Chulaebene

Chulaebene
Chulaebene, Blick vom Golan

Die Chulaebene (hebr.: עמק החולה, Emek haChulaChulatal; arabisch: سهل الحولة sahlu ´l-Hula - Ebene der Hula; im Deutschen auch als Hulaebene oder Huleebene) ist eine Ebene in Galiläa in Nordisrael am Fuß der Golanhöhen.

Inhaltsverzeichnis

Geographie

Die Chulaebene ist die am weitesten nördlich gelegene Ebene Israels unweit der libanesischen Grenze. Flankiert von den libanesischen Bergen auf der West- und Golanhöhen auf der Ostseite erstreckt sich das Becken von Dan bis zum Tel Chatzor nördlich von Rosch Pina. In Nord-Süd-Richtung misst das Tal etwa 25 Kilometer, die Breite beträgt bis zu knapp 10 Kilometer. Bei einer Fläche von etwa 180 Quadratkilometer liegt die durchschnittliche Höhe des Tals bei 80 m ü. NN.

Das Klima ist im Sommer sehr heiß und trocken, im Winter ist es dagegen kühl mit häufigen Nachtfrösten.

Im nördlichen Teil des Tales entsteht der Jordan durch den Zusammenfluss seiner drei Quellflüsse Banyas, Dan und Hasbani, ehe er die Chulaebene in Südrichtung durchfließt.

Geschichte

Papyrusstauden an einem Gewässer

Die Chulaebene entstand geologisch durch einen Vulkanausbruch in vorgeschichtlicher Zeit, der das Südende des Tales versperrte und dadurch den Chulasee aufstaute, dessen Wasserspiegel 100 m über dem heutigen Talboden lag. Im Laufe der Zeit grub sich der Jordan eine Schlucht durch diese Sperre – der Wasserspiegel des Sees senkte sich, bis im Wesentlichen nur noch ein Sumpf übrigblieb, in dem auch die nördlichsten Papyrusvorkommen der Erde wuchsen.

In der Antike bestanden am Rand der Chulaebene einzelne Siedlungen; die bekannteste war Caesarea Philippi am Fuß des Hermon. Am Westrand der Ebene verlief die Via Maris. Die Siedlungen Chatzor (heute Tel Chatzor) und Dan (Tel Dan) hatten schon davor durch ihre Lage am Rand der Ebene wichtige Straßen kontrollieren und dadurch an Bedeutung gewinnen können.

Auch in späteren Jahrhunderten bestanden kaum Siedlungen. Das Gebiet versumpfte durch menschliches Eingreifen nach dem Ende der Kreuzfahrerzeit sogar wieder stärker und war daher lange Zeit fast menschenleer; in den Sümpfen hielt sich die Malaria.

Viele Entwässerungsversuche scheiterten. So ließ z.B. Ibrahim Pascha nach der Eroberung des Gebiets um 1835 Felsen am Südende des Tales sprengen, damit der Jordan besser abfließen konnte. Die Trockenlegung des Gebiets gelang allerdings nicht; nur wenige Siedler konnten sich halten.

Die nächsten gezielten Entwässerungsversuche wurden Ende des 19. Jahrhunderts von jüdischen Einwanderern mit der Unterstützung von Baron Edmond de Rothschild unternommen. Größere Trockenlegungen gab es seit dem Erwerb des Gebiets durch den Jüdischen Nationalfonds im Jahr 1934; aber erst nach der israelischen Staatsgründung 1948 wurden die Sümpfe zwischen 1951 und 1958 größtenteils trockengelegt; damit wurden die Böden für die Landwirtschaft nutzbar. Reste der Sümpfe bestehen jedoch bis heute und sind inzwischen Naturschutzgebiete.

Vor dem Sechstagekrieg wurden die Siedlungen in der Ebene wiederholt von den Hängen des deutlich höheren Golans beschossen. Diese Beschüsse waren ein Grund für die Eroberung der Golanhöhen. Eine der Hauptforderungen Israels vor einer Rückgabe der Golanhöhen an Syrien ist ein Friedensvertrag mit Syrien. So soll die Gefahr vermieden werden, dass die Chulaebene nach einer Rückgabe des Golans erneut von dort beschossen wird.

Trotz mehrere Anläufe, scheiterte bisher jeder Versuch, echte Friedensverhandlungen zwischen Syrien und Israel zu beginnen. Da Syrien auf die Rückgabe aller im 1967-Krieg von Israel besetzten Gebiete besteht. Darunter auch ein Teil der Chulaebene das auch "palästinensischen Golan" genannt wird.

Blick von Süden auf die Chulaebene

Besiedlung und wirtschaftliche Nutzung

Im Bereich der Chulaebene besteht eine ganze Reihe landwirtschaftlicher Siedlungen (Kibbuzim und Moschawim), die seit den 1940er Jahren entstanden. Durch den fruchtbaren Boden und den Wasserreichtum ist eine intensive landwirtschaftliche Nutzung möglich; das Becken gehört zu den fruchtbarsten Landstrichen Israels. Angebaut werden u.a. Obst und Baumwolle, eine wichtige Rolle spielt auch die Fischzucht. Auch der Tourismus spielt in der landschaftlich reizvollen Ebene eine wichtige Rolle.

Städtische Siedlungen gibt es im Bereich der Chulaebene kaum. Die einzige größere Stadt ist Kirjat Schmona am nordwestlichen Rand der Ebene, am Südrand liegen mit Rosch Pina und Chatzor haGalelit zwei kleinere Städte.

Ökologische Bedeutung

Die Chulaebene ist ein wichtiger Rast- und Ruheplatz für viele Zugvögel, die das Mittelmeer über die Länder an seinem Ostufer umfliegen. In verbleibenden Naturschutzgebieten finden die Vögel ungestörte Ruheplätze und ausreichend Nahrung auf ihrem Weg.

Der Wasserreichtum des Gebiets ermöglicht darüber hinaus eine reiche einheimische Fauna und Flora. Im Chula-Naturschutzgebiet leben neben Wasservögeln auch Wasserbüffel und Wildkatzen. Um die Natur zu schützen, wurden außerdem weitere Naturschutzgebiete, u.a. am Banyas und am Dan, angelegt.

Hule Nature Reserve

Kraniche über dem Agamon-haChula-See

Ein Gebiet um den Chula-See (Agamon) zwischen den Orten Merkaz Kah, Gonen und Hulata ist von der INPA als Naturschutzgebiet haChula (החולה) mit Naturlehrpfad, Picknickplätzen und Zeltplatz angelegt. Das 1964 gegründete Reservat ist das erste Naturreservat in Israel [1]. In dem Reservat ist die ursprüngliche, sumpfige Landschaft des Chulatals weitestgehend erhalten geblieben. Von den Wegen und vom mitten im Reservat errichteten Aussichtsturm lassen sich die zahlreichen Wasser- und Zugvögel wie Kormorane, Kraniche, Pelikane, Reiher und Störche, aber auch Biberratten, Wasserbüffel, Wildkatzen und Wildschweine beobachten [2]. Am 16. November 2011 entdeckte ein Mitarbeiter der Israelischen Park- und Naturbehörde (IPNA, Israel Park and Nature Authority) ein weibliches Exemplar des fast 50 Jahre als ausgestorben gegoltenen Hulesee Froschlurchs [3]

Weblinks

 Commons: Chulaebene – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Chulatal bei Jewish Agency
  2. Hule Nature Reserve bei PlanetWare.com
  3. Haaretz (abgerufen am 17. November 2011 [1]
33.135.61

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