- Geld
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Geld (abgeleitet vom indogermanischen ghel=Gold und dem althochdeutschen gelt = Vergeltung, Vergütung, Einkommen‘ oder, Wert‘[1]) ist ein Begriff für ein Wertäquivalent. Geld kann in materieller oder immaterieller Form existieren; Geldmünzen und Banknoten stellen beispielsweise materielle Formen von Geld dar, während Bankguthaben und Kreditzusagen zu den immateriellen Geldformen gehören. Die in einem Staat üblicherweise verwendete Geldsorte bezeichnet man als Währung.
Im praktischen Gebrauch ist Geld ein Zwischentauschmittel, das sich von anderen Tauschmitteln dadurch unterscheidet, dass es nicht unmittelbar den Bedarf eines Tauschpartners befriedigt, sondern auf Grund allgemeiner Akzeptanz zu weiterem Tausch eingesetzt werden kann.
Geld ist ein Studienobjekt der Wirtschaftswissenschaften (im Rahmen der Fachrichtungen Geldtheorie und Geldpolitik), der Soziologie und der Philosophie.
Inhaltsverzeichnis
Geldfunktionen
In der Volkswirtschaftslehre werden im Wesentlichen drei Funktionen des Geldes unterschieden:
- Geld hat Zahlungsmittelfunktion. Unter einem Tausch- oder Zahlungsmittel versteht man ein Objekt oder auch ein erwerbbares Recht, das ein Käufer einem Verkäufer übergibt, um Waren oder Dienstleistungen zu erwerben. Geld vereinfacht den Tausch von Gütern und die Aufnahme und Tilgung von Schulden.
- Geld ist ein Wertaufbewahrungsmittel. Um diesen Zweck erfüllen zu können, muss es seinen Wert dauerhaft behalten können.
- Geld ist Wertmaßstab und Recheneinheit. Der Wert einer Geldeinheit wird als Kaufkraft bezeichnet.
Geschichte des Geldes
Begehrte Güter wie Getreide, Muscheln, Kaurischnecken, Silber oder Gold wurden in der Vergangenheit als Zwischentauschmittel eingesetzt, hatten also eine Geldfunktion. Waren solche Güter allgemein geschätzt und in beschränkter aber ausreichender Menge verfügbar und nicht verderblich, konnten sie zu allgemein akzeptierten Tausch- und Zahlungsmitteln werden. Man spricht hier von Warengeld. Das Warengeld bestand entweder aus Naturgegenständen (Naturalgeld), Schmuckstücken (Schmuckgeld) oder allgemeinen Gebrauchs- und Nutzgegenständen sowie Nutztieren.
Im Mittelalter gab es insbesondere im slawischen und skandinavischen Ostseeraum ausgeprägte Gewichtsgeldwirtschaften. Das Kennzeichen des Gewichtsgeldes ist es, nicht nach Anzahl oder Nennwert getauscht zu werden, sondern nach Gewicht. Insbesondere Silber und andere Metalle dienten als Gewichtsgeld. Dabei wurden oft nach Gewichtsbedarf zerteilte Barren, Schmuckstücke oder auswärtige Münzen eingesetzt. Auch die Münzen wurden hier allein nach Gewicht gehandelt. Käufer und Verkäufer bestimmten das maßgebliche Gewicht durch Doppelwägung (Görmer 2006, 165).
Als weitere Form des Geldes entstand Kreditgeld, bei dem eine Forderung gegenüber einem Schuldner dazu genutzt wird, um Waren und Dienstleistungen zu bezahlen. Heutiges, von Geschäfts- und Zentralbanken geschaffenes Geld ist Kreditgeld und stellt eine Forderung gegenüber der jeweiligen Bank dar.
Bis zu Beginn des 20. Jahrhunderts existierten in vielen Ländern Währungsstandards, die den Geldwert in den verwendeten Währungseinheiten als Wert einer feststehenden Menge des Edelmetalls Gold oder Silber definierten. Dies war häufig mit der Prägung und dem Umlauf von Kurantmünzen verbunden. Andere Zahlungsmittel wurden in der Regel vom jeweiligen Emittenten auf Verlangen in Kurantmünzen getauscht, deren Edelmetallmenge dem Nennwert der eingetauschten Zahlungsmittel entsprach.
In den meisten Ländern dominierten zunächst Silberstandards. Preise wurden in den jeweiligen, durch Silbermengen definierten Währungseinheiten angegeben. Im täglichen Zahlungsverkehr fanden sowohl Silberkurantmünzen als auch Scheidemünzen Verwendung. Während dieser Zeit umlaufende Goldmünzen hatten einen Kurs zum Silberkurantgeld, der auf den Kurszetteln der Börsenplätze ablesbar war. Goldmünzen hatten im Binnenland die Funktion von „Sondergeld“ bei der Bezahlung „höchstwertiger“ Güter und dienten als Handelsmünzen zur Bezahlung von Handelspartnern aus dem Ausland.
Die meisten Industriestaaten wechselten im 19. Jahrhundert zu einem Goldstandard. In Deutschland waren Banknoten zum Teil durch Gold, zum Teil durch gute Handelswechsel mit einer Fälligkeit von höchstens drei Monaten gedeckt. Banknoten der Reichsbank, Reichskassenscheine und Scheidemünzen wurden auf Verlangen bei den Reichsbank(haupt)kassen in Währungsgoldmünzen eingetauscht. Deutsche Privatbanken mit eigener Notenemission tauschten ebenfalls auf Verlangen von ihnen in Umlauf gebrachte Banknoten in Goldmünzen. Auf Grund der vor dem Ersten Weltkrieg herrschenden stabilen Währungsverhältnisse bestanden in Deutschland im täglichen Geldverkehr keine Kursunterschiede zwischen Gold-, Papier, Scheide- und Buchgeld. Auch war diese Zeit durch weitgehend stabile Wechselkurse zwischen den Goldstandardländern geprägt.
Zu Beginn des 20. Jahrhunderts verzichteten die meisten Staaten auf einen Währungsstandard. An die Stelle eines solchen Standards traten geldpolitische Maßnahmen der Zentralbanken, die eine Preisniveaustabilität sicherstellen sollten und sollen.
Natural- oder Warengeld
Natural- oder Warengeld war früher weit verbreitet und in allen Kulturen und Epochen vorzufinden. Es waren wertvolle, nützliche oder schöne Dinge. Zum Beispiel Steingeld in Mikronesien, Ring- und Schmuckgeld in Neu-Guinea und im Süd-Pazifik, Schnecken- oder Muschelgeld in Afrika und China, Kleidergeld (beispielsweise Pelze) in Nordamerika und Metallgeld in allen Regionen. Weiter dazu zählen Rinder, Kamele, Ziegen, Felle, Dolche, Spaten, Schmuckringe, besondere Steine, Salz und vieles mehr. Zum Warengeld gehörten auch Schnecken, insbesondere Kaurischnecken, die in der Mitte des 20. Jahrhunderts in Afrika, Südasien und auf den Südseeinseln noch weit verbreitet in Gebrauch waren. In Tibet wurde noch bis zum Einmarsch der Chinesen im Jahr 1950 vielfach mit Gerste oder Weizen bezahlt.
