darmstadtium (Kongresszentrum)

darmstadtium (Kongresszentrum)
darmstadtium - Haupteingang (Westseite), April 2010
Das darmstadtium zwei Tage nach der Eröffnung (Nordseite), Dezember 2007
Aus süd-östlicher Richtung
Die im Westen integrierten Stadtmauerreste
Eingangshalle

Das darmstadtium ist ein Wissenschafts- und Kongresszentrum (WKZ) im Zentrum der Wissenschaftsstadt Darmstadt. Die Namensgebung – in einem Wettbewerb vorgeschlagen von Peter Strehl und Christian Dindorf - wurde angeregt durch den Namen Darmstadtium, den ein in Darmstadt 1994 entdecktes chemisches Element im Jahr 2003 zuerkannt bekam. Diese Verbindung zur Wissenschaft und zugleich als Name für ein Haus erschien dem damaligen Oberbürgermeister Peter Benz geradezu ideal für das Kongresszentrum der Wissenschaftsstadt Darmstadt.[1]

Inhaltsverzeichnis

Nutzung

Das darmstadtium ist geeignet für wissenschaftliche Kongresse und Konferenzen. Gleichzeitig bietet das Haus den Rahmen für Unternehmens- und Produktpräsentationen, repräsentative Empfänge, Events, Kultur- und Konzertveranstaltungen.

Das darmstadtium ist verkehrsgünstig in der Wissenschaftsstadt Darmstadt gelegen und nur ein paar Schritte von der Innenstadt entfernt. Auf 18.000 Quadratmetern findet sich hier ein multifunktionales Raumangebot – 18 Seminar- und Konferenzräume sowie ein dreifach teilbarer großer Saal mit modernster Kommunikations- und Tagungstechnik – und lichtdurchfluteten Foyerflächen für begleitende Ausstellungen. Der 1.300 m2 große Hauptsaal (teilbar) bietet 1.677 Sitzplätze in Reihenbestuhlung. Daneben gibt es 18 flexibel kombinierbare Konferenzräume für insgesamt bis zu 1300 Personen. Das Restaurant CALLA [2] bietet Platz für 130 Personen und ein Café für 50 Personen. Außerdem gehören eine Dachterrasse mit Platz für 200 Gäste und eine hauseigene Tiefgarage mit 440 Parkplätzen (damit verbunden weitere 2000 Garagenplätze) zum Gebäude.[3]

IT-Infrastruktur

Das Kongresszentrum in Darmstadt stellt hausweit eine Netzwerktechnik zur Verfügung, wie sie sonst nur Großversorger (wie z. B. die Deutsche Telekom) unterhalten. Mit einer Datenrate von zwei Gigabit pro Sekunde ist das Haus sowohl an DE-CIX als auch an AMS-IX angebunden. Die Daten gelangen so mit einem ruckelfreien Stream ohne Unterbrechungen auf die großen Hosts. Die perfekte Internetanbindung und hohe Hürden gegen virtuelle Angriffe machen es möglich, dass Unternehmen mit wenigen Mausklicks auf ihr Firmennetz Zugriff haben. Das Haus verfügt über 70 Zugangspunkte für drahtlose Internetnutzung (WLAN). Bis zu 2.000 Besucher können gleichzeitig auf ihrem Laptop mit Höchstgeschwindigkeit online arbeiten. Jeder hat dann permanent eine Datenrate von fünf Megabit pro Sekunde zur Verfügung. Diese Anbindungsqualität besteht auch beim Upload: Aus dem darmstadtium können weltweit in Echtzeit Live-Übertragungen abgerufen werden.

Nachhaltigkeit

Mit entsprechenden architektonischen Lösungen und einer umfangreichen Nutzung von Erdwärme, Solarenergie und Biomasse erreicht das darmstadtium in der Gesamtbilanz eine nahezu vollständige Versorgung des Gebäudes durch erneuerbare Energien. Spezielle Verträge mit der Deutschen Bahn ermöglichen auch eine CO2-neutrale Anreise. Das Gebäude ist „Green Globe“ zertifiziert.

