Das Irrlicht

Das Irrlicht

Das Irrlicht (frz. Le Feu follet) ist der Titel eines 1931 erschienenen kurzen Romanes des französischen Schriftstellers und Intellektuellen Pierre Drieu La Rochelle. Thema ist menschliche Hoffnungslosigkeit und Verzweiflung. Er wird allgemein als eines seiner bedeutendsten Werke betrachtet.[1]

Inhaltsverzeichnis

Inhalt

Protagonist der Erzählung ist der 30jährige Alain Lerois. Nachdem er im Krieg gedient und anschließend einige Jahre ein wildes Leben im internationalen Jetset geführt hat, findet er sich aufgrund von Depressionen und Erschöpfungszuständen ("Burn-out") in einer Nervenklinik wieder. Die Handlung setzt kurz vor seiner Entlassung ein. Eigentlich hat Alain keine Lust, sein Leben wieder in die Hand zu nehmen, der behandelnde Arzt sieht jedoch keinen Grund für eine Verlängerung seines Aufenthalts. Am folgenden Tag besucht Alain einige alte Bekannte in Paris. Die Begegnungen verlaufen überwiegend unbefriedigend, da seine Bekannten kein Verständnis für seine Situation aufbringen. Das Buch endet mit dem Suizid Alains in seinem Zimmer in der Nervenheilanstalt.

Hintergrund

Der Roman basiert auf dem Suizid des surrealistischen Dichters Jacques Rigaut, mit dem Drieu eng befreundet war. Drieu, der sich ebenfalls das Leben nahm, hatte sich lange mit dem Thema Suizid beschäftigt und dabei u.a. die Theorie aufgestellt, dass der Suizid die richtige Konsequenz für Menschen ist, "die in ihrem Leben nichts anderes erreichen konnten". Der Suizid sei demnach "ein letzter nobler Akt" und ein Zeichen des Anstandes.

Verfilmung

Louis Malle adaptierte die Romanvorlage Drieus 1963 unter demselben Titel. In den Hauptrollen spielen u.a. Maurice Ronet (Alain Lerois) und Jeanne Moreau. Schon damit steht der Film in großer Nähe zu dem sechs Jahre zuvor mit derselben Besetzung entstandenen Nouvelle Vague-Klassiker Fahrstuhl zum Schafott.

An einer Stelle wird erwähnt, Alain habe über F. Scott Fitzgerald gesprochen, dessen Werk sich ebenfalls um den Themenkreis Hoffnungslosigkeit, Verzweiflung etc. dreht.

Malle veränderte die Vorlage in zahlreichen Punkten:

  • Er versetzte die Handlung von den 20ern in die Gegenwart.
  • Maurice Ronet ist deutlich über 30, wodurch das Thema des Films zu einer Midlife Crisis wurde. Der Roman beschreibt hingegen die Problematik des Eintritts in das Erwachsenenalter.
  • Im Film erweckt Ronet den Eindruck eines emotional bedürftigen Menschen, der sich nach Zuwendung sehnt, während im Roman der Suizid eher als bewusster und rationaler Akt dargestellt wird.
  • Die Handlung wurde entschärft, indem Alain hier Alkoholiker ist und nicht Abhängiger von Heroin, Marihuana usw. wie im Roman.
  • Auch sprachlich wurde die Vorlage entschärft. Drieu verwendete z.B. fäkalsprachlche Begriffe wie "pisser" und "chier".
  • Der Roman zeichnet sich durch eine extrem akribische Beobachtung (negativen) menschlichen Verhaltens aus, was der Film nur andeutet.

Kritik

"Ein junger Mann erlebt nach einer Alkoholentwöhnungskur intensiver denn je seine Isoliertheit in der Gesellschaft, die er verachtet und der er die Schuld zuschiebt, daß er sein eigenes Leben nicht zu bewältigen vermag. Nachdem er im Laufe eines Tages in der Begegnung mit früheren Freunden seine Einstellung bestätigt gefunden hat, nimmt er sich das Leben. Louis Malle entwickelt aus der Romanvorlage des dem Faschismus nahestehenden Autors Drieu La Rochelle das Porträt eines intellektuellen Rebellen gegen bürgerliche Mittelmäßigkeit, dessen narzißtische Verweigerungshaltung gleichsam die dunkle Seite des französischen Existentialismus verkörpert. Kühl und distanziert beobachtend, setzt der Film das Einzelschicksal zugleich in Beziehung zum gesellschaftlichen Umfeld, das von Materialismus, Egoismus und Gefühlskälte geprägt ist."[2]

Ausgaben

  • Pierre Drieu: Das Irrlicht, Frankfurt/Main: Ullstein, 1968.

Einzelnachweise

  1. Kindlers neues Literatur-Lexikon (2. Auflage): Lemma "Pierre Drieu La Rochelle", S. 867.
  2. Lexikon des internationalen Films; Zugriff am 30. Januar 2010.

Weblinks


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