Kochenit

Kochenit
Bernstein
Bernstein - Rohsteine
Chemische Formel Angenäherte Summenformel: C10H16O+(H2S)
Mineralklasse keine (von der IMA nicht anerkannt)
Kristallsystem amorph
Kristallklasse amorph
Farbe honiggelb, gelbweiß, orange, rot, grünlich, braun, schwarz, selten blass
Strichfarbe weiß
Mohshärte 2 bis 2,5
Dichte (g/cm³) 1,05 bis 1,096
Glanz Fettglanz, matt
Transparenz durchsichtig, durchscheinend, undurchsichtig
Bruch muschelig, spröde
Spaltbarkeit keine
Habitus unregelmäßige, rundliche Körner, stumpfe Knollen, geflossene Formen, Krusten; teilweise Einschlüsse von Insekten und Pflanzenteilen
Häufige Kristallflächen
Zwillingsbildung
Kristalloptik
Brechzahl n = 1,540 (-0,001 bis +0,005)
Doppelbrechung
(optische Orientierung)
keine
Weitere Eigenschaften
Chemisches Verhalten reagiert mit Sauerstoff, schwach konzentrierten Säuren und Laugen sowie mit Ölen, resistent gegen Ether, Aceton und Schwefelsäure
Ähnliche Minerale keine
Radioaktivität nicht radioaktiv
Magnetismus nicht magnetisch
Besondere Kennzeichen brennbar, hoher elektrischer Widerstand (1018 Ohm), lädt sich bei Reibung elektrostatisch auf

Bernstein (mittelniederdeutsch Börnsteen „Brennstein“, lat. electrum, altgrch. τò ήλεκτρον, aus dem Phönizischen, in der Bedeutung "das Duft Verbreitende") bezeichnet einen klaren bis undurchsichtigen gelben Schmuckstein aus fossilem Harz. Der dominikanische Bernstein kann sogar grünlich bis bläulich gefärbt sein – diese seltenen Varietäten sind sehr begehrt und teuer.

Bernstein ist bis zu 260 Millionen Jahre alt. Aus dem zähflüssigen Harz damaliger Bäume wurde im Laufe der Zeit eine feste, amorphe (nicht kristalline) Substanz. Somit ist Bern„stein“ zwar kein Mineral oder Gestein und zählt dennoch zu den Schmucksteinen.

Bereits seit der Ur- und Frühgeschichte der Menschheit wird Bernstein zu Schmuck und Kunstgegenständen verarbeitet. Einige in Ägypten gefundene Objekte sind über 6.000 Jahre alt. Das berühmteste Kunstobjekt aus Bernstein war das Bernsteinzimmer, das seit dem Zweiten Weltkrieg verschwunden ist. In den Jahren 1979 bis 2003 haben russische Spezialisten im Katharinenpalast bei Puschkin das seither für die Öffentlichkeit wieder zugängliche Bernsteinzimmer mit Baltischem Bernstein detailgetreu rekonstruiert, nachdem bis dahin unbekannte Fotografien gefunden worden waren, die dieses einzigartige Projekt erst ermöglichten.

Für die Wissenschaft, insbesondere für die Paläontologie, ist Bernstein mit Einschlüssen, so genannten Inklusen, von Interesse. Diese Einschlüsse sind Fossilien von kleinen Tieren oder Pflanzenteilen, die im Bernstein über Jahrmillionen hinweg perfekt konserviert wurden.

Inhaltsverzeichnis

Etymologie

Die deutsche Bezeichnung Bernstein leitet sich vom mittelniederdeutschen börnen (brennen) beziehungsweise börnesteen ab und ist auf die auffällige Brennbarkeit dieses „Steins“ zurückzuführen.

Das griechische Wort für Bernstein ist élektron (ἤλεκτρον), das auch mit „Hellgold“ (oder Weißgold: Gold-Silber-Mischung im Verhältnis 4:1) übersetzt werden kann. Die Wurzel des Wortes élektron stammt aus der vorgriechischen Ursprache des Indoeuropäischen und hat die eigentliche Bedeutung „hell, glänzend, strahlend“. In vornehmen antiken Haushalten diente ein größerer Bernstein als Kleiderbürste; durch das Gleiten am Stoff lud er sich auf und zog die Staubteilchen an sich. Das Phänomen der statischen Elektrizität beim Reiben von Bernstein mit bestimmten Materialien war bereits Thales von Milet bekannt. Damit konnte das Wort für Bernstein zum (modernen) Namensgeber des Elementarteilchens Elektron und der Elektrizität werden. Dieses einfache elektrostatische Aufladen von Bernstein wurde auch für frühe Versuche zur Elektrizität benutzt.

Die Römer nannten den Bernstein mit einem griechischen Fremdwort electrum oder aber sucinum (wohl zu sucus/dicke Flüssigkeit, Saft) in der richtigen Vermutung, er sei aus Baumsaft entstanden. In der Antike wurde Bernstein auch als Lyncirium (Luchsstein) bezeichnet, da man annahm, er sei aus dem Harn des Luchses entstanden, der bei starker Sonneneinstrahlung hart geworden sei.

Die germanische Bezeichnung des Bernsteins lautete nach Tacitus, Germania 45, glaes(um) (Glas). Ein anderer Name für Bernstein lautet „gelbe Ambra“; der englische „amber“.

Bernsteinvarianten

Allgemeine Unterscheidungen

"Rohbernstein" trägt in der Regel noch eine Verwitterungskruste, sofern diese nicht durch längeres Treiben auf dem Meeresgrund abgeschliffen wurde. Unter "Naturbernstein" ist, ggf. geschliffener und polierter, Bernstein zu verstehen, dessen innere Struktur oder Farbe nicht künstlich verändert wurden.

Im Handel erhältlicher Bernsteinschmuck enthält oft "klargekochten" Bernstein. Es handelt sich dabei um ursprünglich trüben bzw. mit verkohlten pflanzlichen Einschlüssen durchsetzten "unansehnlichen" Naturbernstein, welcher in heißem Öl gekocht wurde. Da heißes Öl einen deutlich höheren Siedepunkt hat als Wasser, werden so Temperaturen erreicht, bei denen das versteinerte Harz des Bernsteins weich wird und anschmilzt. Da hierbei das Material weicher und durchlässiger wird, werden die winzigen Luftbläschen und pflanzlichen Einschlüsse ausgeschwemmt bzw. "ausgekocht".

Das Ergebnis ist ein glasklarer, einheitlich gefärbter "Stein". Das Verfahren hat jedoch einen "Schönheitsfehler": Der derart behandelte Bernstein ist während des Abkühlvorganges sehr empfindlich. Wird das Material nicht Grad für Grad behutsam abgekühlt, entstehen darin sogenannte Flinten, mehr oder weniger halbkreisförmige, goldglänzende Sprünge. Diese sind in unbehandeltem Bernstein nur sehr selten (allenfalls an Bruchstellen) zu finden, da Naturbernstein in seinem Entstehungsprozess nur sehr langsam abgekühlt ist. Solcher, bereits seit Jahrhunderten hergestellter, "klargekochter" Bernstein ist die Zwischenstufe zwischen naturbelassenem und Pressbernstein.

"Pressbernstein" wird im Handel missverständlich als „Echtbernstein“, „Echter Bernstein“ oder „Ambroid“ angeboten. Damit ist jedoch nicht der natürlich entstandene Bernstein gemeint, sondern ein Produkt, das aus Schleifresten und kleinen Stücken in einem Autoklav gefertigt wurde. Pressbernstein wird hergestellt, indem gereinigte Bernsteinbröckchen erwärmt und dann unter starkem Druck zusammengepresst werden. Dies geschieht unter Luftabschluss und bei einer Temperatur von 200–250 °C. Danach wird die so entstandene stangen- oder bogenförmige Masse bei bis zu 3000 bar Druck verfestigt. Durch Variationen in Hitze und Druck lassen sich nicht nur unterschiedliche Farbtöne, sondern auch klare und trübe Pressbernsteine herstellen.

Neben diesen Formen von Bernstein wird im Handel auch „Echtbernstein extra“ angeboten, ein Pressbernstein, der bis auf seine unregelmäßigen Blitzer aufgrund seiner geringen und feingliedrigen Schlierenverteilung visuell kaum vom Naturbernstein zu unterscheiden ist. Er kann nur durch gemmologische Untersuchungsmethoden eindeutig bestimmt werden.

