Das Schicksal der Irene Forsyte

Das Schicksal der Irene Forsyte
Filmdaten
Deutscher Titel Das Schicksal der Irene Forsyte
Originaltitel That Forsyte Woman
Produktionsland USA
Originalsprache Englisch
Erscheinungsjahr 1949
Länge 105 Minuten
Stab
Regie Compton Bennett
Drehbuch Jan Lustig,
Ivan Tors,
James B. Williams,
Arthur Wimperis, nach dem Roman Ein reicher Mann von John Galsworthy
Produktion Leon Gordon
Musik Bronislau Kaper
Kamera Joseph Ruttenberg
Schnitt Fredrick Y. Smith
Besetzung

Das Schicksal der Irene Forsyte (Original: That Forsyte Woman) ist ein US-amerikanisches Filmdrama mit Errol Flynn und Greer Garson aus dem Jahr 1949. Als literarische Vorlage diente der Roman Ein reicher Mann (A Man of Property, 1906) aus der Forsyte-Saga (The Forsyte Saga) von John Galsworthy.

Inhaltsverzeichnis

Handlung

In einer nebligen Nacht im Jahre 1887 eilt Irene Forsyte in ein Londoner Krankenhaus, um an der Seite von Philip Bosinney zu sein, der von einer Kutsche überfahren wurde. Dieser erliegt kurz darauf seinen Verletzungen, und Irene versucht, dessen Verlobte June Forsyte zu trösten. Doch diese gibt Irene die Schuld an Bosinneys plötzlichen Tod und will Irenes Erklärungsversuche nicht hören. Junes Vater, Jolyon Forsyte der Jüngere, der gleichzeitig der Cousin von Irenes reichem Ehemann Soames Forsyte ist, sieht die Situation anders und erinnert sich, wie Irene sieben Jahre zuvor seiner versnobten Familie vorgestellt wurde:

Am Abend des 80. Geburtstags von Familienoberhaupt Jolyon Forsyte dem Älteren verkündet dessen Neffe Soames, dass er beabsichtigt, Irene zu heiraten. Die Forsytes sind jedoch gegen diese Verbindung, da Irene als einfache Klavierlehrerin ihren Ansprüchen nicht genügt. Der Einzige, der mit Irene sympathisiert, ist Jolyon der Jüngere, ein Künstler und daher das schwarze Schaf der Familie, dem es nicht gestattet ist, seine eigene Tochter zu besuchen. Irene erkennt schon bald, dass ihre Beziehung mit Soames zum Scheitern verurteilt ist. Doch als sie versucht, die Verlobung zu lösen, weigert sich Soames, Irenes Wunsch nachzukommen, und kauft stattdessen ein großes Haus als neues Heim für sie beide.

Irene fügt sich daraufhin ihrem Schicksal als Ehefrau von Soames, dessen emotionale Kälte sie mehr und mehr unglücklich macht. In der Zwischenzeit beginnen die Forsytes jedoch, sie als vollwertiges Familienmitglied zu akzeptieren, und Irene freundet sich schließlich mit June an, die Irene eines Tages als Anstandsdame zu einem Rendezvous mit ihrem neuesten Verehrer Philip Bosinney mitnimmt. Dieser ist ein junger, aufstrebender Architekt, der sich sofort zur reiferen Irene hingezogen fühlt. Mit der Zeit verliebt sich auch Irene in Bosinney, während Soames versucht seine Ehe zu retten, indem er einen kleinen Landsitz kauft und auf Junes Drängen ausgerechnet Bosinney engagiert, um dort ein passendes Haus bauen zu lassen.

In der Folgezeit wird Soames immer ungeduldiger gar ungehalten über Bosinneys kostspielige Verzögerungen beim Plan und Bau des Hauses. Noch weiß er jedoch nichts von der gegenseitigen Zuneigung zwischen seiner Gattin und seinem Architekten. Zwar weist Irene Bosinneys Avancen zurück, indem sie ihm erklärt, dass sie ihren Ehemann nicht verlassen wird, doch June wird allmählich misstrauisch und ist überzeugt, dass Bosinney in eine andere Frau verliebt ist. Als June Irene anvertraut, dass sie sich das Leben nehmen würde, wenn sich herausstellen sollte, dass Bosinney ihr untreu ist, bittet Irene diesen inständig, June nicht zu erzählen, dass er nicht länger in sie verliebt ist. Bosinney verspricht es Irene unter der Bedingung, dass sie ihn zum Abschied in seinem Atelier besucht. Kurz bevor sich beide dort treffen, betritt June das Atelier und findet dort eine Zeichnung von Irenes Gesicht mit einer romantischen Widmung von Bosinney. Am Boden zerstört und verwirrt über ihre Entdeckung rennt sie davon, um nicht viel später aus Rache Soames einen Brief zukommen zu lassen, der diesem die Affäre seine Frau enthüllt.

