Verteidigung (Basketball)

Verteidigung (Basketball)

Die Verteidigung (auch Defensive oder engl. Defense) verfolgt im Basketball das Ziel, dem Gegner einen Korberfolg möglichst schwer zu machen oder vor dem Wurf in Ballbesitz zu gelangen. Zusätzlich zu den Grundsystemen Mann-Mann-Verteidigung und Zonenverteidigung gibt es zahlreiche Mischformen wie etwa Box and one oder Triangle and two.

Bei den jeweiligen Formen unterscheidet man dann noch, ob man über das ganze Feld (Full Court) oder über das halbe Feld (Half Court) verteidigt. Es gibt auch jeweils die Möglichkeit durch das Stellen von Fallen zu versuchen, den Ball zu stehlen (Steal) oder den Gegner zu Ballverlusten (Turnover) zu zwingen. Es gibt auch Varianten, bei denen es zu dynamischen Wechsel zwischen verschiedenen Verteigungsformen kommt, infolge der Offensivaktionen und der Aufstellung des Angreifers.

Inhaltsverzeichnis

Grundlagen

Das generelle Ziel eines Basketballspiels ist es, mehr Punkte als der Gegner zu erzielen. Da es ein so genanntes Highscoring-Game ist, es also sehr viele erfolgreiche Punktgewinne gibt, geht es in der Verteidigung vor allem darum, den Vorteil und die Chancen der angreifenden Mannschaft zu minimieren, also die Wurfquote des Gegners zu reduzieren. Die Wichtigkeit der Verteidigung wird durch einen Grundsatz des Basketballspiels herausgestellt:


„Offense wins games, defense wins championships.“
(Der Angriff gewinnt Spiele, die Verteidigung gewinnt Meisterschaften.)


Verteidigung im Basketball ist sowohl von mentaler als auch von physischer Natur. Grundlegend kann man sagen, dass Verteidiger im Nachteil sind. Die Spieler sollten dazu animiert werden zu agieren, anstatt abzuwarten und auf den Angreifer zu reagieren. Die Grundlagen von Verteidigung im Basketball können anhand folgender Eigenschaften und Fähigkeiten beschrieben werden:

  • Attitüde: Verteidigung im Basketball ist eine Angelegenheit der Einstellung. Um im Basketball gut und erfolgreich zu verteigen, müssen es die Spieler wollen und auch maximalen körperlichen und mentalen Einsatz geben.
  • Teamarbeit: Die kollektive Verteidigung von fünf Verteidiger ist effektiver als die individuelle Verteidigung von fünf Verteidiger.
  • Antizipation: Verteiger müssen immer den Ball im Blickfeld haben. Es ist von Vorteil einen guten Sinn für Verteigung zu entwickeln und schlechte Pässe des Angreifers schon im Vorhinein zu erahnen.
  • Konzentration: In der Defensive sollte man zu jeder Zeit alamiert und bereit sein Verteidigung zu spielen.

Zusätzlich muss ein Verteidiger um erfolgreich zu verteidigen noch folgende wesentliche Grundlagen der Defensive berücksichtigen:

  • Übergang von Angriff in Verteidigung (engl. Fachausdruck Transition): Die Verteidigung beginnt mit dem eigenen Wurf in der Offensive. Der Übergang in die Verteidigung verlangt eine gute Kommunikation zwischen allen fünf Spielern. Entscheidend ist hier die Frage, ob man versucht Druck am offensiven Rebound aus zu üben oder in erster Linie versucht den eigenen Korb zu schützen. Die Spieler sollten in der Rückwärtsbewegung nie den Ball aus den Augen verlieren um gegebenenfalls auf entsprechende Situation reagieren zu können. Eine Verteidigung endet immer mit einem defensiven Rebound, Steal, verursachten Turnover oder Korberfolg der angreifenden Mannschaft.
  • Zielsetzung: Die Zielsetzung der Verteidigung ist die angreifende Mannschaft daran zu hindern vermeintlich einfache Körbe zu erzeilen und durch einen Rebound oder Steal in Ballbesitz zu gelangen.
  • Druck: Die Offensive der angreifenden Mannschaft besitzt in der Regel einen gewissen Rhythmus der durch Druck am Ball und durch Überdecken der anderen Spieler gestört werden kann. Dadurch erhöht sich die Wahrscheinlichkeit den Angriff erfolgreich zu stoppen.
Position der Verteiger am und abseits des Balles (Help Verteidigung)
  • Position: Einerseits ist die individuelle Körperhaltung entscheidend, die in eine Basketball übliche Verteidigungsposition gebracht werden soll. Andererseits ist die Position am Basketballfeld von wichtiger Rolle. Die Verteidiger abseits des Balles müssen sich mit dem Ball mitbewegen. Mit jedem Pass müssen die Verteidiger ihre Position am Ball und abseits des Balles verändern. Dabei ist es wichtig den eigenen Angreifer nicht aus dem Blickfeld zu verliern. Ist der Verteidiger am Ball überwunden, obliegt es den anderen Verteiger auszuhelfen (Help Verteidigung) und einen Korb zu verhindern.
  • Ausperren: Jeder Verteidiger ist dafür verantwortlich einen Angreifer auszusperren und ihm nahe des Korbes fernzuhalten um die Chancen auf einen defensiven Rebound zu erhöhen.
  • Kommunikation: Kommunikation zwischen den Spieler ist immer notwendig für eine Erfolg der Gruppe. Alle fünf Verteiger müssen verbal und physisch aufeinander reagieren um eine gute Mannschaftsverteigung zu gewährleisten.

Im Idealfall gelingt es, die angreifende Mannschaft ohne Korberfolg zu lassen. So kann jene zu einem Notwurf gezwungen werden, beziehungsweise der Korbwurf geblockt werden, so dass die verteidigende Mannschaft nach dem Rebound in Ballbesitz kommt. Andere Möglichkeiten, in den Ballbesitz zu kommen sind, durch Druck den Angreifer zu einem Turnover zu zwingen, ein Offensivfoul zu provozieren, den Ball durch einen Steal zu klauen oder nach Ablauf der Angriffzeit ohne Korbwurf den Ball zu erhalten. Des Weiteren gibt es die Möglichkeit, taktisch zu foulen.

Wurfbehinderung

Der Spieler Oscar Torres blockt den Ball des Gegners.

Generell sollen der angreifenden Mannschaft keine Würfe aus aussichtsreicher Position erlaubt werden. Dies erfordert, dass sich ein Verteidiger zwischen dem ballführenden Spieler und dem Korb befindet. Um einen direkten Wurf zu behindern, sollte er sich nah am Angreifer befinden. Um das Ziehen des Angreifers zum Korb (Penetration) zu verhindern, braucht der Verteidiger dagegen etwas Distanz, um reagieren zu können. Lässt sich die Penetration nicht verhindern, wird meist durch einen zweiten Verteidiger ausgeholfen (Help-Defense). Starke Angriffsspieler werden häufig gedoppelt.

Passbehinderung

Darüber hinaus kann auch versucht werden zu verhindern, dass ein Angriffsspieler überhaupt den Ball bekommt. Außer durch Druck auf den Aufbauspieler, kann dies durch Verstellen des Passweges geschehen. Ein Verteidiger steht so, dass er den Pass zwischen dem ballführenden Spieler und dem möglichen Empfänger behindert. Er verhindert entweder so, dass der Pass überhaupt gespielt wird oder er hat spekuliert auf einen Ballgewinn (Steal), falls der Pass doch gespielt wird. Das Risiko hierbei ist, dass es bei Misserfolg zu sehr leichten Punkten kommen kann. Deswegen wird diese Form meist versteckt gespielt, um dem Angreifer eine Falle zu stellen. Oft wird der Steal nicht durch den direkten Gegenspieler versucht.

Wird ein Pass gespielt, formiert sich die Verteidigung im Moment der Ballabgabe (nicht erst beim Fangen) neu und stellt sich auf einen neuen ballführenden Spieler ein.

Positionsbehinderung

Außer die Penetration des ballführenden Spielers zu verhindern, ist es auch sinnvoll, die Laufwege der anderen Angriffsspieler zu behindern oder gar das Erreichen seiner angedachten Position zu verhindern. So soll beispielsweise der Center vom Korb ferngehalten werden, ein schlechter statt ein guter Schütze an der Dreierlinie stehen oder einfach der Rhythmus des Gegners gestört werden.