"Kopale" sind noch nicht völlig zu Bernstein umgebildete erstarrte Harze, die in den Deltas tropischer Flüsse zusammengeschwemmt werden, z. B. in Afrika. Sie sind allenfalls einige hunderttausend Jahre alt und enthalten häufig Einschlüsse. Sie beginnen bei Wärme klebrig zu werden. Kommen sie mit Äther in Berührung, werden ihre Oberflächen innerhalb kurzer Zeit weich, klebrig und schmierig. Die benetzten Stellen quellen auf.

Flussformen des Rohbernsteins

Bernstein entstand, indem Harz aus der Rinde von Bäumen quoll, eintrocknete und erhärtete. Es gibt diverse Flussformen, deren Entstehung vom Standort des Baumes und von der Zähflüssigkeit des Harzes abhing.

Dies ist ein Überblick:

  • Schlauben entstanden, als Harz schubweise austrat und die vorherigen Harzablagerungen überdeckte. Sie sind vielfach voller Verschmutzungen, seltener milchig und bergen die meisten Einschlüsse.
  • Zapfen entstanden aus Harztropfen, die vor dem Herunterfallen am eigenen Tropfenfaden erstarrten. Erneute Harzflüsse können zu dickeren Harz-Stalaktiten führen. Sie enthalten oft Einschlüsse. Typisch ist eine abgeflacht rundliche Perlenform.
  • Knochen ist eine Bernsteinsorte, die so viele mikroskopisch kleine Blasen einschließt, dass sie rahmweiß aussieht. Sie enthält keine erkennbaren Inklusen.
  • Bastard wird eine häufige Bernsteinsorte genannt, die von zahllosen Blasen derart getrübt ist, dass sie undurchsichtig und milchig wirkt. Die Farben liegen meistens zwischen gelblichweiß und ockergelb. In dieser Sorte sind Einschlüsse nur schwer zu erkennen.
  • Flomen bezeichnet einen ziemlich klaren Bernstein, der von vielen mittelgroßen Blasen deutlich getrübt ist. Bei geeigneter Sichtmöglichkeit findet man gelegentlich Einschlüsse.
  • Brack bezeichnet einen sehr dunklen, weitgehend undurchsichtigen Bernstein, der zahlreiche organische Reste (meist zerfallenes Pflanzenmaterial und Holzmulm) enthält.

Eigenschaften

Bernstein (ca. 12 cm Ø)
Naturbernstein-Leuchte.

Die Farben des Bernsteins reichen von farblos über weiß, hell- bis goldgelb und orange bis hin zu Rot- und Brauntönen. Je nach Art und Menge der pflanzlichen Einschlüsse kommen auch grünliche Töne sowie tiefschwarze Bernsteine vor. Trübe Bernsteine enthalten submikroskopisch kleine Bläschen (Größe: 0,0002–0,0008 mm, Anzahl pro Volumen: bis zu 900.000/mm3). Seltener sind bläulich schimmernde Bernsteine, deren Effekt wahrscheinlich auf einer besonderen Lichtbrechung beruht. Ein solcher Blauschimmer kommt häufig bei Bernsteinen aus Lagerstätten in der Dominikanischen Republik vor.

Bernstein kann im Gegensatz zu Imitationen aus Kunstharz leicht angezündet werden und zeigt während des Brennens eine helle Flamme, die stark rußt. Dabei duftet er harzig-aromatisch und verläuft an der Flamme zu einer schwarzen, spröde erhärtenden Masse. Der harzige Geruch entsteht, da die flüchtigen Bestandteile (z. B. ätherische Öle) des Bernsteins verbrennen. Daher eignet er sich zum Räuchern und wird zum Beispiel in Indien als Weihrauchersatz für sakrale Zwecke verwandt.

Physikalische Eigenschaften

Bernstein hat eine Mohshärte von 2–2,5 und ist damit ein recht weiches Material. Es ist möglich, mit einer Kupfermünze eine Furche in die Oberfläche des Bernsteins zu ritzen.

Bernstein ist nur wenig dichter als Wasser. Wegen seiner geringen Dichte (um 1,07 g·cm−3) geht er in Süßwasser unter, schwimmt dagegen in stark salzhaltigem Wasser, zum Beispiel in gesättigter Kochsalzlösung. Diese Eigenschaft kann das Aussortieren erleichtern, sofern in der zu trennenden Masse nicht allzuviele Kohlestückchen enthalten sind, da diese eine mit Bernstein vergleichbare Dichte haben.

Bernstein hat keinen Schmelzpunkt, nur einen Schmelzbereich. Bei 170–200 °C wird er weich und formbar. Bernstein schmilzt oberhalb von 300 °C und zersetzt sich dabei. Nach dem Abkühlen entsteht ein Kolophonium-ähnliches Material.

Bernstein hat einen sehr hohen elektrischen Widerstand und eine sehr niedrige Dielektrizitätskonstante von 2,9 (Naturbernstein) beziehungsweise 2,74 (Pressbernstein). In trockener Umgebung kann er durch Reiben an textilem Gewebe (Baumwolle, Seide) oder Wolle elektrostatisch aufgeladen werden. Dabei erhält Bernstein eine negative Ladung, das heißt, er nimmt Elektronen auf. Das Reibmaterial erhält eine positive Ladung durch Abgabe von Elektronen. Man bezeichnet diese Aufladung auch als Reibungselektrizität. Diese Eigenschaft kann als zerstörungsfreier, wenn auch - gerade bei fummeligen kleineren Stücken nicht immer einfach durchzuführender - Echtheitstest verwendet werden: Der aufgeladene Bernstein zieht kleine Papierschnipsel, Stofffasern oder Wollfussel an. Dieser Effekt war bereits in der Antike bekannt und wurde durch die Werke von Plinius dem Älteren bis ins Spätmittelalter überliefert. Der englische Naturforscher William Gilbert widmete ihm in seinem 1600 erschienenen Werk De magnete magneticisque corporibus ein eigenes Kapitel und unterschied ihn vom Magnetismus.

Bernstein leuchtet unter UV-Bestrahlung (Wellenlänge 320–380 nm) in unverwittertem oder frisch angeschliffenen Zustand blau und in verwittertem Zustand in einem matten Olivgrün. Bernstein glänzt, wenn er feucht, fettig oder geschliffen ist, da er mit einer geschlossenen Oberfläche eine hohe Lichtbrechung aufweist. Er lässt bei Schichten bis zu 10 mm Dicke Röntgenstrahlung fast ohne Verlust passieren.

Chemische Eigenschaften

Bernstein besteht zu 67 – 81 % aus Kohlenstoff, der Rest besteht aus Wasserstoff und Sauerstoff sowie manchmal etwas Schwefel (1 %). Durch Einlagerung von mineralischen Bestandteilen können weitere Elemente vorkommen. Bernstein ist ein Gemisch aus unterschiedlichen Stoffen und deren Oxidationsprodukten, die in langen Fadenmolekülen gebunden sind. Nachgewiesene lösliche Bestandteile des Bernsteins sind z. B. Abietinsäure, Isopimarsäure, Agathendisäure sowie Sandraracopimarsäure. Der unlösliche Bestandteil des Bernsteins ist ein Ester, der als Succinin (oder Resen, Sucinoresen) bezeichnet wird. Bisher sind über 70 organische Verbindungen nachgewiesen, die am Aufbau des Baltischen Bernsteins (Succinit) beteiligt sind.

Bernstein ist weitgehend nicht in organischen Lösungsmitteln löslich. Allerdings verwittert er, besonders durch Luftsauerstoff und UV-Einwirkung. Dabei dunkelt er in den äußeren Schichten nach. Bei Trockenheit bilden sich gleichzeitig von der Oberfläche und vorhandenen Hohlräumen ausgehend kleine, fast kreisrunde Risse, die Sonnenflinten, die mit der Zeit zu einer rauen und bröckeligen Oberfläche des Bernsteins führen. Dadurch können auch eventuell vorhandene Einschlüsse zerstört werden.

Naturbernstein reagiert nur an der Oberfläche mit Ether, Aceton und Schwefelsäure. Bei längerer Einwirkungsdauer wird sie matt. Pressbernstein ist weniger widerstandsfähig. Er wird bei längerem Kontakt mit den oben genannten Substanzen teigig und weich. Dasselbe gilt prinzipiell auch für Kopal und Kunstharz, nur dass hier schon ein wesentlich kürzerer Kontakt ausreicht.

Weltweites Vorkommen des Bernsteins

am Ostseestrand gesammelter Bernstein

Man unterscheidet nach Ursprungsort, Alter und vor allem der produzierenden Pflanze verschiedene Arten von Bernstein.

