Eridanus (Geologie)

Eridanus (Geologie)
Das Meer im Paläogen („Momentaufnahme“ vor etwa 50 Mio. Jahren). Im Norden sind Grönland und südlich davon die Konturen West- und Zentraleuropas bereits zu erkennen. Der Eridanus entwässerte Teile des Subkontinents südöstlich von Grönland, aus dem sich später Skandinavien und Teile Russlands entwickelten.
System Serie Stufe ≈ Alter (mya)
höher höher höher jünger
Paläogen Oligozän Chattium 28,4–23,03
Rupelium 33,9–28,4
Eozän Priabonium 37,2–33,9
Bartonium 40,4–37,2
Lutetium 48,6–40,4
Ypresium 55,8–48,6
Paläozän Thanetium 58,7–55,8
Seelandium 61,1–58,7
Danium 65,5–61,1
tiefer tiefer tiefer älter
Rekonstruktion des Laufs des hypothetischen Flusses Eridanus im Pleistozän

Der Eridanus (auch Eridanos) ist ein hypothetischer Fluss, der im Gebiet der heutigen Ostsee im Mittleren Eozän vor etwa 40 Millionen Jahren entstanden ist. Der Fluss verschwand im Pleistozän.

Inhaltsverzeichnis

Namensherkunft

Der Name geht auf den Fluss Eridanus in der griechischen Mythologie zurück, der ebenfalls Bezüge zu Bernstein aufweist. Als „hypothetischer Fluss“ wird der Eridanus bezeichnet, weil geologische Befunde (z. B. Sedimente, die auf Ablagerungen in einem Delta deuten) die Existenz eines solchen Flusses nahelegen, ein direkter Nachweis (z. B. ein Erosionstal) aber nicht vorliegt.

Im Eozän

Der Eridanus entwässerte im Eozän Gebiete eines Subkontinents, der Teile des heutigen Skandinaviens und Russlands bis etwa zum Ural umfasste. Auf diesem Subkontinent wuchs während eines Zeitraums von 10 bis 20 Millionen Jahre der so genannte „Bernsteinwald“, der das Harz für den Baltischen Bernstein lieferte. Südlich dieses Gebietes befand sich ein Randmeer des Atlantischen Ozeans. Während des Priabonium (im Oberen Eozän) mündete dieser Fluss in einem ausgedehnten, mindestens 115 km breiten Delta (Chłapowo-Samland-Delta) ungefähr in dem Gebiet, in dem sich heute die Danziger Bucht (Ostsee) befindet. Aus den Sedimenten, die der Eridanus in seinem Delta ablagerte, entstand unter anderem die so genannte Blaue Erde, in der sich der weitaus größte Teil der Vorkommens Baltischen Bernsteins befindet.[1] Es wird allerdings auch die These vertreten, dass die Bernsteinlagerstätten in diesem Gebiet in erster Linie durch Meerestransgression und nicht oder nur zu einem geringen Teil durch Flusstransport zu erklären sind.[2]

Im Pleistozän

Im Unteren Pleistozän, vor etwa 2 Millionen Jahren, erreicht der Fluss eine Länge von etwa 2.700 Kilometern, war also ähnlich lang wie die heutige Donau. Er entsprang in Lappland, floss durch das Gebiet des heutigen Bottnischen Meerbusens, weiter durch das Gebiet, in dem sich heute die Ostsee erstreckt, nach Westeuropa, wo er in einem Delta mündete, dessen Ausmaße mit denen des heutigen Amazonas oder des Mississippis verglichen wird. Geschiebefunde in den Niederlanden und Untersuchungen an Sedimenten aus dem Untergrund der Nordsee trugen dazu bei, die Hauptzuflüsse des Eridanus rekonstruieren zu können und brachten den Befund, dass der Fluss spätestens im Verlauf des Cromer-Komplexes (Cromer-Warmzeit vor etwa 700.000 Jahren) versiegte.

Einzelnachweise

  1. B. Kosmowska-Ceranowicz: Bernstein - Die Lagerstätte und ihre Entstehung. In: Bernstein - Tränen der Götter. S. 165, Bochum 1996. ISBN 3-921533-57-0.
  2. Gerda Standke: Bitterfelder Bernstein gleich Baltischer Bernstein? - Eine geologische Raum- Zeit- Betrachtung und genetische Schlußfolgerungen. - In Exurs.f. und Veröfftl. DGG, 236: S. 11-33, Hannover, 2008.

Literatur

  • M. Ganzelewski: Entstehung und Lagerstätten des Baltischen Bernsteins. In Bernstein - Tränen der Götter. S. 11–18, Bochum 1996, ISBN 3-921533-57-0.
  • B. Kosmowska-Ceranowicz: Bernstein - Die Lagerstätte und ihre Entstehung. In Bernstein - Tränen der Götter. S. 161–168, Bochum 1996, ISBN 3-921533-57-0.
  • J. G. Zandstra: Geologisch onderzoek in de stuwwal van de Oostelijke Veluwe bij Hattem en Wapenveld. Mededelingen Rijks Geologische Dienst, NS 22: 215–260. Haarlem 1971.

Weblinks


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