Mit der Entdeckung, dass manche dieser Dinge immer wieder weitergegeben, aber nicht mehr als Nutzgüter gebraucht wurden, wurden kleine und wesentlich weniger wertvolle Nachbildungen dieser Gegenstände als Zahlungsmittel verwendet. So kam es beispielsweise zu Messergeld, Spatengeld und Ähnlichem.
Das erste Falschgeld waren aus Knochen, Gestein oder Jade nachgeahmte Muscheln, als diese etwa 2.000 v. Chr. das erste chinesische Zahlungsmittel waren.
Dies sind Formen prämonetären Zahlungsverkehrs. Aspekte der Zählbarkeit, der Lagerfähigkeit und der leichten Transportierbarkeit spielten bereits früh eine Rolle bei der Wahl des Materials, auch im Hinblick auf die Möglichkeit, Werte aufzubewahren. Diesem Bedürfnis entsprachen Barren oder Drähte aus Bronze oder Silber, die sehr werthaltig und leicht aufzubewahren waren.
Münzgeld
Die ersten Münzen wurden im 7. Jahrhundert v. Chr. von den Lydern geschlagen. Münzen erleichterten den Handel wesentlich. Sie hatten den Vorteil, immer gleiche Größe, gleiches Gewicht und gleiches Aussehen zu besitzen und statt gewogen abgezählt werden zu können.
Während bei Kurantmünzen der Münzwert dem Wert des verwendeten Edelmetalls entspricht, ist bei Scheidemünzen ähnlich wie bei Banknoten der Wert einer Münze als Zahlungsmittel höher als der Materialwert. Kurantmünzen sind Warengeld, bei Scheidemünzen handelt es sich hingegen um Kreditgeld.
Das Greshamsche Gesetz - „Das schlechte Geld verdrängt das gute.“ - beschreibt, welche Auswirkungen es hat, wenn Marktteilnehmer durch gesetzliche Vorschriften dazu gezwungen werden, Geld mit geringerem Wert als Zahlung für Waren und Dienstleistungen ohne Preisaufschlag gegenüber der Zahlung mit Geld von höherem Wert zu akzeptieren. Wenn beispielsweise aus Gold und Silber bestehende Kurantmünzen als Zahlungsmittel üblich sind, durch ein Gesetz ein Wertverhältnis zwischen Gold und Silber festgelegt wird und dieses Verhältnis nicht den Marktpreisen der Edelmetalle entspricht oder die Marktpreise sich ändern, hat dies zur Folge, dass Marktteilnehmer zum Bezahlen die Münzen mit geringerem Wert verwenden, Preise sich an den Münzen mit geringerem Wert orientieren und die Münzen mit höherem Wert aus dem Umlauf verschwinden.
Unter freiem Wettbewerb hingegen kann sich „gutes Geld“ gegenüber „schlechtem Geld“ durchsetzen. So wurden in England zu Beginn der Industriellen Revolution von privaten Münzprägeanstalten in Umlauf gebrachte Kupfermünzen gegenüber Kupfermünzen der königlichen Münzprägeanstalt bevorzugt, da die von privaten Unternehmern geprägten Münzen eine höhere Prägequalität aufwiesen und damit fälschungssicherer waren, in ausreichender Menge verfügbar waren, und die Emittenten im Gegensatz zur königlichen Münzprägeanstalt die Kupfermünzen auf Verlangen wieder in Goldmünzen oder Banknoten der Bank of England eintauschten.[2]
Papiergeld
Papiergeld entstand im 11. Jahrhundert in China als Stellvertreter für Münzgeld. Es war ursprünglich nicht als Ergänzung zu Münzen gedacht, sondern als deren Ersatz bei Mangel an Münzen. Papiergeld waren Wertpapiere mit der Aufforderung an ihren Herausgeber, dem Inhaber auf Verlangen den Gegenwert in Münzen auszuzahlen.
In Europa wurde Papiergeld erst viel später eingeführt; so fand die erste Ausgabe von Papiergeld 1483 in Spanien statt, damals jedoch noch als (vorübergehender) Ersatz für fehlendes Münzgeld. Die Bank von Amsterdam begann ab 1609 mit der Schaffung von Buchgeld, ging hierbei aber sehr umsichtig vor, indem das Geldinstitut jahrzehntelang auf jederzeit ausreichende Deckung durch Münzen achtete. Am 16. Juli 1661 waren durch die Bank von Stockholm, einer privaten Notenbank, die ersten offiziellen Banknoten in Europa emittiert worden[3] – jedoch mangels Vertrauens mit mäßigem Erfolg. In großem Stil wurde Papiergeld erstmals in Frankreich unter Finanzminister John Law in der kurzen Zeitspanne von 1718 bis 1720 verwendet; diese Episode endete jedoch in einem Fiasko. Weitere Etappen in Europa waren zum Beispiel die sächsischen und preußischen Staatspapier- und Tresorscheine des 18. Jahrhunderts, die Banknoten der Wiener Währung um 1800 sowie die Assignaten der französischen Revolutionszeit um 1791. Ab dem 19. Jahrhundert wurde die Banknote allgemein in Deutschland als Zahlungsmittel neben der Münze akzeptiert.
Das Vertrauen in Papiergeld beruhte ursprünglich darauf, dass es von jedermann jederzeit in Kurantmünzen umgetauscht werden konnte. Dieses Vertrauen war durch ausreichende Bestände an Kurantmünzen in den Schatzkammern des Herausgebers begründet und wurde durch verbale Zusicherung eines Umtauschrechtes meist auf der Banknote in Textform bekräftigt. Papiergeld, welches nicht durch Gold oder Silber gedeckt war, wurde durch gute Handelswechsel gedeckt. Während der Zeit des Goldstandards war eine solche Deckung in einigen Ländern gesetzlich vorgeschrieben.
Die Geldausgabe des heutigen Eurosystems ist im Gegensatz dazu an keinerlei Deckungsvorschriften gebunden. Die Europäische Zentralbank (EZB) verwendet unter anderem Forderungen gegenüber Kreditinstituten als Deckung. Möchten Kreditinstitute Geld von der EZB erhalten, verlangt diese zentralbankfähige Sicherheiten, zu denen sie beispielsweise Schuldtitel der öffentlichen Hand zählt. Seitens der Zentralbank besteht keine Verpflichtung, die von ihr herausgegebenen Banknoten auf Verlangen in eine festgelegte Menge Gold oder Silber einzutauschen.