Die bekannteste Fundregion des Bernstein in Europa ist der gesamte Ostseeraum, insbesondere Orte im Samland (Kaliningrader Gebiet, Russland) zwischen Frischem und Kurischem Haff, in Polen und in Litauen sind ergiebig. Der Baltische Bernstein (Succinit) (siehe nach stehendes Kapitel) ist vor etwa 40 – 50 Millionen Jahren aus dem Harz der Goldlärche entstanden und eignet sich besonders gut zur Schmuckherstellung. Keine andere Bernsteinart wird in annähernd so großer Menge und gleich bleibender Qualität wie der Baltische Bernstein gefunden. Die Ostsee-Vorkommen erwähnte schon Tacitus in seiner Germania. Er sprach vom Volk der „Aesti“, das mit Bernstein handele.

Im östlichen Mitteleuropa (Tschechien, Ungarn, Rumänien, Bulgarien und Ukraine) gibt es ebenfalls Bernsteinvorkommen. Am bekanntesten sind hier der Mährische Bernstein, der Rumänische Bernstein (Rumänit) und der Ukrainische Bernstein, die jeweils etwa 100 Millionen Jahre alt sind.

An der niederländischen, deutschen und dänischen Nordseeküste, im dänischen Jütland (Jütländischer Bernstein), auf den dänischen Inseln sowie an der schwedischen Küste kann Bernstein nach Stürmen von Strandgängern gefunden werden. In Deutschland gibt es auch größere binnenländische Vorkommen in märkischen Gebieten – z. B. im Naturpark Barnim zwischen Berlin und Eberswalde (Brandenburg). Man fand sie in Talsandflächen des nach Toruń ziehenden Urstromtales bei Regulierungen und Kanalbauten. Alle diese Funde lassen sich auf die Verlagerung Baltischen Bernsteins im Verlauf der Erdgeschichte zurück führen (siehe nach stehende Kapitel).

Sowohl in der Schweiz als auch in Österreich, Frankreich und Spanien sind Bernsteinvorkommen bekannt. Bernstein aus den Schweizer Alpen ist etwa 55 – 200 Millionen Jahre alt, solcher aus Golling etwa 225 – 231 Millionen Jahre. Bernstein kommt im Kantabrikum bei Bilbao in jurassischen Schichten vor und ist etwa 140 Millionen Jahre alt. Der bekannte Sizilianische Bernstein (Simetit) ist hingegen erst vor 10 – 20 Millionen Jahren entstanden.

In Afrika findet man Kopal an den Küstenländern Ost- und Westafrikas, vor allem aber auf Madagaskar. Dieser so genannte Madagaskar-Bernstein ist allerdings erst 1.000 – 100.000 Jahre alt und besteht aus dem erstarrten Harz der Bernsteinpinie. In Nigeria findet sich auch Bernstein, der etwa 60 Millionen Jahre alt ist.

Ein Drache aus Dominikanischem blauen Bernstein geschnitzt.

Amerikas bekanntester Bernstein ist der wegen seiner Klarheit und seinem Reichtum an fossilen Einschlüssen begehrte Bernstein aus der Dominikanische Republik[1]. Er ist vor 40 Millionen Jahren aus dem Laubbaum Algarrobo (Prosopis pallida - Hymenaea - Jatoba) entstanden[2]. Dort gibt es auch den seltenen „Blauen Bernstein“, dessen „Farbe“ auf fluoreszierende Moleküle zurückzuführen ist. Entstanden ist er möglicherweise durch das nachträgliche Erwärmen durch vulkanische Aktivität[3].

In Asien findet man Bernstein vor allem im vorderen Orient und in Myanmar (früheres Birma/Burma). Der Libanon-Bernstein ist etwa 130 – 135 Millionen Jahre und der Burma-Bernstein (Burmit) etwa 50 Millionen Jahre alt.

Bernsteine des australisch-ozeanischen Raums kann man in Neuseeland und auf Borneo (Sawak-Bernstein) finden. Sie sind etwa 20 – 60, teilweise 70 – 100 Millionen Jahre alt.

Die ältesten Bernsteine sind aus der Zeit des Devon (vor etwa 400 Millionen Jahren) bekannt.

Baltischer Bernstein

Die Ostsee

Entstehung

Der Baltische Bernstein oder Succinit ist der bedeutendste und am besten erforschte Bernstein. Man findet ihn an den Küsten der Ost- und Nordsee und im Samland in der so genannten „Blauen Erde“. Der Ursprung des Baltischen Bernsteins liegt im Eozän vor etwa 40 – 50 Millionen Jahren. Damals erstreckte sich in einer Erdwarmzeit der so genannte „Bernsteinwald“ im nördlichen Europa in einem breiten Gürtel von West nach Ost vom heutigen Skandinavien bis zum Ural. Seine Südgrenze bildete die Küste eines Meeres, das im östlichen Teil wesentlich weiter südlich lag als die heutige Ostsee und weit nach Osten ins Innere Osteuropas und Asiens reichte. Er könnte auch noch am Südufer dieses Meeres bestanden haben.[4].

Das Meer im Paläogen (vor etwa 50 Mio. Jahren)

Der Succinit entstand aus dem Harz der Nadelbäume dieses „Bernsteinwaldes“. Als Harzerzeuger galt lange Zeit die so genannte Bernsteinkiefer (Pinus succinifera), während nach neueren Erkenntnissen ein Verwandter der Goldlärche (Pseudolarix) der Verursacher war. Zwischenzeitlich waren auch Zedern und Araukarien in Verdacht[5]. Dass so große Harzmengen produziert wurden, die zu den heutigen Ablagerungen geführt haben, kann mit Klimaveränderungen, die zu feuchterem Klima, einem Ansteigen des Wasserspiegels in den Gegenden des heutigen südlichen Fennoskandiens (bzw. nördl. Ostsee) und nachfolgend zum Absterben der Bäume in Sümpfen begründet werden. Große Mengen des gehärteten und im Wasser aufschwimmenden Harzes wurden durch den angenommenen Fluss Eridanus aus Fennoskandien nach Süden transportiert und an der Mündung seines Deltas abgelagert. Dieses frühere Flussdelta entspricht einem Halbkreis, der sich von der Samlandküste im Osten nach Westen bis über Danzig hinaus erstreckt [6] und der heute gerne als „Bernsteinküste“ bezeichnet wird. Auch die Vorkommen in Bitterfeld und in der Ukraine (siehe unten) könnten, an anderen Flussdeltas, auf diese Weise entstanden sein.

Der Bernstein wurde an seiner Ablagerungsstätte von tonigem Substrat, Sand und Gesteinsschichten bedeckt. Die Sedimente verdichteten sich später zur „Blauen Erde“. Dabei entstand Braunkohle mit darin eingeschlossenem Harz, das sich unter dem Druck und Luftabschluss entwässerte. Dieser Prozess führte zur Oxidation der organischen Kohlenstoffmoleküle. Mit der Zeit bildete sich aus dem Harz so der Bernstein. Entsprechend findet sich Bernstein heute überwiegend in Sedimenten und nur selten in fossilen Waldböden.

Auf die oben erwähnte ergiebige Lagerstätte lassen sich letztlich alle Bernsteinfunde Nordeuropas zurückführen, denn die heutigen Verbreitungs- und Fundgebiete des Succinits stehen in Zusammenhang mit massiven eiszeitlichen Um- und Ablagerungen im Pleistozän (innerhalb der letzten 500.000 Jahre). Drei Eiszeiten, die Elster-, Saale- und zuletzt die Weichseleiszeit überfuhren das heutige Ostseebecken und das nördliche Mitteleuropa mit ihren Gletschern von Nordosten her und trugen sowohl Bernsteinablagerungen als auch Ablagerungen aus der Kreidezeit ab. Ein großer Strom am Rande der Gletschermassen transportierte den Bernstein bis nach Dänemark und ins norddeutsche Tiefland. So ließen sich Bernsteinfunde an der Nordseeküste erklären[7]. Auch die Veränderungen der Küstenverlaufs der heutigen Ostsee in jüngster Zeit (Holozän) haben den Baltischen Bernstein verlagert.

Geschichtliche Bedeutung

Der Bernstein hat den Menschen schon immer fasziniert. Er galt in allen bedeutenden Dynastien und zu allen Zeiten als Zeichen von Luxus und Macht. Daher wurde er schon früh als Schmuck verarbeitet.