Nachdem Irene von ihrem heimlichen Besuch bei Bosinney nach Hause zurückkehrt, findet sie ihren Mann in großer Rage vor. Beim unvermeidlichen Streit gibt Irene ihre Liebe zu Bosinney zu. Soames gibt ihr daraufhin eine Ohrfeige und schwört, dass er Bosinney ruinieren werde. Anschließend beordert Soames seinen Rivalen in sein Haus, um ihn mit der Aussicht auf eine Klage vor Gericht zu konfrontieren. Bosinney stürmt wütend davon und gerät schließlich unter die Räder einer Kutsche, als er hastig die Straße überquert. Nachdem Irene von dem Unfall hört, eilt sie sofort zu Bosinney ins Krankenhaus.

Jolyon endet damit seine Erinnerungen an die Geschehnisse, die zu Bosinneys tragischen Tod führten. Nachdem Irene Soames endgültig verlässt, lädt Jolyon sie zu sich nach Paris ein, um dort zusammen ein neues Leben anzufangen. Jahre vergehen, bis Irene, die nun mit Jolyon glücklich verheiratet ist, Soames wiedersieht, als dieser vergeblich versucht, in der Pariser Galerie von Jolyon ein Porträt seiner ehemaligen Frau zu kaufen. Sie empfindet Mitleid für Soames und lässt das Bild als Geschenk an ihn nach London schicken.

Hintergrund

Das Schicksal der Irene Forsyte ist die erste Verfilmung von John Galsworthys erfolgreicher Forsyte-Saga (The Forsyte Saga), die hauptsächlich auf dem ersten Teil der Romantrilogie unter dem Titel Ein reicher Mann (A Man of Property) von 1906 beruht. MGM hatte die Filmrechte bereits 1937 für 32.188 Dollar erworben.[1] Über mehrere Jahre beabsichtigten verschiedene Produzenten, darunter auch David O. Selznick, den Stoff zu verfilmen. Doch erst 1948 lag MGM ein akzeptables Skript vor, wobei der Titel speziell auf die weibliche Hauptfigur und damit auf Hauptdarstellerin Greer Garson zugeschnitten wurde.

Ursprünglich sollte Errol Flynn, der hier von Warner Brothers an MGM ausgeliehen wurde, die Rolle des Philip Bosinney übernehmen. Doch er wollte unbedingt den arroganten Soames Forsyte spielen, um einmal seinem Image als romantischer Held zu entfliehen, und setzte sich schließlich durch. Vor allem die Presse war anschließend gespannt auf das erste Zusammentreffen von MGMs „netter Lady“ und Warners „Bad Boy“. Doch zur Überraschung aller verstanden sich Garson und Flynn während der Dreharbeiten derart gut, dass sie sich gegenseitig Streiche auf dem Set spielten: In einer Szene versteckte sich Flynn in einem Kleiderschrank, aus dem Garson eine Robe nehmen sollte. Als sie die Schranktür öffnete, sprang Flynn plötzlich heraus und Garson fiel vor Schreck in Ohnmacht. Bei einer anderen Gelegenheit, als die beiden eine Szene in einer Kutsche spielen sollten, versetzte Garson ihrem Kollegen über eine elektrische Leitung, die sie mit Flynns Sitz verbunden hatte, einen kleinen Schlag.[1]

Anmerkungen

  • Dies war der sechste von insgesamt acht gemeinsamen Filmen des Leinwandtraumpaars Greer Garson und Walter Pidgeon.
  • C. Aubrey Smith war ursprünglich für die Rolle von Jolyon Forsyte der Ältere vorgesehen, aber eine Krankheit, die seinem Tod vorausging, verhinderte seine Mitwirkung in diesem Film.
  • In eben diese Rolle schlüpfte daraufhin Charakter- und Theaterschauspieler Harry Davenport. Es sollte seine letzte werden. Er starb 1949 im Alter von 83 nach 77 Jahren als aktiver Schauspieler.
  • In einer kleinen Nebenrolle trat Greer Garsons Mutter Nina Garson unter dem Künstlernamen Nina Ross als Angehörige des Forsyte-Clans auf.[1]