Da Papiergeld ohne große Kosten hergestellt werden kann, ist es in Verbindung mit einem Geldschöpfungsmonopol und auf dem Wege der Erklärung von Papiergeld zum gesetzlichen Zahlungsmittel möglich, es im Übermaß in Umlauf zu bringen. Dies führt zu Preissteigerungen und einem Kaufkraftverlust des Geldes. Da oft durch Staatsschulden „gedecktes“ Papiergeld in Umlauf gebracht wurde, um Kriege zu finanzieren und dies häufig mit Inflation verbunden war,[4] wurde bis ins 20. Jahrhundert hinein Papiergeld häufig als wertloses Geld empfunden und mit Misstrauen betrachtet.
Buchgeld
Buchgeld (auch Giralgeld) ist der Zahlungsanspruch eines Kunden gegenüber einer Bank auf Zentralbankgeld, also Banknoten und Geldmünzen. Die Kontenbestände sind so genannte Sichtguthaben – sie müssen auf Sicht, d. h. jederzeit und sofort auf Verlangen des Kontoinhabers von den Banken in Bargeld ausbezahlt werden. In den ersten Jahrzehnten seiner Verwendung wurden diese Zahlungsansprüche schriftlich in Kontenbüchern geführt – daher der Name „Buchgeld“. Heute geschieht dies elektronisch in EDV-Systemen. Buchgeld ist Grundlage des bargeldlosen Zahlungsverkehrs.
Sichtguthaben auf Bankkonten entstehen sowohl durch Einzahlungen von Bargeld in Form von Münzen und Banknoten bei der kontoführenden Bank wie auch durch bargeldlose Überweisungen von anderen Konten oder durch Erteilen von Krediten der Bank. Von den Sichtguthaben können die Kontoinhaber Zahlungen per Überweisungen auf Konten von Kunden der gleichen oder einer anderen Bank vornehmen lassen, darauf Schecks ausstellen oder sich Bargeld auszahlen lassen.
Durch die Möglichkeit der Überweisung von Konto zu Konto sind Sichtguthaben zusätzlich zum Bargeld Zahlungsmittel geworden. Sie sind damit Geld und zählen deshalb auch statistisch zur zahlungsfähigen Geldmenge, bezeichnet als M1, welche Bargeld und Sichtguthaben umfasst. Buchgeld ist jedoch – im Gegensatz zum Euro-Bargeld – kein gesetzliches Zahlungsmittel und unterliegt keiner Annahmepflicht.
Elektronisches Geld
Elektronisches Geld ist eine relativ neue Erscheinungsform des Buchgeldes. Bei elektronischem Geld wird ein monetärer Wert in Form einer Forderung gegen die ausgebende Stelle auf einem Datenträger, zum Beispiel einer GeldKarte gespeichert. Hier ist nur ein Guthaben, kein Kredit möglich.
(Kreditkarten sind kein elektronisches Geld, da sie keinen Geldbetrag aufgespeichert haben und nur als Ausweise für den Zugriff auf Konten dienen.)
Arten der Geldmenge
Wie bereits erwähnt, ist der Begriff „Geld“ nicht an einen bestimmten Träger gebunden. Vielmehr wird jeder Träger als Geld definiert, der die drei Geldfunktionen erfüllt. Da unterschiedliche Träger die Funktionen in unterschiedlichem Grad erfüllen, ist eine eindeutige Abgrenzung von Geld und Nicht-Geld kaum möglich. Aus diesem Grund definieren die Zentralbanken den Begriff Geld in mehrfacher Weise. Hierzu werden verschiedene Geldmengen unterschieden, je nach Erfüllung der Geldfunktionen:
Die Geldmenge M0 ist das von der Zentralbank geschaffene Geld und besteht aus den Giroguthaben der Banken bei der Zentralbank und dem in Umlauf befindlichen Bargeld (Münzen und Banknoten). Sie unterliegt dem direkten Einfluss der Zentralbank.
Geldmenge M1 umfasst die Gelder, die jederzeit als Zahlungsmittel eingesetzt werden können, also Bargeld und Sichteinlagen.
Geldmenge M2 umfasst – nach einer möglichen Definition – zusätzlich zu M1 die innerhalb einer Obergrenze wandelbaren Spareinlagen.
Geldmenge M3 umfasst zusätzlich zu M2 Termingelder.
Heutige Geldschöpfung
Prozess der Geldschöpfung
Die Ausgabe von Geld an die Bevölkerung eines Währungsraums wird Geldschöpfung genannt. Auf einer theoretischen Ebene kann man zwei unterschiedliche Arten von Geld unterscheiden. Zum einen das Zentralbankgeld, das von der Zentralbank geschaffen (geschöpft) oder vernichtet wird; hierzu zählt auch das Bargeld. Zum anderen Bankengeld, das durch die Kreditinstitute geschaffen (geschöpft) oder vernichtet wird, wobei es sich genau genommen nur um Geldforderungen handelt, die auf Bargeld lauten, jedoch ihrerseits genau wie dieses als Zahlungsmittel benutzt werden können.
Geld kann durch das Zusammenspiel von Zentralbank, Kreditinstituten, Unternehmen, privaten Haushalten und öffentlicher Hand geschaffen werden. Der häufigste Weg der Geldschöpfung basiert auf der Gewährung von Krediten. Bargeld (Münzen, Banknoten) kann nur von der Zentralbank geschaffen werden, Buchgeld auf Sichtguthabenkonten (Giralgeld) sowohl von der Zentralbank wie auch den Kreditinstituten.
Die Kreditinstitute können Geld auf Sichtguthabenkonten schöpfen, indem sie ihren Kunden gegen die Verpfändung von Sicherheiten (Hypotheken auf Grundstücke, Wertpapiere) Kredite gewähren. Nach Gewährung des Kredits kann der Kreditnehmer von einem Konto bei seiner Bank aus (Girokonto in Deutschland, Kontokorrentkonto in der Schweiz) über ein Guthaben bis zur Höhe des gewährten Kredits verfügen und davon Zahlungen per Überweisungen auf Konten anderer Kunden der gleichen oder anderer Banken vornehmen lassen oder darauf Schecks ausstellen oder sich Bargeld auszahlen lassen. Durch diesen Vorgang wird Geld geschaffen. Auf der einen Seite wird Geld in Form von Sichtguthaben in Umlauf gebracht, auf der anderen Seite entsteht eine Forderung der Bank gegen den Kreditnehmer auf Rückzahlung des Kredits (Schuldtitel) als Aktiv-Position in der Bilanz der Bank. Umgekehrt wird Geld in Form von Sichtguthaben vernichtet, wenn ein Kredit an die Bank zurückgezahlt und der Schuldtitel aufgelöst wird.