Steinzeit

Der Bernstein wurde bereits in der Jungsteinzeit verarbeitet und verziert. Bereits um etwa 10.000 v. Chr., das heißt zur ausgehenden letzten Eiszeit, wurde er in Nordfriesland zu Anhängern und Perlen verarbeitet. Auch um 8.000 – 5.500 v. Chr. war er ein besonders begehrter Schmuck, der in Dänemark und dem südlichen Ostseegebiet zur Herstellung von statushebenden Tieramuletten und Schnitzereien mit eingravierten Tiermotiven genutzt wurde. Schamanen nutzen ihn auch als Weihrauch, so dass ihm eine rituelle Bedeutung zukam. Dies änderte sich auch nicht, als aus den Jägern um 5.500 – 1.500 v. Chr. (Neolithikum) Bauern wurden. Diese begannen nun im großen Maße, Bernstein zu sammeln, zu opfern und ihn zu verstecken (Bernstein-Depotfunde in Jütland). Weiterhin wurde er zu Ketten und Anhängern verarbeitet und den Toten mit in die Gräber gegeben. Die Erbauer der Großsteingräber fertigten die für sie typischen Streitaxt-Nachbildungen aus Bernstein.

Bronzezeit

Das Ingolstädter Bernsteincollier

In der Bronzezeit nahm das Interesse an der Bernsteinverarbeitung zunächst ab, obwohl das Material immer noch eine beliebte Grabbeigabe blieb. Ein Collierfund in einem 3000 Jahre altem Urnengrab bei Ingolstadt zeigte eine opulente Halskette aus etwa 3000 Bernsteinperlen, die damals von unschätzbarem Wert gewesen sein muss. Warum das Collier in einem Tonkrug vergraben wurde, ist ungeklärt.

Bernstein war neben Salz und Rohmetall (Bronze und Zinn) eines der begehrtesten und wichtigsten Handelsgüter. In Hortfunden und bei Graböffnungen taucht er regelmäßig auf. Durch ihn sind auch weitreichende Handelsbeziehungen nachgewiesen worden. Zwei breite Goldringe, in die je eine Bernsteinscheibe eingelassen war, fanden sich in Südengland (Zinnvorkommen), und ein beinahe identisches Exemplar ist aus dem griechischen Bronzezeit-Zentrum Mykene bekannt (Blütezeit vom 15.–13. Jh. v. Chr.). Auch in einem frühbronzezeitlichen (um 1700 v. Chr.) Hortfund von Dieskau (Landkreis Saalkreis) befand sich eine Kette aus Bernsteinperlen.

Eisenzeit

Bernstein-Collier (Hallstattzeit)

In der Eisenzeit gewann Bernstein durch die Wertschätzung der Phönizier, Griechen, Skythen, Ägypter, Balten und Slawen als „Tränen der Sonne“ beziehungsweise „Tränen oder Harn der Götter“ wieder an Bedeutung. Später hielt man ihn für das „Harn des Luchses“, „versteinerten Honig“ oder „erstarrtes Erdöl“. Die Griechen schätzten den Bernstein als Edelstein, den sie als Tauschmittel für Luxusgüter aller Art nutzten, wie bei Homer erwähnt und beschrieben. Die Römer nutzten ihn als Tauschmittel und für Gravuren. Zur Zeit der Wikinger war er wieder ein begehrtes Material, das als Räucherwerk benutzt oder kunstvoll verarbeitet wurde. Aus dieser Zeit sind beispielsweise Funde von Perlen für gemischte Ketten, Spinnwirtel, Spielbrettfiguren und Würfel aus Bernstein bekannt.

Griechisch-römische Antike

In der griechisch-römischen Antike wurde erkannt, dass Bernstein sich elektrostatisch aufladen kann. Der griechische Philosoph Aristoteles berichtet darüber. Außerdem soll er mit Pytheas von Massila um 334 v. Chr. die so genannten Bernsteininseln aufgesucht haben (gemeint sind wohl die West-, Ost- und Nordfriesischen Inseln in der Nordsee). Man nennt diese Inseln auch die Elektriden. Die Römer Tacitus und Plinius der Ältere schrieben über den Bernstein sowie seine Herkunft und seinen Handel. Kaiser Nero soll Bernstein in großen Mengen zu Repräsentationszwecken genutzt haben. Im Rom der Kaiserzeit trieb nicht nur der Kaiser, sondern auch das Volk mit dem Bernstein einen verschwenderischen Luxus. Man trank aus Bernsteingefäßen, er zierte alles, was von Wert war, und wohlhabende Frauen färbten ihr Haar bernsteinfarben. Plinius der Jüngere soll sich darüber geärgert haben, „dass ein kleines Figürchen aus Bernstein teurer als ein Sklave sei“. In der römischen Antike wurde zudem der Handel mit samländischem Bernstein erschlossen.

Antike Handelswege

Bereits zur Bronzezeit war der Baltische Bernstein ein wertvolles Tauschobjekt und Handelsgut, das südwärts gelangte. In mykenischer Zeit (etwa 1600 – 1050 v. Chr.) wurde in Griechenland Schmuck aus importiertem Bernstein getragen, wie eine Reihe von Funden aus dieser Zeit zeigen. Die Handelswege des Bernsteins nennt man Bernsteinstraßen. Sie verlaufen bündelförmig nach Süden zum Mittelmeer:

  • nach Aquileia: Plinius der Ältere (23 – 79 n. Chr.) berichtet, dass Bernstein von der Ostseeküste nach Aquileia gebracht worden sei. Die bereits in der Urgeschichte bedeutsame Bernsteinhandelsroute folgt in Niederösterreich der March, überquert bei Carnuntum östlich Wiens die Donau und führt ab hier als römische Bernsteinstraße über Ungarn, Slowenien nach Aquileia in Italien. Als wichtige Verkehrsroute wurde sie zu Beginn des 1. Jahrhunderts n. Chr. unter Augustus und Tiberius ausgebaut und an das römische Straßennetz (s. a. Römerstraßen) angebunden;
  • ins westliche Mittelmeer: auf verschiedenen Routen von Hamburg nach Marseille.

Mittelalter

Im Mittelalter und für katholische Gebiete auch danach wurde der Bernstein hauptsächlich zur Herstellung von Rosenkranz-Gebetsketten genutzt. Ein weitere Anwendung waren Brillengläser. Da er so beliebt war und man damit viel verdienen konnte, stellten Kaufleute und Feudalherren die Gewinnung und Veräußerung allen Bernsteins Ost- und Westpreußens bald unter Hoheitsrecht. Als ein Verstoß gegen dieses so genannte „Bernsteinregal“ konnte das Sammeln und der Verkauf von Bernstein auf eigene Rechnung vom „Bernsteingericht“ mit dem Tod bestraft werden. Die Küstenbewohner hatten die Pflicht, unter der Bewachung durch Vögte Bernstein zu sammeln und abzuliefern (den „Bernsteineid“). Dabei mussten Frauen, Kinder und alte Leute täglich bei Wind und Wetter an den Strand. Erfüllten sie ihr festgesetztes hohes Soll nicht, hatten sie mit bösen Folgen zu rechnen.

Der Deutsche Orden sicherte sich im 13. Jahrhundert das gesetzliche Recht auf den alleinigen Handel mit Bernstein, welches ihm seinen Reichtum einbrachte. Aus den wertvollsten Bernsteinstücken fertigten sie vor allem in den Werkstätten Königsbergs und Danzigs künstlerische Gegenstände. Das „Bernsteinregal“ verpachtete der Deutsche Orden zunächst an die jeweiligen Landesherren, auf die es 1525 überging. Wiederum wurden die Küstenbewohner zum Sammeln von Bernstein angetrieben. Da die Fischer im Tausch gegen Bernstein das dringend benötigte Salz erhielten, lieferten sie viel ab und sammelten täglich. In abgemilderter Form galt das Gesetz bis 1945. Auch weiter im Landesinneren fanden sich Bernsteinvorkommen. In der Kaschubei lassen sich bei Bursztynowa Gora (Bernsteinberg) Trichter von bis zu 40 m Durchmesser und 15 m Tiefe in der Landschaft ausmachen. Der Abbau ist dort erstmalig schon aus dem 10. Jahrhundert bezeugt.

Neuzeit

Anhänger aus Bernstein (Größe links 32 mm und 52 mm rechts)
Altes silbernes Armband mit Bernstein-Gliedern
Rekonstruiertes Bernsteinzimmer

In der Neuzeit wurde Bernstein nach alter Tradition zu Schmuck verarbeitet und auch für Schatullen, Spielsteine und -bretter, Intarsien, Pfeifenmundstücke und andere repräsentative Sachen verwendet.

