Cöllnisches Rathaus

Cöllnisches Rathaus
Der ursprüngliche Entwurf des Rathauses von Martin Grünberg – mit Turm und einfachem Satteldach
Das Cöllnische Rathaus 1784 mit Krüppel-Walmdach und Krüppel-Turm, Gouache von Johann Georg Rosenberg
Das Cöllnische Rathaus um 1880

Das markante Gebäude des Cöllnischen Rathauses war – als Sitz der Stadtverordnetenversammlung der 1709 fusionierten Städte Cölln und Berlin gebaut – von 1723 bis 1900 Teil der städtischen Verwaltung der Stadt Berlin.

Inhaltsverzeichnis

Lage und Umgebung

Das Areal des ehemaligen Cöllnischen Rathauses liegt an der heutigen Straßenecke Breite Straße und Scharrenstraße. Die Hauptfassade des Gebäudes war auf den (heute nicht mehr existierenden) Cöllnischen Fischmarkt gerichtet, heute gehört dieser zur Rampe der Mühlendammbrücke.

Geschichte

Wo sich das ursprüngliche Rathaus der im 12. Jahrhundert entstandenen Stadt Cölln befand ist ungeklärt. Historiker und Archäologen vermuten einen Standort in der Nähe des Petriplatzes, wahrscheinlich sogar an gleichem Ort wie das Cöllnische Rathaus der Barockzeit. Jedoch sind hierfür auch bei den Grabungen im Jahr 2010 keine verlässlichen Belege gefunden worden, lediglich von „Renovierungen“ des Rathauses ist 1580 und 1583 in frühneuzeitlichen Dokumenten die Rede, 1612 von einem Neubau nach teilweisem Einsturz[1][2].

Nach der Vereinigung der Städte Berlin und Cölln (sowie dem Friedrichswerder, der Dorotheen- und Friedrichstadt) zur Haupt und Residenzstadt Berlin im Jahr 1709 befahl König Friedrich I. die Errichtung eines neuen Rathauses am Cöllnischen Fischmarkt. Die Räume des Berliner Alten Rathauses waren für die Aufnahme der Verwaltung zu klein geworden, deshalb sollte das neue Rathaus als Sitz der Stadtverordneten entstehen. Den Entwurf fertigte Hofbaumeister Martin Grünberg, bei seinem Entwurf soll er das Amsterdamer Rathaus im Sinn gehabt haben.

Der Tod Friedrich I. und der Regierungsantritt des als (mit Ausnahme der Militärausgaben) extrem sparsam bekannten Friedrich Wilhelm I. im 1713 (dem Soldatenkönig) stellte das gesamte Projekt in Frage. Zwar wurde der Bau zu Ende geführt, der ursprünglich von Grünberg geplante Turm jedoch eingespart, genauso wie eine stattliche Freitreppe vor dem Hauptportal aus Kostengründen gestrichen wurde.

Auch tagte die Stadtverordnetenversammlung nach der Fertigstellung des verkümmerten Baus 1723 nicht in Cölln sondern bis 1822 weiterhin im Berliner Alten Rathaus; allerdings auch nur bis zur Errichtung des Roten Rathauses (1860–69) von Hermann Friedrich Waesemann. Nach dem Brand der Petrikirche im Jahr 1730, der auch eine Reihe umliegender Gebäude zerstörte, wurde der Lehrbetrieb des stark beschädigten Cöllnischen Gymnasium provisorisch im Cöllnischen Rathaus untergebracht, das Provisorium dauerte bis 1868.[3] Bis zu seinem endgültigen Abbruch im Jahr 1899/1900, der mit notwendigen Straßenverbreiterungen begründet wurde,[4] residierte im Rathausgebäude am Cöllnischen Fischmarkt das Märkische Museum.[5]

Der Testentwurf im Auftrag der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung (Philipp Eder)
Das Areal des Cöllnischen Rathauses im Jahr 1936

Nach dem Abbruch des Rathauses wurde auf dem Grundstück im Zuge der Tertiärisierung des Stadtkernes 1910 ein Geschäftshaus errichtet. Der gegenüberliegende Block war schon im Laufe des ausgehenden 19. Jahrhunderts von Kaufhausbauten überformt. Das Gebäude wurde im Zweiten Weltkrieg stark beschädigt und in den 1950er Jahren endgültig abgebrochen, auch um die neue Verkehrsachse Grunerstraße – Leipziger Straße anzulegen und zu verbreitern.

1999 beschloss der Senat von Berlin auf Vorlage des Senatsbaudirektors Hans Stimmann das Planwerk Innenstadt. Dieses sah eine Kritische Rekonstruktion des Cöllnischen Rathauses vor. In diesem Fall soll das Rathaus in seinem unfertigen Zustand ohne Turm von der Kubatur her nachempfunden jedoch in sogenannter zeitgenössischer Architektur errichtet werden.[6] Hierbei halten die Planer des Senates auch sechs Geschosse für verträglich (im Turmstummel acht), schließlich wird ein privater Investor für das Projekt gesucht. Einen Testentwurf hat der Berliner Grafiker Philipp Eder im Auftrag der Senatsverwaltung gefertigt. Hierbei sollen die ehemals fast zehn Grundstücke zu einem Baugrundstück zusammengefasst werden. Zudem soll an der (Rück-)seite zum Petriplatz hin die Cöllnische Ratswaage auf bei den archäologischen Grabungen wiedergefundenen Fundamenten rekonstruiert oder nachempfunden werden.

Zukunft

Das Areal des Rathauses, das ein Bodendenkmal darstellt, wird im Jahr 2011 zur Baustelleneinrichtung der Abbruchmaßnahmen für das ehemalige Bauministerium der DDR in der Breiten Straße genutzt. Im Sommer 2011 wurde der Bebauungsplans I-218 vom Abgeordnetenhaus von Berlin festgesetzt. Das Areal soll künftig vom Liegenschaftsfonds Berlin zum Höchstpreis verkauft werden.

Einzelnachweise

  1. Herbert Schwenk: Grundsteinlegung für ein neues Rathaus. Edition Luisenstadt, Berlin 1999.
  2. Verein für die Geschichte Berlins (Hrsg.): Chronik der Cöllner Stadtschreiber von 1542–1605. Berlin 1865.
  3. Manfred Funke: Das Rathaus am Cöllnischen Fischmarkt. In: Mitteilungen des Vereins für die Geschichte Berlins. Heft 2, April 2009.
  4. Benedikt Goebel: Der Umbau Alt-Berlins zum modernen Stadtzentrum. Verlagshaus Braun, Berlin 2003.
  5. Herbert Schwenk: Grundsteinlegung für ein neues Rathaus. Edition Luisenstadt, Berlin 1999.
  6. Senatsverwaltung für Stadtentwicklung (Hrsg.): Die Anfänge von Cölln und Berlin. (PDF-Datei).

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