Mindestreserve nach Ländern Staat Mindest-
reserve-
satz (%)Australien keiner Kanada keiner Schweden keiner Vereinigtes Königreich keiner Mexiko keiner Eurozone 2,00 Schweiz 2,50 Chile 4,50 VR China 7,00 Bulgarien 8,00 Ungarn 8,75 Ghana 9,00 Vereinigte Staaten 10,00 Sambia 17,50 Kroatien 19,00 Tadschikistan 20,00 Suriname 35,00 Jordanien 80,00 Die Kreditvergabe eines Kreditinstituts muss durch sein Eigenkapital und Einlagen ihrer Kunden genügend abgesichert, gedeckt sein. Wenn das Eigenkapital und die Einlagen der Kunden nicht ausreichen, um die Kreditvergabe in dem gewünschten Umfang durchzuführen, hat sie die Möglichkeit, sich Zentralbankgeld bei der Zentralbank zu leihen; man spricht hier von Refinanzierung.
Das einmal eingezahlte Bargeld wird von den Bankkunden praktisch nie mehr in vollem Umfang zurückgezogen, weil bargeldloses Zahlen vorteilhafter ist. Deshalb müssen die Kreditinstitute nicht über den vollen Bestand an Bargeld verfügen, um die laufenden Abhebungen von Bargeld ausführen zu können. Dies ist andererseits der Grund, weshalb in Krisensituationen Banken und Sparkassen ihre Schalter schließen müssen, wenn ihre Kunden aus Angst vor Verlusten ihre Guthaben auflösen und alles Bargeld abheben wollen (Bank Run).
Da das neu geschaffene Geld den Kreditinstituten wieder als Basis für weitere Geldschöpfung dienen kann, gibt es theoretisch keine obere Grenze für die Menge des von den Kreditinstituten geschaffenen Geldes. Um diese Geldschöpfung in Grenzen zu halten, gibt es neben Bilanzvorschriften für die Kreditinstitute (keine Überschuldung, minimale Eigenkapitaldeckung der Bank) je nach Land die Verpflichtung, bei der Zentralbank eine Mindestreserve an Zentralbankguthaben zu halten, die einen bestimmten Prozentsatz der bei ihnen liegenden Sichtguthaben ihrer Kunden ausmacht, das „fraktionale Reservesystem“.
Eine weitere Grenze ist systembedingt gegeben, da letztlich nicht Banken das Geld schöpfen, sondern jeder, der Schuldtitel auf sich in Umlauf setzt. Finden die Banken keine zusätzlichen Kreditnehmer, so können sie auch kein Geld schöpfen (im Sinne von Erhöhung der Gesamtgeldmenge).
Das von Kunden der Kreditinstitute benötigte Bargeld wird von der Zentralbank in Form von Münzen und Geldscheinen abgegeben, welches die Kreditinstitute bei der Zentralbank zu Lasten ihrer Guthaben an Zentralbankgeld besorgen.
Volkswirtschaftlich gesehen wird Geld nur geschaffen, wenn die Gesamtkreditaufnahme der Gesellschaft (Staat, Wirtschaft und Haushalte zusammen) größer ist als die Gesamtkredittilgung, wenn also eine positive Nettogesamtkreditaufnahme stattfindet.
Geldmarkt
Die Zentralbank nimmt auf den Geldmarkt Einfluss, indem sie entweder aktiv das Geldangebot im Rahmen einer so genannten Offenmarktpolitik beeinflusst oder über den Zinssatz für Zentralbankgeld indirekt auf Angebot und Nachfrage einwirkt.
- Bei der Offenmarktpolitik kauft die Zentralbank von den Kreditinstituten Wertpapiere und bezahlt diese mit Zentralbankgeld. Auf diese Weise wird dem Bankensystem Geld zur Verfügung gestellt, welches zum Erteilen von Krediten befähigt. Umgekehrt kann sie auch Wertpapiere zum Kauf anbieten und auf diese Weise versuchen, dem Bankensystem Geld zu entziehen.
- Der Zinssatz für Zentralbankgeld bzw. für Einlagen der Kreditinstitute bei der Zentralbank beeinflusst den Geldmarkt indirekt, weil eine niedrige Verzinsung dieser Einlagen für die Kreditinstitute Anreize schafft, Kredite an Dritte zu gewähren, wodurch sich die Geldmenge erhöht, oder aber bei höherem Zinssatz entsprechend höhere Einlagen bei der Zentralbank zu unterhalten, was die Geldmenge verringert.
Geldpolitik
Zentralbanken verfolgen im Allgemeinen ein konkretes und festes Ziel bei der Geldmengensteuerung. Dieses Ziel ist häufig die Preisstabilität, d. h. die Bekämpfung der Inflation. Um die Inflationsrate auf ein volkswirtschaftlich sinnvolles Maß zu begrenzen, versucht die Zentralbank die Geldmenge im Gleichschritt mit der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung zu halten. Die Quantitätstheorie stellt einen direkten Zusammenhang zwischen Wachstum von Geldmenge und Preisniveau her.
In Zeiten geringer Inflationsraten kann die Zentralbank auch versuchen, Sekundärziele zu verfolgen, wie zum Beispiel die Steigerung des gesamtwirtschaftlichen Wachstums.
Inflation
Wenn die Geldmenge übermäßig wächst oder bei konstanter Geldmenge die Umlaufgeschwindigkeit des Geldes zunimmt, kommt es zu einem Ungleichgewicht zwischen dem verfügbaren Geld und den Gütern, die mit dem Geld bezahlt werden könnten. Dieses Ungleichgewicht führt zu einem Anstieg des allgemeinen Preisniveaus, was man dann als Inflation bezeichnet. Da sich der wirtschaftliche Wert des Geldes aus den Gütern ergibt, die damit erworben werden können, kann die Ausgabe zusätzlichen Geldes den Gesamtwert des in einer Volkswirtschaft umlaufenden Geldes nicht erhöhen, sondern führt zu Inflation.
Eine Zunahme der Geldmenge kann beispielsweise durch die (Zins-)Politik der Zentralbank (vergleiche Hyperinflation nach dem Ersten Weltkrieg in Deutschland) oder eine plötzliche Erhöhung der Staatsverschuldung unter Zunahme der Geldmenge durch Zentralbankkredite an den Staat entstehen. Denkbar sind auch plötzlich veränderte Erwartungen der Verbraucher, die zu einem Abnehmen der Sparguthaben führen.
Deflation
Wenn die Geldmenge sinkt oder bei gleicher Geldmenge die Umlaufgeschwindigkeit des Geldes zurückgeht, kann es zu einer Periode nachhaltig fallender Preise kommen, die als Deflation bezeichnet wird. Ein Rückgang der Geldmenge kann auch hier durch Maßnahmen der Zentralbank ausgelöst werden (Zinspolitik). Die Umlaufgeschwindigkeit kann sinken, wenn die privaten Haushalte und Unternehmen zurückhaltender werden bezüglich Konsums und Investitionen und Geld eher sparen als ausgeben.