Im 16. und 17. Jahrhundert nutzten die preußischen Herrscher den Bernstein für Repräsentationszwecke und ließen verschiedene Zier- und Gebrauchsgegenstände daraus fertigen. Der preußische Hof gab hunderte von Bernsteinkunstgegenständen in Auftrag, vor allem Pokale, Dosen, Konfektschalen und Degengriffe, die als Hochzeits- und Diplomatengeschenke in viele Kunstsammlungen europäischer Fürsten- und Herrscherhäuser gelangten. Aus dieser Zeit stammen auch die ersten größeren Bernsteinmöbel.

Im 18. Jahrhundert ließ der preußische König Friedrich I. das Bernsteinzimmer für sein Charlottenburger Schloss in Berlin fertigen, das 1712 fertiggestellt wurde. 1716 verschenkte sein Sohn das Zimmer an den russischen Zaren Peter den Großen. Später wurde es in den Katharinenpalast bei St. Petersburg eingebaut, im Zweiten Weltkrieg von den Deutschen geraubt und nach Königsberg gebracht, wo es 1945 wahrscheinlich verbrannte. Es gibt allerdings Gerüchte, wonach das Bernsteinzimmer noch immer in unterirdischen Stollen eingelagert sein soll. Durch den Fortschritt der Naturwissenschaften wurde erkannt, dass der Bernstein als fossiles Harz nicht mystischen, sondern natürlichen Ursprungs ist. Deswegen ging das höfische Interesse am Bernstein nach 1750 zurück.

Bis ins 19. Jahrhundert wurde der Bernstein hauptsächlich durch Strandlese gewonnen. 1862 konnten beispielsweise mit dieser Methode 4000 kg gesammelt werden. Im Jahre 1837 überließ der preußische König Friedrich Wilhelm III. die gesamte Bernsteinnutzung von Danzig bis Memel gegen die Summe von 30.000 Mark den Gemeinden des Samlandes. Ab der Mitte des 19. Jahrhunderts wurde der Abbau zunehmend maschinisiert. Pioniere auf diesem Gebiet waren die beiden Unternehmer Friedrich-Wilhelm Stantien und Moritz Becker, die 1858 ihre Firma Stantien & Becker in Memel gegründet hatten. Sie begannen zunächst, das Kurische Haff bei Schwarzort systematisch auszubaggern. 1875 dann errichteten sie bei Palmnicken das wohl weltweit erste Bernsteinbergwerk[8]. Bernsteinschmuck wurde nun mehr und mehr zu einem Produkt auch der wohlhabenden Bürgerschicht. Der noch heute existierende „Bernsteinladen“ am Münchner Marienplatz geht auf das Jahr 1884 zurück[9]. Stantien & Becker hatten weltweit Verkaufsniederlassungen (u.a. in Indien, Mexiko und Tokio). Seit 1881 gab es Pressbernstein, so dass Schmuck für alle Bevölkerungsschichten erschwinglich wurde. Im Jahr 1890 konnten auf diese Weise bereits über 200.000 kg gefördert werden. In manchen Regionen Europas gehörten facettierte Bernsteinketten zur Hochzeitstracht der Bauern. 1899 ging die profitable Produktion wieder in staatlichen Besitz über. Allein 1912 wurden 600 t Bernstein gefördert. Insgesamt förderte man im Samland von 1876 bis 1935 über 16.000 t Baltischen Bernstein. [10] 1926 entstand in Ostpreußen die weltgrößte Manufaktur, die Staatliche Bernstein-Manufaktur Königsberg (SBM), in der bis 1945 künstlerische Produkte und Gebrauchsgegenstände aus Bernstein gefertigt wurden. In der NS-Zeit sprach man vom „Deutschen Gold“.

Fundorte und Abbau heute

Der heute auf dem Weltmarkt angebotene Bernstein zur Schmuckherstellung ist zu 99% Baltischer Bernstein. Abbau von lokaler Bedeutung gibt es darüber hinaus in der Dominikanischen Republik, in Chiapas in Mexiko, in Myanmar und in Japan. 2006 betrug die Gesamtproduktion weltweit 202 t[11]. Der überwiegende Teil des Baltischen Bernsteins wird weiterhin im Kaliningrader Gebiet gefördert (mind. 75% der Weltproduktion), obwohl die Produktion dort stark zurück gegangen ist. Noch im Jahre 2000 belief sie sich auf über 500 t[12]. Grund für den Rückgang ist die Schließung des industriellen Bernsteinabbaus in Jantarny im Jahre 2002, dessen Rentabilität (auch aufgrund beständigen Diebstahls) nicht mehr gegeben war. Kleinere Mengen stammen aus Polen und der Nordukraine, ganz geringe aus Litauen. Ein beträchtlicher Teil (etwa ein Viertel) des russischen und ukrainischen Bernsteins stammt aus illegaler Förderung[13].

Samländische Küste

Bis 2002 war die Hauptförderung des Baltischen Bernsteins in Jantarny (ehemals Palmnicken) bei Kaliningrad (Königsberg) angesiedelt. Hier gab es große, im Tagebau zugängliche Bernsteinvorkommen, die aus der „Blauen Erde“ gefördert wurden. Die „Blaue Erde“ ist eine mehrere Meter dicke, graugrüne Sedimentschicht, die Glaukonit und den Baltischen Bernstein enthält (siehe Kapitel Entstehung). An manchen Stellen enthält ein Kubikmeter zwei bis drei Kilogramm Bernstein. Das Vorkommen erstreckt sich großflächig an der Küste bis in 10 m und im Binnenland bis in 30 m Tiefe.

Nach 1945 wurde das sowjetisch gewordene Palmnicken nach dem russischen Wort für Bernstein, jantar, in Jantarny umbenannt. Die Jahresproduktion erreichte bis zu 600 t im Jahr, von 1951 bis 1988 wurden insgesamt rund 17.700 t gefördert[14]. Dabei wurde der Abraum über der „Blauen Erde“ abgetragen, sodann schrappte ein Bagger mit großer Schaufel eine Tonne Erde von der Wand ab und lud sie hinter sich ab. Dieses Haufwerk wurde mit Wasser aufgeschwemmt und die schlammige Masse von großen Pumpen über kilometerlange Rohre ins Kombinat befördert. Dort siebte man den Bernstein heraus und führte ihn der weiteren Verwendung zu. Der verschlämmte Abraum floss über ein Rohrsystem in die Ostsee.

Nachdem durch den russischen Zoll große Mengen Diebes- und Schmuggelware (etwa 900 – 1000 kg Rohbernstein und bis zu 6000 Stück Fertigerzeugnisse innerhalb von zwei Jahren) beschlagnahmt worden waren, deren Spuren in das Bernsteinkombinat Jantarny zurückverfolgt werden konnten, erhöhte man die Sicherheitsvorkehrungen an der Grube, die 90 % der jährlichen Weltlieferung förderte. Schließlich gab man sie im Jahr 2002 auf und flutete den Tagebau. Mittlerweile gibt es eine neu eröffnete Grube „Promorskoye“ in der Nähe der alten Abbaustätte.

Bitterfeld

Bereits in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts waren im Raum Bitterfeld beim Braunkohleabbau gelegentlich einzelne Bernsteine gefunden worden. Im Jahre 1955 wurden im Braunkohlentagebau Goitsche östlich von Bitterfeld die Bernstein führenden Schichten für kurze Zeit angeschnitten, aber die zu Tage tretenden, zum Teil großen Brocken nicht als Bernstein (Succinit) erkannt. Erst im Jahre 1974 wurde bei einem erneuten Anschnitt die Bedeutung des Bernsteinvorkommens erkannt. Die im gleichen Jahr begonnene geologische Erkundung führte zum Nachweis einer nutzbaren Lagerstätte [15]. Als geologischer Vorrat wurden 1979 2.800 t Bernstein berechnet. Der Abbau begann bereits 1975 [16]. Grund für die so schnell aufgenommene Förderung war der drastische Rückgang der Bernsteinimporte aus der Sowjetunion, die in den 1970er Jahren ihre jährlichen Bernsteinlieferungen von zehn Tonnen auf eine senkte, und damit die Schmuckproduktion im „VEB Ostseeschmuck“ in Ribnitz-Damgarten gefährdete. Von 1975 bis 1993 wurden im Tagebau Goitsche jährlich bis zu 50 t abgebaut, insgesamt rund 408 t [17]. Der Bernsteinabbau wurde 1990 aus Umweltschutzgründen zunächst storniert und 1993 aus ökonomischen Gründen endgültig eingestellt. Zu diesem Zeitpunkt standen noch 1.080 t gewinnbarer Vorrat in den Büchern. Nach Sanierung der Böschungen wurde das Restloch des Tagebaues Goitsche ab 1998 geflutet [18].