Bau

Entworfen hat das Gebäude der Wiener Architekt Talik Chalabi. Bauherr des darmstadtium sind die Stadt und die Technische Universität Darmstadt. Am 6. Dezember 2007 wurde der östlich gegenüber dem Darmstädter Schloss gelegene Neubau nach fast 3jähriger Bauzeit eröffnet.[4] Das architektonisch eindrucksvolle Gebäude (Neokonstruktivismus) besteht aus vier verschachtelten Gebäudeteilen, die kaum rechte Winkel aufweisen. Die Außenfassade ist charakterisiert durch weitgehend schräge und spitz zulaufende Glasflächen. Die Gesamtfläche des Gebäudes beträgt 18.000 m2. Das Kongressgebäude hat einen Bruttorauminhalt von zirka 110.000 m3, die zweigeschossige Tiefgarage rund 45.000 m3. Es wurden 43.000 m3 Beton und 7300 t Stahl verbaut. Während der langen Bauzeit war das darmstadtium Hessens größte öffentliche Baustelle. Die Baugrube hatte eine Tiefe von 16 Metern. Aus ihr wurden etwa 180.000 m3 Erde ausgehoben.

Während der Bauarbeiten entdeckte man im Westen Teile eines historischen Wehrturms. Dieser wurde – wie auch Teile der mittelalterlichen Stadtmauer – in das darmstadtium integriert und soll einen Kontrast zur modernen Architektur bilden.

Kosten

Die Baukosten trägt vollständig die Wissenschaftsstadt Darmstadt, das Land Hessen stellt das Grundstück, die Technische Universität Darmstadt übernimmt eine Belegungsgarantie für ein bestimmtes Kontingent. Die Schlussabrechnung der Baukosten vom September 2010 weist einen Betrag von 90,5 Millionen Euro aus, gegenüber ursprünglich veranschlagten 77 Millionen Euro. Darin sind noch nicht enthalten die Kosten für die Fertigstellung eines Kleinen Saales zur Nutzung für Parallelveranstaltungen im Großen Saal.[5]

Zu den laufenden Kosten erklärte Oberbürgermeister Walter Hoffmann kurz vor der Einweihung im Dezember 2007, dass ein jährliches Betriebsdefizit zwischen 2,3 und 3,5 Millionen Euro „politisch gewollt“ sei[6].

Seit 1. Januar 2011 ist Lars Wöhler als neuer Geschäftsführer eingesetzt, dessen erklärtes Ziel eine Verbesserung der Zusammenarbeit mit Forschung - insbesondere TU Darmstadt - und Unternehmen (Key-Account-Management) ist[7]. Die damit erhoffte Umsatzsteigerung soll den benötigten Zuschuss zu den operativen Kosten auf 1,2 Millionen Euro begrenzen.

Ursprünglich wollte man mit dem Darmstadtium ein „Cybernarium“ verbinden, das Einblicke in virtuelle Welten einem breiteren Publikum bieten sollte. Dieser Plan und auch die Nutzung dieses Gebäudeteils als Hörsaal der TU Darmstadt wurden jedoch verworfen

Kritik

Das Kongresszentrum ist wegen der Bau- und Folgekosten in Darmstadt umstritten. So wird es auch mittelfristig nicht in der Lage sein, kostendeckend zu arbeiten. Der Steuerzahlerbund kritisierte in seinem Schwarzbuch 2008 mangelnde Kostenkontrolle[8]. Die Eröffnung vor dem Abschluss aller Bauarbeiten führte zudem zu vereinzelten Veranstaltungsabsagen und Beschwerden von Künstlern über die Baustellenverhältnisse. Helge Schneider verschob einen Auftritt kurzfristig [9].

Einzelnachweise

  1. Darmstädter Echo vom 23. April 2005 und 6. Mai 2005 Grundstein für das Darmstadtium und Die Darmstädter werden sich daran gewöhnen
  2. Darmstädter Echo vom 25. Februar 2009, Dippegucker: Calla in Darmstadt
  3. Darmstädter Echo vom 7. März 2009, Vergleich Räume, Gastronomie, Parken
  4. Darmstädter Echo vom 6. Dezember 2007, Das Darmstadtium ist eröffnet
  5. Kleiner Saal im Darmstadtium bietet großes Potenzial, abgerufen am 16. Januar 2011
  6. Darmstädter Echo vom 3. Dezember 2007, Defizit war "politisch gewollt"
  7. Darmstädter Echo vom 19. Januar 2011, Umsatz rauf, Zuschuss begrenzen
  8. Schwarzbuch 2008, Wissenschafts- und Kongreßzentrum Darmstadt
  9. helgeschneider.de, Konzertverlegung in Darmstadt auf den 4. November 2008, abgerufen am 29.Januar 2008

Weblinks

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