Rechtliches zum Geld
Auch der BGH hat sich mit dem (strafrechtlichen) Begriff des Geldes befassen müssen. Danach ist Geld „…jedes vom Staat oder einer durch ihn ermächtigten Stelle als Wertträger beglaubigte, zum Umlauf im öffentlichen Verkehr bestimmtes Zahlungsmittel ohne Rücksicht auf einen allgemeinen Annahmezwang“[5]. Hierin kommen die bisher bereits erwähnten Grundfunktionen des Geldes zum Ausdruck. Regelmäßig ist der Staat oder eine von ihm beauftragte Stelle für die Ausgabe dieses verkehrsfähigen Zahlungsmittels zuständig, das als Wertträger fungieren soll. Dieses Monopol des Staates, Geld zu drucken und in Umlauf zu bringen, schließt mithin aus, dass nicht Autorisierte ebenfalls Geld drucken und in Umlauf bringen, sodass deren Handlungen als strafbare Fälschung von Zahlungsmitteln gilt (vgl. Falschgeld).
Nach deutschem Recht wird Geld den Inhaberpapieren gleichgestellt (§ 935 Abs. 2 BGB). Das bedeutet, dass Geld gutgläubig sogar dann noch erworben werden kann, wenn es dem rechtmäßigen Eigentümer gestohlen wurde, verloren gegangen oder sonst abhanden gekommen ist. Für andere bewegliche Sachen gilt das nicht (§ 935 Abs. 1 BGB), weil bei Geld und Inhaberpapieren deren Verkehrsfähigkeit nicht eingeschränkt werden soll.
Münzen und Scheine gehen in das Eigentum des Inhabers über; die vielfach behauptete Aussage, die Europäische Zentralbank sei der Eigentümer, der Inhaber nur berechtigter Besitzer, gilt nicht für den Euro. Das Eigentum an Geld wird wie bei Inhaberpapieren durch einfache Einigung und Übergabe verschafft (§ 929 Satz 1 BGB). Für den Euro gilt, dass die Zerstörung von Zahlungsmitteln weder rechtswidrig noch strafbar ist.[6] In Deutschland gilt § 903 des Bürgerlichen Gesetzbuches, wonach der Eigentümer mit seinen Sachen grundsätzlich nach Belieben verfahren darf. Jeder Besitzer von Geld kann entscheiden, sein Geld nie mehr auszugeben und damit für immer aus dem Umlauf zu nehmen. Mit einer unumkehrbaren Beschädigung von Zahlungsmitteln wird Geld auch nicht vernichtet, sondern nur unumkehrbar aus dem Umlauf genommen. Die Bundesbank leistet jedoch für absichtlich beschädigte Geldscheine keinen Ersatz.[7]
In manchen Ländern (z.B. den USA [8] ) kann die Zerstörung von Zahlungsmitteln aus vielerlei Gründen strafbar sein, beispielsweise wenn durch die Zerstörung die Abbildung eines Staatsoberhauptes oder geschützte Symbole beschädigt werden und eine solche Beschädigung strafbar ist.
Volkstümliche Bezeichnungen des Geldes
Auf Grund der universellen Verbreitung und der großen Bedeutung des Geldes für den Alltag entstehen im Volksmund dafür immer wieder zahlreiche synonyme Bezeichnungen, wobei die Benennungsmotive unterschiedlicher Art sein können.
Für Geld generell
Viele Bezeichnungen stammen aus einer anderen Sprache, so etwa die weit verbreiteten Ausdrücke
- Cash (vom englischen Wort cash = 'Bargeld')
- Kies (vom jiddischen Wort kis = 'Geldbeutel')
- Moneten (vom lateinischen Wort moneta = 'Münze'; vgl.: engl. money)
- Zaster (vom rotwelschen Wort saster = 'Eisen')
- Knete (von kneten)
Etliche Bezeichnungen stammen aus dem Wortfeld „Brennstoff“, stehen also stellvertretend für die Tatsache, dass mit Geld Dinge erworben werden können, die die „Wärme“ und „Energie“ für das Leben liefern, so etwa:
- Holz, Kohle (Kohle wurde nach dem Zweiten Weltkrieg kurzzeitig ersatzweise und informell als Zahlungsmittel verwendet), Koks, sowie das Folgeprodukt Asche
- Pulver (gemeint ist Zündpulver; vgl.: sein Geld verpulvern/(veraltet:)verzünden)
Synonyme Bezeichnungen für Geld stehen auch in Zusammenhang mit Lebensmitteln, die also den Brennstoff für die körperliche Energie darstellen und so stellvertretend für das Geld stehen, mit dem die Grundbedürfnisse des Lebens befriedigt werden können. (In vielen Kulturen war oder ist daher die Menge an vorhandener Nahrung, in erster Linie Getreide oder Vieh, auch gleichbedeutend mit dem Wohlstand einer Person, und Tiere gelten dort auch als Einheitswert für den Tauschhandel.)
- Getreide: Bims/Bimbes (vom rotwelschen Wort bimbes = 'Brot'), Diridari (vom alten bayrischen Wort Diradey = 'Gemisch aus Roggen und Gerste')
- Tier und Tierprodukte: Eier, Mäuse, Fett, Penunzen/Pinunze (über polnisch pieniądze aus lateinisch pecunia = 'Vermögen, Geld' entstanden; letzteres abgeleitet von pecus = 'Kleinvieh, Haustier')
Für bestimmte Arten von Geld werden beispielsweise folgende Wörter verwendet:
- für Kleingeld/Münzen: Schotter, Steine, abschätzig Negergeld[9]
- für Papiergeld: Scheine, Lappen
- für einen geringen, unbedeutenden Betrag: Peanuts, Obolus (von Obolos, altgriechisches Münznominal; für einen kleinen, meist freiwillig geleisteten Beitrag zu etwas)
- für eine große unbestimmte, aber bedeutsame Menge: Mammon (vom aramäischen oder arabischen Wort aman = 'das, worauf man vertraut')
- für Falschgeld: Blüte, falscher Fuffziger (in erster Linie als Metonymie für unehrliche Personen)
Einige weitere, oft auch nur regional, zeitlich begrenzt oder von bestimmten Personengruppen verwendete Benennungen verschiedenen Ursprungs sind:
- Draht, Flocken, Keulen, Kikerlinge, Klötze, Knaster, Knöpfe, Knosse, Knüppel, Krazacken, Kröten, Marie, Mücken, Moos, Ocken/Öcken, Patte, Piepen, Pimperlinge, Pinke/Pinkepinke, Schabangas, Schleifen, Schnee, Sickel, Stutz, Tacken, Taler
Für spezielle Denominationen
Für bestimmte Geldwerte werden vorwiegend lautliche Varianten und Verballhornungen der entsprechenden Zahlwörter gebildet oder stehen meist in anderem unmittelbaren Zusammenhang mit dem jeweiligen Geldstück bzw. -schein, so etwa:
- Papiergeld: Ameise (auf der alten Schweizer 1000er-Note war eine Ameise abgebildet), Riese/Tausi/Taui (in Österreich:) Blauer (Tausender), Hunni/Blauer (Hunderter; Blauer nur für die D-Mark), Lappen (Hunderter; in der Schweiz), Fuffi (Fünfziger), Lübecker (auf dem 50 D-Mark-Schein war das Holstentor abgebildet), Pfirsich (Vierzig), Zwanni/Zwackel (Zwanziger), Blaue Fliese (in der DDR der 100-Mark-Schein der „Westmark“).