Rebound

Im Moment eines Wurfes beginnt der Kampf um den Rebound, den Abpraller vom Brett oder Ring. Kurze Würfe führen zu Reboundsituationen nahe des Korbes. Die großen Spieler bringen sich in Position und verschaffen sich Platz durch Einsatz des Körpers (ausboxen oder ausblocken). Prallt der Ball infolge eines Distanzwurfes weit ins Feld zurück, entscheiden dagegen die Antizipation und Athletik der Aufbauspieler über dessen Erfolg. Da sie sich im Normalfall näher am eigenen Korb befinden als die Spieler der angreifenden Mannschaft, ist ein Rebound durch verteidigende Spieler deutlich häufiger als ein Offensiv-Rebound.

Im modernen Basketball hat die Anzahl der Ballbesitze große Bedeutung, da die angreifende Mannschaft stets in Vorteil ist. Daher ist die Kontrolle des Defensivrebounds essentiell. Zweite Chancen des Gegners infolge des Offensivrebounds sollen verhindert werden. Der Kampf um den eigenen Offensivrebound hat dagegen - je nach Taktik - meist geringere Priorität, zugunsten eines schnellen, geordneten Wechsels in die eigene Defensive.

Taktisches Foulen

Es gibt zahlreiche Situationen, in denen die Möglichkeit zu foulen taktisch eingesetzt wird. Dabei ist die Anzahl der Fouls eines Spielers auf Fünf begrenzt, bevor er das Spiel verlassen muss. Darüber hinaus kann ein Foul als unsportlich gewertet werden, wenn die Intention den Ball zu spielen nicht erkennbar ist. Durch die härtere Strafe bei unsportlichen Fouls (Freiwürfe + Ballbesitz) können nur normale Fouls einen Vorteil bringen:

  • No easy baskets, keine einfachen Körbe: Bei den ersten vier Fouls einer Mannschaft in einem Viertel gibt es noch keine Freiwürfe, wenn das Foul vor einer Wurfsituation war. Es kann Sinn ergeben, eine scheinbar sichere Aktion mit einem Foul zu unterbrechen. Bei schwachen Freiwerfern kann es sich lohnen, auch die Freiwürfe in Kauf zu nehmen, so dass der Angreifer sich die Punkte an der Linie verdienen muss (Hack-a-Shaq). Gelegentlich wird das Ziel formuliert, dem Angreifer die Lust zu nehmen, dorthin zu gehen, wo es weh tut. Insbesondere spektakuläre Aktionen wie Dunkings oder Alley oops, die Emotionen wecken und eine zurückliegende Mannschaft zurück ins Spiel bringen können, werden häufig frühzeitig vor der Aktion durch foulen verhindert.
  • Stop the clock, die Uhr anhalten: In den letzten Sekunden eines Spiels wird sehr häufig taktisch gefoult, wenn der Spielstand knapp ist. Zum einen wird dem Trainer so Gelegenheit gegeben, in der kurzen Unterbrechung oder einer Auszeit Einfluss auf das Spiel seiner Mannschaft zu nehmen. Zum anderen folgt diese Taktik der einfachen Logik, dass es zwei Freiwürfe für den Gegner gibt, die daneben gehen können, man selbst allerdings danach die Chance auf einen schnellen Dreipunktwurf aus der Distanz hat.

Verteidigungssysteme

Mann-Mann-Verteidigung

Typische Aufstellung bei einer Mann gegen Mann Verteidigung

Bei der Mann-Mann-Verteidigung (auch 1:1oder Mann-gegen-Mann-Verteidigung (von engl. man-to-man defense)) ist jedem Verteidiger ein Angreifer zugewiesen. Der eigene Gegner wird ausschließlich verlassen, um kurzfristig zu helfen (Help-Defense). Die Stärke dieser Verteidigung hängt stark an den individuellen Fähigkeiten und körperlichen Merkmalen der einzelnen Spieler. Gibt es auf einer Position eine Ungleichheit, so kann dieses Mismatch leicht ausgenutzt werden.