Polen

Polen, das bereits in der Antike ein wichtiges Ursprungs- und Verarbeitungsland für Baltischen Bernstein war, ist auch in heutiger Zeit ein wichtiger Bernstein(schmuck)-Lieferant, dessen Vorräte auf 12.000 t geschätzt werden. Der polnische Bernstein stammt hauptsächlich aus Mozdzanowo bei Ustka an der pommerschen Ostseeküste, wo er bereits Ende des 18. Jahrhunderts abgebaut wurde. Er wird dort in vielen unterschiedlichen Farbtönen gefunden. 60 % der Fundstücke sind durchsichtig. Auch an der Verbindungsstelle zur Halbinsel Hela findet sich Bernstein in 130 m Tiefe. Kürzlich wurden auf der Lubliner Hochebene Vorkommen entdeckt. Der meiste in Polen verarbeitete Bernstein stammt allerdings aus dem Kaliningrader Gebiet und aus der Ukraine.

Nordukraine

Seit 1979 sind die Bernsteinvorkommen im Norden der Ukraine, in der Nähe von Dubrovitsa an der weißrussischen Grenze bekannt. Nach der Unabhängigkeit von der Sowjetunion beschloss die ukrainische Führung 1993, diese Vorkommen unter staatlichem Monopol auszubeuten. Da die Vorkommen an der Oberfläche in sandigen Schichten anstehen, sind sie sehr leicht zu fördern, und so hat sich in den letzten Jahren eine beträchtliche nicht-staatliche (und damit illegale) Förderung entwickelt (etwa 90 % der ukrain. Produktion)[19], die ihre Produkte zur Weiterverarbeitung über die Grenze nach Polen und Russland schmuggeln lässt. Die ukrainischen Vorkommen enthalten außergewöhnlich große Einzelstücke[20].

Aktuelle Marktsituation

Im Export hatte Rohbernstein in den vergangenen Jahren einen Wert von etwa 15 Millionen Euro[21]. Die Preise für ein Kilogramm russischen Rohbernstein lagen 2008, je nach Größe der Einzelstücke, bei 30 € für Krümel von etwa 1cm Größe, 150 € (Stücke >100g) bis max. 830 Euro (Stücke von 500 bis 1000g in bester Qualität)[22], wobei diese Preise nur für russische Verarbeiter und Exporteure gelten, während ausländische Firmen deutlich höhere Preise bezahlen (müssen). Die Weiterverarbeitung zu Schmuck erfolgt meistenteils in Polen und Litauen. Von dort wird jährlich Schmuck im Wert von etwa 400 Millionen Euro verkauft[23].

Bernstein-Einzelstücke

Nachfolgend eine Übersicht großer Bernsteine:

  • 1922 und 1970 in Schweden: je etwa 1,8 kg
  • 1969 von einem schwedischen Hummerfischer bei Bohuslän an der Westküste Schwedens: 10,478 kg (zum Zeitpunkt des Fundes eine Masse; heute noch 8,886 kg, da etwas abgeschlagen wurde); es befindet sich im Ravhuset in Kopenhagen
  • 1860 bei Rarwino bei Kamien Pomorski (Cammin in Pommern): ein 48 × 22 × 20 cm großer und 9,75 kg schwerer Block; heute im Berliner Museum für Naturkunde der Humboldt-Universität aufbewahrt wird [24]
  • Sonnenstein (Saulės akmuo): etwa 3,5kg, 21 × 19 × 15 cm; ausgestellt im Bernsteinmuseum in Palanga, Litauen[25]

Bernstein-Einschlüsse: Inklusen

Eine im Bernstein eingeschlossene Trauermücke, etwa 1,5 mm lang

Entstehung von Inklusen

Damit Harz zu Bernstein und ein eingeschlossenes Lebewesen oder ein Fremdkörper zur Inkluse wird, müssen folgende Voraussetzungen erfüllt sein:

  1. Das Insekt (oder die Pflanze) muss formstabil bleiben, bis das Harz erhärtet ist.
  2. Das Harz darf während des Erhärtens nicht schrumpfen und auch nicht durch später auflastende Gesteine beansprucht werden.
  3. Das Harz muss durch Sonnen- und Hitzeeinwirkung auf natürliche Weise geklärt werden.

Ist das Insekt von nachfließendem Harz umschlossen, beginnt der Abbau der Weichteile in seinem Körperinneren. Dabei treten Muskeln, Drüsen und Körperflüssigkeit durch Körperöffnungen und Körperwandung aus. Deshalb ist die Umgebung der Inklusen häufig milchig-trübe. Mit der Zersetzung der Weichteile setzt bereits die Erhärtung des Harzes ein. Sind diese Prozesse beendet und ist das Harz im Waldboden eingebettet, so wird nach Millionen von Jahren das Harz zu Bernstein und das Insekt zur Inkluse.

Häufigkeit von Inklusen

Obwohl die Artenvielfalt in der Zeit, als der Bernstein entstand, relativ groß war, sind Inklusenfunde selten. Nur etwa jedes 500. Bernsteinstück hat einen Einschluss, wobei in den Funden oft nur Fragmente der eingeschlossenen Lebewesen vorliegen. In Schlaubensteinen aus Baltischem Bernstein sind Einschlüsse so häufig, dass man in jedem zwanzigsten fündig werden kann, wenn sie nicht vorher schon durchsucht wurden. Häufig sind die Inklusen beschädigt. Deshalb sind Stücke mit vollständig erhaltenen Zeugnissen des damaligen Lebens wissenschaftlich besonders wertvoll.

Tiere und Pflanzen im Bernstein

Eine Spinne

Im erstarrten Harz des Bernsteins finden sich fossil konservierte Lebensformen, die vor Millionen von Jahren auf der Erde in Wäldern gelebt haben: Zum einen findet man Kleintiere oder Teile davon als Einschlüsse: verschiedene Gliederfüßer (Arthropoden), vor allem Insekten wie Fliegen, Mücken, Libellen, Ohrwürmer, Termiten, Heuschrecken, Zikaden und Flöhe, aber auch Asseln, Krebstiere, Spinnen und Würmer sowie vereinzelt Schnecken, Vogelfedern und Haare von Säugetieren. Sogar eine eingeschlossene Eidechse wurde gefunden. (vgl. hierzu aber auch das Kapitel „Fälschungen und Manipulationen“).

Zum anderen gibt es eine Vielzahl von pflanzlichen Inklusen: Pilze, Moose und Flechten, aber auch Pflanzenteile, die von Lärchen, Fichten, Tannen, Palmen, Zypressen, Eiben und Eichen stammen. Manchmal werden Inklusen mit Wassertropfen oder Lufteinschlüssen entdeckt.

Gebrauchsgegenstände und technischer Bernstein

In der chemischen Industrie wurde zunächst nicht für die Schmuckindustrie geeigneter Bernstein für die Herstellung von Bernsteinlack, Bernsteinöl und Bernsteinsäure verwendet. Heute werden diese Produkte synthetisch erzeugt.

Seit der Erfindung des Pressbernsteins in den 1870er Jahren in Königsberg und seit der ersten industriellen Umsetzung 1881 in Wien und dann später auch in der Staatliche Bernstein – Manufaktur Königsberg findet man es bei Gebrauchsgegenständen wie Zigarettenspitzen, Mundstücke von Tabakspfeifen oder der türkischen Tschibuk, Nippes (Kunst) und billigem Schmuck. Anfangs wurden Pressbernsteine vielfältig verwendet, aber der noch billigere Kunststoff, es begann mit Bakelit, verdrängte es fast vollständig. So kommt es, dass Pressbernstein und natürlich ganz besonders Naturbernstein heute den Eindruck von etwas Besonderem erzeugt. Ein weiteres sehr seltenes Einsatzgebiet sind elektrische Isolatoren, da sein Spezifischer Widerstand ungefähr 1016 Ωm beträgt und damit größer ist als der von Porzellan.

