- Schwur vom Schiefen Kreuz
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Beim Schwur vom Schiefen Kreuz (Coonan oder Coonen Cross Oath) im Jahr 1653 schworen die in Mattancherry bei Fort Kochi im heutigen Bundesstaat Kerala versammelten Thomaschristen, ihre Verbindung zur Römisch-Katholischen Kirche zu beenden und ihre traditionelle Anbindung an die Kirchen des Mittleren Ostens (Antiochien oder Babylon) wiederherzustellen.
Inhaltsverzeichnis
Historischer Hintergrund
Bis zur Ankunft der Portugiesen 1498 waren die einheimischen Thomaschristen vermutlich[1] Mitglieder der (Nestorianischen) Alten Kirche des Ostens. Nach der Etablierung der portugiesischen Vorherrschaft in Teilen Indiens versuchten portugiesische Angehörige des Jesuitenordens, die indischen Christen zu latinisieren.
Höhepunkt dieser Versuche war die Synode von Diamper (1599), nach der der portugiesische Erzbischof Aleixo de Menezes einen Lateinischen Bischof als Oberhaupt der Thomaschristen ernannte.
Die Portugiesen weigerten sich, die legitime Autorität der indischen Hierarchie und deren Verbindung mit der Alten Kirche des Ostens anzuerkennen. So kam die malabarische Kirche unter die erzwungene Kommunion mit Rom. Die Thomaschristen versuchten, diesem Druck zu widerstehen, doch ohne Erfolg. Sie sandten "Hilferufe" an die Kirchen des Mittleren Ostens. Der Patriarch von Antiochien schickte einen Gesandten, der aber 1653 von den Jesuiten und der portugiesischen Armee ermordet wurde.[2] Dies brachte dass Fass der Empörung der Thomaschristen zum Überlaufen.
Von großer Bedeutung für die Einschätzung des Schwurs vom schiefen Kreuz ist der folgende historische Hintergrund: Die Kolonialmacht Portugal hatte den Höhepunkt ihrer Macht um 1650 bereits überschritten und war überall in Rückzugsgefechte mit den Holländern verwickelt.[3]. Die Stadt Cochin, in deren Teil Mattancherry die Revolte der Thomaschristen stattfand, war zwar zu der Zeit noch in den Händen der Portugiesen, deren Herrschaft aber schon wankte, und die 1663 von den Holländern erobert wurde.[4]
Der Eid
Die Revolte der Thomaschristen gegen die Vorherrschaft der Römisch-Katholischen Kirche begann, als sich am 3. Januar 1653 ca. 25.000 Christen in der Hafenstadt Cochin versammelten, um den Abgesandten der Alten Kirche des Ostens zu begrüssen. Er kam aber nicht an; stattdessen verbreitete sich das Gerücht, die Portugiesen hätten ihn ermordet. Die versammelten Christen begaben sich zur Kirche im Teilort Mattancherry, befestigten zum Zeichen ihres Zusammenhaltes ein Seil am Kreuz der Kirche und schworen gemeinsam, sich nie wieder der Römisch-Katholischen Kirche zu unterstellen.
Später ernannten sie ihren Archidiakon Thomas zum Bischof unter dem Namen Mar Thoma I. (am 1. Juni 1653), da sie davon ausgingen, dass seine Konsekration später erfolgen würde (was auch 1665 durch Mar Gregorios Abdul Jaleel, den Gesandten des Patriarchen von Antiochia geschah).
Die Folgen
Die am 3. Januar 1653 in Mattancherry versammelten Christen und ihre Familien nahmen später die westsyrische Tradition an und unterstellten sich dem jakobitischen Patriarchat von Antiochia, obwohl man davon ausgeht, dass sie ursprünglich, vor der Ankunft der Portugiesen, mehrheitlich der ostsyrischen Alten Kirche des Ostens angehörten. Diese Kirche hat sich im Indien von heute in sechs unterschiedliche Richtungen aufgespalten.[5]
„Ein großer Teil der Thomaschristen kehrte 1662, nachdem Papst Alexander VII. italienische Karmeliten zur Versöhnung entsandt hatte, wieder zur römischen Kirche zurück und wurde zur heutigen syro-malabarischen katholischen Kirche. Die Diözese Cranganore (vormals Angamaly) wurde unter meist lateinischen Apostolischen Vikaren der Jurisdiktion der Kongregation für die Glaubensverkündigung (Propaganda Fide) unterstellt; 1917 wechselte die Zuständigkeit zur neu gegründeten Kongregation für die Ostkirchen. 1896 erhielten die Malabaren durch Papst Leo XIII. einheimische Bischöfe. 1923 wurde die ordentliche syro-malabarische Hierarchie errichtet.“
– Syro-Malabarische Kirche: Aufspaltung und Wiedervereinigung mit Rom
Einzelnachweise
- ↑ Anm.: schriftliche Hinweise gibt es nicht!
- ↑ S. N. Sadasivan: A social history of India. APH Publishing, 2000, 799 Seiten. ISBN 817648170X
- ↑ Kolonialmacht Portugal
- ↑ Geschichte von Cochin
- ↑ Spaltungen der Thomaschristen
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