Auszeichnungen

Kritiken

„Atmosphärisch dichte Schilderung einer dekadenten großbürgerlichen Gesellschaft.“

Lexikon des internationalen Films[2]

„MGM hat hiermit eine aufwändige und erstklassige Verfilmung von John Galsworthys Erzählungen der Forsytes geschaffen.“

Variety[3]

„[Miss Garson] spielt glamourös, aber das Skript ist voll von lebloser Rhetorik und die Regie von Compton Bennett ist absurd. […] Mr. Pidgeon […] enttäuscht innerhalb der Besetzung wahrscheinlich am wenigsten, hauptsächlich deshalb, weil er bis kurz vor Schluss kaum etwas zu tun hat. Errol Flynn […] erscheint komischerweise sehr steif und hohepriesterlich, während Robert Young als Bosinney einfach nur langweilig ist.“

Bosley Crowther, The New York Times[4]

„Der Film musste einen großen Teil der Handlung und Charakterisierungen vereinfachen, sodass er oftmals etwas zu melodramatisch erscheint. […] Greer Garson besitzt den Geist und die Klasse, die ihre Rolle erfordert, doch sie scheint sich zumeist fehl am Platz zu fühlen. Gegen sein Image besetzt, macht Errol Flynn einen guten Eindruck, doch seine angeborene Stärke und Anziehungskraft bringen den Film aus der Balance und Robert Young und Walter Pidgeon sind nicht stark genug, um dies wieder auszugleichen. Dennoch haben alle Darsteller ihre großen Momente und die üppige Produktion sticht ins Auge mit besonderem Lob für die schönen Kostüme von Valles und Walter Plunkett.“

Craig Butler, All Movie Guide[5]

Deutsche Fassung

Die deutsche Synchronbearbeitung entstand 1951 durch das MGM Synchronisations-Atelier Berlin.[6]

Rolle Darsteller Synchronsprecher
Soames Forsyte Errol Flynn Wolfgang Lukschy
Irene Forsyte Greer Garson Tilly Lauenstein
Jolyon Forsyte Walter Pidgeon Siegfried Schürenberg
Philip Bosinney Robert Young Paul Edwin Roth
Julia Forsyte Janet Leigh Margot Leonard

Literatur

  • John Galsworthy: Das Schicksal der Irene Forsyte. Reinbek, Rowohlt Taschenbuch Verlag, 1953
  • John Galsworthy: Die Forsyte-Saga. Piper, 2. Auflage, 2004, 1111 S., ISBN 3-49223-958-7
  • John Galsworthy: Forsyte Saga. Wordsworth Editions, 2002, 736 S., ISBN 1-84022-438-X (engl. Ausgabe)

Weitere Verfilmungen des Romans

  • 1967: The Forsyte Saga – Großbritannien – 26-teilige Fernsehverfilmung der BBC
  • 2002: Die Forsyte Saga (The Forsyte Saga) – Großbritannien – sechsteilige Fernsehverfilmung

Einzelnachweise

  1. a b c Michael Troyan: A Rose for Mrs. Miniver. The Life of Greer Garson. The University Press of Kentucky, 1999, S. 215-219
  2. Lexikon des internationalen Films
  3. "Metro has fashioned a long, elaborate and costly class feature out of John Galsworthy's writings about the Forsytes.", Variety
  4. "[Miss Garson] puts on the glamour act, yes, but the script is a lot of lifeless rhetoric and the direction by Compton Bennett is absurd. […] Mr. Pidgeon […] is perhaps the least depressing of the lot, mainly because he has little to do until he steps in toward the end. But Errol Flynn […] is laughably rigid and pontifical and Robert Young as the suitor, Bosinney, is just plain dull.", New York Times
  5. "The movie has to simplify a great deal of the plot and characterizations, and so much of it comes across a bit too soapy or melodramatic. […] Greer Garson has all of the class and spirit required for the role, but she seems a bit ill-at-ease at times. Cast against type, Errol Flynn comes off very well, but his innate strength and appeal subtly throws things off balance, and Robert Young and Walter Pidgeon are not strong enough to put things back on an even keel. Still, the performers all have good moments, and the lavish production is eye-catching, with special praise for Valles and Walter Plunkett's beautiful costumes.", All Movie Guide
  6. synchrondatenbank.de

Weblinks


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