- Debt: The First 5000 Years
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Debt. The first 5000 Years ist ein 2011 erschienenes Buch des Ethnologen und Anarchisten David Graeber. Debt analysiert die Geschichte Rolle von Schulden in der menschlichen Geschichte vor allem vor dem Hintergrund von Revolutionen und sozialen Umbrüchen.
Inhaltsverzeichnis
Inhalt
In Debt kritisiert Graeber verschiedene grundlegende ökonomische Konzept, insbesondere:[1]
- der vermeintliche freie Markt
- den Mythos des Tauschhandels
- das Konzept von Geld als einer eigenständigen Sache
So gebe es keine Quelle dafür, dass der Tauschhandel durch den Geldhandel abgelöst worden sei. Vielmehr zeigen anthropologische Studien, dass der Handel mit dem Versprechen, die Entgegennahme von Waren später zu begleichen, also mit einer einfachen Form des Kredits beginnt. Geld sei auch nicht als Sache immanenten Werts zu verstehen, sondern nur als Verhältnis zwischen Dingen von Wert. Indem es nicht mehr als Beziehung, sondern als eigenständiger Gegenstand betrachtet worden sei, habe Geld soziale Beziehungen korrumpiert.[2]
Vermeintliche Geldschöpfer und Geldnutzer würden mit doppelten Standard bewertet und dies habe soziale Umstürze zur Folge:[2]
„„Offenbar haben sich diese Leute gesagt: Wenn heute schon jeder ein Miniatur-Kapitalist werden soll, warum sollen wir dann nicht auch Geld aus nichts schaffen dürfen?" Jetzt erkennen sie, dass der AIG erlaubt ist, was ihnen verwehrt ist - ein Blick auf Mesopotamien, das antike Griechenland und Rom zeigt, dass das die Inkubation sozialer Umsturzbewegungen ist. Das Schuldensystem, das auf einer „Schöpfung aus nichts" aufgebaut ist, hat deshalb in den Augen des Anthropologen nichts mehr mit Märkten und auch nichts mit Wissenschaft zu tun (die Formeln bei AIG mussten von Astrophysikern geschrieben werden, weil sie so schwierig waren), sondern mit Theologie. Wir leben in einer Welt der doppelten Theologie, „eine für die Geldgeber und eine für die Schuldner".“
Rezeption
Rezensionen sehen es im Zusammenhang mit verschiedenen sozialen Protesten seit 2011. (Proteste in Spanien 2011, Arabischer Frühling, Proteste in Griechenland 2010–2011, Occupy Wall Street).[2][3][1] Die Financial Times vergleicht das Werk mit denen von Marcel Mauss, Karl Polanyi und Keith Hart.[4]
Für den Rezensenten Frank Schirrmacher in der FAZ zeigt das Buch, dass praktisch alle Aufstände, Umstürze und sozialen Revolutionen der europäischen Geschichte [...] aus einer Situation der Überschuldung entstanden seien.[2] Dabei seien Schulden eine Kategorie, die nicht allein der Deutungshoheit des Systems der scheinbar ökonomischen Realität überlassen werden dürfe. Denn Schulden seien im Kern ein moralisches Prinzip und eine moralische Waffe, und zwar seit der Zeit Mesopotamiens ein machtgebundenes.[2]
Käme Plato mit einer Zeitmaschine zu uns [...], er würde sich nicht wundern, Menschen zu sehen, die arbeiten müssen, nicht um ihr Leben zu leben, sondern um eine Schuld zu bezahlen, für die ihr Leben gar nicht ausreicht. Zu seiner Zeit nannte man sie Sklaven.[2] In der Antike etwa wurden immer wieder Schulden erlassen und das Land neu verteilt.[2]
Ausgaben
- David Graeber: Debt: The First 5,000 Years, Melville House 2011, ISBN 978-1933633862
Weblinks
Interview
- Interview mit Graeber zu Debt Teil1 Teil2 (Conversations with Great Minds)
- Interview mit Greaber zu Debt in Democracy Now
Rezensionen
- Rezension: Eurokrise Und vergib uns unsere Schulden in der FAZ von Frank Schirrmacher
- Rezension in der Financial Times
- Rezension: A History of Debt von der wissenschaftlichen Zeitschrift Social Text
- Artikel: David Graeber, the Anti-Leader of Occupy Wall Street in Business Week
Einzelnachweise
- ↑ a b socialtextjournal.org: Review of David Graebers debt, abgerufen am 13. November 2011
- ↑ a b c d e f g Frank Schirrmacher: Eurokrise: Und vergib uns unsere Schulden. In: Frankfurter Allgemeine, 13. November 2011, abgerufen am 13. November 2011
- ↑ businessweek.com: David Graeber: the antileader of occupy wall street, abgerufen am 13. November 2011
- ↑ ft.com: Debt: it’s back to the future, abgerufen am 13. November 2011
Kategorien:- Anthropologie
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