprecherziehung. Da Sprechkunde in Marburg nicht als wissenschaftliches Fach galt, wurde ihm die Habilitation verweigert.[4] Zahlreiche Publikationen brachten ihm die verweigerte Anerkennung.

Schwerpunkte

1954 veröffentlichte Winkler die erste umfassende Literaturstudie zum Sprechen und zur gesprochenen Sprache („Deutsche Sprechkunde und Sprecherziehung“). Sie stützt sich auf Karl Bühlers Sprachtheorie sowie auf de Saussure, Cassirer und Humboldt. 1969 erschien sie in überarbeiteter Version. Bereits in den dreißiger Jahren bediente sich Winkler moderner Tonaufnahmen (Schallplatten, später Tonbänder) und entwickelte Methoden zu ihrer Analyse. Seine empirischen Untersuchungen galten den Phänomenen der gesprochenen Sprache, insbesondere Pausen und Tonhöhenbewegungen, und ihrer syntaktischen und pragmatischen Funktion („Lesen als Sprachunterricht“, „Die Klanggestalt des Satzes“, „Untersuchungen zur Kadenzbildung“), dem Spracherwerb der Kinder („Zwei Bilderbücher von Hartmut“) und der Klanggestalt literarischer Texte („Gesprochene Dichtung“). In einer Zeit, wo statistische Verfahren in der deutschen Sprachwissenschaft kaum eingeführt waren, nahm Winkler (auf Anregung seines Bruders) Plausibilitätsabschätzungen vor.

Winkler verband seine wissenschaftliche Arbeit immer mit pädagogischen Zielen. Seine Handbuch zur gesprochenen Sprache („Deutsche Sprechkunde …“) umfasst einen pädagogischen Anhang („… und Sprecherziehung“). „Lesen als Sprachunterricht“ dagegen zum grösseren Teil eine empirische Untersuchung der Klangformen gesprochener Sprache. In der 19. Auflage des „Siebs“ erstellte er vor allem das Aussprachewörterbuch. Ganz der damaligen Sprecherziehung diente das Büchlein „Lautreines Deutsch“.

Mitgliedschaften

  • 1932 Deutscher Ausschuss für Sprechkunde und Sprecherziehung, (ab 1978 „Deutsche Gesellschaft für Sprechwissenschaft und Sprecherziehung“)
  • 1950–1954 Vorstandsmitglied
  • 1954–1959 1. Vorsitzender, ab 1965 Gründungsmitglied des wissenschaftlichen Beirats, 1984 Ehrenmitglied.
  • 1953 Siebs-Beraterausschuss. Ab 1969 Mitherausgeber.
  • 1959 Mitherausgeber der Duden-Grammatik.

Schriften

  • Elemente der Rede. Halle/Saale: Niemeyer, 1930. Neudruck Tübingen 1974
  • Lesen als Sprachunterricht. Frankfurt a. M.: Diesterweg, 1940. 3., eingehend überarb. Aufl. Ratingen: Henn, 1962
  • Lautreines Deutsch. Übungsstoffe zur Grundausbildung im Sprechen. 1950. Braunschweig: Westermann. 5. verbesserte Auflage 1963
  • Deutsche Sprechkunde und Sprecherziehung. Unter Mitarbeit von Erika von Essen. Düsseldorf. Schwann, 1954. 2., umgearb. Aufl. 1969
  • Gesprochene Dichtung. Düsseldorf Schwann,1956
  • Zwei Bilderbücher von Hartmut. (1961). Westermanns Pädagogische Beiträge 13, 1961. In: Zur Sprache des Kindes. Wissenschaftliche Buchgesellschaft Darmstadt, 1969.
  • Die Klanggestalt des Satzes. Duden. Grammatik der deutschen Gegenwartssprache. Mannheim: Bibliographisches Institut 1964
  • Deutsche Aussprache. Reine und gemäßigte Hochleutung mit Aussprachewörterbuch. Hrsg.von Helmut de Boor, Hugo Moser und *Christian Winkler. 19., umgearbeitete Auflage. Berlin: de Gruyter, 1969
  • Untersuchungen zur Kadenzbildung in deutscher Rede. Ismaning: Hueber, 1969

Literatur

  • Hellmut Geißner:Wege und Irrwege der Sprecherziehung. Personen, die vor 1945 im Fach anfingen und was sie schrieben. St. Ingbert: Röhrig, 1997, ISBN 3-86110-116-5
  • Hellmut Geißner: Christian Winkler 1904–1988. Gedenkrede. In: Ockel, Eberhard: Freisprechen und Vortragen. Frankfurt: scriptor. 1989
  • Wilhelm L. Höffe, u. a.: Sprechwissenschaft und Kommunikation. Festschrift für Prof. Dr. Christian Winkler. Henn Verlag Ratingen, 1972
  • Hellmut Geißner in: Ockel, Eberhard: Freisprechen und Vortragen. Frankfurt: scriptor. 1989. Vollständige Bibliografie von Winklers Publikationen. Seiten 16-20, ISBN 3-58920-887-2

Einzelnachweise

  1. medizin.uni-halle.de http://www.catalogus-professorum-halensis.de/winklerfriedrich.html catalogus professorum hallensis
  2. Universität Paderborn Institut für Medienwissenschaften MitarbeiterInnen Hartmut Winkler Open Desk
  3. Prof. Dr. phil Christian Winkler Professorenkatalog der Universität Leipzig
  4. Geißner, Hellmut: Wege und Irrwege der Sprecherziehung. Personen, die vor 1945 im Fach anfingen und was sie schrieben. St. Ingbert: Röhrig, 1997.

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