Legendäre Heilkräfte und Schutzzauber

Bernstein wird seit alter Zeit als Heilmittel eingesetzt. So schreibt Plinius der Ältere in seiner Naturalis historia, dass auf der Haut getragene Bernsteinamulette vor Fieber schützen. Der Glaube an die „Kraft des Steins“ findet sich auch in magischen Vorstellungen der Neuzeit wieder – etwa, wenn empfohlen wird, Ehefrauen nachts Bernstein auf die Brust zu legen, um sie so zum Gestehen schlechter Taten zu bringen. Im Volksaberglauben gilt Bernstein als Schutz vor bösem Zauber und soll Dämonen, Hexen und Trolle vertreiben.

Zermahlener Bernstein wurde innerlich gegen verschiedene Krankheiten eingesetzt, so unter anderem bei Nieren-, Gallen-, Leberkrankheiten, bei Problemen im Magenbereich und des Verdauungssystems. Daneben nutzte man ihn als Räuchermittel. Ab dem 19. Jahrhundert wurde das aus Bernstein gewonnene Bernsteinöl zum Einreiben bei Rheuma verwendet.

In der Esoterik gilt Bernstein bis heute als „Heil- und Schutzstein“, der Ängste nehmen und Lebensfreude schenken soll. Um seine volle Wirkung zu entfalten, soll er lange ohne Unterbrechung auf der Haut getragen werden. Wissenschaftliche Bestätigungen gibt es hierfür aber nicht.

Bei Müttern ist Bernstein als „Zahnungshilfe“ beliebt: Eine Bernsteinkette um den Hals des Babys gelegt, soll dem Kind das Zahnen erleichtern und ihm die Schmerzen nehmen, wenn es die Kette in den Mund nimmt. Bernstein soll nämlich entzündungshemmend wirken. Wahrscheinlicher ist, dass der Stoff aufgrund seiner Beschaffenheit als Beißring taugt, da er den Gaumen des Babys nicht verletzt und leicht ist. Ebenfalls werden „positive Schwingungen“ in der Steinheilkunde erwähnt, die vom Bernstein ausgehen sollen.

Bernsteinketten sind wie andere Halsketten auch für Babys und Kleinkinder wegen der Strangulationsgefahr nicht geeignet. Todesfälle sind beschrieben. Zerreißt die Kette, so können die Steine weiterhin verschluckt oder eingeatmet werden [26].

Verarbeitung und Pflege von Bernstein

Bernstein wurde schon in der Steinzeit bearbeitet. Jeder kann dies ohne großen maschinellen Aufwand bewerkstelligen.

Werkzeug

Zur Bearbeitung von Bernstein wird Nass-Schleifpapier mit Körnungen von 80 bis 1000 gebraucht sowie Nadelfeilen mit Hieb 1 und 2, Schlämmkreide (Alternative: Zahnpasta), Brennspiritus, Wasser, Leinen- oder Baumwolllappen, Fensterleder (Ledertuch), eine kleine Bohrmaschine und Spiralbohrer (max. 1 mm), eine mittelstarke Laubsäge (zum Zerschneiden großer Bernsteinstücke) und eine Angelsehne (zum Auffädeln einer Kette). Im Umgang mit den Geräten ist Vorsicht geboten. Auf einer Werkbank lassen sich am besten die zu bearbeitenden „Rohsteine“ mittels kleiner Aufspannvorrichtungen bearbeiten.

Verarbeitungsprozess

Im ersten Schritt wird der Bernstein gefeilt und poliert. Dabei wird die unerwünschte Verwitterungskruste mit der Nadelfeile oder Nass-Schleifpapier der Körnung 80 bis 120 entfernt. Zum Aufbau des Schliffs werden mit dem Bernstein oder dem Schleifpapier kreisende Bewegungen ausgeführt. Dabei wird die Körnung stufenweise bis 1000 erhöht. Diese Bearbeitung erfordert etwas Geduld, da die gröberen Schleifspuren des vorherigen Schleifpapiers glatt geschliffen sein müssen, bevor die nächst feinere Körnung benutzt werden kann. Zudem sollte der Bernstein vor jedem Wechsel des Schleifpapiers gründlich mit Wasser abgespült werden, um ihn nicht zu überhitzen (dadurch kann eine klebrige Oberfläche entstehen) und um Kratzer zu vermeiden.

Im zweiten Schritt wird der Bernstein der Politur, dem letzten Arbeitsgang beim Schleifen, unterzogen. Dazu wird ein Leinen- bzw. Baumwolltuch mit Spiritus angefeuchtet und mit Schlämmkreide bestrichen. Mit dem so präparierten Tuch wird der Bernstein in kreisenden Bewegungen poliert und anschließend unter Wasser ausgewaschen. Zum Schluss wird der Bernstein mit einem Fensterleder nachpoliert.

Im dritten Schritt wird in den Bernstein, falls gewünscht, ein Loch gebohrt. Der Bohrer wird in eine elektrische Handbohrmaschine eingespannt. Die verwendete Drehzahl sollte niedrig sein, und eine gewisse Übung in der Handhabung von Bohrern ist nicht nur aus Sicherheitsgründen von Vorteil. Der Bohrer darf nicht verkanten oder mit großem Druck durch den Bernstein getrieben werden, da Bernstein sehr druckempfindlich und damit die Bruchgefahr sehr groß ist. Sollte der Bernstein doch einmal brechen, hilft ein handelsüblicher Sekundenkleber.

Matte, wenig glänzende, stumpfe oder ältere Bernsteine bekommen mit etwas Möbelwachs einen schönen Glanz.

Pflege

Bernstein sollte regelmäßig unter fließend warmem Wasser gespült und nicht in die Sonne gelegt werden, da er schnell brüchig wird. Außerdem sollte er vor Seife und Putzmitteln geschützt werden, da er durch den Kontakt mit diesen Stoffen zerstört wird.

Fälschungen, Manipulationen und Legenden

Fälschungen und Manipulationen

Schon im 18. Jahrhundert wurden Bernsteineinschlüsse gefälscht. Man versuchte damals, Tiere wie Frösche oder Eidechsen als Inklusen im Bernstein unterzubringen, eine Praxis, die auch heutzutage noch gang und gäbe ist.

Bisweilen wird auch der Bernstein selbst gefälscht. Abgesehen von ihrem Brenngeruch und ihrer geringen Härte bzw. Dichte sind manche Bernsteinsorten nur schwer von entsprechend gefärbten Kunststoffen zu unterscheiden. Häufig werden auch Mischungen von Bernstein und Kunstharzen als Bernstein angeboten. Sie sind jedoch durch die deutlich abgesetzten, eingegossenen Bernsteinstücke leicht zu erkennen.

In der DDR wurde künstlicher Bernstein aus Polyester und Bernsteinstücken als Polybern verkauft.

Weniger leicht zu identifizieren sind Rekonstruktionen aus pulverisiertem Schleifabfall oder kleinen Bruchstücken des puren Bernsteins, die miteinander verschmolzen werden. Bernsteinrekonstruktionen dürfen als „Echt Bernstein“ verkauft werden, da die Grundlage tatsächlich echter Bernstein(staub) ist. Er ist auch als Pressbernstein bekannt.

Zum Prüfen, ob es sich bei einem Bernstein um ein Original oder ein Imitat handelt, kann eine glühende Nadel verwendet werden. Diese hält man an den Stein und zieht sie mit etwas Druck darüber. Bildet sich eine Rille und wird der Stein schmierig bzw. riecht er harzig, während die Nadel an einer Stelle bleibt, ist es Bernstein. Andernfalls ist es ein Imitat.

Alternativ kann man auch die Dichte des Bernsteins zum Test nutzen. Bernstein sinkt in Süßwasser (z. B. normalen Leitungswasser) schwimmt jedoch in konzentriertem Salzwasser. Man benutzt zwei Gefäße, eines mit Süßwasser, eines mit Salzwasser (etwa zwei Esslöffel Salz auf einen Viertelliter Wasser). Bernstein versinkt im ersten Glas, schwimmt jedoch im zweiten. Plastik schwimmt auch auf Süßwasser, Steine und Glas versinken im Salzwasser.

Zur Prüfung der Echtheit von Bernstein eignet sich auch die Fluoreszenz-Methode, da Bernstein unter UV-Licht weiß-blau strahlt, Plastik jedoch nicht.