- Münzgeld: Groschen (10 Pfennig oder selten 10 Eurocent), Heiermann (5-Mark-Stück), Sechser (lange noch in Berlin für das 5-Pfennig-Stück), Fünfliber (5-Franken-Stück in der Schweiz), Zwickel (2-Mark-Stück, 2-Euro-Stück)
Für bestimmte Währungen
Bei volkstümlichen Bezeichnungen für bestimmte Währungen wird oft ein scherzhafter Charakter offenkundig. Mit solchen neuen Wörtern ist aber vielfach nicht (nur) die Währung als solche gemeint, sondern das stoffliche Äquivalent, also Münze oder Schein, und der Wert 1 dieser Währung. Daher wird in solchen Fällen der Ausdruck in erster Linie gemeinsam mit einem Zahlwort verwendet.
- Alpendollar (für die frühere österreichische Währung; sollte den Schilling nach Vorbild des US-Dollars als Hartwährung positiv charakterisieren)
- Euronen (Pluralform von Euro)
- Stutz (schweizerisch für Franken; aus der Studenten- und Soldatensprache; wahrscheinlich entstanden aus dem alten Wort stutzen = 'tauschen')
- Aluchips (für die teilweise aus Aluminium bestehenden Münzen der DDR)
Geld in anderen Wissenschaften
Geld in der Soziologie
Oft trat in der Neuzeit ein Unbehagen über das Geld und ein damit verbundenes Gefühl von Ungerechtigkeit zutage. Es gab deshalb viele Entwürfe utopischer Gesellschaften, die ohne Geld auszukommen versuchten. Sie alle waren aber mit einer gemeinschaftsorientierten Arbeitspflicht verbunden, die die individuelle Freiheit einschränkte. Solche Entwürfe stammen etwa von Robert Owen, Francois Babeuf oder Pierre-Joseph Proudhon.
Anfänglich gab es bis in die Gegenwart hinein Stammes- und Volkswirtschaften, die ohne Geld auskamen. Solche Wirtschaftsformen sind als Naturalwirtschaft oder Subsistenzwirtschaft bekannt. In diesen herrscht entweder eine Verteilwirtschaft (in Stammeskulturen wird die Ernte gemeinschaftlich eingebracht und nach bestimmten Regeln an die Stammesmitglieder verteilt), oder es herrscht weitgehende Selbstversorgung, bei welcher kaum Handel und dann nur Tauschhandel getrieben wird.
Soziologisch wird darauf verwiesen, dass die ursprüngliche Etablierung von gemünztem Geld im 6. vorchristlichen Jh. historisch auf große Schwierigkeiten stieß, und dass dabei die antiken Tempel als erste Depotbanken dessen Einführung erleichterten, weil die dem gemünzten Geld zunächst eine diffuse symbolische (sakrale) Garantie mitgaben (vergleiche den Tempel der Iuno Moneta im alten Rom).
Auf die Bedeutung des neu entstandenen Münzgeldes für das abstrakte Denken, zuerst in der ionischen Naturphilosophie, hat Alfred Sohn-Rethel hingewiesen (Theorem der „Realabstraktion“).
Die neuere, über die Soziologie hinaus greifende Systemtheorie abstrahiert den Geldbegriff und sieht darin ein „symbolisch generalisiertes Kommunikationsmedium“.[10].
Geld in der Philosophie
Etliche Klassiker (so Georg Simmel und Alfred Sohn-Rethel) haben bedeutende Beiträge vorgelegt. Beachtenswert ist die wissenssoziologische Analyse Sohn-Rethels, dass die abstrakte Wertform, die das Geld seit seiner Einführung als Münzgeld im Lydien des 7. vorchristlichen Jahrhunderts verkörperte, auch denkerischen Abstraktionen in anderen Bereichen (so in der frühen ionischen Naturphilosophie) angebahnt habe.
Zeichen- und wertetheoretisch wirksam und wichtig ist der früh (1897) von dem Philosophen und Begründer der Soziologie in Deutschland Ferdinand Tönnies ausgearbeitete Ansatz einer Loslösung der Begriffe aus einer natürlichen Denkungsart hin zu einer der Wissenschaft angemessenen Terminologie. Mit einer Analogie von „Begriff“ und „Geld“ unternimmt Tönnies, die Bedeutung der Zeichen - und dann die Kategorie der Werte - und das Verständnis von Geld als Zeichen herzustellen. Eine anfangs auf einer Situationserfahrung basierende Terminologie strebt hin zu einem unabhängig von sonstigen Vorstellungen und Gedanken entkontextualisiertem Konstruktionsprinzip einer reinen Wissenschaft, nämlich, dass eigentliche Wissenschaft sich ihre „Begriffe ausschließlich für ihre eigenen Zwecke, als bloße Gedankendinge, gleichgültig gegen ihr Vorkommen in irgendwelcher Erfahrung, ja mit dem Wissen der Unmöglichkeit eines solchen Vorkommens“ bildet.[11] Über die natürliche Entstehung allgemeiner Begriffe bzw. Begriffsnamen, die Tönnies „Allgemeinvorstellungen“ nennt, wird die Zeichen-Bedeutungs-Relation bis zur „Erfindung“ fort entwickelt, d. h. Konstruktion und Fiktionalisierung des zu benennenden Gegenstandes, der als „Ding oder Vorgang gedacht“ wird.[12] Die damit implizierte Identität von Gegenstand und Idee ermöglicht im Gegensatz zur Merkmalsverarmung der Allgemeinvorstellung im Abstraktionsprozess eine zweckbestimmte, tendenziell geradezu unbegrenzte Merkmalausstattung des konstruierten Begriffs[13], der damit seiner eigenen Idee, der Idee eines Allgemeinen, das zugleich singulär (individuell) ist, entspricht. Daher kommt wie den Begriffen auch dem Geld Bedeutung zu. Wie Begriffe auf die natürliche Sprache zurückzuführen sind und insofern empirisch gegeben sind, so hat auch das „abstrakte“ Geld empirisch nur Bedeutung durch seinen Bezug auf das natürliche, also das gemünzte Geld.