Bei der Ganzfeldpresse wird ab dem Einwurf des Gegners über das ganze Feld verteidigt. Man versucht dadurch den Gegner unter Druck zu setzen, indem man ihn zwingt, entweder viel Zeit von der Angriffszeit herunterzuspielen und so einen taktisch ungewollten Wurf (Notwurf) auszuführen, oder ihn zu einem Ballverlust drängt. Diese kraftraubende Verteidigungsart kann jedoch im Normalfall nur phasenweise angewendet werden.

Zonenverteidigung

Typische Aufstellung bei einer 2-3 Zonenverteidigung

Man spricht von einer Ball-Raum-Verteidigung oder einer "Zone", wenn ein Spieler nicht gegen einen anderen Spieler verteidigt, sondern einen ihm zugeteilten Raum. Bei einer Zonenverteidigung wird in erster Linie versucht, individuelle Nachteile wie Größe, Schnelligkeit, Antizipation oder Technick durch Teamarbeit zu kaschieren. Zone Defense wird auch eingesetzt, um den Rhythmus des Gegners zu unterbrechen.

Der zugeteilte Raum ist stets von der Variante der Zone Defense abhängig. Folgende Varianten der Zonenverteidigung, jeweils benannt nach der unterschiedlichen Verteilung der Spieler, sind weit verbreitet:

  • 2-3 Zone
  • 3-2 Zone
  • 1-3-1 Zone

Je nach Variante ergeben sich spezifische Vor- und Nachteile. Eine nah um den Korb aufgestellte Zonenverteidigung ist häufig durch Distanzwürfe zu überwinden, während sich bei einer weniger engen Aufstellung der verteidigenden Spieler Lücken für den Zug zum Korb ergeben können.

Zudem gibt es Mischformen, bei denen die Mehrheit der verteidigenden Spieler den Raum, ein oder zwei von ihnen jedoch einen direkten Gegenspieler verteidigen. Verbreitete Varianten sind etwa:

  • Box and one
  • Triangle and two

Verteidigungsposition

Unter der legalen Verteidigungsposition versteht man aus Regelsicht die Körperhaltung eines Verteidigers, die bei Kontakt zu einem Offensivfoul des Angreifers führt. Der Verteidiger muss kurzzeitig mit beiden Füßen auf dem Boden stehen und dem Gegenspieler mit dem Gesicht gegenüberstehen. Die Arme dürfen ausgestreckt sein, aber die Unterarme müssen senkrecht nach oben zeigen. Er darf sich dann nach hinten und zur Seite bewegen oder senkrecht springen, um die legale Verteidigungsposition aufrechtzuerhalten, jedoch nicht zum Gegenspieler hin. Erfolgt ein Kontakt frontal, gilt es als Offensivfoul. Ist der Kontakt seitlich des Körpers, hat der Verteidiger die Position zu spät eingenommen[1].

Aus spieltaktischer Sicht verlagert der Verteidiger zum Erreichen der Verteidigungsposition den Schwerpunkt nach unten, indem er in die Knie geht und das Gesäß weiter nach unten bringt. Der Abstand zwischen den Füßen sollte ungefähr der Schulterbreite des Verteidigers entsprechen. Wenn dieser sich nun mit dem ballführenden Angreifer mitbewegen will, muss er sogenannte Defense Slices ausüben. Dabei drückt er sich jeweils mit dem hinteren Fuß ab, und gleichzeitig bewegt er den vorderen Fuß in der selben Richtung wie der Angreifer. Ziel ist es stets zwischen den Angreifer und dem zu verteidigenden Korb zu bleiben.

Literatur

  • Michael Schrittwieser, Egon Theiner: Basketball, Alles über Technik, Taktik, Training. blv-Verlag, 2004, ISBN 3-405-16727-2.
  • Jerry V. Krause, Don Meyer, Jerry Meyer: BASKETBALL Skills & Drills. 3. Auflage. Human Kinetics Verlag, 2008, ISBN 978-0-7360-6707-2.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Basketballregeln bei bbsr.de, Art. 44.3 bis 44.6, aufgerufen am 20. September 2011

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