Künstlich geklärte Bernsteine sind keine Seltenheit. Dabei werden trübe Naturbernsteine (95 % der Naturbernsteine) über mehrere Tage langsam in Rüb- oder Leinsamenöl erwärmt, um sie zu klären. Durch geschickte Temperaturregelung während des Klärungsprozesses können auch Sonnenflinten, Sonnensprünge und Blitzer, die in Naturbernsteinen äußerst selten vorkommen, gezielt hergestellt werden. Oft wird auch ein hohes Alter des Steins vorgetäuscht. Beim so genannten Antikisieren wird das Material in einem elektrischen Ofen in gereinigtem Sand mehrere Stunden auf 100 °C erhitzt, um einen warmen Braunton zu erzeugen. Alle diese Manipulationen sind nur schwer nachzuweisen.

Bernstein wird oft mit durchscheinendem gelbem Feuerstein verwechselt, dessen Oberfläche auch glänzt. Aber im Gegensatz zum leichten und warmen Bernstein ist Feuerstein kalt und härter als Glas. Um selbst gefundene Bernsteine von Feuerstein zu unterscheiden (bei kleineren Splittern ist das Gewicht nicht ohne weiteres zu bestimmen), kann man den Stein vorsichtig gegen einen Zahn schlagen. Gibt dies einen weichen Ton, wie er zum Beispiel entsteht, wenn man mit dem Fingernagel gegen den Zahn schlägt, so ist es kein Feuerstein.

Legenden

Es entspricht nicht dem Stand der Wissenschaft, dass aus der DNA einer inkludierten Mücke, die Dinosaurierblut aufgenommen hat, mit Hilfe der Gentechnik ein lebendiger Dinosaurier erzeugt werden kann. Dies war die grundlegende Idee des Buches DinoPark von Michael Crichton, das später als Jurassic Park verfilmt wurde.

Falsch ist auch die Behauptung, es gebe Einschlüsse von Meereslebewesen im Bernstein. Es handelt sich bei den eingeschlossenen Lebewesen ausschließlich um Landbewohner (70 % aller Inklusen) und Süßwasserlebewesen (30 %) der Bernsteinwaldgebiete. Die einzige Ausnahme sind Einschlüsse von Asseln der Gattung Ligia, die in der Spritzwasserzone mariner Felsstrände leben.

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. Manuel A. Iturralde-Vennet 2001. Geology of the Amber-Bearing Deposits of the Greater Antilles. Caribbean Journal of Science, Vol. 00, No. 0, 141-167, 2001
  2. New York Times: 40-Million-Year-Old Extinct Bee found in Dominican amber
  3. doi:10.10.1063/1.1829395 V. Bellani, E. Giulotto, L. Linati and D. Sacchi, "The origin of the blue fluorescence in Dominican amber", J. Appl. Phys. 97, 016101 (2005).
  4. http://209.85.129.132/search?q=cache:a36mhS4I0JEJ:rogov.zwz.ru/APH/1997_6.pdf+eoz%C3%A4n-meer&hl=de&ct=clnk&cd=10&gl=de S.181/182
  5. ausführlich zu den möglichen Harzbäumen
  6. http://www.amber.com.pl/eng/amber/amber_deposits.php
  7. ausführliche Diskussion der Entstehungsgeschichte inkl. anderer Theorien
  8. Kossert, Andreas: Ostpreußen - Geschichte und Mythos, Verlag Siedler 2005, S. 161
  9. http://www.amber.com.pl/eng/reports/german_market.php
  10. Bitterfelder Bernstein versus Baltischer Bernstein, S.11
  11. http://www.amber.com.pl/eng/reports/polish_market.php
  12. http://www.amber.com.pl/eng/reports/polish_market.php
  13. http://www.amber.com.pl/eng/reports/polish_market.php
  14. Bitterfelder Bernstein versus Baltischer Bernstein, S.11
  15. Roland Fuhrmann: Entstehung, Entdeckung und Erkundung der Bernsteinlagerstätte Bitterfeld. Exkursionsführer und Veröffentlichungen der Gesellschaft für Geowissenschaften e.V., Nr. 224, Berlin 2004, S.25-37
  16. http://freenet-homepage.de/Eike.Genscher/Goitzsche.html
  17. Bitterfelder Bernstein versus Baltischer Bernstein, S.11
  18. Zusammen mit den anderen umliegenden ehemaligen Tagebauen wird das Sanierungsgebiet neuerdings in Anlehnung an den ursprünglichen großen Auewald östlich von Bitterfeld als Die Goitzsche bezeichnet, siehe auch http://www.agora-goitzsche.de/ms800/index.html
  19. http://www.amber.com.pl/eng/reports/ukrainian_market_2.php
  20. http://www.amber.com.pl/eng/reports/ukrainian_market_2.php
  21. http://www.amber.com.pl/eng/reports/global_and_polish_amber_market.php
  22. http://www.amber.com.pl/eng/reports/russian_market.php
  23. http://www.amber.com.pl/eng/reports/polish_market.php
  24. Günter Krumbiegel, Brigitte Krumbiegel: Bernstein – Fossile Harze aus aller Welt. 3. Auflage. edition Goldschneck, Quelle & Meyer, Wiebelsheim 2005, S. 27
  25. http://www.pgm.lt/Gintaro_muziejus/Saules_akmuo.htm
  26. Kinder & Jugendärzte im Netz – Das Zahnen und die „Bernsteinlegende“

Literatur

  • Wilfried Wichard, Wolfgang Weitschat: Im Bernsteinwald. Gerstenberg, Hildesheim 2004, 2005. ISBN 3-8067-2551-9
  • Wilfried Wichard, Wolfgang Weitschat: Atlas der Pflanzen und Tiere im Baltischen Bernstein. Verlag Dr. Friedrich Pfeil, München 1998. Verlag Dr. Friedrich Pfeil, München 2002. ISBN 3-931516-45-8
  • Wilfried Wichard, Wolfgang Weitschat: Atlas of Plants and Animals in Baltic Amber. Verlag Dr. Friedrich Pfeil, München 2002. ISBN 3-931516-94-6 (ausführlichere engl. Ausgabe)
  • Jens Grzonkowski: Bernstein. Ellert&Richter, Hamburg 1996. ISBN 3-89234-633-X
  • Sylvia Botheroyd, Paul F.Botheroyd: Das Bernstein-Buch. Atmosphären, München 2004. ISBN 3-86533-010-X
  • Jörg Wunderlich (Hrsg.): Fossile Spinnen in Bernstein und Kopal. 2 Bde. J. Wunderlich, Hirschberg-Leutershausen 2004. ISBN 3-931473-10-4 (Nur beim Verfasser erhältlich)
  • Jens Wilhelm Janzen: Arthropods in Baltic Amber. Ampyx-Verlag, Halle S. 2002. ISBN 3-932795-14-8
  • J. M. de Navarro: Prehistoric Routes between Northern Europe and Italy defined by the Amber Trade. in: The Geographical Journal. Royal Geographical Society, London 66.1925, H 6 (Dec.), S. 481–503. ISSN 0016-7398
  • Max J. Kobbert: Bernstein – Fenster in die Urzeit. Planet Poster Editions, Göttingen 2005. ISBN 3-933922-95-X
  • Bernhard Bruder: Geschönte Steine. Neue Erde Verlag, Saarbrücken 1998. ISBN 3-89060-025-5
  • Wilfried Seipel (Hrsg.): Bernstein für Thron und Altar. Das Gold des Meeres in fürstlichen Kunst- und Schatzkammern. AusstellungsKatalog 5. Oktober 2005 – 29. Januar 2006, bearbeitet von Sabine Haag und Georg Laue. Kunsthistorisches Museum, Wien 2005. ISBN 3-85497-095-1
  • Birk Engmann: Neringas Gold – Eine Reise durch die Welt des Bernsteins. Horitschon: edition nove. 2006. ISBN 3-902546-14-X
  • Roland Fuhrmann: Die Bernsteinlagerstätte Bitterfeld, nur ein Höhepunkt des Vorkommens von Bernstein (Succinit) im Tertiär Mitteldeutschlands. Zeitschrift der deutschen Gesellschaft für Geowissenschaften, Band 156 Heft 4, Seiten 517-530, Schweizerbart'sche Verlagsbuchhandlung Stuttgart 2005, ISSN 1860-1804
  • Sybille Schmiedel (Hrsg.): Bitterfelder Bernstein versus baltischer Bernstein - Hypothesen, Fakten, Fragen - II. Bitterfelder Bernsteinkolloquium: Tagungspublikation zum 24. Treffen des Arbeitskreises Bergbaufolgen der deutschen Gesellschaft für Geowissenschaften 25.-27. September 2008 in Bitterfeld; EDGG H. 238, 2008; Veröffentlicht von Mecke Druck und Verlag, 2008. ISBN 3936617864, 9783936617863. 168 Seiten

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