Tönnies unterscheidet das „ursprüngliche Geld“, das durch den Gebrauch als absatzfähiges Gut allgemein gültiges Tauschmittel etabliert wird, aber erst durch den öffentlichen Glauben als vom Gemeinwesen mit Garantiestempel geprägte Münze bestimmtes Gewicht und damit bestimmte Bedeutung erhält. Durch die Verpflichtung des Gemeinwesens, Geld als Kredit der Staatsregierung anzuerkennen, wird konventionelles Papiergeld - vorerst als nur kaufmännischer Kredit - dem Geld angeähnelt, ihm wird kraft künstlichen sozialen Willens Bedeutung als gesetzliches Zahlungsmittel zugewiesen. Die Bedeutung des Geldes als etwas, dass nicht ist, sondern nur bedeutet und gilt, wird in der Banknote zum Zeichen materiellen Wertes, durch die Abkunft vom Metallgeld jedoch noch mitgedacht als Gegenstand. Damit stellt Tönnies die soziale Funktion der jeweiligen Zeichen - hier zum Beispiel des Geldes - in Beziehung zu den jeweiligen Erfordernissen sozialer Organisationen hinsichtlich der Generierung und Stabilisierung normativer Regelungen des sozialen Lebens, die zunehmend abstrakter und zweckrationaler werden.
Geld in Mythologie und Psychologie
In Mythen und Märchen spielt auch das Geld eine Rolle. Die antike Sage, dass der kleinasiatische König Midas sich von den Göttern gewünscht habe, alles, was er berühre, solle zu Gold werden, und der deshalb zu verhungern und zu verdursten drohte, ist wahrscheinlich ein Echo der Tatsache, dass Münzgeld historisch zuerst in Lydien geprägt worden ist.
In Träumen und Märchen kann Geld die Bedeutung von Reichtum und Macht wie auch von Lebensenergie haben, aber auch die des moralisch Schmutzigen.
Die Knappheit des Geldes und das Leben aus der Fülle heraus sind zwei Aspekte, die unter Verwendung der C.G. Jungschen Archetypenlehre in dem Buch „Mysterium Geld“ von Bernard A. Lietaer näher beleuchtet werden. Es wird die These vertreten, dass verschiedene Währungsmechanismen - Geldentstehung, Umlauf und Knappheitssicherung - auch zu verschiedenen Wahrnehmungen und Haltungen gegenüber dem Geld führen. Zukunftsforscher sehen eine Zeit der Währungsvielfalt nahen, in der vielgestaltige Geld-Typen nebeneinander koexistieren und sich ergänzen, so wie es sie mit Webmiles, Bonus-Flügen, Aral-Punkten, Apothekentalern, Tauschring- und Regionalwährungen bereits heute gibt. Der Fordismus-Ausspruch „Zeit ist Geld“ entspringt einer starken Vereinfachung und Standardisierung, Zukunftsforscher sprechen schon von „Zeit war Geld“ bzw. „verschiedene Zeiten sind verschiedene Gelder“.
Geld in pädagogischer Psychologie
Gelderziehung vermittelt ein Verständnis für materielle Werte und den Wert von Arbeitsleistungen, ein Verständnis für numerische Geldbeträge und den Umgang mit Zahlungsmitteln aller Art sowie für nicht sichtbares Kapital und das Geldwesen insgesamt. Im Vordergrund der Gelderziehung stehen das Taschengeld, Zuverdienste im Haus und mit Schülerjobs sowie der Umgang mit Sparbüchern und Schülerkonten.
Physik und Informationstheorie
Lange dienten zur Sicherung des Geldwertes materielle Güter, insbesondere Gold. Daraus ergibt sich aber noch keine Äquivalenz von Materie und Geld, sondern hergestellt wurde nur ein Bezug von Geld zu dem Wert des Goldes. Populär ist die Annahme, Geld könne mit Energie verglichen werden. Jedoch gälte dann der Energieerhaltungssatz, und Geld könnte weder entstehen noch vernichtet werden. Einen Bezug zwischen Geld und Entropie stellte im Jahr 1887 der Mathematiker Georg Helm her. In seiner Lehre von der Energie postulierte er, dass Geld das ökonomische Äquivalent niedriger Entropie sei. In den Wirtschaftswissenschaften ist die Akzeptanz von physikalischen Analogien zu Geld eher niedrig, jedoch brachte Nicholas Georgescu-Roegen im Jahr 1971 Helms Gedanken wieder in Erinnerung[14]. In der Physik kann der Begriff der Entropie heute aus der Informationstheorie heraus erklärt werden[15], entsprechend liegt dann bei der Anwendung des Entropiebegriffes auf Geld keine physikalische Analogie vor, sondern eine informationstheoretische Deutung. Damit kann unter Anderem mit der Beschreibung der Entropiezunahme als Informationsverlust[16] die Möglichkeit der „Geldvernichtung“ erklärt werden. Hierzu gehört auch die Beschreibung von Irreversibilität in der Ökonomie und ihre Bedeutung für Wechselkursmodelle.[17]
Geldkritik
Kritik am Geld, Forderungen nach dessen Abschaffung, Reformation der „Geldwirtschaft“, Begrenzung des Handelns mit Geld auf bestimmte Mengen oder Personen, die Suche nach alternativen Mitteln der Verteilung von Reichtum, Waren und Leistungen bestimmten die Geschichte des Geldes. Geldkritik war zunächst moralisch motiviert und ist seit der Entstehung des Kapitalismus erst später mit der Kritik an dieser Wirtschaftsform verbunden.
Die Kritik am Geld hat in ihrer Geschichte verschiedene Ausformungen angenommen. Ideologische Formen der Geldkritik entwickelten sich in Zeiten der Krise, wo Geld teils nicht nur als ökonomische Größe, sondern als die zentrale Bezugsgröße im Kapitalismus angesehen wurde. Darauf aufbauend wurden etwa während der Gründerkrise in Deutschland 1873 und der Weltwirtschaftskrise 1929 auch die gesellschaftlichen Verhältnisse fetischisiert und zu antisemitischen Ideologien genutzt.[18] Verstärkt wurde der damalige Antisemitismus durch die Tatsache, dass die Juden seit dem frühen Mittelalter einerseits von der Mehrzahl handwerklicher Berufe ausgeschlossen waren und auch keine Landwirtschaft betreiben durften, und den gläubigen Christen andererseits der Handel mit Geld verboten war (s. →Zinsverbot).
Siehe auch
Literatur
- Einführung
- Adalbert Kitsche, Heinz Markmann (Hrsg.): Geld & Geldpolitik: Ein Heft für die Schule Sekundarstufe II. Ausgabe 2005/2006, Th. Mann Verlag, (PDF; 5,7 MB).
- Hans Harlandt: Das Geld: Eine Einführung in Wesen und Funktionen. Schäuble-Verlag, Rheinfelden und Berlin 1994, ISBN 3-87718-542-8
- Geschichte
- Caspar Dohmen: Let’s Make Money − Was macht die Bank mit unserem Geld? Verlag orange press, Freiburg 2008. ISBN 978-3-936086-41-6. Untersuchung und Dokumentation zu den globalen Zusammenhängen zwischen Staatsverschuldung, Steuerparadiesen, Spekulationsgewinnen, Sweatshops und Subprimekrisen; Buch zum gleichnamigen Dokumentarfilm Let’s Make Money von Erwin Wagenhofer
- Selma Gebhardt: Von der Kaurimuschel zur Kreditkarte. Geldentwicklung im Zivilisationsprozeß. RosenholzVerlag, Kiel/Berlin 1998. ISBN 3-931665-10-0 / ISBN 978-3-931665-10-4
- Michael North 1994: Das Geld und seine Geschichte. Vom Mittelalter bis zur Gegenwart. C.H. Beck Verlag, München.
- Michael North 1999: Von Aktie bis Zoll. Ein historisches Lexikon des Geldes. C.H. Beck Verlag, München. ISBN 3-406-45002-4
- Hanno Pahl: Das Geld in der modernen Wirtschaft: Marx und Luhmann im Vergleich. 2008, ISBN 978-3-593-38607-2
- Dieter Schnaas: Kleine Kulturgeschichte des Geldes,Wilhelm Fink Verlag, München 2010, ISBN 978-3-7705-5033-3
- Wolfram Weimer: Geschichte des Geldes: Eine Chronik mit Texten und Bildern. Insel-Verlag, Frankfurt am Main/Leipzig 1992, ISBN 3-458-16265-8
- Stephen Zarlenga: Der Mythos vom Geld. Die Geschichte der Macht. Conzett, Zürich. ISBN 3-905267-00-4
- Theorie
- Friedrich August von Hayek: Entnationalisierung des Geldes: Eine Analyse der Theorie und Praxis konkurrierender Umlaufsmittel. Mohr, Tübingen 1977, ISBN 3-16-340272-0
- Otmar Issing: Einführung in die Geldtheorie. Vahlen, München 2003, ISBN 3-8006-2993-3
- Bernhard Laum: Heiliges Geld, 1924, Semele, 2006, ISBN 3-938869-02-X
- Ludwig von Mises: Theorie des Geldes und der Umlaufsmittel. 1912, ISBN 978-3428118823 ([1]).
- Georg Simmel: Philosophie des Geldes. Suhrkamp, Frankfurt am Main 2003, ISBN 3-518-29184-X
- Alfred Sohn-Rethel: Das Geld, die bare Münze des Apriori. Wagenbach, Berlin 1990, ISBN 3-8031-5127-9
- Ferdinand Tönnies: Philosophische Terminologie in psychologisch-soziologischer Ansicht, Leipzig 1906
- Problematik
- Bernd Senf: Der Nebel um das Geld. Zinsproblematik – Währungssysteme – Wirtschaftskrisen. Ein Aufklarungsbuch. 10. Auflage, Gauke, Kiel 2009, ISBN 978-3-87998-456-5.
- Gesellschaftliche Praxis und das Problem der Geldware. In: Ansgar Knolle-Grothusen, Stephan Krüger, Dieter Wolf: Geldware, Geld und Währung. Grundlagen zur Lösung des Problems der Geldware. Hamburg 2009 ISBN 978-3-88619-345-5
Weblinks
Wiktionary: Geld – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, ÜbersetzungenWikiquote: Geld – ZitateWikisource: Geld – Quellen und VolltexteCommons: Geld – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien- Geldmuseum der Deutschen Bundesbank
- GELD UND GELDPOLITIK
- Geldmuseum der Österreichischen Nationalbank
- World Paper Money – Geld der Welt geographisch sortiert (englisch)
- Modern Money Mechanics – A Workbook on Bank Reserves and Deposit Expansion (englisch), Federal Reserve Bank of Chicago (1994)
Einzelnachweise
- ↑ Friedrich Kluge, Etymologisches Wörterbuch der deutschen Sprache, 18. Aufl., Walter de Gruyter & Co. Berlin 1960, S. 244.)
- ↑ George A. Selgin, Good Money: Birmingham Button Makers, the Royal Mint, and the Beginnings of Modern Coinage, University of Michigan Press, 2008.
- ↑ Kalenderblatt - DW-World
- ↑ Die Verbindung von Papiergeld mit Krieg und Inflation thematisierte Goethe in Faust. Der Tragödie zweiter Teil, erster Akt, Szene Kaiserliche Pfalz, Lustgarten, 1831. Siehe auch:
(a) den Kommentar von Albrecht Schöne mit den Themen: Papiergeld, Geldschöpfung, Deckung von Geld und Schuldverschreibungen, Bürgschaft (Unterschrift des Kaisers),
(b) den Kommentar von Heinz Hamm (1978/1997), S. 143-145 sowie
(c) den Kommentar von Theodor Friedrich und Lothar J. Scheithauer (1959/1980, Reclam 7177) zu V. 6066 ff, S. 227. Friedrich und Scheithauer schreiben die Erfindung des Papiergeldes und seine Einführung in Frankreich dem „schottischen Geldmann“ John Law (1671-1729) zu. - ↑ BGH WM 1984, 222
- ↑ Die Zeit: Geldvernichtung. Ausgabe Nr. 40 vom 25. September 2003.
- ↑ www.bundesbank.de: Beschädigtes Geld. Abgerufen am 15. September 2007.
- ↑ http://codes.lp.findlaw.com/uscode/18/I/17/333 | 18 U.S.C. § 333 : US Code - Section 333: Mutilation of national bank obligations
- ↑ Rhein-Zeitung, 12. September 2007, zitiert nach dem Textkorpus des Instituts für Deutsche Sprache, Projektseite (mit Registrierungspflicht). Vgl. Georg Schramm: Rotarier und Lioner. In: Georg Schramm: Lassen Sie es mich so sagen. München 2007, ISBN 978-3-89667-348-0, S. 108 f.
- ↑ Niklas Luhmann: Geld als Kommunikationsmedium. In: Die Wirtschaft der Gesellschaft. 1988, ISBN 3-518-28752-4, S. 230–271 (Kap. 7)
- ↑ Tönnies a.a.O. 1906, S. 30 f.
- ↑ a.a.O., S. 31 und 32
- ↑ vgl. a.a.O., S. 33
- ↑ Nicholas Georgescu-Roegen: The Entropy Law and the Economic Process, 1971, S.283
- ↑ Arieh Ben-Naim: Statistical Thermodynamics Based on Information: A Farewell to Entropy. 2008, ISBN 978-981-270-707-9
- ↑ Gilbert Newton Lewis: The Symmetry of Time in Physics, Science, 71, 0569 (Jahr: 1930)
- ↑ Richard Hule: Irreversibilität in der Ökonomie, 2000, ISBN 978-3-631-36788-9
- ↑ Gerhard Hanloser: Krise und Antisemitismus. Eine Geschichte in drei Stationen von der Gründerzeit über die Weltwirtschaftskrise bis heute. Münster, 2004.
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